Markus Gygax, CEO Valiant. (Foto: Valiant)
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Gygax, die Valiant Bank blickt auf ein erfolgreiches 1. Quartal zurück. Wie ist es gelungen, trotz der weiter gesunkenen Zinsen den Gewinn um 17% auf 23,4 Mio und das operative Ergebnis sogar um 24% auf 70,4 Mio Franken zu steigern?
Unser Vertrieb hat die Philosophie „Ertrag vor Volumen“ ausgezeichnet umgesetzt. Wir konnten den Zinsertrag durch ein gutes Aktivgeschäft und ein aktives Management der Liquidität einigermassen halten. Der Zinsaufwand wurde seit dem Vorjahresquartal unter anderem durch die Bereinigung von Sonderkonditionen für Grosskunden deutlich gesenkt. Und schliesslich konnten wir unsere Kosten und Abschreibungen weiter senken.
Der Druck auf die Zinsmarge hat sich weiter verschärft. Wie zeigte sich dies im Hypothekar- oder im KMU-Kreditgeschäft?
Auslaufende Festhypotheken und KMU-Kredite sowie Neugeschäfte wurden im ersten Quartal 2016 zu deutlich tieferen Zinsen abgeschlossen als in den letzten Jahren.
Von welcher Entwicklung gehen Sie im weiteren Jahresverlauf aus?
Wir gehen ganz generell von einem leicht besseren Jahresergebnis als 2015 aus. Konkrete Zahlen nennen wir keine.
«Für uns ist diese Online-Kontoeröffnung eine ausgezeichnete Chance, unsere Dienstleistungen schweizweit anzubieten.»
Markus Gygax, CEO Valiant
Valiant bietet seit kurzem als erste Schweizer Bank eine Online-Kontoeröffnung an. Der Kunde kann also ohne persönliches Erscheinen ein Konto bei Ihnen eröffnen. Wie sind die ersten Erfahrungswerte?
Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv: In den ersten drei Wochen haben rund 100 Neukunden online ein Konto eröffnet. Für uns ist diese Online-Kontoeröffnung eine ausgezeichnete Chance, unsere Dienstleistungen schweizweit anzubieten.
Wie gross schätzen Sie für Valiant das Potenzial der neuen Dienstleistung ein?
Das Potenzial ist gross: Valiant ist aktuell in elf Schweizer Kantonen physisch mit Geschäftsstellen präsent. Mit der Online-Kontoeröffnung sind wir auf einen Schlag schweizweit tätig. Diese digitale Präsenz geht einher mit einer Ausweitung der physischen Präsenz. Mittelfristig wollen wir eine Schweizer Bank sein, die auf der Achse Bodensee bis Genfersee präsent ist. Und die mit ihrem Markenversprechen „Einfachheit“ den Kunden einen klaren Mehrwert bietet.
«Wir vereinfachen für unsere Kunden das Komplexe und reduzieren es auf das Wesentliche: mit einem überschaubaren Angebot, unkomplizierten Lösungen und klaren Prozessen.»
Stichwort Mehrwert: Valiant setzt dort auf die Digitalisierung, wo sie glaubt, dass die Dienstleistungen einen Mehrwert generieren und das Leben der Kunden einfacher macht. Wie haben sich denn die Erwartungen und Bedürfnisse der Kunden verändert?
Die Erwartungen der Kunden sind – auch aufgrund der verfügbaren Kanäle – gestiegen. Das Leben bietet zwar unzählige Möglichkeiten, gleichzeitig ist es aber auch komplexer geworden. Das gilt speziell für Finanzthemen. Doch nicht jeder hat die Zeit oder das Interesse, sich damit auseinanderzusetzen. Hier nehmen wir unsere Aufgabe wahr: Wir vereinfachen für unsere Kunden das Komplexe und reduzieren es auf das Wesentliche: mit einem überschaubaren Angebot, unkomplizierten Lösungen und klaren Prozessen.
Die Digitalisierung ist ein laufender Prozess und die Entwicklung wird noch lange nicht abgeschlossen sein. Welche Bedürfnisse und Regeln werden Ihrer Meinung nach aber auch in einigen Jahren noch Ihre Gültigkeit haben?
Für mich sind es drei Aspekte: Vertrauen, eine starke Marke und Menschen, die es schaffen, den Kunden die komplexe Welt einfach zu erklären. Diese Komponenten werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen – unabhängig davon, wie rasch die Digitalisierung voranschreitet.
Seit gut einem Jahr läuft die Mobile Banking-App von Valiant. Wie ist das Feedback der Kunden?
Das Feedback ist sehr gut. Die Lancierung der App war ein Erfolg, sie wurde bereits über 26‘000 Mal heruntergeladen. Aktuell gehen rund 22% aller Logins in unser ebanking über die App.
Die Online-Kontoeröffnung hat Valiant mit ihrer strategischen Partnerin Swisscom realisiert, die diesen Service auch anderen Finanzdienstleistern und in anderen Branchen anbieten will. Wie wichtig ist die Swisscom für Sie hinsichtlich der Entwicklungen in der Digitalisierung?
Ich formuliere es so: Wichtig ist für Valiant, sich auf ihre Kernkompetenzen zu fokussieren und bei nicht-bankspezifischen Themen mit starken Partnern zusammen zu arbeiten. Swisscom ist ein starker Partner, mit dem wir gerne zusammenarbeiten. Aber Swisscom ist nicht unser einziger Partner.
Wann startet das ebenfalls mit der Swisscom entwickelte KMU-Portal?
Das KMU-Portal startet am 16. Mai und vereinfacht das Finanzleben der KMU fundamental.
«Bis 2020 werden wir rund 10% unseres Geschäftserfolges, das sind etwa 15 Millionen Franken jährlich, in die Weiterentwicklung von Valiant investieren.»
Welche Möglichkeiten sehen bei digitalen Dienstleistungen im Anlage- und Finanzierungsbereich aus?
Auch hier wird es darum gehen, Möglichkeiten zu finden, die das Finanzleben der Kunden vereinfachen. Wenn es allerdings bei den digitalen Angeboten, zum Beispiel bei den Hypotheken, nur darum geht, einen Preiskampf auszutragen, wollen wir nicht mitmachen. Wir sind daran interessiert, Lösungen zu finden, die den Kunden einen Mehrwert bieten.
Wie viel wird Valiant in den kommenden Jahren in die Digitalisierung investieren?
Bis 2020 werden wir rund 10% unseres Geschäftserfolges, das sind etwa 15 Millionen Franken jährlich, in die Weiterentwicklung von Valiant investieren. Das beinhaltet die Digitalisierung, aber auch Investitionen in Menschen – in Form von Neuanstellungen und Weiterbildungen – in unsere Marke und den Ausbau der physischen Präsenz.
Bei den digitalen Bezahlsystemen setzt Valiant auf TWINT. Nun wird darüber diskutiert, die Lösungen TWINT und Paymit zusammenzuführen. Würde diese Lösung aus Ihrer Sicht Sinn machen?
Wir haben immer gesagt: für uns ist eine Schweizer Lösung zentral. Am liebsten eine Lösung, die möglichst viele Endkunden anspricht. Wenn sich TWINT und Paymit zusammentun, sehen wir grosse Chancen, diese Ziele zu realisieren.
Die zunehmende Digitalisierung führt zu weniger persönlichen Kontakten. Wie schwierig ist diese Gratwanderung in einem Geschäft, das ja auch von Vertrauen und Diskretion lebt?
Für mich ist klar: auch in Zukunft gibt es nicht das entweder oder, sondern nur das sowohl als auch. Der Kunde will schnell auf Bankdienstleistungen Zugriff haben – digital und ortsunabhängig. Er will aber auch die Möglichkeit haben für eine persönliche Beratung von Mensch zu Mensch. Vertrauen bleibt bei beiden Formen das oberste Gut.
Herr Gygax, wir bedanken uns für das Interview.
Zur Person:
Markus Gygax ist seit dem 18. November 2013 CEO der Valiant Bank. Vor seiner Zeit bei Valiant war Markus Gygax von 2008 bis 2013 als Leiter der Division Retail und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Banque Cantonale Vaudoise tätig. Von 2002 bis 2008 war er Leiter Distribution und Geschäftsleitungsmitglied bei PostFinance. Zwischen 1987 und 2002 war Markus Gygax ausserdem in verschiedenen Funktionen unter anderem für den Schweizer Bankverein, die heutige UBS, tätig.
Markus Gygax studierte nach einer Bankausbildung Betriebsökonomie an der HWV Zürich und verfügt über ein eidgenössisches Diplom als Marketingleiter und einen MBA-Abschluss der Universitäten St. Gallen, Vlerick (Belgien) und Nyerode (Niederlande) mit Fokus auf Management von Banken und Versicherungen.