Markus Ehrle, CEO APG|SGA im Interview

Markus Ehrle, CEO APG|SGA im Interview

Markus Ehrle, CEO APG|SGA. (Foto: APG)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Ehrle, APG|SGA blickt auf ein erfreuliches 1. Halbjahr zurück. Der Umsatz konnte um 2,4 % erhöht werden, der EBIT nahm um 5,5 % und der Reingewinn stieg leicht auf 25,5 Mio Franken. Wie werten Sie den Geschäftsverlauf im ersten Semester?

Markus Ehrle: Trotz anspruchsvollem, makro-ökonomischem Umfeld konnten wir die Verkaufserlöse in der Schweiz um 3.6% steigern. Zu diesem erfreulichen Wachstum haben alle Kundenkategorien, Segmente sowie analogen und digitalen Plakatformate beigetragen. Insbesondere bei den digitalen Angeboten verzeichneten wir eine überdurchschnittliche Entwicklung. Die Kurzfristigkeit beim Buchungsverhalten war aber auch im ersten Halbjahr spürbar. Gleichzeitig ist es uns nochmals gelungen, mit organisatorischen Massnahmen, Prozessoptimierungen und Skaleneffekten den Betriebs- und Verwaltungsaufwand zu reduzieren.

Der Gesamtwerbemarkt in der Schweiz war im ersten Halbjahr rückläufig. Wie konnte sich APG|SGA dem entziehen?

Einerseits haben wir unsere Verkaufs- und Marketingaktivitäten in allen Märkten nochmals intensiviert, ein neues Planungs- und Buchungstools für den KMU-Markt lanciert und die Beratungsqualität weiter optimiert. APG|SGA bietet heute lokal wie auch national ausgerichteten Werbetreibenden ein einzigartiges, integrales und umfassendes Service- und Leistungsangebot, das über 154’000 analoge und digitale Flächen umfasst.

Andererseits vertreten wir mit der Aussenwerbung eine Mediengattung, die mittlerweile ein absolut unverzichtbarer Bestandteil im Media-Mix ist. Denn Out of Home Media bietet eine einzigarte Projektionsfläche im öffentlichen Raum und erreicht dank steigender Wohnbevölkerung immer mehr und immer mobilere Menschen, die in der Schweiz leben. Bedingt durch die Fragmentierung der Medienlandschaft und die sinkenden Reichweiten von Print und TV, ist das Plakat bald das letzte Massenmedium für Botschaften, welche den Abverkauf oder die Bekanntheit steigern oder imagebildend sind.

Wie beschreiben Sie das aktuelle Umfeld im Bereich der Aussenwerbung?

Sowohl das Segment Out of Home Media als auch der Gesamtwerbemarkt unterliegen den bekannten konjunkturellen Schwankungen. Laufende Entwicklungen beobachten wir sehr aufmerksam. Der inter- und intramediale Wettbewerb ist generell gross. Unsere Mitbewerber im klassischen Plakatmarkt sind Clear Channel und viele kleinere Anbieter, die intensiv um Werbebudgets, Konzessionen und Plakatstellen kämpfen. Im Umfeld von digitaler Aussenwerbung – dazu zählen auch Anbieter von kleinformatigen Adscreens und Digital Signage – sind die Angebote weitaus unübersichtlicher, die Anbieter zahlreicher und die Qualität äusserst unterschiedlich. APG|SGA ist aber bei den attraktiven, grossformatigen Digital Out of Home Media-Angeboten an stark frequentierten Premiumstandorten in Bahnhöfen, in Einkaufszentren, in den Bergen und in Citylagen unangefochtene Marktleaderin.

«Bedingt durch die Fragmentierung der Medienlandschaft und die sinkenden Reichweiten von Print und TV, ist das Plakat bald das letzte Massenmedium für Botschaften, welche den Abverkauf oder die Bekanntheit steigern oder imagebildend sind.» Markus Ehrle, APG|SGA

Welchen Marktanteil hat die Aussenwerbung am intermedialen Werbemarkt in der Schweiz?

Laut einer Erhebung von Werbestatistik Schweiz, welche die Netto-Werbeumsätze der Medien umfasst, hat die Aussenwerbung einen Marktanteil von rund 10.2%. Tendenz in den letzten Jahren steigend.

In Serbien, dem einzigen verbliebenen Auslandmarkt der APG|SGA, musste ein Umsatzeinbruch von 22,5 % hingenommen werden. Wie erklärt sich dieser Einbruch und wie sehen Sie die weitere Entwicklung im serbischen Markt?

Währungsdifferenzbereinigt präsentiert sich das Bild um einiges erfreulicher. Die Vergleichsperiode im Vorjahr war überdies durch Wahlen begünstigt, weshalb ein Vergleich nicht relevant ist. Operativ wurden aber auch in Serbien sehr gute Fortschritte erzielt und das Leistungsportfolio, welches im ersten Halbjahr weiter ausgebaut werden konnte, ist sehr attraktiv. Dank der klaren Marktführerschaft und der effizienten, lokalen Organisation leistet «Alma Quattro» einen erfreulichen Beitrag zum Unternehmenserfolg.

Welches sind über die verschiedenen Kanäle hinweg die heutigen Erfolgsfaktoren der Aussenwerbung?

Plakatwerbung – ob analog oder digital – bietet hohe Visibilität ohne saisonale Schwankungen und dies das ganze Jahr hindurch. Zudem sprechen schneller Reichweitenaufbau, kurzfristige Buchungsmöglichkeiten und eine gezielte, lokale Aussteuerung bei ständiger Präsenz während 24 Stunden an 7 Tagen der Woche für Aussenwerbung, die sich zudem durch ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis auszeichnet.

«Die Digitalisierung ist einer der Wachstumstreiber der Industrie.»

APG|SGA klebt jährlich über 2,5 Millionen Plakate an ihre Plakatwände. Der Trend geht aber auch im Bereich der Aussenwerbung hin zu einer zunehmenden Digitalisierung. Welche Vorteile bringt diese mit sich?

Die Digitalisierung ist einer der Wachstumstreiber der Industrie. Digitale Aussenwerbenetze sind insbesondere geeignet, um einen Plakataushang noch schneller und flexibler zu machen. Stehende Sujets und leicht animierte Spots können innerhalb kürzester Zeit ausgetauscht werden und erlauben damit eine perfekte Abstimmung auf Zielgruppen, Standorte und Zeitfenster.

Welche Bedeutung haben ePanels oder eBoards heute bereits für die APG|SGA?

Digitalisierung in der Aussenwerbung macht nur mit qualitativ absolut hochstehenden Werbeträgern an den besten Standorten mit den höchsten Frequenzen Sinn. Damit verbunden sind auch erhebliche finanzielle Investitionen. Dadurch ergibt sich, dass die digitalen Angebote die analogen Formen der Aussenwerbung ergänzen.

Hat die Digitalisierung das grösste Wachstumpotenzial von «Out of Home Media»?

Bis heute liegt der Umsatzanteil der digitalen Werbeflächen an unserem Gesamtumsatz im hohen einstelligen Prozentbereich. Die Entwicklung ist erfreulich. Aber auch die analogen Werbemöglichkeiten, die wir unseren Kunden – in neuen, erfolgreichen Formaten wie beispielsweise dem Startower – anbieten, verfügen über ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis, sind mit flexiblen Buchungsmöglichkeiten höchst effizient und werden auch in Zukunft der wichtigste Umsatzträger für uns sein.

Welche Technologien stehen bei den digitalen Medienträgern im Vordergrund?

Bei den City ePanels in Winterthur beispielsweise handelt es sich um Geräte der neusten Generation, die rund 600 Kilos wiegen. Es sind die ersten digitalen Werbeträger überhaupt, die leicht animierte Spots im öffentlichen Raum in Full-HD-Qualität in der Schweiz zeigen. Die Technologie ist dem TV durchaus ähnlich, aber es gibt drei wesentliche Unterschiede. Erstens: Im Gegensatz zum Fernsehgerät ist das ePanel wetterfest und passt sich dank intelligenten Sensoren dem Umgebungslicht an. Der Screen wird aus Sicherheitsglas von Spezialisten in Europa gefertigt. Für die Hardware und das Design der ePanels zeichnet JCDecaux, weltweit die Nr. 1 im OoH Markt, verantwortlich. Das technische Innenleben mit Player, Prozessor und CMS wird in der Schweiz angepasst. Das Prädikat «swiss finish» gilt für die gesamte Produktion. Zweitens: Die Bewegtbilder werden von Werbetreibenden spezifisch für die Aussenwerbung produziert. Drittens: Dank Inhouse-Monitoring erfahren wir sofort von möglichen technischen Ausfällen, allfällige Defekte werden sofort erkannt und innert wenigen Stunden behoben.

«Digitalisierung in der Aussenwerbung macht nur mit qualitativ absolut hochstehenden Werbeträgern an den besten Standorten mit den höchsten Frequenzen Sinn.»  

Die Reaktionen auf leuchtende, blinkende Anzeigen und bewegte Bilder im öffentlichen Raum sind aber gemischt. Viele Menschen ärgern sich auch darüber oder lassen sich davon ablenken. Wo sehen Sie die Grenzen?

Ausstrahlungen auf City ePanels laufen während 19 Stunden pro Tag. Es liegt in unserem Interesse, dass die mit 100-Ökostrom betriebenen Werbeträger nicht zu grell leuchten. Der Lichteinfluss ist quer gerichtet und hat keinen negativen Einfluss auf den Strassenverkehr. Auch ist die Lichtquelle zu schwach für eine unerwünschte Beeinflussung der Passanten. Die Grenzwerte in der Schweiz für die Lumineszenz sind zudem um das 10-fache geringer als im Ausland. Gezeigt dürfen laut Vorschrift nur leicht animierte Spots oder digitale Standbilder. Unter Einhaltung dieser Rahmenbedingungen ist die Akzeptanz der Bevölkerung sehr gross. Diese zeigen die Resultate einer Befragung durch die Stadt Zürich, welche im Rahmen eines Pilot-Betriebes durchgeführt wurde.

Welche Anforderungen stellen der Medienkonsum auf unzähligen Kanälen und die vielseitigere Produktepalette im Bereich der Aussenwerbung an die Beratungsdienstleistungen, die Planung und die Abwicklung von Kampagnen bei APG|SGA?

Ob im Netz oder als Einzelfläche, das Plakat eignet sich – auf der Strasse, auf Plätzen, an Bahnhöfen und an Flughäfen, im ÖV, am POI/POS, in den Bergen – in verschiedensten Formaten für grosse und kleine Kommunikationsbudgets. Wir bieten selbstverständlich unseren Kunden auf unserer Website den spezifischen Bedürfnissen angepasste, massgeschneiderte Planungs- und Buchungstools an. In erster Linie stehen aber unseren Partnern das Know-how und die Beratungskompetenz unserer über 600 Mitarbeitenden in der ganzen Schweiz zur Verfügung, die unsere gesamte Angebotspalette aus einer Hand anbieten. Der Beweis für diese Leistungsfähigkeit ist die erneute Auszeichnung mit dem Media Trend Award als besten Medienanbieterin des Jahres.

Im Herbst stehen in der Schweiz Parlamentswahlen an. Welchen Effekt erhoffen Sie sich für das APG-Geschäft in der zweiten Jahreshälfte?

Die nach wie vor unsichere Konjunkturlage sowie die anhaltende Kurzfristigkeit der Auftragseingänge führen dazu, dass wir auf eine konkrete Prognose der Geschäftsentwicklung verzichten. Wir sind aber optimistisch, dass wir – auch im Hinblick auf die anstehenden Parlamentswahlen – im weiteren Verlauf den Out of Home Media-Markt erfolgreich prägen und weiterentwickeln können.

Herr Ehrle, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Markus Ehrle übernahm am 01.06.2014 als Chief Executive Officer die Leitung der APG|SGA AG. Vom 01.04.2011 bis 31.05.2014 hatte er innerhalb der APG|SGA die Bereiche Marketing & Business Development verantwortet. Er blickt auf eine langjährige Karriere bei der Publigroupe SA zurück, u.a. als Account Director, Marketing Director und stv. CEO der Publimedia AG sowie in VR-Funktionen bei verschiedenen Tochtergesellschaften (u.a. im Bereich Online). Von 2006 bis 2011 war er bei der NZZ Mediengruppe verantwortlich für den Bereich Werbemarkt & Business Development. Er ist eidg. dipl. Kommunikationsleiter, eidg. dipl. Marketingleiter und Mitglied des Vorstandes des Verbandes AWS Aussenwerbung Schweiz, von SW Schweizer Werbung sowie der IAA International Advertising Association, Swiss Chapter.

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