Klaus Kappeler, CEO Goldbach Group

Klaus Kappeler

Klaus Kappeler, CEO Goldbach Group.

Von Robert Jakob

Moneycab: Herr Kappeler, in der Medienbranche ist die Goldbach Gruppe die löbliche Ausnahme, da sie sehr stark auf elektronische Medien setzen und darum in den letzten Jahren stark gewachsen sind. Wo liegen bei diesem Kurs die Fallstricke?

Klaus Kappeler: Zunächst freuen wir uns daran, schon vor Jahren mit den elektronischen, mobilen und interaktiven Medien auf die richtige Branche gesetzt zu haben, die ein kontinuierliches Wachstum verzeichnet. Die hochwertigen Content-Angebote, zu deren Finanzierung die Goldbach Group über alle Medien hinweg einen substantiellen Beitrag leistet, sind beim Publikum beliebt. Fallstricke? Wir sind in einer Branche tätig, die sich dauernd wandelt. Auch bei Goldbach wenden wir viel Aufmerksamkeit auf um neue Trends festzustellen. Das scheint uns Voraussetzung für den Erfolg. Wer Entwicklungen zu rasch entdeckt oder nicht rechtzeitig reagiert und Angebote auf den Markt bringt, hat rasch ein Problem am Markt.

«Wir sind in einem Zeitalter, in dem nicht mehr jede technologische Neuerung a priori Erfolg hatKlaus Kappeler, CEO Goldbach Group

Goldbach betreibt auch im Detail eine starke Fokussierung. So mustern Sie etwa margenschwache Geschäfte aus und konzentrieren sich darauf, wo Geld zu verdienen ist. Was wird in den nächsten Jahren der prächtigsten Goldesel im Mediengeschäft?

Seit 10 Jahren sind wir bei Goldbach davon überzeugt, dass Crossmedia das Zauberwort der Zukunft sein wird. Es werden nicht nur einzelne Medien sein, mit denen Geld zu verdienen ist, obwohl gerade auch die klassischen Angebote im Werbemarkt nach wie vor sehr attraktiv und gefragt sind. Der Medienmix wird’s ausmachen. Da sind kreative Lösungen und leistungsfähige Tools gefragt. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir Goldbach so aufgestellt, dass wir entlang der ganzen Wertschöpfungskette Dienstleistungen anbieten können.

Auf der Kostenseite wächst in der Medienindustrie der Druck aufs Personal. Die Gehälter sinken. Journalisten müssen immer häufiger vor Gericht für ihre Rechte aus den Arbeitsverträgen kämpfen. Zwischen Journalisten und Verlegern herrscht Eiszeit. Was machen Sie konkret in Ihrem Unternehmen, um etwas beim Auftauen zu helfen?

Goldbach ist nicht im Geschäft mit Programminhalten, sondern wir verkaufen und platzieren Werbung. Auf das Verhältnis zwischen Verlegern und Journalisten haben wir keinen Einfluss. Ich denke, es wäre auch eine seltsame Vermischung von Rollen, wenn wir uns da einbringen würden.

Welche Rolle spielt bei Ihnen die HR-Abteilung. Wie gelingt es Ihr die doch sehr unterschiedlichen Charaktere der Mitarbeiter zu führen?

Wir haben in der Goldbach Group in den letzten Jahren mehrere Hundert Arbeitsplätze geschaffen. Darauf sind wir stolz. Es sind durchwegs zukunftsgerichtete Arbeitsplätze – und nicht nur in unserem Unternehmen, sondern auch bei Kunden und Agenturen. Wir stellen immer wieder fest, dass wir ein begehrter Arbeitgeber sind und sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns wohl fühlen. Wir investieren aber auch viel. Mit der Goldbach Academy haben wir für die Mitarbeiterf eine Weiterbildungsplattform geschaffen und zusammen mit der Universität St.Gallen schon vor Jahren die Kader Academy ins Leben gerufen, die konkret an aktuellen Aufgaben arbeitet. Daneben vermitteln wir an Anlässen und mit interner Information dauernd Wissen an unsere Leute; nur wer gut ausgebildet und im Bild ist über die Zusammenhänge in unserer Branche, kann auch erfolgreiche Arbeit leisten.

Braucht es noch Führungskräfte in der Kommunikationswelt oder ergibt sich alles aus einer einzigen vernetzten Interaktion heraus?

Die vernetzte Interaktion hat klar an Bedeutung gewonnen. Email und einfachere Kontaktwege haben viel zur offeneren und direkteren Kommunikation beigetragen. Davon profitieren wir auch bei Goldbach. Mitarbeiterführung bleibt aber auch in Zukunft eine Herkules-Aufgabe: nur so arbeitet ein Unternehmen letztlich auch einem Guss heraus und es entwickelt sich eine gemeinsame Haltung. In unserem Code of Conduct haben wir die Werte festgehalten, von denen wir uns leiten lassen und die gleichermassen für Mitarbeitende und Führungspersonen gelten.

Was halten Sie vom momentanen Hype um das Medium iPad?

Wir sind in einem Zeitalter, in dem nicht mehr jede technologische Neuerung a priori Erfolg hat. Als das Radio aufkam und später der Plattenspieler oder das TV-Gerät war ihnen eine erfolgreiche Zukunft sicher. heute muss sich jede Neuerung erst einmal bewähren und beim Publikum verankern. Klar ist für mich, dass die Kommunikation und Information in Zukunft über einen Bildschirm ablaufen wird. Schon früh haben wir uns deshalb für die „three-screen-strategy“ entscheiden: der grosse Bildschirm im Wohnzimmer, der PC bzw. Laptop für die Arbeit und das Smartphone für unterwegs. Ob es dazwischen eine weitere Stufe braucht, für die das iPad die genau richtige Lösung ist, wird die nächste Zeit zeigen.

«Dieses Jahr gibt es nur organisches Wachstum.»

Während die Printwerbung nur eine leichte Erholung kennt, brummen TV- und Radiowerbung. Wenn es so weiter geht, haben die elektronischen Medien die Printmedien im Jahr 2015 Anteilmässig überflügelt. Braucht es überhaupt noch Zeitungen?

Wenn ich meinen persönlichen Medienkonsum betrachte, dann gehören Zeitungen neben den elektronischen, interaktiven und mobilen Medien dazu. Jüngere Generationen wurden über 20 Minuten und Blick am Abend zur Zeitung hingeführt – wer hätte das gedacht. Zeitungen werden die gleichen Herausforderungen haben, wie die elektronischen Medien: nur wer sich mit genau fokussierten Angeboten an sein Publikum richtet, wird zur Kenntnis genommen. Ob da die multithematische Zeitung eine Zukunft hat, wird die Zeit zeigen.

Ihre Expansion in Zentralosteuropa und den Adriaraum läuft mit Ausnahme Rumäniens auch sehr gut. Wann trennen Sie sich dort endlich vom Druckereigeschäft?

Wir wollten nicht eine erstbeste Lösung und werden dieses Thema noch in diesem Jahr für alle Beteiligten vernünftig unter Dach bringen.

«Wir setzen uns schon lange mit dem türkischen Markt auseinander und wollen ihn erst kennen lernen, bevor wir uns dort positionieren.»

Sie wollen in die Türkei expandieren. Ein anderer grosser Medienvermarkter hatte sich vor Kurzem in Griechenland über den Tisch ziehen lassen. Was lehrt sie das?

Jeder Einstieg in einen neuen Markt erfordert gute Kenntnisse über bereits bestehende Anbieter und das Konsumverhalten, das von Region zu Region verschieden ist. Wir setzen uns schon lange mit dem türkischen Markt auseinander und wollen ihn erst kennen lernen, bevor wir uns dort positionieren. Ich denke aber, die Zeit ist bald reif für einen Einstieg oder und wir sind, was unsere Zielvorstellungen angeht, zuversichtlich, dass wir sie auch realisieren können.

2010 ging’s bei Goldbach mit 7 Prozent im Umsatz bergauf. Liege ich mit meinem Tipp, einem deutlich zweistelligen Wachstum für 2011 richtig?

Ja.

Wie wird der Split zwischen akquisitorischem und organischem Wachstum sein?

Dieses Jahr gibt es nur organisches Wachstum.

Der Gesprächspartner:
Klaus Kappeler, CEO Goldbach Group,
Marketing-Leiter mit SAWI-Diplom;

• 1973 – 1980 bei Publicitas Presse und Mediaberatung in Basel, Zürich, Paris, Lausanne und London;
• 1980 – 1986 ofa Orell füssli Werbe AG, (Leiter Verleger- und Inserentenservice);
• 1986 – 2001 Radio Z (Geschäftsleiter, dann CEO Medien Z Holding);
• seit 2001 CEO der Goldbach Media Gruppe.

Das Unternehmen:
Die Goldbach Group wurde am 10. Mai 2001 gegründet und entwickelte sich zum internationalen Kompetenz- und Logistikzentrum für elektronische Kommunikationslösungen und der Vermarktung von privaten elektronischen, interaktiven und mobilen Medien in der Schweiz und Österreich: TV, Teletext, Radio, Out-of-Home, Internet-TV, Suchmaschinen- und Performance-Marketing, In-Game-Advertising und Mobile. Wachsende Aktivitäten im Online-Bereich in Deutschland, Ost-Adriatic und Osteuropa. Zum Kerngeschäft der Unternehmensgruppe gehören Planung, Beratung, Kreation, Konzeption, Einkauf und die Abwicklung bis hin zur Prüfung des Mediaeinsatzes von elektronischen Off- und Onlinemedien und Crossmedia-Kampagnen. Seit dem 15. Juni 2007 ist die Goldbach Group AG am Hauptsegment der SIX Swiss Exchange kotiert (Valor 487094, ISIN CH0004870942, Ticker-Symbol: GBMN). Die Goldbach Group will im dynamischen Onlinemarkt rasch wachsen und ausgewählte osteuropäische Märkte erschliessen.


Exit mobile version