Louis-Philippe Müller, CEO ImmoZins AG, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Müller, an Immobilien-Investoren fehlt es in der Schweiz nicht. Was unterscheidet die ImmoZins AG von anderen Investoren?
Louis-Philippe Müller: Ein wesentlicher Unterschied: Wir investieren ebenfalls mit ins Projekt – und sind immer 50 Prozent Miteigentümer. Konkret heisst das, dass wir – genauso wie die Investoren – mit unserem eigenen Geld haften. Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern sind wir ausserdem sehr digital unterwegs und zu 100 Prozent transparent: Wir haben eine Software entwickelt, die den Bau- und Verkaufsprozess präzise abbildet und den Investoren ermöglicht, den Fortschritt „ihres“ Projektes in Echtzeit mitzuverfolgen.
Was präzise und detailliert sind die Informationen?
Extrem detailliert: Wir legen alle unsere Rechnungen offen – sei es eine kleine Handwerkerrechnung, der Kostenvoranschlag für eine Bodenplatte oder die Abrechnung der Kücheninstallation. Der Baufortschritt wird zudem anhand von Diagrammen, Kalkulationstabellen und wöchentlichen Drohnenaufnahmen abgebildet.
Investoren wissen also jederzeit, was mit ihrem Geld passiert. Was noch?
Die Software dient uns auch als Evaluations-Tool, um Investitionsentscheide zu treffen: Wir erhalten sehr viele Bauanfragen pro Woche. Anhand der Software können wir mit einem Mausklick herausfinden, ob sich eine Investition für uns – und anschliessend für unsere Investoren – lohnt oder nicht. Zudem lassen sich die Projekte permanent vom Bildschirm aus überwachen. Dies bringt auf der operativen Ebene einen enormen Effizienzgewinn mit sich. Baustellen müssen nicht immer persönlich besichtigt werden und wir können grosse Projektvolumen mit verhältnismässig wenig Manpower abwickeln. All dies ist letztlich ein enormer Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
«Anhand der Software können wir mit einem Mausklick herausfinden, ob sich eine Investition für uns – und anschliessend für unsere Investoren – lohnt oder nicht.»
Louis-Philippe Müller, CEO ImmoZins AG
Immozins AG trägt jeweils 50 Prozent der Anteile. Welche Anlagemodelle für die restlichen 50 Prozent stehen den Investoren zur Verfügung?
Die Investoren haben die Auswahl aus drei verschiedenen Modellen. Beim einen erhält man laufend Zinsausschüttungen und bei den zwei anderen generiert man nach dem Verkauf der Liegenschaft Mieteinnahmen oder profitiert vom Gewinn.
Welche Anlageimmobilien stehen im Fokus – und hat dieser sich durch die Coronakrise verändert?
Das variiert je nach Projekt. Wir entscheiden jeweils vor dem Kauf der Liegenschaft, welche Investitionsart sich am besten eignet. Von der Coronakrise haben wir – zum guten Glück – nicht viel zu spüren bekommen. Bei uns ist noch alles beim Alten.
ImmoZins wurde vor gut einem Jahr lanciert. Wie präsentiert sich das aktuelle Portfolio?
Hervorragend! (lacht) Wir haben bereits die Seed-Finanzierung mit 12,5 Millionen Franken abgeschlossen und die Series-A steht kurz bevor. Weiter besitzen wir bereits über 20 Immobilienprojekte mit einem Gesamtvolumen von rund 300 Millionen Franken.
«Wir haben bereits die Seed-Finanzierung mit 12,5 Millionen Franken abgeschlossen und die Series-A steht kurz bevor.»
Könnten Sie die Angaben zur Series-A-Finanzierung konkretisieren?
Wir sind auf einem guten Weg und konnten bereits einen Convertible-Loan in siebenstelliger Summe aufnehmen. Die Serie-A-Finanzierung werden wir voraussichtlich im Verlauf des 2021 abschliessen.
Was muss bei Immobilienanlagen in der aktuellen Situation rund um Corona besonders beachtet werden?
Nichts Spezielles. Es gilt das Gleiche wie sonst auch: Richtiges Projekt zur richtigen Zeit mit dem richtigen Preis.
Vor welchem Hintergrund haben Sie Ihr Proptech-Startup 2017 zusammen mit Igor Brestovac und Dario Fazlic gegründet?
Hauptidee der Gründung war vor allem Transparenz in eine Branche zu bringen, die von Intransparenz geprägt ist. Für Investoren ist es durch diese Intransparenz oftmals schwierig, einen Investitionsentscheid zu fällen oder den Überblick über laufende Projekte zu wahren. Dies wollten wir ändern und den Investoren zu jedem Zeitpunkt absolute Transparenz verschaffen. Schnell war klar, dass dies nur über Digitalisierung erreicht werden kann. Igor Brestovac, der Wirtschaftsingenieur ist, hat in der Folge die Entwicklung unserer Software an die Hand genommen.
«Das Vertrauen der Investoren ist da; wir sind auf Wachstumskurs.»
Sie haben die Latte hoch gelegt: Nichts weiter als das grösste Proptech-Startup der Schweiz soll ImmoZins werden. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?
Das Gründerteam bringt sämtliches Knowhow mit, dass es hierzu benötigt: langjährige Erfahrung in der Immobilienbranche und ein grosses Netzwerk. Zudem ist mit Dario Fazlic ein erfolgreicher Serial-Entrepreneur mit an Bord, der weiss, was es braucht, um ein Startup zum Fliegen zu bringen. Dass unser Ansatz der richtige ist, beweist nicht nur die Höhe der Seed-Finanzierung, sondern auch das Projektvolumen, das wir knapp ein Jahr nach Lancierung bereits stemmen dürfen. Das Vertrauen der Investoren ist da; wir sind auf Wachstumskurs.
Wie beurteilen Sie den Proptech-Markt in der Schweiz generell?
Der Proptech-Markt in der Schweiz ist relativ jung – und er wird momentan noch viel zu wenig gefördert. Dabei sollte uns allen am Herzen liegen, dass die Prop-Tech-Leader in Schweizer Händen bleiben und vorangetrieben werden.
Herr Müller, besten Dank für das Interview.
Linkedin-Profil Louis-Philippe Müller
ImmoZins AG
Firmeninformationen bei monetas