von Sandra Willmeroth
Die R&S Group firmiert als ein „Premium-Anbieter von unternehmenskritischen Energiekomponenten“. Was kann sich der Laie darunter vorstellen?
Die R&S Group ist ein etablierter Technologie- und Qualitätsführer im Bereich Transformatoren sowie ergänzender elektrischer Produkte insbesondere im Nieder- und Mittelspannungs-, aber auch im Hochspannungssegment. Unsere Transformatoren spielen eine Schlüsselrolle in der Energieversorgung. Wenn Energie erzeugt, umgewandelt und transportiert werden muss benötigt es unsere Öl- und Giessharz-Transformatoren.
Welche Bedeutung hat Rauscher & Stoecklin heute innerhalb der R&S Group?
Rauscher & Stöcklin ist ein wichtiger und erfolgreicher Pfeiler der R&S Group. Der Geschäftsbereich stellt Verteilertransformatoren, insbesondere für industrielle Netze her. Die Produkte sind für Kunden interessant, die etwa in den Schweizer Verteilnetzen eine einfache Wartung bei kleinsten Abmessungen und geringstem Gewicht wünschen. Zudem bietet Rauscher & Stöcklin auch hermetisch dichte Transformatoren für den Exportmarkt an.
Wird auch in Zukunft am Standort Sissach festgehalten? Im Vergleich zu den anderen Unternehmensstandorten in Polen, Italien und den Vereinigten Arabischen Emiraten dürfte dieser doch eher teuer sein?
Ja, der Standort spielt auch in Zukunft eine zentrale Rolle. Auch als Produktionsstandort. Wir bedienen mit Rauscher & Stöcklin viele Schweizer Kunden. Diese fordern nebst höchster Qualität und Zuverlässigkeit oftmals auch sehr kundenspezifische Lösungen. Dies können wir aus der Schweiz heraus bestens anbieten. Zudem agieren wir hierbei oft auch als Gesamtlösungsanbieter. Wir haben deshalb letztes Jahr unsere Kapazitäten am Standort Sissach weiter ausgebaut.
Die R&S Group Holding AG hat jüngst ihren ersten Geschäftsbericht als börsenkotiertes Unternehmen veröffentlicht. Konnten Sie die Erwartungen der Aktionäre erfüllen?
Wir durften ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 präsentieren, verbunden mit einem zuversichtlichen Ausblick für 2024 der weiteres Wachstum bei einer attraktiven Profitabilität in Aussicht stellt. Wir haben die uns gesetzten Ziele erreicht.
«Wir blicken auf ein gutes Geschäftsjahr 2023 zurück und sind zuversichtlich aufgrund der Dynamik in unseren Endmärkten die gesetzten Ziele für 2024 zu erreichen».
Markus Laesser, CEO R&S Group
Sie wollen den Aktionären die Schaffung eines Kapitalbandes zwischen 95% und 120% des aktuellen Kapitals vorschlagen. Was sind die Gründe dafür?
Unser Fokus liegt auf organischem Wachstum. Wir wollen uns aber die Möglichkeit offenhalten, um bei einer attraktiven Opportunität selektive Zukäufe zur Konsolidierung des Marktes oder Beschleunigung des Wachstums in neuen regionalen Märkten tätigen zu können. Das Kapitalband gibt uns die hierfür notwenige Flexibilität.
R&S Group will durch Akquisitionen wachsen. Welche Märkte oder Technologien sind diesbezüglich besonders interessant?
2023 sind wir erfolgreich in den deutschen und in die nordischen Märkte eingestiegen und konnten erste bedeutende Kundenprojekte gewinnen. Hier wollen wir anknüpfen und weiterwachsen. Diese Märkte sind für uns attraktiv. Aber auch im Osten Europas bieten sich vielfältige Chancen. Grundsätzlich sehen wir in allen Märkten in den wir uns engagieren noch weiteres Potential. Und wir können uns vorstellen, in neuen Segmenten oder innerhalb unseres Produktportfolios zu wachsen.
R&S Group ist auf die Herstellung von Transformatoren spezialisiert, wie können diese dazu beitragen, die Energiewende zu schaffen, Stichwort Dezentralisierung?
Der Bedarf an Elektrizität wird langfristig steigen und die Performance der Netze wird entsprechend beansprucht. Denken sie beispielsweise an e-Mobility, Urbanisierung, Wärmepumpen, Datenzentren oder die vielen Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien wie Wasser, Wind oder Sonne. Auch neue Technologien wie KI benötigen viel Strom. Es findet eine fortschreitende Elektrifizierung statt, die durch Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Modernisierung der Stromnetzte beschleunigt wird. Elektrizität wird dabei zunehmend fernab vom Endabnehmer produziert und muss mehrmals umgewandelt, transportiert und verteilt werden. Wir leisten mit unseren Transformatoren einen wichtigen Beitrag, damit dies möglich ist.
«Unsere Transformatoren kommen zum Einsatz, wenn Energie erzeugt, umgewandelt und transportiert werden muss. Dies ist der immer öfter der Fall da Elektrizität zunehmend fernab vom Endabnehmer produziert wird.»
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für den Sektor Energieversorgung. Inwiefern tragen die Produkte und Dienstleistungen der R&S Group zur Transformation der Wirtschaft in Sachen Dekarbonisierung und der Erreichung der Klimaziele bei?
Einerseits unterstützen wir mit unseren Produkten die Energiewende. Andererseits sehen wir uns in Bezug auf Nachhaltigkeit auch als Vorreiterin in der Industrie. So arbeiten wir etwa an der Entwicklung alternativer Materialien zur Isolation und Kühlung, um die Produkte nachhaltiger zu machen, oder an einem Kreislaufwirtschaftsansatz. Über 80% der in unseren Transformatoren verwendeten Materialien sind recyclingfähig. Der relative Nachhaltigkeitsvorteil unserer Produkte ist auch bei Kunden, die ein besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit legen ein Wettbewerbsvorteil.
Denken Sie, wir werden das Netto-Null Ziel früh genug, d.h. vor dem ersten Kipppunkt erreichen?
Wir sind bestrebt, mit unseren Technologien und Produkten einen wichtigen Beitrag zu leisten, damit die Energiewende rasch und wirkungsvoll vorankommt. Es ist diesbezüglich viel Dynamik im Markt spürbar. Das Bewusstsein für eine moderne Energienetzinfrastruktur ist stark gestiegen. Wie rasch die entsprechenden Ziele umgesetzt werden können, ist jedoch schwierig zu prognostizieren.
«Wir sind bestrebt, mit unseren Technologien und Produkten einen wichtigen Beitrag zu leisten, damit die Energiewende rasch und wirkungsvoll vorankommt.»
Wie nachhaltig ist die R&S Group selbst aufgestellt und wie werden ESG-Kriterien intern umgesetzt?
Wir arbeiten täglich daran besser zu werden und arbeiten hierbei an einer Vielzahl von Projekten. Unsere Projekte sind gruppenweit orientiert und werden durch spezifische Massnahmen an den einzelnen Standorten ergänzt. Kürzlich konnten wir in Italien eine ESG spezifische ISO-Zertifizierung erhalten.
Sie haben bereits viele Erfahrungen in anderen Unternehmen der Branche gesammelt. Was unterscheidet R&S Group von den Mitbewerbern?
Was uns auszeichnet ist unser kollaborativ arbeitendes Team. Wir haben gelernt rasch auf spezifische Kundenwünsche einzugehen und dabei gemeinsam an einem Strick zu ziehen. Unsere Mitarbeitende verfügen über viel Erfahrung und Technologiekompetenz. Diese Kombination von Teamspirit, Kompetenz und Kundenfokus zeichnet uns aus. Entscheide sollen möglichst nahe am Markt und beim Kunden gefällt werden.
Was sind ihre persönlichen Erfahrungen und Leitprinzipien als Führungskraft?
Wir als Management Team führen durch Empowerment der Mitarbeitenden, dadurch sollen Entscheide innerhalb der gegebenen Linien gefällt werden, Fehler dürfen daher auch gemacht werden. Nur wer entscheidet, macht allenfalls auch mal Fehler und lernt. Dadurch werden wir zu einer lernenden Organisation. Wir fördern und fordern, geben das Was vor, aber nicht das Wie. Damit motivieren wir unsere Mitarbeitenden, selbst Wege zu finden und das jeweilige Potential auszuschöpfen oder sich weiterzuentwickeln. Damit verhindern wir auch Bottlenecks und vor allem – wir bleiben agil!