Marc Ziegler, CEO Auto AG, im Interview

Marc Ziegler, CEO Auto AG, im Interview
Marc Ziegler, CEO der Auto AG Group. (Foto: Auto AG)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Ziegler, durch die coronabedingten Einschränkungen litt auch die Auto AG im Bereich öffentlicher Transport zwei Jahre lang sehr stark. Starten Sie jetzt voll durch?

Marc Ziegler: Der öffentliche Verkehr hat sich seit Februar für mich überraschend gut erholt. Nachdem wir im 2021 noch über zwei Millionen Verlust im öffentlichen Verkehr erzielt haben, sieht es in diesem Bereich für 2022, vorausgesetzt es kommen keine neuen Einschränkungen auf uns zu, wieder gut aus. Aktuell sind dafür die Aussichten im Fahrzeughandel getrübt. Die Lieferschwierigkeiten machen sich erst jetzt bemerkbar, und auch Preiserhöhungen sind momentan an der Tagesordnung. Daher ist absehbar, dass im 2022 der Fahrzeughandel eher problematisch wird. Zum Glück ist der Fahrzeughandel nur Umsatz- nicht aber Ertragstreiber, was die Situation etwas weniger bedrohlich macht. Ich bin zuversichtlich, dass wir 2022 ein gutes Resultat erzielen werden.

«Zum Glück ist der Fahrzeughandel nur Umsatz- nicht aber Ertragstreiber, was die Situation etwas weniger bedrohlich macht. Ich bin zuversichtlich, dass wir 2022 ein gutes Resultat erzielen werden.»
Marc Ziegler, CEO Auto AG,

Trotz des Verlusts von zwei Millionen Franken im öffentlichen Verkehr, stieg der Reingewinn von CHF 0.6 Millionen im Vorjahr auf jetzt CHF 2.5 Millionen. Werden in den nächsten Jahren auch die Immobilienerträge kräftig steigen?

Im 2022 wird es noch keine markante Steigerung der Immobilienerträge geben. Der A2 Gewerbepark wird erst im September 2022 in Betrieb genommen. Im 2023 wird der A2 Gewerbepark sicher zu einer Zunahme der Immobilienerträge führen.

Ein mobiler Wasserstoff-Generator für die Wasserstoff-Energieversorgung für mobile und semi-stationäre Anwendungen ist jetzt bei der Auto AG unterwegs. Wie läuft das?

Der erste Generator, den wir mit unseren Partnern SFC aus Deutschland und Test Fuchs aus Österreich entwickelt haben, läuft. Er wird im Mai im Verkehrshaus und an Roadshows in der Schweiz zu sehen sein. Zusammen mit unseren Partnern haben wir beschlossen eine Prototypenserie von zehn Stück zu fertigen. Diese Serie soll im Herbst verfügbar sein. Der Generator ist also ab Herbst 2022 in Miete sowie auch käuflich erhältlich.

Ihr Ziel ist es, mit kleineren H2-Tankstellen, welche Wasserstoff vor Ort produzieren, den Markt für H2 – angetriebene Fahrzeuge zu unterstützen. Wer wird jetzt das Rennen bei der Dieselalternative machen: Gas oder Wasserstoff?

Gasfahrzeuge werden in der Schweiz nicht gefördert, da Gas ein fossiler Brennstoff ist. Biogas wäre eine gute Alternative, wird in der Schweiz aber kaum kommen. Mit den aktuellen Diskussionen über Gas aus Russland sowie mit den aktuellen Preisen sind die Chancen für Gasfahrzeuge nochmals gesunken. Ich denke, BEV- (vollelektrische, Anm. der Redaktion) und H2-Fahrzeuge bieten im Bereich alternative Antriebe die grössten Chancen.

«Ich denke, vollelektrische und H2-Fahrzeuge haben im Bereich alternative Antriebe die grössten Chancen.»

Mittlerweile sind 47 H2-Lkws auf den Schweizer Strassen unterwegs, die zusammen bisher knapp drei Millionen Kilometer zurückgelegt haben. Allerdings ist das nur ein Truck mehr als vor einem Jahr. Woran liegts?

Das ist so. Hyundai hat die Produkte überarbeitet und 2021 viele Learnings aus dem Test der ersten LKW bereits in eine zweite Generation von Fahrzeugen einfliessen lassen, die in diesem Jahr noch auf die Strasse kommen werden. Parallel dazu wurde die Zeit auch genutzt, um das Tankstellennetz zu erweitern und die Produktionskapazitäten für Wasserstoff auszubauen.

Ihre Firmentochter Auto AG Truck setzt voll auf Nutzfahrzeuge. Letztes Jahr wurden 1648 und damit über 200 mehr als im Vorjahr verkauft. Allerdings liegt der Umsatz des Bereichs Nutzfahrzeuge seit fünf Jahren immer ungefähr bei 100 Millionen…

Das ist auch so, wir haben zwar massiv mehr Fahrzeuge verkauft aber meistens aus tieferen Preisklassen. Gewisse Fahrzeuge waren 2021 bereits etwas schlechter lieferbar als im Vorjahr. Zudem konzentrierten wir uns nicht nur auf den Umsatz, sondern auch auf die Marge, was an der massiv gesteigerten Ertragskraft der Auto AG Truck sichtbar war. Das massiv höhere Resultat der Auto AG Group kommt primär aus dem Bereich Nutzfahrzeuge.

«Der Markt für Schülerinnen- und Schülertransport ist riesig.»

Am stärksten wuchs aber die Auto AG Bus. Sie transportiert mit gut 80 Fahrzeugen knapp 800 Schülerinnen und Schüler täglich. Wieso zeigt sich der Schultransport mit 50% Wachstum derart dynamisch?

Der Markt ist riesig, und wir haben mit diesem Geschäft erst 2018 begonnen. Von einem tiefen Stand her ist ein grosses Wachstum immer einfacher als in einem bereits gut etablierten Geschäftsfeld. Wir sind noch mitten im Aufbau. Ich bin optimistisch, dass wir im 2022 auf deutlich über 100 Fahrzeuge wachsen werden. Im 2021 haben wir in der Auto AG Bus auch stark in den Aufbau von Strukturen investiert.

Im Fahrzeugbau Ihrer Tochter GESER Fahrzeugbau scheint Mangel an Kabelsträngen zu herrschen, weil die in der Ukraine produziert werden. Kann man da nicht rasch Ersatz finden?

Im Bereich Fahrzeugbau selbst fehlen uns keine Kabelstränge. Uns fehlen die Fahrzeuge. Die Kabelstränge fehlen den Fahrzeugherstellern. Wir haben Bestellungen in den Auftragsbüchern, aber die Fahrzeuge, die wir aufbauen sollten werden nicht angeliefert. Zum Glück haben wir den Bereich Fahrzeugbau in den letzten Jahren deutlich reduziert und das Reparaturgeschäft (Lackiererei und Carrosserie) ausgebaut. Das reduziert das Problem der fehlenden Neufahrzeuge für den Aufbau massiv.

Die Nettoinvestitionen Ihrer Gruppe haben sich verdreifacht, und trotzdem verbleibt Ihnen viel Liquidität. Werden Sie damit Verbindlichkeiten zurückfahren oder mal etwas Schönes hinzukaufen?

Die Nettoinvestitionen sind primär durch den A2 Gewerbepark, in den wir insgesamt 24 Millionen Franken investieren, angestiegen. Die Liquidität ist aktuell eher hoch, primär, weil wir aufgrund der Liefersituation das Fahrzeuglager stark abgebaut haben. Das ist nicht nur wünschenswert. Gerne würden wir unser Lager wieder etwas aufstocken. In der Auto AG Truck haben wir die Absicht in der Schweiz zu wachsen. Wir wollen DER Nutzfahrzeugpartner in allen Regionen der Schweiz sein. Der Ausbau soll über Akquisitionen passieren. Was Schönes kaufen steht also auf der Liste. Aber wie immer, es muss passen. Eine Planung oder Voraussagen sind hier schwer zu machen.

Beim EBITDA liegt die Auto AG wieder auf dem soliden Niveau von 2017 und 2018 von rund 8,5%. Soll das so bleiben oder gibt es noch zusätzliche Treiber?

In diesem EBITDA ist der Verlust von über 2 Millionen der Auto AG Rothenburg (ÖV) inkludiert. Diesen haben wir nicht vor zu wiederholen. Unsere Immobilienstrategie wird uns auch helfen den EBITDA weiter zu verbessern. Mittelfristig streben wir sicher einen zweistelligen EBITDA an.

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