Von Karin Bosshard
Moneycab.com: Die Transaktionsbank InCore ist seit über zehn Jahren auf dem Markt. Welche grossen Outsourcing-Projekte konnten Sie in dieser Zeit realisieren?
Mark Dambacher: Als InCore Bank 2007 aus der Privatbank Maerki Baumann & Co. als erste Transaktionsbank der Schweiz hervorging, konnte sie mit drei Kundenbanken starten. In den darauffolgenden Jahren konnte InCore Bank ihre Kundenanzahl bis auf zehn ausbauen. Durch den Zusammenschluss mit der Sobaco Solutions AG im Jahre 2016 ist die Gesamtzahl der Outsourcing-Kunden innerhalb der Gruppe auf 15 Banken angewachsen. Ausserdem können wir uns über etliche Neukunden im Transaction Banking freuen.
«Als Firmengruppe sind wir der grösste Private Banking Hub basierend auf der Finnova Banking Software.»
Mark Dambacher, CEO InCore Bank AG
Welchen speziellen Herausforderungen bei der Umsetzung mussten Sie sich dabei stellen?
Mit den heutigen Standard-Bankenplattformen – wie insbesondere der Finnova Banking Software – welche heute eine hohe Mandantenfähigkeit besitzen, weisen Integrationsprojekte im Gegensatz zu früher eine geringere Komplexität auf und sind aus technischer Sicht keine grosse Herausforderung mehr. Die grösste Herausforderung ist oftmals der erforderliche Kulturwandel bei den Banken, die von einer vollständigen Inhouse-Lösung – Systembetrieb, Back Office, Handel etc. – auf eine Full-Outsourcing-Lösung wechseln. Dieser Kulturwandel verlangt ein hoch professionelles Change Management.
Sind die Banken bezüglich des Outsourcings immer noch so zurückhaltend wie in den Anfängen?
Ich bin der Meinung, dass Outsourcing in unserem Bereich inzwischen sogar zum Normalfall geworden ist. Insbesondere IT-Outsourcing haben heutzutage die meisten Banken. Bei potenziellen Kunden, die uns anfragen, handelt es sich daher oftmals um solche, welche bereits outsourcen und einen neuen Partner evaluieren.
«Outsourcing ist zum Normalfall geworden ist. Insbesondere IT-Outsourcing haben heutzutage die meisten Banken.»
Vor rund zwei Jahren hat das Zürcher IT-Unternehmen Sobaco mit 51 Prozent die Mehrheit an InCore übernommen. Was war die treibende Kraft hinter diesem Schritt?
In der Vergangenheit sind sich Sobaco und InCore Bank als Konkurrenten gegenübergestanden. Dabei ist Sobaco als IT-Provider im Outsourcing-Markt aufgetreten mit dem BPO-Service (Business Process Outsourcing) eines Partners im Angebot. InCore Bank wiederum ist als Transaktionsbank und Full-Outsourcing-Provider im Markt aufgetreten, wobei der IT-Bereich an einen Partner ausgelagert war.
Beide Unternehmen bieten ihre Outsourcing Services vorwiegend im Private-Banking- und Wealth-Management-Segment an und beide arbeiten mit der Finnova Banking Software als Basis. So lag es auf der Hand, dass beide Unternehmen und somit auch deren Kundschaft durch einen Firmenzusammenschluss und der Zusammenlegung der komplementären Bereiche von Synergien profitieren würden.
Hieraus ergaben sich Gespräche zwischen den Firmeneigentümern, welche sich rasch einigen konnten. Heute gehören 51 Prozent der InCore Bank der Sobaco Holding und 49 Prozent nach wie vor der Maerki Baumann Holding.
Was hat sich seither für Ihr Unternehmen wie für Sie verändert?
Von Anfang an sah der Businessplan vor, dass die beiden Brands weitergeführt werden und dass InCore Bank im Bereich Banken-Full-Outsourcing der zentrale Partner für die bestehenden und potenziellen Kunden ist und Sobaco zusätzlich Lösungen für externe Vermögensverwalter anbietet.
Was sich verändert hat, ist dass wir nun die gesamte Angebotspalette aus
einer Hand, sprich gruppenintern, anbieten können. Wir haben dadurch an
Unabhängigkeit gewonnen und profitieren, spätestens seit dem örtlichen
Zusammenzug mit unserem Schwesterunternehmen Sobaco Solutions im vergangenen
Juni, von einer noch engeren Zusammenarbeit, kürzeren Entscheidungswegen und
schnelleren Reaktionszeiten. Dies spüren auch unsere Kunden.
«Mit unterschiedlichen Regulatorien sind die ausländischen Märkte sehr heterogen.»
InCore ist meines Wissens ausschliesslich in der Schweiz und in Liechtenstein tätig. Weshalb beschränken Sie sich auf den Heimmarkt?
Das stimmt für den Bereich Banken-Outsourcing, jedoch bieten wir Transaction Banking Services international an.
Mit unterschiedlichen Regulatorien, Gesetzen, Meldewesenverfahren etc. sind die ausländischen Märkte sehr heterogen, weshalb wir uns im Full Outsourcing auf unseren Heimmarkt spezialisiert haben. Somit können wir seinen Bedürfnissen voll und ganz gerecht werden und hier weiter wachsen.
Im Transaction Banking hingegen haben wir viele internationale Kunden gewinnen können. Diese schätzen uns als professionellen Broker, Global Custodian und Global Correspondent.
«Das Full Outsourcing wird auch in Zukunft unser Kerngeschäft sein.»
Wo sehen Sie künftig Ihre Wachstumsmöglichkeiten?
Das Full Outsourcing wird auch in Zukunft unser Kerngeschäft sein. Wir sehen aber auch grosse Wachstumsmöglichkeiten im Transaction Banking sowie zukünftig im Angebot von Digital Assets. Diese beiden Bereiche parallel voranzutreiben bringt viele Synergien und positive Skaleneffekte.
Forschen Sie auch an der vielversprechenden Blockchain-Technologie? Und wenn ja, wo stehen Sie bei diesem Thema?
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, als Transaktionsbank zukünftig auch Digital Assets anzubieten. Aktuell wird in einem strategischen Projekt die Möglichkeit des Crypto-Handels im B2B-Markt umgesetzt sowie mittelfristig das Angebot zur Tokenisierung von Assets. Wir arbeiten mit Hochdruck daran und haben schon entsprechende strategische Allianzen gebildet.
Die Anwendung der Blockchain-Technologie ist nicht nur in den erwähnten Bereichen vielversprechend. Wir sehen auch sehr viel Potenzial in den zukünftigen Bankprozessen. Hier treiben wir Innovationen zusammen mit unseren Technologie-Partnern voran.
«Wir haben uns zum Ziel gesetzt, als Transaktionsbank zukünftig auch Digital Assets anzubieten.»
Wen zählen Sie zu Ihren Mitbewerbern und was können Sie besser als die Konkurrenz?
Unser Geschäftsmodell, Full Outsourcing mit Transaction Banking, ist in der Schweiz fast einzigartig. Gegenüber Mitbewerbern haben wir einen grossen Vorteil: InCore ist die einzige unabhängige Transaktionsbank, welche FINMA-reguliert ist. Dies erlaubt uns, die gesamte Banking-Services-Palette anzubieten und gleichzeitig unsere Kunden nicht selber zu konkurrenzieren.
Als Mitbewerber im Bereich Outsourcing sehen wir unter anderen Avaloq Sourcing, Azqore, Lombard Odier, Hypothekarbank Lenzburg und Swisscom.
Wie hat sich der Umsatz 2018 entwickelt, und was sind Ihre Ziele im laufenden Jahr?
2018 konnten wir mit einem Umsatz von über 20 Millionen Schweizer Franken im Outsourcing- und Transaction-Banking-Geschäft ein solides Wachstum von 5 Prozent verzeichnen. Nicht nur im laufenden Jahr, sondern über die nächsten fünf Jahre, ist es unser Ziel, substanziell weiter zu wachsen.