Marc Bürki, CEO Swissquote.
von Patrick Gunti.
Moneycab: Herr Bürki, 2010 war für Swissquote mit den Übernahmen des Online-Devisenhändlers ACM und des Konkurrenten Tradejet ein intensives Jahr. Welche Bedeutung haben die Übernahmen für Swissquote?
Marc Bürki: Mit besagten Übernahmen haben wir unsere Stellung als Leader im Online Banking weiter gestärkt. Vor allem den Geschäftsbereich Online-Devisenhandel konnten wir mit der ACM-Übernahme stark ausbauen.
Wird die Marktbereinigung nach der Tradejet-Übernahme weitergehen? Wie beurteilen Sie die Konkurrenzsituation für Swissquote?
Tradejet war der letzte bankenunabhängige Online-Broker in der Schweiz. Insofern erachten wir den Markt als weitgehend konsolidiert. Gemessen an der Anzahl Konten hat Swissquote unter den Online-Brokern nach wie vor einen Marktanteil von über 50%. Daran wird sich nichts ändern, auch wenn in der Schweiz eine lebhafte und gesunde Konkurrenzsituation herrscht.
Die Anzahl Konten wurde um 19,2 Prozent auf über 172’000 gesteigert. Die Trading-Konten machen mit über 148’000 den grössten Teil des Kontobestandes aus. Welche Entwicklung waren bei den Sparkonten und in Folge der ACM-Übernahme bei den eForex-Konten verzeichnet?
Bei den Sparkonten verzeichneten wir ein Wachstum von 77% auf total 14‘247. Die Zunahme der eForex-Konten ist durch die ACM-Übernahme stark gestiegen und wir zählten per Ende 2010 9‘020 Konten (+449%).
«Im Bereich eForex stieg der Handelsertrag überproportional an. Wir rechnen im 2011 mit einer Steigerung der Handelsvolumen auf rund CHF 550 Mrd. Mit dieser Entwicklung werden wir den Anteil am Gesamtertrag auf ca. 40% steigern können.»
Marci Bürki, CEO Swissquote
Die Erträge durch Trading-Konten sind der wichtigste Ertragspfeiler des Unternehmens, obwohl sie 2010 rückläufig waren. Wie werden sich die Erträge infolge des starken eForex-Bereichs in Zukunft verteilen?
Bereits im 4. Quartal 2010 verzeichneten wir wieder zunehmende Kommissionserträge und wir gehen davon aus, dass diese Tendenz anhält. Im Bereich eForex stieg der Handelsertrag überproportional an. Wir rechnen im 2011 mit einer Steigerung der Handelsvolumen auf rund CHF 550 Mrd. Mit dieser Entwicklung werden wir den Anteil am Gesamtertrag auf ca. 40% steigern können. Der Gesamtertrag sollte im 2011 um 50% auf CHF 150 Mio. steigen.
Wie hat sich die ACM-Übernahme auf das Volumen des Devisenhandels ausgewirkt und welches Volumen peilen Sie 2011 an?
Das Handelsvolumen bei den Devisen ist im 2011 um 140% auf 185.4 Mia gestiegen. Wobei zu beachten ist, dass ACM erst am 26. Oktober 2010 in unsere Erfolgsrechnung aufgenommen wurde. Proforma haben wir zusammen mit ACM CHF 500 Mia Volumen generiert. Im 2011 wollen wir dieses Volumen um 10% verbessern.
Swissquote konnte 2010 einen Rekord-Neugeldzufluss von 1,477 Mrd. Franken verbuchen. Das Depotvermögen überschritt erstmals die 8 Mrd. Franken-Grenze. Welche Marken peilen Sie im laufenden Jahr an?
Bei den Depotvermögen rechnen wir mit einem Neugeldzufluss in der Grössenordnung von CHF 1,2 Mrd. Sollte uns der Markt noch ein bisschen helfen, erhoffen wir uns, die magische Grenze von CHF 10 Mrd. zu erreichen.
Wie beurteilen Sie die Zahl von 338 ePrivate Banking-Konten nach den ersten vier Betriebsmonaten ein?
Das im Herbst 2010 lancierte ePrivate Banking entwickelt sich sehr erfreulich. Über 400 zufriedene Kunden nutzen zur Zeit das Tool. Weitere Tools sind in Planung. Wir mussten jedoch lernen, dass ePrivate Banking Kunden (gleich wie Private Banking Kunden) mehr Überzeugungskraft benötigen. Wir peilen im 2011 das Ziel an, in diesem Bereich mindestens 1‘000 aktive Kunden zu haben.
Was bietet das Vermögensverwaltungs-Tool von Swissquote und welche Weiterentwicklungen sind geplant?
Das ePrivate Banking ist vereinfacht gesagt ein elektronischer Anlageberater. Das Tool eignet sich für Kunden, die an einer elektronischen und leicht zugänglichen Version des Private Banking interessiert sind. Der Kunde wählt Anlage- und Risikoprofil und erhält auf ihn bzw. auf seine Vermögenssituation zugeschnittene Anlagevorschläge. Das Tool übernimmt dann automatisch die Verwaltung und kontinuierliche Überwachung des Portfolios. Weitere Tools für die Verwaltung von Obligationen und Anlagefonds sind in Planung und werden noch 2011 aufgeschaltet.
«…wir mussten jedoch lernen, dass ePrivate Banking Kunden (gleich wie Private Banking Kunden) mehr Überzeugungskraft benötigen.»
Im vergangenen Jahr wurde weniger getradet. Die Börsenstimmung ist derzeit in Folge der der Krisen in Nordafrika und der Naturkatastrophe in Japan sehr verhalten. Können Sie das Trading-Verhalten beeinflussen?
Nein, das können wir nicht. Das Trading-Verhalten unserer Kunden hängt, mit wenigen Ausnahmen, grösstenteils von der generellen Börsenstimmung ab.
Die Marketing-Ausgaben sind 2010 um 46,2 Prozent auf 12.3 Mio. Franken gestiegen. Wie setzen sich diese Aufwände zusammen?
Wir haben einerseits im 2009 unsere Marketing-Kosten heruntergefahren. Andererseits haben wir im Frühjahr 2010 das «Swissquote ePrivate Banking Magazine» lanciert und zusätzliche Ausgaben für Marketingaktivitäten im Zusammenhang mit ACM gehabt.
Was ist aus den vor zwei Jahren angekündigten Auslandsplänen geworden?
Mit der ACM-Übernahme haben wir in Dubai eine Repräsentanz übernommen, wo wir zu Zeit aber nur den Devisenhandel anbieten. Wir streben noch im 2011 eine Lizenz der Dubai Financial Services Authority (DFSA) an und könnten somit unsere gesamte Dienstleistungpalette anbieten. Zusätzlich könnten wir Kunden im Mittleren Osten und Asien akquirieren. Sollte sich im europäischen Markt eine geeignete Übernahme-Gelegenheit ergeben, würden wir auch da zuschlagen. Zeitlich haben wir uns noch nicht festgelegt.
Im letzten Herbst haben Sie in Bern die zweite Swissquote Lounge nach Zürich eröffnet. Welches Ziel verfolgen Sie mit den Lounges und welche weiteren Standorte werden derzeit geprüft?
Mit den Lounges wollen wir Swissquote erlebbar machen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Kunden teilweise eine persönliche Begleitung brauchen und die persönliche Betreuung enorm schätzen. In Bern zum Beispiel werden täglich zwei Kontoeröffnungen verzeichnet. Weitere Standorte sind geplant. Wir konzentrieren uns auf die Schweizer Grosstädte.
Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchses ein?
Sehr positiv. Besonders in unserem Bereich haben die zahlreichen Initiativen der beiden ETH Hochschulen mit Hilfe des Swiss Banking Institut für Nachhilfe gesorgt. Swissquote partizipiert direkt dabei indem wir einen Lehrstuhl an der ETH Lausanne innerhalb des neuen Master of Finance finanzieren.
Herr Bürki, ganz herzlichen Dank für das Interview.
Zur Person
Marc Bürki, CEO der Swissquote Bank, wurde 1961 geboren. Er schloss sein Studium als Elektroingenieur 1987 an der ETH Lausanne (EPFL) ab. Bis 1990 war er als Telekommunikationsspezialist bei der European Space Agency (ESA) in Nordweijk (Holland) tätig, dann bis 2002 als Mitgeschäftsführer bei Marvel Communications Ltd. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern von Swissquote. Dort betreute er verschiedene Funktionen im Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung. 2002 wurde Marc Bürki zum CEO der Swissquote Bank ernannt und hat diese Funktion bis heute inne. Seit 2010 ist er VR-Präsident der ACM Advanced Currency Markets, Genf.
Zum Unternehmen
Als führende Anbieterin von Online-Finanzdienstleistungen bietet Swissquote innovative Lösungen und Analysetools für die unterschiedlichen Ansprüche und Bedürfnisse ihrer Kunden. Auf der Plattform stehen neben verschiedenen Dienstleistungen zum Online Trading auch Lösungen für eForex, ePrivate Banking sowie flexible Sparkonten zur Verfügung. Zusätzlich zum kostengünstigen Service für Privatkunden bietet Swissquote auch spezielle Dienstleistungen für unabhängige Vermögensverwalter und Firmenkunden an. Swissquote ist an der SIX Swiss Exchange kotiert (SQN) und besitzt eine Banklizenz. Sie untersteht der Eidg. Finanzmarktaufsicht (FINMA) und ist Mitglied der Schweizerischen Bankiervereinigung. Swissquote beschäftigt an ihren Standorten Gland, Genf und Zürich 355 Mitarbeiter.