Markus Voegeli, CEO Charles Vögele

Markus Voegeli

Markus Voegeli, CEO Charles Vögele. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Voegeli, Charles Vögele hat im 1. Halbjahr erneut einen Umsatzrückgang verzeichnet (- 4%). Sind Sie mit diesem Resultat angesichts noch viel deutlicherer Umsatzeinbussen bei Konkurrenten dennoch einigermassen zufrieden?

Markus Voegeli: Mit einem Verlust von 21 Mio Franken können wir nicht zufrieden sein. Wir haben erste Fortschritte gemacht – aber wir sind noch nicht am Ziel.

Einzelne Anbieter haben nach einem meteorologisch miserablen Frühjahr den Ausverkauf vorgezogen und massive Rabatte gewährt. Wie gross war die Versuchung, auf diesen Zug aufzuspringen?

Selbstverständlich beobachtet man den Markt und prüft verschiedene Massnahmen. Aber wir haben uns durch die frühen Preisnachlässe nicht verunsichern lassen. Die Versuchung war gross, wir haben ja in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen auch oft über den Preis reagiert. Wir haben den Ausverkauf plangemäss erst im Verlauf vom Juni gestartet – so profitierten wir von besseren Margen.

Trotz tieferer Umsätze konnten Sie den Bruttogewinn steigern. Der Betriebsverlust konnte eingedämmt werden und auch der Konzernverlust wurde deutlich reduziert. Das Anfang Jahr erarbeitete Turnaround-Konzept scheint zu greifen. Welches sind dessen Hauptpunkte?

Ziel des Turnaround-Konzepts ist eine nachhaltige Ergebnisverbesserung sicher zu stellen. Dabei fokussieren wir auf ein enges Performance-Management sowie eine verstärkte Ausrichtung auf die Märkte und unsere Kunden. Um trotz unseres diversifizierten Filialportfolios gut auf die unterschiedlichen Marktbedürfnisse eingehen zu können, wird die Filial-Formatstrategie überarbeitet. Auch setzen wir wesentliche Änderungen und Verbesserungen in der operativen Warensteuerung um.

Daneben wurden eine Vielzahl umsatzorientierter Sofortmassnahmen definiert und weitere Kostenpotenziale identifiziert. Auch prüfen wir aktuell verschiedene Initiativen zur Steigerung der Marketingeffizienz und wir werden in der zweiten Jahreshälfte unsere Werbekampagne anpassen. Um rasch voranzukommen und unser Vorgehen kontinuierlich kritisch zu überprüfen, arbeiten wir auch gezielt mit Fachexperten zusammen.

«Ich gebe keine Prognose ab, bis wann wir wieder profitabel sind.»
Markus Voegeli, CEO Charles Vögele

Wann wird dies alles zu Wachstum und letztlich auch wieder Gewinn führen?

Ich gebe keine Prognose ab, bis wann wir wieder profitabel sind. Für das laufende Geschäftsjahr rechnen wir mit einem deutlich verbesserten Betriebsergebnis.

In Ungarn gelang es ebenso wie in der Region Benelux, den Nettoumsatz zu steigern. Während der Rückzug aus Polen und Tschechien im Gang ist, ist noch nicht klar, ob Charles Vögele in Ungarn bleibt. Wann ist mit einem Entscheid zu rechnen?

Ungarn werden wir im Herbst noch einmal überprüfen. Die bestehende Länderorganisation bleibt unverändert.

Sie haben die operative Leitung seit letzten September inne und wurden Mitte August als CEO bestätigt. Wie stellt sich die Doppelbelastung CEO / CFO für Sie dar? Wo liegen für Sie die Vorteile, wo die Nachteile?

Wir haben bewusst die Komplexität in der Führungsorganisation weiter reduziert. Neu unterstehen mir als CEO/CFO des Unternehmens alle Bereiche, die das Performance-Management und die Ressourcenplanung verantworten. Dazu zählen unter anderem das Controlling, die IT und das Human Resources. Der Chief Sales Officer (CSO) verantwortet die Führung sämtlicher Länderorganisationen und neu auch des Marketings der Charles Vögele Gruppe. Er stellt eine einheitliche und umfassende Kundenkommunikation – von der Werbung bis hin zur Präsentation der Waren auf der Fläche – sicher. Im Verantwortungsbereich des Chief Purchasing Officer (CPO) schliesslich liegen die Kollektionsentwicklung, die Beschaffung und neu auch die Verteilung der Ware. Diese Struktur erlaubt es uns, klare und auch umfassende Verantwortungen zu definieren sowie die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen zu vereinfachen.

«Die Migros ist Aktionärin und nicht in das operative Geschäft von Charles Vögele eingebunden.»

Sie haben die wichtigen Funktionen Verkaufschefs und des Einkaufschefs mit Matthias Wunderlin und Beatrice Grünwald neu besetzt und verfügen somit ab dem 4. Quartal wieder über eine komplette Führungsequipe. Ein Zeichen der Normalisierung bei Charles Vögele?

Ja, wir sind sehr froh, dass wir mit Matthias Wunderlin einen erfahrenen Einzelhandelsprofi für Charles Vögele gewinnen konnten und mit Beatrice Grünwald eine erfahrene Modefachfrau, die den Charles Vögele Zielkunden sowie das Unternehmen bestens kennt.

Matthias Wunderlin kommt vom Grossaktionär Migros. Einfach nur Zufall?

Matthias Wunderlin hat denselben Rekrutierungsprozess wir andere potenzielle Kandidaten durchlaufen. Die Migros ist Aktionärin und nicht in das operative Geschäft von Charles Vögele eingebunden.

Charles Vögele hat in den letzten Jahren mehrfach versucht, sein Image zu verändern. Welches Zielpublikum spricht das Sortiment heute an?

Charles Vögele bietet Mode für die ganze Familie – mit Ausnahme von Babysachen. Der Hauptfokus liegt nach wie vor auf unseren Kundinnen und Kunden, die gerne modisch gekleidet sein möchten, Wert auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und eine kompetente Beratung legen.

Die Konkurrenzsituation verschärft sich derweil immer mehr. Wie wollen Sie sich von der Konkurrenz abheben?

Wir heben uns durch die Beratungskompetenz unserer Filialmitarbeitenden und einem für unseren Zielkunden attraktiven Sortiment ab.

Sie haben eingangs eine neue Werbekampagne angesprochen. Wie will sich Charles Vögele seinen Kundinnen und Kunden in Zukunft präsentieren?

Bei unserer nächsten Werbekampagne steht wieder das Produkt im Vordergrund und unser gutes Preis-Leistungsverhältnis. Mehr möchte ich aber zu neuen Kampagne noch nicht verraten.

Herr Voegeli, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Markus Voegeli (Jg. 1961) seit 28. September 2012 Chief Executive Officer (CEO), zuerst ad interim, seit Mitte August 2013 definitiv, Schweizer, lic. oec., publ. Seit Oktober 2009 Chief Financial Officer der Gruppe.

Vor seiner Tätigkeit als unabhängiger Berater im Finanzbereich von 2004 bis 2008 CFO der Valora Gruppe, von 2000 bis 2004 CFO und zuletzt CEO des Start-up-Unternehmens Mediservice AG.

Vor dieser Zeit war er während 13 Jahren in verschiedenen Gruppengesellschaften der Swissair, u.a. als Finanzchef der Nuance Global Traders in Australien und Asien, tätig.

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