von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Kunz, letztes Jahr kamen die Touristen zurück in die Schweiz. Davon konnte die Kursaal Bern Gruppe mit einem anteiligen Reingewinn von 1.5 Millionen oder 12,22 Franken pro Aktie profitieren und in die Gewinnzone zurückkehren. Wie geht es weiter?
Kevin Kunz: Das Swissôtel Kursaal Bern ist äusserst gut am Markt positioniert: die Gäste schätzen unsere Gastfreundschaft sowie das moderne, qualitative und natürliche Ambiente. Wir gehen von einer sehr guten Belegung für 2024 aus, können jedoch keine Prognose abgeben, ob wir das Rekordergebnis aus dem Vorjahr wieder erreichen werden. Dies weil sich der Trend in Richtung kurzfristiger Buchungen weiter verstärkt hat.
Im Kongresszentrum sind wir seit Jahren am Markt bestens positioniert. Das Set-up der Arena, unsere einmalige Aussicht, umfassende Angebote aus einer Hand und eine hohe Servicequalität zeichnen uns aus. Dazu arbeiten wir laufend daran, unsere Angebote den veränderten Bedürfnissen unserer Kundschaft anzupassen. Im Bereich der Casinos erwarten wir in unserem Onlinecasino 7melons.ch wiederum ein überdurchschnittliches Wachstum und bei den terrestrischen Spielbanken stellen wir uns auf das sich verändernde Gästeverhalten ein.
Spielt der Franken für Sie überhaupt keine Rolle?
Doch, der Schweizer Franken spielt eine Rolle, wenn auch eine untergeordnete. Wir verkaufen unsere Leistungen auch an ausländische Gäste, insbesondere im Swissôtel Kursaal Bern. Durch den starken Schweizer Franken sind unsere Leistungen für ausländische Gäste teurer. Auch in den Spielbanken begrüssen wir ausländische Gäste. Beim Einkauf spürten wir die Preissteigerungen in verschiedenen Warengruppen, konnten aber durch Bündelungen der Anbieter und Gesamtabschlüsse die Erhöhungen zum grössten Teil abfedern.
«Wir konnten durch Bündelungen der Anbieter und Gesamtabschlüsse die Preiserhöhungen durch den starken Schweizer Franken zum grössten Teil abfedern.»
Kevin Kunz, Geschäftsführer Kongress + Kursaal Bern AG
Der Betriebsertrag der Spielbanken lag mit 44.6 Millionen knapp vier Prozent unter Vorjahr. Spielen die Leute neuerdings lieber mit Bitcoins?
Ja, es ist eine gewisse Verlagerung des Glücksspiels in Onlinecasinos festzustellen. Wir gehen von einem substanziellen Anteil an Menschen aus, die in illegalen, in der Schweiz nicht durch die ESBK (Eidg. Spielbankenkommission, A.d.R.) konzessionierten Onlinecasinos spielen. Wir beobachten diese Entwicklung mit Sorge. Kryptowährungen würden von einigen Gästen gewünscht, aber das dürfen wir leider nicht anbieten. Wir stellen nach der Pandemie ein verändertes Gästeverhalten bei den terrestrischen Casinos fest, der Gästefranken ist tendenziell rückläufig. Dies betrifft aber die gesamte Branche schweizweit und nicht nur unsere terrestrischen Casinos in Bern und Neuenburg.
«Kryptowährungen würden von einigen Spielbank-Gästen gewünscht, aber das dürfen wir leider nicht anbieten.»
Wieso lief das Weihnachtsquartal im Spielbetrieb schlecht? Gerade zu Jahresende käme doch für viele Spieler ein glücklicher Zustupf gerade recht.
Über die genauen Gründe können wir nur mutmassen. Wir sehen jedoch mehrere Faktoren. Nebst der erwähnten Verschiebung ins Online-Geschäft ist sicher die Teuerung hervorzuheben. Den Gästen bleibt, nach Bezahlung sämtlicher Rechnungen Ende Monat weniger Geld für die Freizeit zur Verfügung. Des Weiteren sind 2023 gewisse Gästegruppen aus dem asiatischen Raum noch ausgeblieben, welche gerne die Atmosphäre unsere Casinos nutzen. Zudem sehen wir das politische Umfeld im Ausland ebenfalls als Faktor für den tieferen Bruttospielertrag.
Das Onlinecasino 7melons.ch konnte im Vergleich zum Vorjahr seinen Bruttospielertrag fast verdoppeln. Dennoch lag das Ergebnis unter Plan. Wie findet man im Casinobetrieb die richtige Balance zwischen Innovation, Angebot und Effizienz?
In der Schweiz bestehen derzeit zehn lizenzierte Onlinecasinos, ab 2025 werden voraussichtlich zwei weitere Onlinecasinos dazukommen, welche neu eine Lizenz erhalten haben. Wir gehen jedoch von einer Konsolidierung der Anbieter aus. Aus unserer Sicht besteht derzeit ein Überangebot. Dies hat übrigens auch die ESBK anlässlich ihrer Medienkonferenz zur Neuvergabe der Casinolizenzen am Rande erwähnt.
Also wird der spielende Kunde intensiv betreut?
Die Kundengewinnung wie auch die Kundenbindung erfolgen durch eine optimal auf die Kundenbedürfnisse abgestimmte Plattform sowie geeignete Marketingmassnahmen. Das kostet entsprechend Geld und muss sorgfältig in Abstimmung mit dem Bruttospielertrag erfolgen. Wir sind mit unserem Onlinecasino 2023 im Vorjahresvergleich stark gewachsen, wenn auch noch auf eher kleinem Niveau.
Im Casino Neuenburg ist Texas Hold’em parallel zu den zahlreichen Pokersendungen im Fernsehen der Hit. Haben Sie es selbst schon mal gespielt?
Das Glücksspiel ist für sämtliche Mitarbeitende der Kursaal Bern Gruppe in unseren Casinos nicht erlaubt. Für höhere Mitglieder der Kader sogar schweizweit.
Trotz Umbau war die Gastronomie im 2023 gut ausgelastet. Lag’s hauptsächlich am guten Wetter?
Vor allem die optimale Positionierung unserer Restaurants und natürlich der Umbau des Giardino Restaurant & Bar sind dafür ausschlaggebend. Unser Garten wurde im Sommer 2023 tatsächlich sehr geschätzt, aber auch die Indoor-Angebote, zum Beispiel unsere vielfältigen Brunches oder das Asian Dream Buffet waren und sind äusserst beliebt. Ebenfalls verzeichnen unsere saisonalen Rooftop-Angebote eine sehr gute Auslastung; wir kombinieren Bestehendes mit Neuem, wie beispielsweise die Rooftop Igloos im vergangenen Winter mit einem einzigarten kulinarischen Erlebnis mit japanischen Ramen.
42’000 Flaschen Wein und Prosecco wurden bei Ihnen im letzten Jahr getrunken und sogar 3,3 Tonnen Kaffee in Bohnen verbraucht. Im Gegensatz zur Halbleiterindustrie dürfte das Sourcing für die Kursaal Bern Gruppe wohl keine Herausforderung sein, oder etwa doch?
Doch, der Warenaufwand ist eine hohe Kostenpositionen in der Kursaal Bern Gruppe. Durch das sich verändernde Klima, die höhere Inflation in den Produktionsmärkten und die höheren Transportkosten verändern sich die Einkaufspreise von Lebensmitteln teilweise stark. Wir beobachten diese Preise laufend, setzen jedoch unseren Anspruch an qualitativ hochwertige und regionale Produkte in den Vordergrund.
Die Rooftop Igloos waren im letzten Winter mit «Rooftop goes Japan» sogar fast durchgehend ausgebucht. Jetzt wollen Sie nochmals ein überraschendes Gastrokonzept an diesem besonderen Ort draufsetzen. Können Sie schon eine Andeutung machen?
Am 11. Juni eröffnen wir unser Rooftop Grill, die Menükarte ist online, das Ambiente muss jedoch selbst erlebt werden. Das Konzept für den kommenden Winter ist noch in Arbeit, aber keine Sorge: Gute Ideen für diese besondere Location haben wir noch genug.