Marianne Bregenzer, Country General Manager Nexi Schweiz, im Interview

Marianne Bregenzer, Country General Manager Nexi Schweiz, im Interview
Marianne Bregenzer, Country Leader für die Schweiz und Österreich bei D&B. (Bild: Nexi)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Frau Bregenzer, nach dem Zusammenschluss von Nexi, Nets und SIA in 2022 treten jetzt Nets (Schweiz) und Concardis (Deutschland und Österreich) einheitlich als Nexi auf. Wie beeinflusst das die Strategie für das Schweizer Geschäft, was ändert sich für die Kunden?

Marianne Bregenzer: Für unsere Kunden ändert sich durch den neuen Marktauftritt in der täglichen Zusammenarbeit nichts. Mittelfristig werden wir aber durch die enge länderübergreifende Verzahnung von Kompetenzen unseren Kunden Innovationen schneller anbieten können. Die Verschmelzung von digitalen und physischen Verkaufskanälen eröffnet Händlern neue Möglichkeiten für den Absatz und die Kundenbindung. Alles wird schneller, einfacher und gleichzeitig erlebnisreicher.

«Nexi hat ehrgeizige Wachstumsziele. In der Dachregion hat die Gruppe 2022 das Acquiring-Transaktionsvolumen um über ein Viertel auf 38,5 Milliarden Euro ausgedehnt.» Marianne Bregenzer, Country General Manager Nexi Schweiz

Das ist auch für kleine Händler eine Chance. Mit unserer Omnichannel-Strategie treiben wir diese Entwicklung voran und unterstützen KMU mit intuitiven und integrierten Bezahlprozessen über alle On- und Offline-Verkaufspunkte hinweg. Das eröffnet Händlern neue Absatzmöglichkeiten und gibt ihnen neue Instrumente für die Kundenbindung an die Hand. Wir werden in den kommenden Monaten zusammen mit unserem Partner Computop erste Omnichannel-Lösungen vorstellen können. Darauf freuen wir uns.

In der Schweiz dominieren nach einer intensiven Übernahmewelle Worldline und Nexi das Geschäft. Welchen Marktanteil hat Nexi in der Schweiz, welche Wachstumsziele haben Sie für das kommende Jahr?

Das Geschäft mit Zahlkartenakzeptanz ist in einem ständigen Wandel. Es treten laufend neue Anbieter in den Schweizer Markt ein, wodurch es heute mehr Akteure gibt als noch vor 10 Jahren. Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Schweiz und Niederlassungen in allen Sprachregionen sind wir ein verlässlicher Partner für KMU. Unsere kontinuierliche technologische und serviceorientierte Weiterentwicklung gibt uns einen Wettbewerbsvorteil und festigt unsere Position als langjährige, starke Nummer zwei im Markt.

Nexi hat ehrgeizige Wachstumsziele. In der Dachregion hat die Gruppe 2022 das Acquiring-Transaktionsvolumen um über ein Viertel auf 38,5 Milliarden Euro ausgedehnt. In der Schweiz setzen wir zur Erreichung der Ziele auf lokale Nähe, attraktive Preise und das gemeinsame Verständnis, KMUs entlang ihrer ganzen Wertschöpfung bei der digitalen Transformation mit PayTech-Lösungen zu unterstützen.

Innerhalb der Nexi Schweiz haben Sie verschiedene Bezahlmodelle für die Händler: Von fixen Monatsgebühren bis zu reinen Umsatzkommissionen. Welches sind die verbreitetsten Modelle, welche Modelle stehen in Zukunft im Vordergrund?

Grundsätzlich gilt zu unterscheiden zwischen den Kosten für die Zahlterminals und den Kosten für die Kartentransaktion. Die Zahlterminals werden auf der Basis von Monatspauschalen abgerechnet. Die Pauschalen variieren je nach Modell und gewählten Services, wie z.B. Softwareupdate, Transaktionsrapporte oder Vor-Ort-Support.

Die Transaktionsgebühren berechnen wir bei Debit- und Kreditkarten anhand einer vom Verkaufspreis abhängingen, prozentualen Gebühr. Die Höhe dieser Gebühr richtet sich nach unserem Aufwand als Acquirer sowie den Gebühren der Kartennetzwerke und den herausgebenden Banken. Auf die Höhe der beiden letztgenannten Gebühren haben wir keinen Einfluss, wir ziehen sie lediglich ein und leiten sie weiter.

«Wir setzen sowohl bei Debit- wie auch bei Kreditkarten auf einen Einheitstarif. Es spielt somit für Händler keine Rolle, mit welcher Debit- oder Kreditkarte sein Kunde bezahlt, die Transaktionskosten sind immer gleich hoch.»

Die Gebühren sind abhängig von verschiedenen Faktoren. Unter anderem, ob es sich um eine inländische oder ausländische Karte handelt, ob die Zahlung online oder vor Ort erfolgt und von der Höhe der Transaktionssumme. Wir setzen sowohl bei Debit- wie auch bei Kreditkarten auf einen Einheitstarif. Es spielt somit für Händler keine Rolle, mit welcher Debit- oder Kreditkarte sein Kunde bezahlt, die Transaktionskosten sind immer gleich hoch. Das gibt ihm Planungssicherheit für seine eigene Kalkulation. Händler, die die zahlreichen Kartengebühren direkt belastet haben möchten, können sich auch für diese Option entscheiden. Für Nexi ist es wichtig, den Händlern eine Preisstruktur zu bieten, die individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist und gleichzeitig vor dem Hintergrund eines weltweit dynamischen Kartenmarktes verlässliche Kalkulationsgrundlagen schafft.

Seit 2021 können Kunden zusätzlich zu den Kreditkarten auch die Debitkarten von Maestro und Visa online einsetzen. Wie sehen die damit anfallenden Gebühren aus, wie hat sich der Anteil der Debitkarten entwickelt?

Die ersten onlinefähigen Debitkarten wurden 2020 in der Schweiz eingeführt. Sie sind aufgrund ihrer neuen Funktionalitäten definitiv ein Wachstumstreiber für bargeldloses Zahlen. Zurzeit werden rund 30 % der Zahlungen mit Debit abgewickelt. In welchem Umfang Debit zulegen wird, lässt sich heute noch nicht konkret sagen. Einerseits weil die Banken noch nicht alle Debitkarten durch die neuen onlinefähigen ersetzt haben und andererseits, weil sich pandemiebedingt die Anteile von allen Zahlungsmitteln in den letzten drei Jahren stark verändert haben.

Mit den neuen Einsatzgebieten E-Commerce und Mobile-Payment sind die Gebühren von Debitkarten der neusten Generation etwas höher als bei Maestro, aber in der Regel günstiger als eine Kreditkartentransaktion. Nicht zu unterschätzen sind die Karten der internationalen Neo-Banken, deren Beliebtheit in der Schweiz zunimmt. Sie werden hierzulande als Auslandtransaktion abgerechnet, die Gebühren sind somit höher als bei inländischen Karten und das wirkt sich auf die gesamte Kostenstruktur beim Handel aus.

Im Onlinegeschäft kommen vermehrt digitale Wallets wie Apple Pay, Google Pay und ähnliche zum Einsatz, Kassen- und Zahlterminals verschmelzen zu einer Einheit. Wie sieht die Omnichannel-Strategie von Nexi aus, wo erwarten Sie die grössten Effizienzgewinne?

Zahlungen mit mobilen Geräten machen mittlerweile rund 20 % aller Transaktionen aus. Mit der Zunahme von walletfähigen Debitkarten wird der Anteil von Mobile-Payment am POS in den kommenden Jahren nochmals deutlich steigen. Smartphones dienen zudem als wichtige Brücke zwischen den unterschiedlichen Verkaufskanälen im Omnichannel Commerce. Dabei werden verschiedene Verkaufswege zu einem Gesamterlebnis für den Kunden vernetzt und Verkaufszahlen aus allen Kanälen auf einer Plattform zusammengeführt. Der integrierte Ansatz erhöht die Transparenz für das ganze Marketing und liefert wichtige Insides für Geschäftsentscheide.

Infrastrukturseitig arbeiten wir an neuen mobilen Anwendungen, sogenannte SoftPOS-Lösungen. Dabei werden die Kartendaten mit einem autorisierten Smartphone erfasst, verschlüsselt und als Transaktionsanforderung über das Internet an den Zahlungsabwickler weitergeleitet. Auch bei den Kassensystemen zeichnet sich ein Innovationsschub ab. Die neuen SmartPOS-Lösungen von Nexi wickeln Verkauf und Zahlung in einem einzigen, effizienten Schritt ab. Sie sind ausgerüstet mit zahlreichen Apps, die als Ökosystem die ganze Wertschöpfungskette der Händler abdecken. Alle unsere Lösungen sind darauf ausgerichtet, die Effizienz der Händler zu erhöhen und ihre Hardwarekosten zu senken.

Die Europäische Zahlungsinitiative (European Payments Initiative) – soll die Kunden unabhängiger von amerikanischen Kreditkarten wie Mastercard oder Visa machen. QR-Code scannen, Betrag überprüfen und dann in Echtzeit, ohne Kartenanbieter und daher auch ohne deren Vermittlungsgebühren bezahlen. Welche Chance räumen Sie dieser Initiative ein, was bedeutet das für die Schweiz? 

Als europaweite Initiative ist EPI an der Schaffung einer einheitlichen Lösung für Peer-to-Peer und P2Pro-Transaktionen, die Zahlungen in Echtzeit ermöglicht. Mit P2Pro ist eine Zahlungsabwicklung zwischen Konsument, Händler und deren Banken über ein einheitliches, digitales Wallet gemeint. In Anbetracht dieser Dimensionen ist EPI für uns von grosser Bedeutung. Nexi ist seit drei Jahren strategischer Partner der Initiative und Anteilseigner der neu gegründeten Gesellschaft Epi Company SE mit Sitz in Brüssel. Wir begrüssen und unterstützen die Vision einer einheitlichen, starken und konsistenten Lösung, weil es Zahlen in Echtzeit für Händler und Konsumenten einfacher macht.

«Infrastrukturseitig arbeiten wir an neuen mobilen Anwendungen, sogenannte SoftPOS-Lösungen. Dabei werden die Kartendaten mit einem autorisierten Smartphone erfasst, verschlüsselt und als Transaktionsanforderung über das Internet an den Zahlungsabwickler weitergeleitet.»

EPI ist an den Vorbereitungen für die Einführung seiner Zahlungslösung in Belgien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Diese Länder machen zusammen mehr als die Hälfte aller bargeldlosen Zahlungen in der Euro-Zone aus. Die Ausdehnung auf weitere europäische Länder folgt in einem nächsten Schritt. Wir beobachten die Entwicklung und sobald der neue Standard auch für Schweizer Händler an Bedeutung gewinnt, prüfen wir entsprechende Optionen. Nexi unterstützt alle relevanten nationalen und internationalen Standards. Damit erhalten Händler und ihre Kunden die Sicherheit, dass immer und überall bezahlt werden kann.  

Nexi ist in Europa die Nummer eins bezüglich Investitionen in Technologie und Innovation. Wie viel des Umsatzes wird hier eingesetzt, was sind die wichtigsten Initiativen in diesem Bereich?

Nexi und Nets haben in den vergangenen Jahren bedeutende Transformationen und Investitionen vorgenommen, die zu einer zunehmenden Beschleunigung ihres Kerngeschäfts geführt haben. Diesen Kurs werden wir auch unter dem Dach der Nexi Gruppe fortsetzen. Getreu nach unserem Claim «European by Scale, Local by Nature» beteiligen wir uns an der Entwicklung von internationalen und nationalen Bezahlstandards, entwickeln Zahlungsplattformen zusammen mit unseren Partnern weiter, unterstützen lokale Ökosysteme und investieren in smarte POS-Systeme, mit denen Händler ihre Effizienz weiter steigern und Prozesse digitalisieren können.

Im Umgang mit Kundendaten ist besondere Vorsicht geboten und die Anforderungen bezüglich Datensicherheit sind hoch (EU: DSGVO, Schweiz: revDSG). Wo werden die Daten der Schweizer Kunden gehostet und verarbeitet, welche Sicherheitsaspekte stehen im Vordergrund?

Datenschutz und Datensicherheit sind für uns als Finanzdienstleister selbstverständliche Leistungsmerkmale. Nexi Schweiz ist organisatorisch in der DACH-Region integriert. Wir haben seit Jahren ein Datenschutzmanagement System im Einsatz, welches die strenge Datenschutzgrundverordnung von Deutschland und alle gesetzlichen Auflagen der Schweiz berücksichtig. Unsere Systeme haben eine aussergewöhnlich hohe Datenverfügbarkeit und werden mittels Monitoring Systemen überwacht. Zudem finden auch regelmässige Audits statt.

Mit der DACH-Verantwortlichen Carola Wahl und Ihnen in der Schweiz stehen zwei Frauen an der Spitze bei Nexi. Wie sieht es bei den weiteren Führungspositionen aus, wie fördern Sie Frauen gezielt im Unternehmen?

Wir führen bereits seit längerem ein länderübergreifendes Programm, mit dem wir uns zum Ziel gesetzt haben, den Frauenanteil in Führungspositionen und insgesamt im Unternehmen zu erhöhen. Das erklärte Ziel ist 50:50, bei der Belegschaft und beim Kader. Die Paymentbranche hat mit der Digitalisierung einen gewaltigen Innovationsschub genommen und die Transformation hat erst begonnen. Wir sind auf hochqualifizierte Fachkräfte in diversen Bereichen angewiesen und suchen sie gezielt auch unter Frauen.

«Wir führen bereits seit längerem ein länderübergreifendes Programm, mit dem wir uns zum Ziel gesetzt haben, den Frauenanteil in Führungspositionen und insgesamt im Unternehmen zu erhöhen. Das erklärte Ziel ist 50:50, bei der Belegschaft und beim Kader.»

Wir bieten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein dynamisches, internationales Arbeitsumfeld, interessante Entwicklungs- und Karrierechancen und eine Unternehmenskultur, bei der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen sehr hohen Stellenwert hat. Als Mutter von drei Kindern ist mir bewusst, wo die Herausforderungen liegen. Wir schenken unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Vertrauen, dass sie ihre Ziele erfüllen und sind achtsam, wie sie mit ihren persönlichen Ressourcen umgehen. 

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?

Es ist mir ein Anliegen, dass sich unsere Schweizer KMU an der Spitze einer immer globaleren und digitaleren Welt behaupten können, und es ist mir wichtig, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einem sehr anspruchsvollen globalen Umfeld, optimale Rahmenbedingungen für ihre berufliche und private Entwicklung zu bieten. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass wir globale Chancen mutig packen, während wir unserer Verantwortung gegenüber der Schweizer Gesellschaft und Wirtschaft jeden Tag gerecht werden.


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