Marco Arrigoni, CEO Biella Group. (Foto: Biella)
von Bob Buchheit
Moneycab: Herr Arrigoni, „Nur das Genie beherrscht das Chaos“, aber bis zu 20 Prozent der Arbeitszeit im Büro geht allein durch Suchen verloren. Ist das nicht etwas hoch gegriffen?
Marco Arrigoni: Auch wir kennen ähnliche Zahlen, die jedoch etwas tiefer liegen, bei circa 10 Prozent. Diese Zahlen beweisen jedoch, dass dies ein echtes Thema ist.
„Ordnung ist das halbe Leben“, heisst es im Volksmund. Wie hoch schätzen Sie denn den volkswirtschaftlichen Nutzen gut aufgeräumter Büros?
Wenn man die Zahl 10 Prozent der Arbeitszeit nimmt, kann man sehr einfach sehen, wie wichtig aufgeräumte Büros beziehungsweise ordentliche Ablagesysteme sind. Mit unseren Produkten unterstützen wir diese Prozesse sowohl im sich schnell ändernden Alltag mit intelligenten modernen Sortimenten wie Mappen, Schnellhefter oder Ringbüchern, als auch im Langzeitarchiv mit Ordnern, Hängeregistratur-Systemen oder Archivboxen.
Das papierlose Büro ist eine Utopie. Welche Trends zeichnen sich denn in der Vernetzung elektronischer und physischer Dokumente ab?
Die elektronische Archivierung nimmt rapide zu. Auch die Zahl der Angebote, die eine Vernetzung elektronischer und physischer Dokumente erlaubt, nimmt stetig zu. Wie Sie jedoch sagen, bleibt das papierlose Büro eine Utopie.
«Mit dieser Transaktion folgt Biella konsequent den strategisch eingeschlagenen Weg, die Position als bedeutender Büroartikelanbieter und grösster Hersteller von Ordnern und Ringbüchern in Europa auszubauen.»
Marco Arrigoni, CEO Biella Group
Wie sieht es beim Private Label- und No Name-Ordnergeschäft, das sie Mitte Januar von der Groupe Hamelin erworben haben aus?
Mit dieser Transaktion folgt Biella konsequent den strategisch eingeschlagenen Weg, die Position als bedeutender Büroartikelanbieter und grösster Hersteller von Ordnern und Ringbüchern in Europa auszubauen. Wir haben hierzu bereits erste positive Feedbacks seitens der Kunden bekommen, die hier klare Vorteile im Sinne von Kompetenz, Qualität und Lieferservice erkennen können.
Wieviel Prozent vom Ordnerumsatz macht Biella in etwa über Fremdlabel?
Es ist ein wichtiger Bestandteil unseres Umsatzes geworden. Aber auch unsere Marken Biella und Falken tragen signifikant zum Umsatz bei.
Mit Werken in Deutschland, der Schweiz, Ungarn, Polen, Grossbritannien und Rumänien verfügen Sie heute über ein ausgesprochen leistungsfähiges Produktionsnetzwerk. Wie sehen denn da die Warenströme aus? Wird das, was vor Ort produziert wird, auch dort mehrheitlich verkauft?
Gerade dieses Netzwerk macht Biella als Partner so attraktiv. Wir können sowohl einen international in mehreren Ländern tätigen Kunden mit einem von ihm definierten Standard-Sortiment bedienen als auch lokal auf spezifische Kundenwünsche einzugehen. Und dies sowohl im Private Label, als auch mit unseren Marken.
«Die Preise der Rohstoffe verteuern sich seit Jahren grundsätzlich.»
Wie sieht es bei den Rohstoffpreisen aus? Papier ist billig, und Metall wird immer teurer, nehme ich an?
Dem ist in etwa so. Jedoch verteuern sich die Preise der Rohstoffe seit Jahren grundsätzlich.
Wächst bei Ihnen eigentlich das Service- und Beratungsgeschäft auch besonders stark?
Rund um unsere Produkte bieten wie eine ganze Reihe von Dienstleistungen und Beratungen an. So können wir einen Kunden bei der Entwicklung eines eigenen Sortimentes über alle Phasen bis zur Einführung und Vermarktung begleiten. Auch bieten wir verschieden Logistik-Dienstleistungen an, die unsere Kunden unterstützen.
Die Biella-Aktie ist sehr „schwer“. Wäre nicht ein Aktiensplilt wünschenswert?
Ein Aktiensplit ist derzeit nicht vorgesehen. Verschiedene Untersuchungen zu diesem Themen zeigen, dass sich die bezweckten Wirkungen, wie insbesondere ein höheres Handelsvolumen, nicht empirisch nachweisen lassen.
«Ein Aktiensplit ist derzeit nicht vorgesehen.»
Traditionell macht Biella den Hauptumsatz im zweiten Halbjahr. Gibt es Ideen, wie man diese Jahresendlastigkeit glätten kann?
Dies ist bedingt durch die Registratur-Saison. Die Biella-Gruppe bietet Lösungen und Produkte in verschiedenen Vertriebskanälen an und kann dadurch die Jahresendlastigkeit glätten.
Für wann veranschlagen Sie auf Stufe Betriebsergebnis den Turnaround?
Sie werden verstehen, dass wir an dieser Stelle ausserhalb der geregelten Kapitalmarktkommunikation keine Aussagen zur künftigen Ergebnisentwicklung machen können. Die strategischen Weichen der Biella sind klar gestellt, und dies sollte sich bei erfolgreicher Umsetzung auch in einer verbesserten Ertragslage widerspiegeln.
Zur Person:
Marco Arrigoni, Vorsitzender der Gruppenleitung und Chief Executive Officer, CEO der Biella Neher Group ist Jahrgang 1960 und ausgebildeter Dipl. Betriebstechniker TS. Seit 1.3.2004 für die Biella Group zunächst als COO tätig, war Arrigoni zuvor Senior Consultant Unternehmensberatung Dr. Acél & Partner, Leiter Produktion/Logistik und Mitglied der Geschäftsleitung Bruno Piatti AG, Leiter Produktion GK Franke AG und Fertigungsleiter bei Phonex.
Zum Unternehmen:
Die im Jahr 1900 in Biel gegründete Biella-Neher Holding AG hat ihren Hauptsitz im Bernischen Brügg, beschäftigt aber europaweit rund 1100 Mitarbeitende. Sie verfügt über 5 Produktionsstandorte, 4 Logistikzentren, 5 Vertriebsgesellschaften und 13 Ländervertretungen. In 30 Ländern sind die Büromaterialien und Dienstleistungen von Biella erhältlich. Damit generiert das Unternehmen einen Umsatz von etwa 200 Millionen Franken. Biella Neher ist an der Berner Börse BX Berne eXchange kotiert.