Linus Gabrielsson, Co-Founder Conda.ch, im Interview

Linus Gabrielsson, Co-Founder Conda.ch, im Interview
Linus Gabrielsson, Co-Founder Conda.ch. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Gabrielsson, auch der Crowdfunding-Markt war die letzten eineinhalb Jahre stark von der Pandemie geprägt. Der gesamte Markt in der Schweiz 2020 wuchs nur noch leicht, Crowdinvesting verzeichnete einen deutlichen Rückgang. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Conda in der Schweiz zu lancieren?

Linus Gabrielsson: Ja, aus mehreren Gründen. In der Pandemie haben viele Unternehmen zur Überbrückung günstige Kredite vom Staat beziehen können. Da ist klar, dass andere Finanzierungsquellen wie Crowdinvesting, während dieser Zeit weniger benötigt wurden. Aber diese Massnahmen gab es nur temporär, und die Kredite müssen auch irgendwann refinanziert werden. Dazu ist unser Fokus primär auf Startups, und in diesem Markt sehen viele die Chance, aus der Krise mit starkem Wachstum zu starten. Dieser Wachstum muss aber finanziert werden, und hier bieten wir eben mit Crowdinvesting eine attraktive Alternative.

Bei fast 40 Plattformen hierzulande, die sich nicht alle rechnen – braucht es da noch eine weitere?

Je nach dem. Crowdfunding wird heutzutage zu verschiedensten Zwecken eingesetzt. Bei Konsumkrediten oder Immobilien zum Beispiel zeichnet sich schon eine gewissen Sättigung ab. Ein klarer Startup-Fokus mit entsprechenden Investitionsmöglichkeiten für die Crowd, da gab es bisher eine Lücke im Schweizer Crowdfunding-Markt.

Wie unterscheidet sich Conda von anderen Plattformen? Ist es vor allem das grosse technologische Know-how?

Nicht nur. Es geht bei uns vor allem um die Möglichkeit, sich am Erfolg der spannendsten Schweizer Startups beteiligen zu können – und dies bereits ab 100 Franken. Dank unseres Investitionsmodells kann der Crowdinvestor sowohl attraktive Zinsen, als auch die Möglichkeit zum Bonus bei Unternehmenserfolg bekommen.

«Es geht bei uns vor allem um die Möglichkeit, sich am Erfolg der spannendsten Schweizer Startups beteiligen zu können – und dies bereits ab 100 Franken.»
Linus Gabrielsson, Co-Founder Conda.ch

Welche Rolle spielt die Conda Whitelabel-Lösung für Unternehmen? Was ermöglicht diese?

Wir haben in den letzten Jahren diesen Bereich Schritt für Schritt als zweites Standbein aufgebaut und haben gesehen, dass unsere Whitelabel-Lösungen sich einer starken Nachfrage am Markt bedienen. Wir haben in diesem Bereich mittlerweile über 40 Plattformen umgesetzt, von der Crowdinvesting-Plattform für Immobilien, diversen Spendenplattformen, Crowdfunding-Plattformen nach dem Vorbild von Kickstarter & Co, sowie in den letzten 18 Monaten verstärkt Plattformen für Aktien- und Anleihen-Eigenemissionen.

Die Schweizer Bank-App neon hat über die Conda-Plattform-Technologie eine erfolgreiche Aktien-Eigenemission durchgeführt. Welche Anforderungen stellte dies an Conda?

Wichtig war hier sicherlich, dass erprobte Technologie zum Einsatz kommt die eine reibungslosen Ablauf ermöglicht und den rechtlichen Rahmenbedingungen entspricht. Darüber hinaus war ein zentraler Bestandteil die Umsetzung als mehrsprachiges System, um möglichst alle KundInnen von Neon auch servicieren zu können. Es war wirklich eine Zusammenarbeit nach dem Bilderbuch, denn Neon konnte seine Community sehr rasch und bereits vor dem Zeichnungsstart wunderbar aktivieren und unsere Technologie konnte den Ansturm der InvestorInnen gut bewältigen – dies machte es möglich, dass fünf Millionen Franken innerhalb weniger Minuten gezeichnet waren.

Crowdfunding-Plattformen weisen eine hohe Bandbreite auf. Wo setzt Conda die Schwerpunkte?

Bei uns geht es vor allem um die Möglichkeit, sich am Erfolg der spannendsten Schweizer Startups beteiligen zu können – und dies bereits ab einer kleinen Investitionssumme.

Richten Sie sich allein an private Investoren oder dereinst auch an institutionelle Investoren?

Beides.

Bei einem erfolgreichen Abschluss: Wie hoch ist die Provision von Conda?

Für Investoren ist die Plattform kostenlos. Die Unternehmen, die sich über Conda finanzieren, zahlen je nach Investitionssumme eine Provision, die sich normalerweise zwischen drei bis 10 Prozent bewegt.

In Deutschland und Österreich ist die Conda Crowdfunding-Plattform seit mehreren Jahren erfolgreich unterwegs. Können Sie uns dazu einige Daten und Zahlen nennen?

Wir haben über die letzten Jahre den Markt des Crowdinvestings in diesen Ländern mit aufgebaut und konnte hier sowohl auf der Unternehmens- als auch auf der InvestorInnen-Seite eine stetig steigende Nachfrage verzeichnen. Bis zum heutigen Tage haben wir rund 160 Unternehmen erfolgreich über die Plattformen CONDA.at und CONDA.de finanziert, dies entspricht einem Volumen von ca. 50 Millionen Euro. Aktuell bewegt sich das Durchschnittsinvestment bei ca. 1300 Euro, etwa 75% der InvestorInnen sind Männer und über 50% investieren in mehr als ein einzelnes Projekt. Darüber hinaus konnten wir mittels unserer Whitelabel-Technologie bisher knapp 40 Millionen Euro abwickeln und stehen somit bei fast 100 Millionen Euro Gesamttransaktionsvolumen.

«Wenn das Startup über Conda.ch Crowdinvestoren begeistern kann, die neben dem investierten Kapital auch zu Kunden und sogar Markenbotschaftern werden, dann ist der Match perfekt.»

Welches sind für Sie persönlich die Erfolgsfaktoren eines Crowdinvesting-Projekts?

Wenn das Startup über Conda.ch Crowdinvestoren begeistern kann, die neben dem investierten Kapital auch zu Kunden und sogar Markenbotschaftern werden, dann ist der Match perfekt. Dies ist, wenn man die richtigen Startups und Investoren findet, nicht ganz selten der Fall bei Conda.

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen – mit welchen Initiativen und Entwicklungen darf man 2022 rechnen?

Wir starten in diesem Jahr noch mit einer kleinen Anzahl an Investitionsmöglichkeiten. Im nächsten Jahr möchten wir natürlich weitere spannende Start-ups on board bringen, und auch anfangen, uns als ein bedeutender Player im Schweizer Start-up-Markt etablieren.

Herr Gabrielsson, besten Dank für das Interview.

Conda.ch

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