Martin Reber, CEO Limmex
Martin Reber, CEO Limmex AG. (Bild: Limmex)
Von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Reber, Sie sind seit Mitte Juli CEO von Limmex. Was hat Sie an der neuen Herausforderung gereizt und mit welchen Zielsetzungen haben Sie den Job angetreten?
Martin Reber: Die Firma Limmex AG entwickelt, produziert und Vertreibt eine Notrufuhr, die innovative Technik mit hervorragendem Design verbindet. Wir haben ein überzeugendes Produkt und die Firma steht vor einer Expansionsphase, weil wir unsere Verkaufsaktivität von der Schweiz ausgehend nun auf Europa, USA und Asien ausdehnen. Also insgesamt ein sehr attraktives Produkt und eine herausfordernde Phase in der Firmenentwicklung.
Die Notruf-Uhr von Limmex verbindet traditionelle Schweizer Uhrmacherkunst mit innovativster Technologie. Was können Sie uns zur Funktionsweise sagen?
Die Limmex Notrufuhr, ist wohl das kleinste Mobiltelefon der Welt mit Freisprecheinrichtung, speziell gebaut, um in Notsituationen schnell und unkompliziert Hilfe anfordern zu können. Die Bedienung ist auch in Notlagen denkbar einfach, weil sie nur einen einzigen Knopf drücken müssen, um die Telefonverbindung zum Helfer aufbauen zu müssen. Die Uhr ist wasserdicht und kann überall hin mitgenommen werden. Mit der Uhr sind sie also immer und überall sicher, z.B. auch beim Joggen, wenn Ihnen Ihr Smartphone zu schwer erscheint, um es 10 oder 20 km mitzunehmen. Zur Uhr gehört auch ein Limmex-Server mit einer Web-Seite, auf der Sie definieren können, welche helfenden Personen im Notfall nach dem Drücken des Knopfes angerufen werden soll.
Die Limmex-Uhr ist mehr als eine Smartwatch. Der Verbindungsaufbau der Limmex-Notrufuhr ist mehrfach gegen Missbrauch oder zusammenbrechende Mobilfunkverbindungen gesichert und darüber hinaus wird die Limmex-Uhr ist von unserem Server bezüglich der sicheren Funktion laufend überwacht. So wird z.B. der Ladezustand der Batterie kontinuierlich beobachtet damit sichergestellt ist, dass die im Notfall immer die benötigte Batterieleistung zu Verfügung steht. In regelmässigen Abständen wird die Firmware überprüft und Updates bei Bedarf eingespielt. Die Limmex-Uhr speichert auch regelmässig Protokolle und zugehörige Statusinformation auf dem Limmex-Server ab, um frühzeitig Hardware-Fehler oder Fehlverhalten in den Telefonnetzen erkennen zu können.
Die Limmex Notrufuhr hat trotz all den vielen Funktionen für besondere Sicherheit viel Komfort zu bieten. So ist die Stand-by-Zeit z.B. 4 Monate und es stehen bis zu 45 Minuten Gesprächszeit zu Verfügung.
«Limmex ist auch eine soziale Botschaft: Wir verbinden Leute in Notlagen mit helfenden Personen.»
Martin Reber, CEO Limmex
Zur Zielgruppe gehören zum Beispiel ältere Menschen, die so lange wie möglich unabhängig in ihren eigenen vier Wänden leben wollen. Welches sind die weiteren Anwendungsgebiete?
Limmex steht für Sicherheit. Wir bieten für viele Bevölkerungsschichten eine Lösungen an, um zu mehr Sicherheit ein potentiellen Notlagen beizutragen. Die Anwendungsgebiete sind sehr vielfältig:
- Sportler, die wegen dem Gewicht und Grösse kein Smartphone mitnehmen wollen, aber in Notlagen dennoch Hilfe anfordern möchten
- Eltern, die um Ihre Kinder Angst haben
- Arbeiter, die gefährlichen Tätigkeiten nachgehen
- Polizisten oder Sicherheitsdienste
Limmex ist auch eine soziale Botschaft: Wir verbinden Leute in Notlagen mit helfenden Personen. Häufig sind das Junge, die Älteren helfen, aber auch Schwache, die von Stärkeren Hilfe erwarte können, etc.
Sehen Sie aufgrund der demographischen Entwicklung in der Zielgruppe von älteren und gesundheitlich angeschlagenen Menschen das grösste Wachstumspotenzial für Ihre Notruf-Uhren?
Limmex steht für Sicherheit. Dies ist kein Thema, das nur ältere oder gesundheitlich angeschlagene Menschen interessiert. Mobiltelefone oder Apps sind keine gleichwertiger Ersatz, weil sie dann in Notlagen (z.B. wenn sie im Badezimmer ausrutschen und nicht mehr aufstehen können) oft nicht verfügbar sind. Das grösste Wachstumspotential sehen wir also, wenn es uns gelingt, das Thema Sicherheit in breiten Gesellschaftsschichten zu verankern. Wir alle kennen Situationen, in denen wir im Falle eines Unfalls, schnell Hilfe anfordern müssten, aber ein Mobiltelefon zu kompliziert, umständlich oder nicht greifbar ist.
Wie komplex ist die Technik, die in der Uhr steckt?
Wie Eingangs angedeutet ist die Technik für die Limmex Notruf-Uhr sehr komplex. Es sind vielen Kompetenzen in den Bereichen Elektronik, Miniaturisierung, Uhren, Software und Design nötig. Weiterhin gehört zur Limmex Notruf-Uhr eine Serverlandschaft mit Web-Interface. Wir betreiben also einen Service, an denen höchsten Anforderungen bezüglich Verfügbarkeit gestellt werden.
«Limmex ist sehr gut mit verschiedenen namhaften Firmen aus der Uhrenindustrie vernetzt.»
Wie stark sind die Verbindungen von Limmex zur Uhrenindustrie?
Limmex ist sehr gut mit verschiedenen namhaften Firmen aus der Uhrenindustrie vernetzt. Wir fertigen in der Schweiz und erfreuen uns der engagierten Unterstützung vieler Partnerfirmen.
Wie viele Uhren werden derzeit gefertigt und wie präsentiert sich das Vertriebsnetz in der Schweiz?
Der Vertrieb der Limmex Notrufuhr ist genau wie das Produkt recht komplex. Wir haben in der Schweiz den Uhren- und Schmuckhandel, bei dem Sie die Uhr kaufen können. Auch in den Swisscom Shops ist die Uhr verfügbar. Darüber hinaus vertreiben Verbände wie das Schweizerische Rote Kreuz unsere Uhr. Auch Spitex-Organisationen setzen unsere Uhr ein und Dienstleister, welche mit Ihren Call-Centern in Notsituationen Hilfe bieten, sehen die Limmex-Uhr als willkommenen Vertriebskanal. Gegenwärtig sehen wir auch ein sehr hohes Interesse bei Versicherungsunternehmen und Krankenversicherern. Als Beispiel sei hier die Sanitas erwähnt.
Die Limmex-Notruf-Uhren sind ab rund 500 Franken erhältlich, dazu kommt ein Abo, das monatlich zwischen 25 und 35 Franken kostet. Da kommt einiges zusammen – wie rechtfertigt sich der Preis?
Wie Sie wissen, gibt es deutlich teurere Uhren im Markt als eine Limmex Notruf-Uhr. Gutes Design und innovative Technik haben ihren Preis. Es gibt jedoch keine Uhr oder vergleichbares System, das ihnen in jeder Situation mobile Sicherheit bieten kann. Limmex hat viele Alleinstellungsmerkmale.
Betreiben Sie die Notrufzentrale selber?
Limmex konzentriert sich auf Design und Technologie. Wir verstehen Betreiber von Notrufzentralen als Geschäftspartner, die wir mit innovativen Lösungen unterstützen möchten.
Wie verläuft die Internationalisierung?
Für die Internationalisierung braucht es das passende Produkt für die verschiedenen Regionen in der Welt und Vertriebsexperten, welche lokale Märkte verstehen. Wir konnten in der letzten Zeit erhebliche Fortschritte in beiden Bereichen machen. Im November werden wir die Limmex-Uhr z.B. in Nordamerika einführen.
«Selbstverständlich ist man beim Thema persönliche Sicherheit nie am Ende.»
Wer sind in diesem Markt Ihre Mitbewerber?
Die Wettbewerbslandschaft ist unterschiedlich. Bei den Alternativlösungen gibt es die naive Vorstellung, dass man nur mit einem Smartphone sicher sein könnte. Im Notfall haben sie es dann doch nicht dabei oder sie finden die passende App nicht. Im Bereich Smartwatches sehen wir keine Konkurrenz, weil diese meistens nur Companion Watches ohne eigenständige Mobilfunktechnik sind. Die Sicherheitsfeatures fehlen bei Smartwatches immer. Traditionelle Hausnotrufsysteme basieren auf Ansätzen und Technologien aus den 70ern und sind darüber hinaus für die Nutzer oft stigmatisierend.
Limmex heimst 2013 einen Preis nach dem anderen ein: den Hauptpreis am Mobile World Congress im Februar, den red dot design award im April, im Juli folgte am Swiss Economic Forum das «High Potential KMU Label» und nun zuletzt der Swisscom Business Award. Was bedeuten diese Auszeichnungen für das Unternehmen?
Diese Auszeichnungen sind eine riesige Motivation für das Limmex-Team. Sie sind Ausdruck unserer Leistungsfähigkeit in den unterschiedlichsten Themenbereichen. Einige Auszeichnungen beziehen sich auf das das Design, andere auf die Technologie und dann steht auch mal wieder der Business Case im Vordergrund. Limmex ist eben eine spannende Firma mit sehr vielen Facetten.
Die Palette an Notruf-Uhren umfasst derzeit 15 Exemplare. Wie lässt sich das Produkt über das Design hinaus weiterentwickeln?
Selbstverständlich ist man beim Thema persönliche Sicherheit nie am Ende. Sowohl die Bedürfnisse unsere Kunden und die technologischen Möglichkeiten ändern sich ständig. Die Fortschritte im Bereich Miniaturisierung werden noch viele Chancen für Limmex und unseren Kunden eröffnen.
Besten Dank für dieses Interview!
Zur Person
Nach einem Ph.D. in Mikroelektronik arbeitete Martin für Philips Semiconductors. Während dieser Zeit hat er berufsbegleitend Betriebswirtschaft an der ETH Zürich studiert. Im Anschluss startete er bei der SVOX AG und war als CEO massgeblich daran beteiligt, dass sich das Unternehmen zum globalen Marktführer im Bereich Sprachtechnologie entwickeln konnte. Seit Mitte Juli ist Reber neuer CEO von Limmex.