Mark Dambacher, CEO InCore Bank, im Interview

Mark Dambacher, CEO InCore Bank, im Interview
Mark Dambacher, CEO InCore Bank AG. (Foto: zvg)

von Sandra Willmeroth

Moneycab.com: Wie wichtig ist der Bereich der digitalen Vermögenswerte für InCore Bank geworden?

Mark Dambacher: Digitale Vermögenswerte haben vieles auf den Kopf gestellt. Für InCore Bank bedeuteten sie einen Quantensprung, als wir 2020 als erste Bank von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA die Genehmigung für den Handel, die Verwahrung und den Transfer von Digital Assets erhielten. Ursprünglich als Outsourcing-Provider bekannt, erhielten wir plötzlich Anfragen aus aller Welt.

Inzwischen blicken wir auf viele erfolgreiche Implementierungen zurück, mit einem wachsenden Kundenkreis und hohem Bekanntheitsgrad im In- und Ausland. Aber wir konzentrieren uns nicht ausschliesslich nur auf diesen einen Bereich. Für uns sind digitale Vermögenswerte ein zusätzlicher Ertragspfeiler zu den anderen Geschäftsbereichen.

«War das Kryptouniversum früher eine Art «Parallelwelt», werden digitale Vermögenswerte inzwischen auch von vielen institutionellen Anlegern gehalten, in einem immer stärker regulierten Markt.»
Mark Dambacher, CEO InCore Bank

Als einer der wichtigsten Gründe, in Digital Assets zu investieren, galt der Effekt der Risikodiversifikation, weil Digital Assets nur gering mit den klassischen Märkten korrelieren sollten. Das hat sich in der aktuellen Krise nicht bewahrheitet. Wie erklären Sie sich das und was bedeutet das für die Zukunft des Marktes?

War das Kryptouniversum früher eine Art «Parallelwelt», werden digitale Vermögenswerte inzwischen auch von vielen institutionellen Anlegern gehalten, in einem immer stärker regulierten Markt. Die spezifischen Eigenschaften der verschiedenen Anlageklassen lösen sich auf. Der Kollaps bei FTX hat uns alle aufgerüttelt. Im Unterschied zu Kryptobörsen sind Banken jedoch weltweit reguliert und verfügen über hohe Eigenkapitalreserven. Beim Ausfall einer Bank werden digitale Vermögenswerte von der Konkursmasse ausgeschieden und sind vor allen Ansprüchen bei einer Liquidation sicher. Diese Vorteile wurden vielen Kunden erst jetzt bewusst. Sie konsolidieren nun ihre Vermögenswerte und nutzen professionelle Verwahrungsdienste – für InCore Bank ist dies ein positiver Effekt.

Kryptowährungen sind nur eine Form der Digital Assets, eine vielversprechende Zukunft bietet auch die Tokenisierung. Wie gross ist das Interesse im Markt?

Die Tokenisierung hat sich bis dato am Markt nicht richtig durchgesetzt. Es wurde zu viel in zu kurzer Zeit erwartet. Ich persönlich glaube an die Tokenisierung, aber es wird Zeit brauchen. Die Grundidee, Assets über ein digitales Medium zu verbriefen, wird sich aus meiner Sicht aber durchsetzen, nicht zuletzt im Kontext von DeFi und Web3. Doch bevor es soweit ist, wird man sich noch einige Gedanken machen müssen zu den passenden Regulierungen. Spannend bleibt das Thema auf jeden Fall und wir sind bereit dafür!

«Ich persönlich glaube an die Tokenisierung, aber es wird Zeit brauchen.»

Hat das Interesse an Digital Asset Banking seit Beginn der Marktkorrektur abgenommen?

Das Interesse ist konstant geblieben. Wir haben eine wachsende Anzahl Kunden und stellen fest, dass sich derzeit viele Banken mit dem Thema auseinandersetzen, um sich vorausschauend zu positionieren.

Jüngst gab die Kaleido Privatbank die Zusammenarbeit mit InCore Bank bekannt. Wie lange ist der erforderliche zeitliche Vorlauf, bis ein Finanzinstitut oder ein Fintech-Unternehmen seinen Kunden Banking-Dienstleistungen rund um Digitale Assets über InCore Bank anbieten kann?

Es ist ein Unterschied, ob man selbst eine Banking-Plattform für digitale Vermögenswerte neu aufbaut, mit eigenen Gegenparteien etc., oder von einer bestehenden Lösung profitieren möchte, wie wir sie im Angebot haben. Das technische Setup ist relativ zügig: Man eröffnet ein Konto, setzt eine Schnittstelle auf etc. Der Engpass ist an einer anderen Stelle: Man muss eine landeskonforme Verfügung der entsprechenden Aufsichtsbehörde haben. Das braucht Zeit. Sobald man die Verfügung hat, kann man sein neues Angebot über uns sofort lancieren.

InCore Bank hat trotz des widrigen Marktumfelds und rückläufiger Handelsaktivitäten einen Halbjahresgewinn von 1‘939‘000 ausgewiesen. Welche Geschäftsfelder waren die Treiber für dieses positive Ergebnis?

Früher waren wir eine auf traditionelle Bankdienstleistungen für Drittbanken und Finanzdienstleister spezialisierte Bank. Unsere Kernaktivitäten konzentrierten sich auf klassische Bankdienstleistungen wie die Übernahme von standardisierbaren Geschäftsprozessen im Handel und der Verwahrung. Mit der Erweiterung unseres Kundenangebots auf Digital Asset Banking und der Erschliessung neuer Märkte konnte wir zulegen und die neuen Geschäftsfelder entwickeln sich erfolgreich. Zum Erfolgsrezept gehören aber auch ein erfahrenes Team mit rund 100 Spezialistinnen und Spezialisten, erfolgreiche Implementierungen und zufriedene Kunden.

Wie lauten Ihre strategischen und finanziellen Ziele für das Gesamtjahr?

Wir verfolgen einen klaren Businessplan, der auf Wachstum beruht. In den letzten drei Jahren konnten wir unsere Ziele jeweils deutlich übertreffen. Unsere Belegschaft hat sich verdoppelt, wir haben entsprechend auch unsere Büroräumlichkeiten weiter ausgebaut. Gleichzeitig sind wir daran, weitere innovative Geschäftsfelder aufzubauen, wie den Bereich Paying Agent Services in Zusammenarbeit mit anderen Partnern. Zudem loten wir ständig neue Produkte und Angebote im B2B-Bereich aus.


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