Martin Jucker, Mitinhaber Jucker Farm AG
Martin Jucker, Mitinhaber Jucker Farm AG. (Foto: Daniel Kellenberger)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Jucker, die Jucker Farm Erlebnisbauernhöfe sind mit dem MILESTONE Tourismuspreis der htr hotel revue und hotelleriesuisse ausgezeichnet worden. Dazu herzliche Gratulation. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Martin Jucker: Es ist eine grosse Ehre, in der Tourismus-Branche als Bauer zu oberst zu stehen. Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
In nur 15 Jahren haben Sie und Ihr Bruder Beat den elterlichen Bauernhof in Seegräben und den Bächlihof in Rapperswil-Jona zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Schweiz gemacht. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Am Anfang war ein Bauernhof, und dann kam der Kürbis. Der Rest ist eine Aneinanderreihung von unzähligen Projekten und Innovationen im Grossen und Kleinen, welche zu diesem Erfolg beigetragen haben.
Wie umschreiben Sie die Philosophie des Unternehmens?
Einfach, Freude, Schaffen, für Generationen.
«Wir orientieren uns konsequent an der Marktwirtschaft und nicht an den planwirtschaftlichen Vorgaben der Ämter.»
Martin Jucker, Mitinhaber Jucker Farm AG
Sie gelten als Pioniere der professionell vermarkteten Erlebnis-Landwirtschaft. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Wir orientieren uns konsequent an der Marktwirtschaft und nicht an den planwirtschaftlichen Vorgaben der Ämter. Konsequenterweise arbeiten wir ohne den Erhalt von Direktzahlungen.
Der ÖpfelGarte, Kürbisausstellungen, Weihnachtsmarkt, Strohfestival, Bauernhofolympiade, etc: Wie entwickeln Sie ständig neue Ideen, um die Besucher bei Laune zu halten und neue Zielgruppen anzusprechen?
Ideen werden sehr viele an uns herangetragen, von allen Seiten. Wir sind vor allem dafür da, diese umzusetzen und zum Erfolg zu führen.
Die Jucker Farm AG beschäftigt mittlerweile 150 Mitarbeitende. Sie empfangen jährlich 800’000 Besucher und erwirtschaften einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich. Wo sind die Grenzen des Wachstums?
Wer in Grenzen denkt, hat auch im Handeln Grenzen. Innovationen finden immer auf der anderen Seite der geistigen Grenze statt. Wachstum ist gut, wenn es Sinn macht, muss aber nicht sein. Uns interessiert nur, wie wir das Unternehmen für die nächsten Generationen auf ein solides Fundament stellen.
Zumindest verkehrstechnisch stossen Sie – vor allem während der Kürbisausstellungen in Seegräben – an Grenzen. Diese möchten Sie mit einer Seilbahn vom Bahnhof Aathal nach Seegräben überwinden. Wie präsentiert sich das Projekt und welchen Zeitplan verfolgen Sie dabei?
Das Projekt ist technisch nicht sehr anspruchsvoll und sowohl ökonomisch als auch ökologisch eine hervorragende Lösung. Das Projekt hat diverse Ämter und politische Prozesse zu überstehen. Eine Prognose ist fast unmöglich. Zehn Jahre sind aber schnell vorbei.
2012 wurden 550 Hof-Events durchgeführt, davon waren 300 Firmenanlässe. Wie individuell können diese gestaltet werden?
Alle diese HofEvents sind massgeschneiderte Events für Firmen und Private. Diese Kategorie definieren wir intern für Gruppen ab 20 Personen, und wir haben in Jona Platz für bis zu 1‘500 Personen pro Gruppe.
«Wir sind sehr daran interessiert, im Zürcher Oberland eine aktive Hotellerie anzusiedeln.»
Sie bieten nicht nur Seminar-Räume an, Sie veranstalten neu auch selber Erlebnis-Seminare. Zu welchen Themen?
Das Seminargeschäft ist für uns neu. Wir vermieten Räume und Welten. Unsere Erlebnishöfe bieten vielerlei Möglichkeiten, zusammen mit der Natur Themen wie Kreativität, Führungskompetenz, Persönlichkeitsentwicklung zu bearbeiten. Dabei unterstützen wir unsere Gäste sehr individuell und greifen dafür auch auf externe Spezialisten zurück.
Haben Sie schon daran gedacht, auch Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten, also ins Hotelgewerbe einzusteigen?
Ja, wir sind aber schon sehr vielseitig und suchen nicht neue Branchen. Wir sind sehr daran interessiert, im Zürcher Oberland eine aktive Hotellerie anzusiedeln. Das Potenzial ist riesig.
Letzte Frage. Als was würden Sie sich heute bezeichnen: Landwirt, Unternehmer, Event-Manager?
Spargelbauer, Kürbisbauer, Obstbauer und Touristiker haben Sie noch vergessen … Ich definiere mich mit dem, was ich mache und nicht, wie ich bezeichnet werde.
Herr Jucker, herzlichen Dank für das Interview.