Markus Bormann, CEO PLASTON Group. (Foto: zvg)
von Bob Buchheit
Moneycab: Plaston produziert nicht nur im Rheintal in Widnau, sondern auch in der Tschechischen Republik und in China. Das sind ja doch sehr unterschiedliche Kulturen. Tauscht sich die Belegschaft mit Ausnahme des Know-how Transfers von der Schweiz ins Ausland auch hin und wieder aus?
Markus Bormann: Die kulturellen Unterschiede an unseren vier Standorten sind tatsächlich sehr gross. Umso wichtiger ist ein möglichst intensiver Austausch. Mit unserem Werk in Tschechien ist dies recht einfach, denn die Distanz ist verhältnismässig gering, so dass praktisch permanent entweder Kollegen aus Sluknov in der Schweiz oder Schweizer in Tschechien vor Ort sind. Etwas grösser ist die geografische aber auch die kulturelle Distanz zu China. Wir betreiben aber auch hier einen regen Austausch durch gegenseitige Besuche und durch sehr häufige Videokonferenzen. Ausserdem wird der Standort in China von Roger Bitterlin, einem Schweizer Geschäftsführer geleitet, was für das gegenseitige Verständnis durchaus förderlich ist.
Wo holen Sie den Managementnachwuchs und Facharbeiternachwuchs her?
Der Mangel qualifizierten Fachkräften und Spezialisten ist auch für unser Unternehmen eine grosse Herausforderung. Dies trifft auf alle Standorte zu. Neben den üblichen Rekrutierungsmöglichkeiten über die unterschiedlichen Plattformen und Medien versuchen wir aber auch unsere eigenen Mitarbeitenden zu animieren, in ihrem eigenen persönlichen Netzwerk nach geeigneten neuen Kolleginnen und Kollegen für Plaston zu suchen.
Reicht dazu die Schweiz? Wahrscheinlich profitieren Sie wohl auch von Ihrem Firmensitz im Vierländereck?
Das ist richtig – unser Schweizer Standort in Widnau liegt zwar etwas am Rande der Schweiz, dafür reicht unser geografisches „Einzugsgebiet“ jedoch nach Deutschland und Österreich, was durchaus interessant ist. Ausserdem ist das St.Galler Rheintal mit der Nähe zum Bodensee eine äusserst lebenswerte Region.
Selbst während der Finanz- und Wirtschaftskrise schrieb Plaston stets schwarze Zahlen. In den letzten drei Jahren darbte die Plastonaktie jedoch ohne nennenswerte Umsätze an der Berner Börse dahin. Wird sich daran in Zukunft etwas ändern?
Wir leben in einem nach wie vor anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld. Zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise mussten wir einen starken Umsatzeinbruch verkraften, den wir bis heute noch nicht wieder kompensieren konnten. Nur durch schnelle und konsequente Massnahmen zur Kostenreduktion konnten wir dennoch stets profitabel arbeiten. Die letzten Jahre haben wir dazu genutzt, eine noch bessere Basis zur weiteren Entwicklung zu schaffen. So haben wir verstärkt in neue Produkte und in unsere Marken investiert. Und wir haben die Effizienz durch weitere Automatisierungsschritte gesteigert. Ausserdem haben wir in China unseren Standort mit einem neuen Werk ausgebaut. Ich denke wir sind gut für die Zukunft gerüstet, und dies sollte sich auch im Handel mit unserer Aktie wiederspiegeln.
Würde vielleicht ein Aktiensplit bei einer so schwergewichtigen Aktie wie Plaston Sinn machen?
Die Aktie wurde von Anfang an bewusst „schwer“ konzipiert. Ich denke dies wiederspiegelt auch ein wenig die Denk- und Handlungsweise in unserem Unternehmen, welche auf Solidität, Kontinuität und langfristige Entwicklung ausgerichtet ist.
Die EBIT-Marge liegt zurzeit bei bescheidenen 5,6 Prozent. Wo liegt ihr optimistisches Zielband für die nächsten Jahre?
In Anbetracht des aktuellen wirtschaftlichen Umfeldes ist die EBIT-Marge für unser Geschäft sicher nicht allzu schlecht. Dennoch sind wir damit nicht zufrieden und streben eine Verbesserung auf einen hohen einstelligen Prozentwert an.
«Mit dem Wachstum der Mittelschicht in Asien und mit zunehmendem Gesundheitsbewusstsein gepaart mit der enormen Luftverschmutzung sehen wir tatsächlich ein grosses Potenzial für unsere Produkte.»
Markus Bormann, CEO PLASTON Group
Luftreinhaltesysteme, die knapp die Hälfte Ihres Umsatzes machen, litten zuletzt besonders unter dem starken Franken und schlechter Witterung. Sie müssten doch in China oder Asien eine goldene Zukunft haben, wenn man sich die Luftverschmutzungsprobleme in Asien vergegenwärtigt, oder?
Mit dem Wachstum der Mittelschicht in Asien und mit zunehmendem Gesundheitsbewusstsein gepaart mit der enormen Luftverschmutzung sehen wir tatsächlich ein grosses Potenzial für unsere Produkte. Wir haben daher auch speziell im Bereich Luftreinigung mit neuen Produkten begonnen, den Markt stärker zu bearbeiten – und dies mit beachtlichem Erfolg bereits in den ersten paar Monaten nach der Einführung der Produkte.
Macht Ihnen die Wirtschaftskrise in Osteuropa, wo Sie ja in der Division Luftreinhaltesysteme ähnlich gut wie in China gewachsen sind noch Probleme?
Der starke Franken hat unsere Produkte in kurzer Zeit stark verteuert. Dies hat uns in Osteuropa einiges an Umsatz gekostet. Wir haben darauf mit entsprechenden Preisanpassungen reagiert. Allerdings ist das Marktumfeld in Osteuropa nach wie vor recht schwierig.
Die hohen Rohstoffpreise haben Ihren Gewinn um rund ein halbe Million geschmälert. Gibt es denn keine Möglichkeit für Sie, die Rohstoffpreise auf Ihre Kunden überzuwälzen?
Selbstverständlich versuchen wir die Preisschwankungsrisiken für Rohmaterialien an die Kunden überzuwälzen. Die Kunden haben in der Regel auch Verständnis dafür, und in vielen Fällen gibt es entsprechend Preisgleit-Vereinbarungen. Wenn sich die Rohstoffpreise jedoch sehr schnell verändern, wird immer ein gewisses Restrisiko auf Seiten des Lieferanten bleiben.
Rund 66 Prozent Eigenkapitalquote sind sehr gesund. Letztes Jahr haben Sie schon mal dreimal soviel investiert wie im Jahr zuvor. Welches wird in nächster Zeit ihr ambitioniertestes Projekt sein?
Wir haben gerade unser neues Produktionswerk in China fertig gestellt – für uns ein sehr grosses und anspruchsvolles Projekt. Wir werden die Produktoffensive weiter vorantreiben und wir sind auch laufend daran, passende Akquisitionsmöglichkeiten zu prüfen.
Jetzt ist Pollenflugsaison. Wie saisonal ist das Geschäft Ihrer Division Air Treatment Systeme?
Das Luftbehandlungsgeschäft ist für uns ein sehr saisonales Geschäft. Dies liegt aber vor allem daran, dass wir traditionell mit unseren Produkten einen Schwerpunkt in der Luftbefeuchtung haben. Luftbefeuchter sind primär Winterprodukte. Diese Saisonalität möchten wir zukünftig mit neuen Luftreinigern, welche in der Pollensaison oder bei Feinstaubbelastung zur Anwendung kommen, ausgleichen.
«Mit unseren kundenspezifischen Kofferlösungen haben wir unser Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft.»
Was kann man eigentlich in der Geschäftseinheit Industrial Plastic Systems bei Ihrem Umsatzträger Nummer eins, den Plastikkoffern, noch verbessern?
Mit unseren kundenspezifischen Kofferlösungen haben wir unser Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft. Zum einen gibt es in unserem Hauptmarkt, der Elektrowerkzeugindustrie noch diverse grosse und sehr grosse potenzielle Kunde, die wir heute noch nicht beliefern. Dann gibt es interessante Potentiale in andern Industriezweigen, wie beispielsweise der Messgeräteindustrie, die wir durchdringen können. Es gibt Wachstumsmärkte, wie Indien, Südamerika oder auch Russland die wir bisher nicht bearbeitet haben, und wir haben ein Sortiment von eigenen Kofferlösungen, das wir weiter ausbauen möchten. An Ideen, wie wir unser Geschäft weiter ausbauen können, fehlt es mit Bestimmtheit nicht.
Zur Person:
Markus Bormann (16.10.1963) ist im St.Galler Rheintal aufgewachsen. Nach Studium Maschinenbau an der ETH Zürich und einem Nachdiplomstudium an der Uni St. Gallen, war er Produktmanager und Leiter Supply Management bei Leica Microsystems in Heerbrugg. Bei Plaston wurde er im Jahr 2000 Leiter Produktion und Logistik (verantwortlich für die Werke in der Schweiz und Tschechien) und ab 2002 Leiter der Business Unit Industrial Plastic Systems. Seit 2010 ist er CEO der gesamten Plaston Group.
Zum Unternehmen:
Die 1956 gegründete Plaston ist ein Schweizer Unternehmen der Kunststoffverarbeitung mit Sitz in Widnau im Kanton St. Gallen. Sie ist in zwei Unternehmensbereiche aufgeteilt: Air Treatment Systems (ATS), der Luftbehandlungssysteme wie Luftbefeuchter und Luftwäscher herstellt und Industrial Plastic Systems (IPS) für kundenspezifische Kunststoffkoffer in der Elektrowerkzeug- sowie Vermessungsindustrie. Die Luftbehandlungssysteme werden unter den Marken Boneco und Air-O-Swiss verkauft, die Koffer unter der Marke Plaston. Das Unternehmen hat Produktionsstandorte in Widnau, in Sluknov in Tschechien, in Jiaxing in China sowie einen Vertriebsstandort in Naperville in den USA. Plaston beschäftigt rund 380 Mitarbeitende weltweit.