Markus Gygax, CEO Valiant, im Interview

Markus Gygax

Markus Gygax, CEO Valiant. (Foto: Valiant)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Gygax, Valiant hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahrs deutlich mehr verdient und mit dem Abschluss per Ende September positiv überrascht. Was hat zum guten Resultat geführt?

Rund 80 Prozent unseres Ergebnisses stammt aus dem Zinsengeschäft. Das bedeutet: Wenn wir dort einigermassen mithalten können, stimmt auch unser Ergebnis. Und das haben wir geschafft. Es ist uns gelungen, die Zinsmarge stabil bei 1,10% zu halten und den Zinserfolg zu steigern. Daneben haben wir auch in den anderen Bereichen leicht zulegen können und die Triba Partner Bank hatte auch einen Effekt.

Wie verläuft die Integration der Triba Partner Bank?

Wir kommen gut voran. Wir haben verschiedene Teilprojekte aufgesetzt: Die Übernahmen der Mitarbeitenden und der Geschäftsstellen beispielsweise, die IT, Produkte und Prozesse oder auch die Anpassung des Vertriebs an Valiant. Bisher verläuft die Integration planmässig und ich bin zuversichtlich, dass die Triba bis Mitte 2018 vollständig in Valiant integriert sein wird.

Steht die Übernahme anderer Regionalbanken derzeit zur Diskussion?

Wir sind offen für weitere Übernahmen, falls eine Bank zu Valiant passt. Für eine Hochzeit braucht es aber immer zwei und einen anderen Partner gibt es derzeit nicht.

«Wenn wir  im Zinsengeschäft einigermassen mithalten können, stimmt auch unser Ergebnis.»
Markus Gygax, CEO Valiant 

Auch ohne Triba hat die Valiant die Ausleihungen gesteigert. Sie stiegen um 1,9% auf 22,7 Mrd. Franken. Mit welchen Massnahmen wurde die Wachstumsbeschleunigung erreicht?

Wir haben in den letzten Jahren unsere Vertriebsleistung deutlich verbessert. Das war viel Arbeit und hat für unsere Mitarbeitenden grosse Veränderungen mit sich gebracht. Heute sehen wir, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben. Unsere Kundenberatenden gehen heute viel aktiver auf die Kundinnen und Kunden zu, haben mehr Kundenkontakt und sprechen die Kunden mit unserem standardisierten Beratungsprozess auf verschiedenste Themen an. Ergänzend haben wir unsere 500 Kundenberater intensiv ausgebildet und zertifiziert, damit sie die Retailkunden in allen Themen beraten können.

Sie schreiben in der Medienmitteilung zum Quartalsabschluss, Valiant wolle weiter mit dem Markt wachsen und bei der Zinsmarge um jeden Basispunkt kämpfen. Wie schwierig gestaltet sich dies im tiefen Tiefzinsumfeld?

Das ist sicher eine grosse Herausforderung. Wir haben aber in diesem Jahr bewiesen, dass wir das können. Obwohl wir um jeden Basispunkt kämpfen, gehe ich aber davon aus, dass die Zinsmarge weiter sinken wird. Die neuen Hypotheken schliessen wir im Schnitt zu 1,23% ab, also deutlich tiefer als die auslaufenden.

Das Fed hebt die Leitzinsen schrittweise an, die EZB ziert sich noch. In welchem Zeithorizont rechnen Sie hierzulande mit steigenden Zinsen?

Wir rechnen in unseren wahrscheinlichsten Szenario mit anhaltenden Negativzinsen. Käme es anders, wären wir parat. Wir haben die Zinsänderungsrisiken gut und konservativ abgesichert.

Valiant wird Mitte November eine erste Tranche Covered Bonds in der Höhe von mindestens 150 Mio. Franken emittieren. Was macht diese hypothekarisch gesicherten Wertpapiere für Anleger attraktiv?

Unsere Covered Bonds wurden von Moody’s mit einem provisorischen Triple A geratet – das bestmögliche Rating. Damit erhalten institutionelle Investoren eine neue Anlagealternative im AAA-Bereich. Die Feedbacks, die wir aus dem Markt erhalten, zeigen, dass dies erwünscht und gefragt ist.

«Wir rechnen in unseren wahrscheinlichsten Szenario mit anhaltenden Negativzinsen. Käme es anders, wären wir parat.»

Immer mehr Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte online und suchen nur mehr selten einen Bankschalter auf. Diejenigen, die es trotzdem noch tun, werden in Valiant-Geschäftsstellen vermehrt einem Video-Berater gegenüberstehen. Wie sind die ersten Erfahrungen mit der «digitalen Valiant»?

Da muss ich klarstellen: In allen unseren 90 Geschäftsstellen werden auch weiterhin Kundenberatende vor Ort sein. Die lokale Verankerung von Valiant und ihren Mitarbeitenden bleibt erhalten. Video werden wir den meisten Filialen nur für den Empfang einsetzen. Das heisst, wenn die Kunden eintreten, werden sie per Video begrüsst und unterstützt. Wir haben derzeit mit Brugg erste eine solche Geschäftsstelle. Das Modell funktioniert gut, aber gross sind unsere Erfahrungen noch nicht. Im Verlauf des Novembers folgt Morges und danach weitere Standorte im 2018. Dann können wir mehr sagen.

In welchen Ausbauschritten sollen die Filialen digitalisiert werden?

Wir führen heute 90 Geschäftsstellen mit klassischen Bankschaltern. Bis in fünf Jahren werden wir noch rund 20 Hauptgeschäftsstellen nach diesem Modell haben. Die restlichen Standorte bleiben erhalten, setzen aber den Fokus auf die Kundenberatung und nicht auf den Schalter. Dort sind weiterhin fast alle Dienstleistungen erhältlich und erst noch den ganzen Tag, also deutlich länger als heute.

«In alle unseren 90 Geschäftsstellen werden auch weiterhin Kundenberatende vor Ort sein. Die lokale Verankerung von Valiant und ihren Mitarbeitenden bleibt erhalten.»

Valiant im laufenden Jahr elf neue Vollzeitstellen geschaffen. Ihre Wachstumsstrategie sieht einen weiteren Anstieg des Personalbestands vor. Nach welchem Zeitplan wollen Sie weitere Filialen in der Schweiz eröffnen?

Wir wollen jedes Jahr zwei zusätzliche Geschäftsstellen in neuen Marktgebieten eröffnen. Nach Morges folgen im kommenden Jahr Vevey und Nyon. Ab 2019 machen wir den Schritt in die Nord- und Ostschweiz mit Wil, St. Gallen, Frauenfeld und Rheinfelden. Wir wollen in einigen Jahren in grösseren Agglomerationen vom Genfersee bis Bodensee präsent sein.

Welche weiteren Digitalisierungsprojekte treibt Valiant voran?

Die Digitalisierung ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie. Sie unterstützt uns, das Finanzleben der Kunden zu vereinfachen. Nachdem wir dieses Jahr unsere neue Website lanciert haben, werden wir 2018 unser E-Banking modernisieren und mit einem persönlichen Finanzassistenten ergänzen. Zudem wollen wir beim Kundenkontakt weitere Fortschritte machen – beispielsweise mit einer Online-Terminvereinbarung- Hauptsächlich für die KMU werden wir die Finanzbuchhaltung mit weiteren digitalen Elementen vereinfachen.

Herr Gygax, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Markus Gygax ist seit dem 18. November 2013 CEO der Valiant Bank. Vor seiner Zeit bei Valiant war Markus Gygax von 2008 bis 2013 als Leiter der Division Retail und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Banque Cantonale Vaudoise tätig. Von 2002 bis 2008 war er Leiter Distribution und Geschäftsleitungsmitglied bei PostFinance. Zwischen 1987 und 2002 war Markus Gygax ausserdem in verschiedenen Funktionen unter anderem für den Schweizer Bankverein, die heutige UBS, tätig.

Markus Gygax studierte nach einer Bankausbildung Betriebsökonomie an der HWV Zürich und verfügt über ein eidgenössisches Diplom als Marketingleiter und einen MBA-Abschluss der Universitäten St. Gallen, Vlerick (Belgien) und Nyerode (Niederlande) mit Fokus auf Management von Banken und Versicherungen.

Über Valiant
Valiant ist eine unabhängige, ausschliesslich in der Schweiz tätige Retail- und KMU-Bank. Sie bietet Pri-vatkunden und KMU ein umfassendes, einfach verständliches Angebot in allen Finanzfragen. Mit ihren 90 Geschäftsstellen ist Valiant in folgenden elf Kantonen lokal verankert: Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Jura, Luzern, Neuenburg, Solothurn, Waadt und Zug. Zudem ist sie dank innovati-ven, digitalen Dienstleistungen in der ganzen Schweiz präsent. Valiant hat eine Bilanzsumme von 27,2 Milliarden Franken und beschäftigt rund 1000 Mitarbeitende.

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