Lukas Winkler, CEO Inficon

Lukas Winkler, CEO Inficon.

Von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Winkler, nach dem Taucher im 2009 stieg der Umsatz von Inficon wieder blitzschnell von 187 auf 265 Millionen Dollar und damit über die Werte vor der Krise an. Droht jetzt vielleicht – verzeihen Sie das Wortspiel mit Ihrem bedeutendsten Produktsegment – das Vacuum?

Lukas Winkler: Nein, die erfreulichen Zahlen des ersten Quartals in diesem Jahr deuten eher auf «Überdruck» hin und zeigen eine robuste Marktsituation. Wir sind zuversichtlich, dass wir das Jahr 2011 wiederum mit neuen Höchstwerten bei Umsatz und Betriebsergebnis schliessen werden. Die erhöhte Jahresguidance reflektiert dies auch.

«Wir sind zuversichtlich, dass wir das Jahr 2011 wiederum mit neuen Höchstwerten bei Umsatz und Betriebsergebnis schliessen werden.» Lukas Winkler, CEO Inficon

Alle Marktsegmente von Inficon sind im letzten Jahr hervorragend gelaufen, ausser Emergency Response & Security. Wo liegen dort genau die Probleme?

Grossprojekte, vor allem öffentlich finanzierte, sind ausgeblieben. Die desolaten Staatshaushalte und Sparmassnahmen in vielen Ländern, allen voran in den USA, erschweren die Genehmigung von solchen Grossaufträgen im Bereich Sicherheit und Umweltschutz.

Wann wird dieser spätzyklische Bereich wieder voll performen?

Die Projektliste mit potentiellen Aufträgen aus aller Welt ist nach wie vor lang, und die Finanzierbarkeit erhöht sich parallel zur Verbesserung der Staatsfinanzen.

Das Segment Kühlung und Air-Conditioning wuchs besonders stark. Hart das auch etwas mit «global warming» zu tun?

Nur bedingt, indem die generelle Wahrnehmung für energieeffizientere Geräte steigt. Investitionen in zusätzliche Kapazitäten, erhöhte Umweltauflagen und neue Kühlmittel, sowie unsere hervorragende Marktstellung mit sehr effizienten Geräten machen diesen Markt für Inficon sehr interessant. Unsere Vakuumkomponenten und Lecksucher werden beispielsweise im Kälte- und Klimamarkt zur Dichtigkeitsprüfung von Komponenten und Installationen in der Komponentenherstellung und der Endmontage, nicht zuletzt auch in der Qualitätskontrolle, eingesetzt.

Welche Rolle wird das Servicegeschäft vor dem Hintergrund Ihrer grossen installierten Gerätebasis in Zukunft spielen?

Nur in den Bereichen Notfallhilfe und Sicherheit und Kälte- und Klimatechnik spielt der Service eine namhafte Rolle. Wir bauen dieses Geschäft entsprechend aus.

Werden Photovoltaik und LED-Produkte in Zukunft bei Inficon die grössten Zuwachsraten haben?

Alle neuen Technologien, speziell wenn diese das Energiesparen fördern, werden überproportional zum Wachstum beitragen. Dazu gehören nach dem Fukushima-Unglück natürlich auch die Photovoltaik, die innovativen LED-Lampen, aber auch neue energiesparendere Computerbestandteile und vor allem auch neue OLED-Flachbildschirme für alle mobilen Kommunikationsgeräte wie Handys und Tablet-PCs.

In der aktuell nach Veröffentlichung der herausragenden Erst-Quartalszahlen 2011 angepassten Guidance für den Umsatz 2011 geben sie eine Bandbreite an, deren unteres Ende nur leicht über dem Ergebnis von 2010 liegt. Lieben sie es, zu «bunkern»?

Ich würde sagen, wir sind eher vorsichtig als umgekehrt, aber das Jahr 2011 hat noch drei weitere Quartale und wie Sie wissen, reicht unser Auftragsbestand bedingt durch sehr kurze Lieferzeiten nur für circa sechs Wochen. Die Basis für unsere nach oben angepasste Guidance ist das nach wie vor gute Geschäftsumfeld, die Kundenprognosen und unsere Projektlisten.

Der Umsatzanteil in Asien stieg bereits 2010 von 36,8 auf 43,6 Prozent. In Europa fiel er von 38,4 auf 36 Prozent. Wo wird er sich langfristig einpendeln?

Der Anteil in Asien wird weiter steigen, erstens durch das rasante Marktwachstum und zweitens durch vermehrte Verlagerungen von Montageaktivitäten von Europa und den USA nach Asien.

«Die Projektliste mit potentiellen Aufträgen aus aller Welt ist nach wie vor lang, und die Finanzierbarkeit erhöht sich parallel zur Verbesserung der Staatsfinanzen.»

Wird bald jeder dritte Manager bei Inficon aus Asien stammen?

Unsere Asiatischen Tochtergesellschaften werden fast durchwegs von lokalen Managern geführt.

Welche Rolle spielt Diversity-Management bei Inficon?

Unsere Führungskräfte und Spezialisten werden situations- und bedarfsgerecht weltweit rekrutiert, ohne aktives Diversity Management.

Wie sind Sie hier in der Schweiz mit dem Managementnachwuchs zufrieden?

Wir bilden unsere nächste Generation von Führungskräften gezielt aus und führen in Europa und den USA regelmässig entsprechende Assessments und mehrjährige Development Programme durch.

8,7% des Umsatzes gibt Inficon für Forschung und Entwicklung aus. Gibt es eine Messtechnikapplikation, an die wir heute noch gar nicht denken, die aber vielleicht morgen der ganz grosse Umsatzrenner sein könnte?

Wir arbeiten an verschiedenen neuen Technologien und Anwendungen gleichzeitig. Es ist aber nicht immer von Anfang an klar, welche der Entwicklungen nachher ein absoluter Renner wird. Wir sind aber ziemlich breit abgestützt und damit ist die Chance gross, dass eines dieser Projekte erfolgreich sein wird.

Der Gesprächspartner:
Lukas Winkler wurde am ersten Januar 2004 President and Chief Executive Officer der INFICON Holding AG. Er kam bereits im Januar 1993 an Bord und waltete als Vice President Vacuum Control von January 1997 bis 2003. Von 1995 anfangs 1997 war Lukas Winkler auch General Manager Production der Balzers AG, einer Inficon-Filiale. Lukas Winkler hat einen Master in Ingenieurwesen der ETH-Zürich sowie einen Executive MBA der amerikanischen Syracuse University.

Das Unternehmen:
INFICON ist ein führender Anbieter von innovativen Vakuuminstrumenten, hochpräziser Sensortechnologie und Prozesskontrollsoftware, welche die Produktivität und Qualität in hochentwickelten industriellen Vakuumprozessen steigern. Analyse-, Mess- und Kontrollprodukte sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der Gaslecksuche der Klima- und Kühlgeräte-Herstellung und der Automobilindustrie, sowie für Produktionsanlagenhersteller und Endverbraucher bei der komplexen Fabrikation von Halbleitern und Dünnfilmbeschichtungen für optische Instrumente, Flachbildschirme, Solarzellen und industrielle Vakuumbeschichtungen . Weitere Anwender der Vakuumtechnologie sind: Life Sciences, Forschung, Raum- und Luftfahrt, Verpackungen, Wärmebehandlung, Laserschneiden. Das Unternehmen hat seinen Sitz in der Schweiz, verfügt über modernste Produktionsstätten in Europa, den USA und China sowie Niederlassungen in China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, Japan, Korea, Liechtenstein, der Schweiz, Singapur, Taiwan und den USA.

Symbolbild KF für CEO Interviews

 


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