Koni Iten, CEO Interhome, im Interview
Koni Iten, CEO Interhome (Bild: Interhome)
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Iten, nach einer langen IT-Karriere (Phibro, Kuoni, Hotelplan) und dazwischen mit einer eigenen Informatik-Firma wurden Sie Mitte letzten Jahres, nach einer Interimsphase in der Position, CEO der Interhome Gruppe. Welches waren die einschneidendsten Änderungen für Sie in der neuen Aufgabe, welche Fähigkeiten als Informatik-Manager kamen Ihnen zugute?
Koni Iten: Als CIO habe ich während all den Jahren immer die Nähe zum Geschäft gesucht. Nur wenn man die Geschäftsprozesse versteht, ist man auch in der Lage, die richtigen Prioritäten zu setzen. Gleichermassen entscheidend, in der IT wie auch auf der Business-Seite, ist dann die Fokussierung, also die Konzentration auf ein paar wenige, aber wichtige Dinge.
«Nur wenn man die Geschäftsprozesse versteht, ist man auch in der Lage, die richtigen Prioritäten zu setzen.» Koni Iten, CEO Interhome
Gerade die Reisebranche erlebt mit der Digitalisierung einen fundamentalen Umbruch, der einige grosse Unternehmen, wie zum Beispiel Kuoni, merklich schrumpfen lässt. Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf das Geschäft von Interhome?
Heute gilt noch viel mehr als früher, aufmerksam zu sein. Nicht alle Entwicklungen im Zusammenhang mit den immens schnellen Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, werden nachhaltig sein. Das Beispiel Kuoni zeigt uns aber, dass es extrem wichtig ist, allgemeine Trends nicht zu versäumen.
«Im Gegensatz zum B2B-Kanal haben wir im B2C-Bereich ein paar grössere Knacknüsse zu lösen. Wir sehen aber genau dort unser grösstes Potenzial, weiter zu wachsen.»
Schon unter Gründer Bruno Franzen war Interhome eine Pionierin im Einsatz von IT. Eine Tradition, die auch nach dem Verkauf an Hotelplan (Migros) fortgesetzt wurde. Online seit 1998, personalisierte Dienste seit 2002, zahlreiche Auszeichnungen für den Online-Auftritt (Stiftung Warentest, Best of Swiss Web Award). Was sind aktuell die wichtigsten Projekte, um diese Pionierrolle weiterhin wahrzunehmen?
Ein paar unglückliche Investitions-Projekte haben unseren Vorsprung gegenüber der Konkurrenz etwas schwinden lassen. Im Gegensatz zum B2B-Kanal haben wir im B2C-Bereich ein paar grössere Knacknüsse zu lösen. Wir sehen aber genau dort unser grösstes Potenzial, weiter zu wachsen. Mit der notwendigen Innovations-Kraft wollen wir künftig auch wieder im B2C-Kanal zu unserer früheren Stärke zurückfinden.
Welche Massnahmen haben Sie getroffen, um die Auswirkungen des starken Frankens zu mildern und welche Spuren hat dieser bis jetzt hinterlassen?
Nach dem SNB-Entscheid waren wir gezwungen, so weit als möglich unsere Preise anzupassen. Leider war der Effekt – aus verständlichen Gründen – nicht wie erhofft. Denn mit Preisanpassungen bei den Übernachtungen haben wir die Destination Schweiz als solche nicht ‚günstiger‘ gemacht. Wenn früher das Verhältnis von Unterkunft und Ausgaben vor Ort circa 70:30 war, ist das heute genau umgekehrt. Wir können die Kosten vor Ort leider nicht beeinflussen. Die Umsätze für die Destination Schweiz für 2015 befinden sich bei mehr als 7% hinter Vorjahr.
Hoteliers beklagen die immer kürzeren Buchungs- und Aufenthaltszeiten der Gäste. Wie sieht das bei den Ferienhäusern und -Wohnungen aus?
Den Trend zu kürzeren Buchungs- und Aufenthaltszeiten sehen auch wir, es ist ein wachsendes Kundenbedürfnis. Darüber hinaus erwartet der Kunde auch die Möglichkeit, flexibel an-, respektive abzureisen. Ohne diese Flexibilität würden wir viele Buchungen verlieren.
«Der Druck der Online-Konkurrenz wird immer grösser. Die Kosten, vor allem im Online-Marketing, steigen extrem.»
Die Schweizer beanspruchen in ihrem Privatleben einen hohen Technologiestandard von der Küche über das Bad bis zur Unterhaltungselektronik. Was suchen die Schweizer, wenn sie im eigenen Land ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung suchen?
Der Schweizer macht grundsätzlich nur dort Ferien, wo er zumindest den gleichen Standard wie zu Hause vorfindet. Je höher der Standard – dazu gehört schon fast zwingend ein kabelloser Internet-Zugang -, desto einfacher ist das Objekt zu vermieten.
Der Finanz- oder auch Medienbereich wird von branchenfremden Onlineunternehmen wie Facebook, Google und zahlreichen Startups massiv unter Druck gesetzt. Wie sieht das in Ihrem Geschäftsbereich aus, wie nehmen Sie Unternehmen wie zum Beispiel AirBnB wahr?
Der Druck der Online-Konkurrenz wird immer grösser. Die Kosten, vor allem im Online-Marketing, steigen extrem. Das Interhome-Geschäftsmodell (eigene Objekte) ist aber gegenüber den meisten anderen Geschäftsmodellen (reine Vermittler) der Mitbewerber solide und weniger exponiert. AirBnB ist in ihrem Segment sehr erfolgreich unterwegs, investiert hohe Beträge in das Ferienhaus-Marketing und macht dadurch auch für unsere Produkte indirekt sehr gute Werbung. Ausserdem bringen diese branchenfremden Online-Unternehmen einen interessanten Innovationsschub.
Die Sozialen Medien können gerade bei Hotel- oder Feriendestinations-Beurteilungen auch sehr asozial sein. Wie wichtig sind für Sie Beurteilungsportale wie Trip Advisor und was unternehmen Sie, um Ihre Kunden auch auf solchen Plattformen zu erreichen?
Kundenbeurteilungen gehören heute zum Standard, auch wenn zwischen Hotel (mehrere Zimmer) und dem Ferienhaus, resp. der Ferienwohnung (einmalig) ein grosser Unterschied besteht. Eine negative Rückmeldung bei einem Hotel ist unerfreulich, aber keine Katastrophe. Eine ablehnende Bewertung zu einer Wohnung hingegen kann die Auslastung des Objektes als Ganzes nachteilig beeinflussen. Genau deshalb sind auch für uns die Kunden-Feedbacks auf allen Kanälen wertvoll, denn sie helfen uns, zusammen mit den Eigentümern die Qualität der Angebote laufend zu verbessern.
«Wir werden uns auch in Zukunft sehr stark auf unsere 6 Top-Destinationen (Frankreich, Schweiz, Spanien, Italien, Österreich, Kroatien) konzentrieren.»
Interhome ist weltweit tätig. Wo haben Sie das grösste Wachstum, wo werden Sie in den kommenden Jahren am meisten investieren?
Wir werden uns auch in Zukunft sehr stark auf unsere 6 Top-Destinationen (Frankreich, Schweiz, Spanien, Italien, Österreich, Kroatien) konzentrieren. Fast 90% der Buchungen betreffen diese Länder. Genau dort werden wir auch weiter in unsere Lokal-Stellen-Struktur investieren.
Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
Erstens, dass wir auch im 2016 die ambitiösen Finanzziele erreichen und so das dritte Jahr in Folge ein Spitzenergebnis abliefern können. Dazu kann ich sagen, dass wir mit den Buchungseingängen für das kommende Jahr sehr zufrieden sind.
Zweitens, dass wir unsere führende Position im europäischen Ferienhausmarkt weiter ausbauen können.
Der Gesprächspartner:
Koni Iten (58) war 11 Jahre IT-Chef des amerikanischen Rohstoffhändlers Phibro, bevor er 1990 seine eigene Firma ITCO Informatic AG gründete. 1994 wechselte er in den Tourismus und war bis 2006 unter anderem als CIO bei Kuoni tätig. Er reaktivierte danach während vier Jahren seine eigene Firma und hat sich mit IT-Beratungsmandaten verschiedener Handelsfirmen befasst. 2010 wurde er CIO der Hotelplan-Gruppe und Mitglied der Geschäftsleitung. Seit Juli 2014 ist er CEO der Interhome Gruppe.
Das Unternehmen:
Interhome bietet 33’000 individuelle Ferienhäuser und Wohnungen in über 31 Ländern. Dabei übernimmt Interhome sowohl für den Eigentümer der Ferienunterkunft als auch für den Feriengast die komplette Organisation und sichert zuverlässige Qualitätsstandards anhand eines europaweit einheitlichen Sterne-Systems. Das umfassende Angebot deckt alle Ferienhaus-Wünsche ab: ob Meer oder Berge, Stadt oder Land, Appartement oder Villa.