Marc Bürki, CEO Swissquote. (Bild: Swissquote)
Von Bob Buchheit
Moneycab: Herr Bürki, mit der MIG-Bank hat Swissquote einen weiteren Währungsbroker übernommen. Hätte ein Ausbau Ihrer ACM nicht ausgereicht?
Marc Bürki: ACM war ein erster wichtiger Schritt auf unserem Wachstumskurs im Forex-Bereich. Mit der Akquisition der MIG Bank können wir unsere Strategie erfolgreich fortsetzen. Wir gehören nun zu den weltweit grössten Anbietern im Bereich Forex-Dienstleistungen.
Zu welchen organisatorischen Veränderungen wird es kommen?
Wir planen, die MIG Bank per 31. Dezember 2013 mit Swissquote Bank zu fusionieren. Gleichzeitig intergrieren wie die Teams von MIG Bank in unsere Teams und kreiieren eine neue Organisation, die unsere Wachstumsstrategie im Forex-Bereich unterstützt. Der jetzige CEO von MIG Bank wird in die Geschäftsleitung von Swissquote Bank aufgenomen.
Durch die Übernahme wird sich Ihr Forex-Umsatz fast verdreifachen. Wo liegt die Zielgrösse für den Gewinnanteil in diesem Geschäft?
MIG Bank wird im 2013 einen Umsatz von ca. 40 Millionen realisieren mit einer Bruttogewinnmarge von 10 Prozent. Wir wollen diese bis im Jahr 2014 auf 30 Prozent steigern, langfristig streben wir 50 Prozent an. Weitere Informationen zum konsolidierten Businessmodell werden wir an unserer Bilanzpräsentation 2013 bekannt geben.
«Wir wollen den institutionellen Teil mit der Übernahme der MIG Bank stark ausbauen.»
Marc Bürki, CEO Swissquote
Welche Wachstumsraten erwarten Sie jetzt in diesem Segment und wo?
Die stärksten Wachstumsmärkte im globalen Devisenhandel sind der Nahe Osten und Asien. Swissquote ist bereits sehr gut im Nahen Osten verankert. Mit der MIG Bank erwerben wir eine Vertretung im asiatischen Raum. In Europa kommt zum bestehenden Standort Malta noch London dazu. Somit können wir auch in Europa in die Offensive gehen.
Neben Währungen ist die neu übernommene Bank auch stark im Edelmetall- und vor allem im CFD- Handel engagiert. Sind Verbriefungen über eine Kursdifferenz, nicht schlicht und ergreifend etwas für Zocker?
Die MIG Bank bietet CFD’s auf Rohstoffe und Indizes an – das tun wir bei Swissquote auch. Wir werden den Ausbau des CFD-Handels in Richtung Aktien nicht ausbauen.
Womit wird eigentlich das meiste Geld verdient, mit Währungskontrakten oder CFD?
Mit Währungskontrakten.
Wie hoch liegt im Forex-Handel der Anteil der Firmenkunden?
Bei Swissquote wird ca. 80 Prozent des Handels mit Privatkunden realisiert. Wir wollen den institutionellen Teil mit der Übernahme der MIG Bank jedoch stark ausbauen.
«Wir sehen grosses Potenzial in Asien und auch in den Golfstaaten.»
Bei den klassischen Börsentransaktionen ist die Zahl der von den Swissquote-Kunden getätigten Aufträge auf unter 15 pro Jahr gefallen. Merken Sie mittlerweile durch den Run auf die Sachwerte wieder einen Anstieg des Transaktionsvolumens?
Wir sind kurz vor der Publikation der Q3- Zahlen und werden am 5. November über die Transaktionszahlen berichten.
Mit der Übernahme der MIG bekommt Swissquote auch Auslandsniederlassungen in London und Hongkong hinzu. Wandert unser Geld immer mehr nach Asien aus?
Wir sehen grosses Potenzial in Asien und auch in den Golfstaaten. Insofern begrüssen wir die Tatsache, dass wir in Hongkong wie auch in Europa reguliert sind.
Welche Rolle werden die Analysen des Research-Teams der MIG für die Gewinnung von Neukunden spielen?
Wir verfügen mit unserem Research-Team und demjenigen von MIG Bank über vertieftes Know-how im Forex-Bereich. Für bestehende und auch für Neukunden ist dies ein bedeutender Mehrwert.
«Der Schweizer Markt ist punkto Kundenzahl limitiert.»
Zurzeit hat Swissquote über 200’000 Kunden. Bei welchen Zahlen wollen Sie im Jahr 2020, also zwanzig Jahren nach Ihrem Börsengang stehen?
Der Schweizer Markt ist punkto Kundenzahl limitiert. Wir gehen davon aus, dass es bei rund 8 Millionen Einwohnern in der Schweiz rund 1 Million Aktionäre gibt. Rund 40 Prozent davon investieren direkt, wovon wir circa 50 Prozent Marktanteil, rund 200‘000 Kunden, haben. Deshalb haben wir uns entschieden, zu diversifizieren und in anderen Bereichen zu wachsen, wie neben dem Forex auch im Bereich Hypotheken, strukturierte Produkte, private Vorsorge.
Die regulatorischen Vorschriften werden für Banken immer erschwerender und damit teurer. Womit verhindern Sie, dass das für Ihre schlanke Organisation zu sehr ins Geld geht?
Wir betrachten es als Vorteil, dass wir eine Banklizenz besitzen. Wir glauben, dass dieses Modell Zukunft haben wird, und dass wir damit stärker wachsen können als viele unserer Konkurrenten, die nicht reguliert sind. Eine strenge Regulierung bedeutet letztendlich auch mehr Sicherheit für den Kunden.
Zum Unternehmen
Die Swissquote Group ist ein auf das Online-Trading spezialisiertes Schweizer Finanzunternehmen mit Sitz in Gland. Die Unternehmensgruppe hat rund 400 Mitarbeitende und ist mit mehr als 201’000 Kunden und Kundenvermögen von rund 10 Milliarden Schweizer Franken als reine Online-Bank auf ihrem Gebiet Marktführerin in der Schweiz. Die Unternehmensgruppe besteht als Swissquote Group Holding aus den beiden Tochtergesellschaften Swissquote Bank und Swissquote Trade.
Zur Person
Marc Bürki, CEO der Swissquote Bank AG, wurde 1961 geboren. Nach Abschluss seines Studiums als Elektroingenieur 1987 an der ETH Lausanne (EPFL) war er bis 1990 als Telekommunikationsspezialist bei der European Space Agency (ESA) in Nordweijk (Holland) tätig, bevor er Mitgründer und Mitgeschäftsführer bei Marvel Communications Ltd wurde. Als eines der Gründungsmitglieder von Swissquote betreute er verschiedene Funktionen im Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung und wurde 2002 zum CEO der Swissquote Group Holding AG und der Swissquote Bank AG ernannt. Marc Bürki hat diese Funktionen bis heute inne.