Markus Brütsch, VRP Precious Woods, im Interview

Markus Brütsch

Markus Brütsch, CEO/CFO und VRP Precious Woods. (Foto: PW)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Brütsch, bereits bei unserem letzten Interview war das Betriebskapital ein Thema. Im schwierigen ersten Halbjahr gelang es, dieses um 8.0 Millionen Euro zu reduzieren. Dennoch musste ein negatives EBIT von 3,6 Millionen ausgewiesen werden. Ist diese Kennziffer jetzt auf dem Weg der Besserung?

Markus Brütsch: Die Schaffung von Liquidität war ein vordringliches Thema, da Restrukturierungsmassnahmen zu Geldabflüssen führen und sich eine Erholung des Geschäftsganges noch nicht abzeichnete. Wir haben weniger verkauft, was zu einer Reduktion der Debitorenausstände führte. Aber weitaus wichtiger war die Reduktion des Warenlagers, das sowohl in den Niederlanden wie auch an den Produktionsstandorten vorhanden war. Deshalb wurden die Produktionsmengen reduziert, um den Lagerabbau voranzutreiben. Die Anpassung der Betriebsstruktur auf geringere Verarbeitungsvolumen braucht Zeit, auch wenn die Restrukturierungsmassnahmen im vierten Quartal 2023 eingeleitet wurden. Diese Einflüsse führten zu einem negativen EBIT im ersten Halbjahr 2024. Im dritten Quartal konnten wir auf Stufe EBIT positiv arbeiten, sind also wie angekündigt auf dem Weg der Besserung.

Die Holzlagerhaltung in Holland verursacht weiter hohe Kosten. Gibt es eigentlich Alternativen zu Rotterdam?

Das Warenlager in den Niederlanden wurde bereits erheblich reduziert. Zudem sind wir mit einem Partner im Gespräch, bei dem wir unser Holz lagern können. Damit werden wir geringere Lagerkosten generieren. Aber durch den Lagerabbau reduzierten sich diese Kosten bereits erheblich.

Eine Kapitalerhöhung zur Bilanzsanierung ist jetzt nötig. Wie werden Sie die Darlehensgeber zur Wandlung Ihres Geldes in Vorzugsaktien überzeugen?

Da wir bereits 2023 nicht in der Lage waren, die Zinsen zu bezahlen, was im dritten Quartal 2023 bereits klar war, haben wir unsere Darlehensgeber sehr früh eingebunden. Das Management hat einen Businessplan aufgestellt, bei dem die Restrukturierungsmassnahmen wie auch Projekte eingearbeitet wurden. Wichtig war, aufzuzeigen, dass wir nach der Restrukturierung auch ohne Wachstumsprojekte profitabel wirtschaften können. Dies führte dazu, dass letztes Jahr eine Stillhaltevereinbarung unterzeichnet wurde und die Zinsen für das Geschäftsjahr 2023 gestundet wurden.

«Wichtig war, aufzuzeigen, dass wir nach der Restrukturierung auch ohne Wachstumsprojekte profitabel wirtschaften können.»
Markus Brütsch, VRP Precious Woods

Bei einer hohen Verschuldung, die mehrheitlich aus der Zeit vor 2013 bestand, und keinen positiven Marktaussichten, war es nicht möglich, neue Investoren für eine Refinanzierung zu finden. Zudem fehlte es in der Vergangenheit an Finanzierungsmöglichkeiten, um Wachstumsprojekte zu lancieren. Mit den Darlehensgebern haben wir mögliche Szenarien der Refinanzierung diskutiert. Da sämtliche Darlehensgeber gleichzeitig auch Aktionäre der Gesellschaft sind – sie halten 58.1% der Aktien – konnten wir glücklicherweise eine einvernehmliche Lösung finden. Es galt, gewisse Rechte aufrecht zu erhalten, niemanden zu bevorzugen und die Werthaltigkeit herzustellen. Sämtliche Darlehensgeber sind damit einverstanden und der VR, das Management und andere Aktionäre unterstützen dieses Vorgehen. An der kommenden ausserordentlichen Generalversammlung wird dieser Kapitalerhöhung mit der notwendigen Mehrheit zugestimmt werden. Diese Kapitalerhöhung entlastet das Betriebsergebnis um die Zinsen im Ausmass von rund zwei Millionen, die früher geschuldet wurden. Dies kommt der Gesellschaft und somit allen Aktionären zugute.

Wie sähe der Vorrang der Vorzugsaktien im Falle einer Liquidation aus?

Im Falle einer Liquidation stehen Darlehen im Rang vor den Aktien. Dieses Recht mussten wir verständlicherweise bei der Kapitalerhöhung berücksichtigen. Deshalb werden wir eine zweite Aktienkategorie (die Vorzugsaktie) schaffen, die im Falle einer Liquidation vor den Stammaktien im Ausmass des eingesetzten Kapitals bedient würden. Dieses Szenario dürfte nach der Kapitalerhöhung allerdings kein Thema mehr sein.

«Eine Liquidation dürfte nach der Kapitalerhöhung kein Thema mehr sein.»

Besonders schwierig ist die Lage in Gabun. An den Transportwegen hat es aber diesmal nicht gelegen, oder?

Schwieriger war die Lage in Brasilien, da der Absatz von nicht sehr bekannten Holzarten stärker eingebrochen ist. In Gabun konnten wir trotz massiver Reduktion des Produktionsvolumens fast gleichviel verkaufen wie im ersten Halbjahr 2023. Die angekündigte Preisreduktion auf Treibstoffe erfolgte allerdings verspätet und wird sich im zweiten Halbjahr zeigen. In diesem Zusammenhang hatten wir die erste Restrukturierung bereits im Jahre 2022 eingeleitet und die neuerliche Personalreduktion wurde nicht sofort bewilligt, was zu Verzögerungen und damit Mehrkosten führte.

Letzthin haben auch die hohen Abschreibungen zu einem negativen Betriebsergebnis in Gabun geführt. Welche waren das?

Die Abschreibungen lagen im erwarteten Rahmen. Aus Ersatzinvestitionen, Maschinen die bereits abgeschriebene Maschinen ersetzen, resultieren leicht höhere Abschreibungen, dies ist in Brasilien wie auch in Gabun der Fall. Ausserordentliche Abschreibungen waren nicht notwendig.

Leidet Precious Woods auch an den Verwerfungen des chinesischen Immobilienmarktes? Dort stehen ja mangels Finanzierung etliche Bauruinen herum.

Precious Woods beliefert den Bausektor vor allem in Europa. Der lokale Markt in China setzt nur sehr wenig auf zertifizierte Produkte. Wir liefern unsere nachhaltigen Produkte nach China, die für die Herstellung von Erzeugnissen gebraucht werden, die exportiert werden. Aber auch dort ist die Nachfrage äusserst klein, nicht zuletzt da die Lager sowohl bei den Kunden wie auch den Containerhäfen noch hoch sind.

Von Global Canopy wurde Precious Woods als eines der fünf einflussreichsten Unternehmen im Kampf gegen die Abholzung der Tropenwälder bewertet. Sind Verbraucher bereit, dies durch ein Preispremium anzuerkennen?

Mit unserer über 30-jährigen Vergangenheit der nachhaltigen Forstwirtschaft in den Tropen leisten wir einen grossen Beitrag zum Erhalt der Tropenwälder und wollen dies nach wie vor noch ausbauen, da zu wenige unserem Beispiel folgen. Der Preis für unsere Holzprodukte richtet sich nach dem Weltmarktpreis, jedoch erhalten wir durch unsere zertifizierte nachhaltige Arbeit (Zertifikate von FSC und PEFC) einen kleinen Preisvorteil. Viel wichtiger ist jedoch, dass wir dadurch einen Marktzugang erhalten für Abnehmer, die die Nachverfolgbarkeit und die Nachhaltigkeit nachweisen wollen beziehungsweise müssen. Dies wird in Zukunft noch wichtiger sein, da sich nach Schätzungen der Weltbank der Holzbedarf bis ins Jahr 2050 vervierfachen wird und der Druck der Kunden wie auch der Regierungen grösser sein dürfte, nachhaltig erzeugte Produkte zu verwenden.

«Nach Schätzungen der Weltbank wird sich der Holzbedarf bis ins Jahr 2050 vervierfachen.»

Was bedeutet der Ausgang der US-Wahl nun für die Umwelt? Macht es in den nächsten vier Jahren überhaupt Sinn, sich zusammenzureissen, wenn die zwei grössten Wirtschaftsmächte der Welt um sich schlagen, als gäbe es kein Morgen?

Die USA und China sind die grössten CO2-Emittenten der Welt. Wenn beide Länder ihre Klimaschutzbemühungen zurückfahren, wird dies die globalen Klimaziele gefährden. Viele andere Länder und Regionen, einschliesslich der EU, verfolgen glücklicherweise weiterhin starke Klimaschutzmassnahmen. Es ist entscheidend, dass wir alle weiterhin unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Jede Massnahme zählt, unabhängig von den politischen Entwicklungen einzelner Länder.

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