Marcel Hurschler, CFO LUKB, zu den E-Banking Problemen der letzten Woche
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Nach einer Erweiterung der Portallösung und der Einführung eines neuen E-Bankings am Wochenende vom 10./11. September 2016 zuerst gar nichts mehr, danach funktionierte es zwar wieder, aber bis gestern litten die Kunden unter erheblichen Performance-Einbussen. Was genau waren die Ursachen und weshalb dauerte die Behebung so lange?
Marcel Hurschler: Es bestand ein technisches Problem beim Login in den geschützten Bereich. In den ersten Tagen nach Migration dauerte das erste Login in das neue E-Banking pro User je rund 1 Minute. Dadurch entstanden bei jedem Login-Versuch von Kunden neue Verzögerungen, die in ihrer Kumulation die erwähnten Performance-Einbussen verursachten.
«Das Problem wurde identifiziert und wurde in der Nacht auf gestern (15./16. September 2016) in Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Portal-Software behoben.» Marcel Hurschler, CFO LUKB
Der technische Hintergrund war, dass der Thread-Pool auf 200 sich gleichzeitig einloggende User ausgerichtet war und die Threads seriell funktionierten. Beim 201. User standen dann kein Thread mehr zur Verfügung, was dazu führte, dass das Portal zeitweise nicht verfügbar war. Als Sofortmassnahme wurden die Thread-Kapazität auf 2000 erhöht und die Threads auf eine parallele Funktionsweise eingestellt. Dadurch blockierte sich das System nicht mehr. Das Problem wurde identifiziert und wurde in der Nacht auf gestern (15./16. September 2016) in Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Portal-Software behoben. Das Login hat sich nun auf 10 bis 15 Sekunden verkürzt. Wir arbeiten daran, diese Login-Zeit weiter zu verkürzen.
Neue IT-Komponenten unterliegen vor der Einführung meist ausführlichen Funktions- und Belastungstest. Weshalb wurden die nun aufgetretenen Probleme nicht schon in dieser Phase entdeckt?
Die Erfahrung zeigt, dass auch mit sehr ausführlichen Tests im Vorfeld nicht alle «Bugs» vor der Einführung erkannt und eliminiert werden können. Gewisse Fehler manifestieren sich erst im Live-Betrieb und nicht unter Labor-Bedingungen. Während der ersten Betriebswoche erhielten wir auch zahlreiche Hinweise auf Optimierungsmöglichkeiten, welche wir noch näher prüfen werden. Während dieser Woche waren im Durchschnitt doppelt so viele User im E-Banking eingeloggt im Vergleich zur früheren E-Banking-Lösung, ohne dass die Server an den Anschlag kamen.
«Das Problem hatte keinen Zusammenhang mit Avaloq. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Schritt von der alten in die neue E-Banking-Welt relativ gross ist.»
Während der ersten Woche traten Probleme primär im Zusammenhang mit der oben beschriebenen Portalsoftware sowie mit spezifischen Zahlungsformaten (DTA und ESR) auf.
Die LUKB ist eine Referenz-Installation von Avaloq. Was müssen andere Avaloq-Kunden berücksichtigen, um nicht mit denselben Problemen konfrontiert zu werden?
Das oben geschilderte Problem hatte keinen Zusammenhang mit Avaloq. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Schritt von der alten in die neue E-Banking-Welt relativ gross ist. Das verlangt intern wie extern intensive Kommunikation, Ausbildung und bei Problemen auch entsprechende Kapazitäten im Support.
Welche Anpassungen werden bei der LUKB vorgenommen, um in Zukunft ein solches Problem zu verhindern oder schneller zu lösen?
Das Problem ist mittlerweile gelöst. Wir haben in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (15./16. September 2016) alle hoch priorisierten Probleme mit einem entsprechenden Update korrigiert.
Auffallend sind die Häufungen von Ausfällen in der Schweizer Bankenlandschaft (LUKB, Postfinance, Credit Suisse…). Woran liegt das, da ja das Bankengeschäft im Kern nicht plötzlich so viel komplexer geworden und auch die Zahl der Kunden nicht explodiert ist und wo sehen Sie Lösungsansätze für die Zukunft?
Zu anderen Banken können wir keine Auskunft geben. Allgemein lässt sich jedoch feststellen, dass in der Schweizer Bankenlandschaft sehr viel in neue digitale Lösungen investiert wird. Neue Lösungen haben immer auch «Kinderkrankheiten». Das ist nicht nur bei der Banken-IT so.
Marcel Hurschler
ist der Leiter des Departements Finanzen & Informatik und CFO der Luzerner Kantonalbank (LUKB), zudem ist er Stellvertreter des CEO. Er ist seit 2008 Mitglied der Geschäftsleitung. Hurschler hat Jahrgang 1967
und wohnt in Sempach. Der Ökonom (lic. oec. publ. Universität Zürich 1992) ist Schweizer Staatsangehöriger.