Mark Dambacher, CEO InCore Bank, im Interview

Mark Dambacher

Mark Dambacher, CEO InCore Bank AG. (Foto: zvg)

von Sandra Willmeroth

Moneycab.com: Herr Dambacher, Sie haben die Bewilligung der Finanzmarktaufsicht Finma für den Handel, die Verwahrung, den Transfer und die Schaffung von Kryptowährungen erhalten. Wird aus InCore Bank nun eine Kryptobank?

Mark Dambacher: Nein, keinesfalls. Als traditionsreiche Transaktionsbank wollen wir Bewährtes mit Neuem verbinden. Mit der Erlaubnis, nun auch die digitalen Anlageklassen zu handeln und zu verwahren, haben wir im Grunde nur unser Dienstleistungsangebot von den klassischen traditionellen Anlageklassen auf die neuen digitalen Anlageklassen erweitert. Damit können unsere Kunden von der Erweiterung auf die neue Anlageklasse profitieren, ohne selber in Infrastruktur und neue Prozesse investieren zu müssen. Und dies unter Wahrung der gewohnten Sicherheitsstandards.

Was genau verstehen Sie unter digitalen Anlageklassen?

Wir verstehen darunter zwei Dinge: Kryptowährungen wie Bitcoin und andere, aber auch Stable Coins und Anlage-Tokens. Auf diesen sogenannten bisherigen «non-bankable» Assets, die in Zukunft als digitale Vermögenswerte in Form von Anlage-Tokens abbildbar sind, liegt unser Fokus. Dieser Bereich wird enorm an Wichtigkeit gewinnen, weshalb wir stolz sind, auch bei der Tokenisierung eine Vorreiterrolle im Schweizer Markt spielen zu können. Mit unseren Security Token Services werden wir in der Lage sein, neben dem Sekundärmarkt auch den Primärmärkt, auch Emissionsmarkt genannt, zu bedienen.

«Durch die Tokenisierung könnten bisherige Mieter zu Eigentümern der von ihnen bewohnten Immobilie werden.»
Mark Dambacher, CEO InCore Bank

Mit der Tokenisierung kann man also Vermögenswerte, die vorher nicht handelbar waren, handelbar machen? Wie geht das?

Tokenisierung meint im engsten Wortsinne die elektronische Stückelung oder Aufteilung von etwas, beispielsweise einer Immobilie, eines Fahrzeugs oder Grundstücks. Der Wert wird dabei in mehrere Anteile gestückelt und diese Anteile werden öffentlich oder einer ausgewählten Gruppe von Investoren zugänglich gemacht, die diese Anteile dann in Form von Tokens oder Kryptowährungen kaufen. Durch die Tokenisierung könnten bisherige Mieter beispielsweise zu Eigentümern der von ihnen bewohnten Immobilie werden. Und da auch kleine Anteile mit geringem Aufwand platziert werden können, wird es für viele Menschen erschwinglich in den Handel mit Anlage-Tokens einzusteigen und eröffnet für alle Marktteilnehmer völlig neue Finanzierungsmöglichkeiten.

Dann kauft man statt einer Aktie der UBS künftig einen Anteil an der Überbauung, in der man lebt?

Beispielsweise, ja. Denn im Grunde ist die Tokenisierung eine Art digitaler Verbriefung von Vermögenswerten und gar nicht so weit weg von den traditionellen Anlageklassen. Man muss das gar nicht so technisch sehen, sondern die digitalen Assets als neue Anlageklasse betrachten, die in Zukunft neben den traditionellen Anlageklassen wie Wertpapiere und Edelmetalle bestehen wird.

Inwiefern eröffnet die Tokenisierung völlig neue Finanzierungsmöglichkeiten?

Oft wird im Zusammenhang mit der Tokenisierung auch von einer Revolution des Finanzmarktes geredet. Weil es sicher, kostengünstig und effizient ist. Wenn beispielsweise ein Unternehmen Kapitalbedarf für den Kauf einer neuen Produktionsanlage hat, kann diese als Anlagetoken verbrieft und platziert werden. Das gilt auch für Projekte, Startups oder Immobilien. Mit unseren Security Token Services werden Unternehmen künftig ihre Vermögenswerte einfacher und kostengünstiger verwalten und neues Kapital beschaffen können. Wir bieten auch hier das gesamte Dienstleistungsspektrum von der Ausgabe, Verteilung, Vermittlung und Speicherung von Token an.

Kryptowährungen sind in jüngster Zeit arg unter Druck gekommen. Bitcoin hat zwischenzeitlich dramatisch an Wert verloren. Ist es ein guter Zeitpunkt, jetzt einzusteigen?

In diesen aussergewöhnlichen Zeiten sind so ziemlich alle Anlageklassen unter Druck gekommen. Es ist ja nicht so, als ob die digitalen Anlageklassen völlig von der realen Welt entkoppelt sind. Aber sie korrelieren doch nicht ganz so stark mit dem Gesamtmarkt. Schon das ist ein Grund für Investoren, ihre Anlagen mit digitalen Assets weiter zu diversifizieren. Kryptowährungen sind als digitale Vermögenswerte eine wertvolle Ergänzung für das moderne Asset Management und sind in Zukunft als Zahlungs- und Anlagewert nicht mehr wegzudenken. Manche Experten sind sogar der Ansicht, dass Kryptowährungen das Geld der Zukunft sind.

«Digitale Assets sind eine neue Anlageklasse, die in Zukunft neben den traditionellen Anlageklassen wie Wertpapiere und Edelmetalle bestehen wird.»

Sie sagen, InCore Bank sei die erste Schweizer B2B-Bank im Bereich der digitalen Assets. Es gibt aber mit den Start-ups Sygnum und SEBA bereits zwei andere Dienstleister in diesem Segment.

Das ist richtig, aber beide Mitbewerber bedienen vorwiegend Endkunden, und nicht wie wir traditionelle Finanzdienstleister. Da InCore Bank keine Endkundschaft aufnimmt, können sich unsere Kunden sicher sein, dass wir uns als Service-Organisation voll und ganz um ihre Interessen kümmern. Ausserdem haben wir als etablierte Transaktionsbank den grossen Vorteil, dass wir uns mit allen Auflagen und Prozessen bestens auskennen und über ein eingespieltes, erfahrenes und schlagkräftiges Team verfügen. Denn auch der Handel und die Verwahrung mit digitalen Assets unterliegen den üblichen Regularien und Prozessen, die beileibe nicht so einfach zu managen sind. So profitieren Kunden bei uns von einem einfachen und sicheren Zugang zu einer neuen und zukunftsweisenden Anlageklasse.

Wie haben Sie dieses Know-How in Ihr Unternehmen geholt?

In den letzten Monaten haben wir ein eigenes Team und den Bereich «Digital Services» aufgebaut. Jeder einzelne Mitarbeitende hat eine ausgewiesene Expertise im Bereich der digitalen Assets. Das Team hat in den letzten Monaten bereits das strategische Projekt zur Einführung dieser neuen Services aufgebaut und steht hoch motiviert in den Startlöchern. Zudem setzen wir auch im Bereich der digitalen Vermögenswerte auf bewährte Lösungen und sind darum mit namhaften Partnern aus dem Kryptobereich eine Zusammenarbeit eingegangen, insbesondere mit der Schweizer Firma Crypto Finance AG.

Wann starten Sie den Handel mit digitalen Assets und mit wem?

Per sofort. Als erste Kundin im Bereich der digitalen Anlageklassen konnten wir unsere langjährige Kundenbank Maerki Baumann & Co. AG gewinnen. Unser Angebot passt ideal zu ihrer Krypto-Strategie. Aber die neuen digitalen Anlageklassen sind natürlich für sämtliche Finanzdienstleister und institutionelle Investoren verfügbar – auch solche, die nicht als Outsourcing- oder Transaction-Banking-Kunde auf der InCore-Bank-Plattform sind.

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