Martin Strobel, CEO Bâloise Group

Martin Strobel, CEO Bâloise Group

Martin Strobel, CEO Baloise Group.

Von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Strobel, die gemeine Frage gleich zu Beginn: Sie halten nur 1,9 Prozent ihrer Anlagegelder in sogenannten PIIGS-Staaten, das heisst in Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien. Aber abgeschrieben haben sie darauf noch keinen Euro. Wieso das?

Martin Strobel: Bisher sind keine Zahlungsausfälle eingetreten. Zurzeit prüfen wir, was der beschlossene Haircut in Griechenland konkret heisst. Noch fehlen Details zu dessen Durchführung und zur Ausgestaltung des Anleihetausches.

«Wir wollen wie bisher über die Gesamtgruppe und den Versicherungszyklus hinweg eine Eigenkapitalrendite von 15 Prozent erzielen.»
Martin Strobel, CEO Bâloise
Group

Im ersten Halbjahr lagt die Anlagerendite der Bâloise bei 1,6 Prozent. Ist das gut oder schlecht für Sie?

Das ist ein gutes Ergebnis. Wir verfügen über eine sehr gute, breit diversifizierte Assetallocation mit stabilen Erträgen. Darum haben wir in diesem herausfordernden Umfeld ein gutes Ergebnis erzielt.

Die Analysten zeigten sich enttäuscht über die höheren Schadenkosten, die Sie im ersten Semester zu gewärtigen hatten. Mit 93 Prozent ist die Schaden/Kosten-Summe jedoch immer noch exzellent. So mancher Konkurrent würde bei so einer Quote in Jubel ausbrechen. Werden Sie im Nichtleben-Geschäft eine Zahl unter 90 Prozent ansteuern?

 Die Ertragskraft in unserem Nichtlebengeschäft ist wirklich ausgezeichnet. Entscheidend für die Schaden/Kosten-Quote über das gesamte Geschäftsjahr wird letztlich die Schadenbelastung aus Elementarschäden sein. Hier hatten wir doch in diesem Jahr schon ein paar Unwetter.

Das Lebensversicherungsgeschäft macht etwas mehr als die Hälfte Ihres Umsatzes aus. In der Schweiz und Deutschland, ihren beiden wichtigsten Märkten sieht es nicht nach höheren Zinsen aus. Das dürfte es für die Bâloise schwierig machen, die Verzinsung für die Kundengelder hoch zu halten, oder?

Das Tiefzinsumfeld bleibt für die ganze Branche weltweit schwierig. Bei Bâloise begegnen wir dieser Herausforderung mit innovativen Produkten (z.B. mit Variablen Annuitäten) und auch mit Kostenmassnahmen. Wir fordern aber auch, dass die Garantiezinsen in allen Märkten dem Zinsumfeld angepasst werden. Deutschland senkt den Garantiezins für Lebensversicherungen ab 1. Januar 2012 von 2.25% auf 1.75%. In der Schweiz sollte der Mindestzinssatz in der beruflichen Vorsorge auf 1% gesenkt werden.

Mit ETF-basierten Produkten zählten Sie zu den Eisbrechern. Werden die Kunden immer gebührensensitiver?

 Wir richten unser Geschäft konsequent nach den Bedürfnissen unserer Kunden aus. Gewissen Kunden sind passive Anlageprodukte mit tiefen Gebühren wichtig; für diese bieten wir als einer der Ersten ETF an. Andere Kundengruppen hingegen legen Wert auf aktiv verwaltete Vermögen. Auch hier bieten wir Lösungen an.

Ihre Bank SoBa konnte den Halbjahresgewinn steigern. Grossbanken und Privatbanken stehen im Moment in einem starken Gegenwind. Schlägt jetzt die Stunde der mittelgrossen, lokal stark verankerten Bankhäuser?

Gerade in diesen turbulenten Zeiten zeigt es sich, dass unsere Strategie mit der Baloise Bank SoBa richtig ist und die Kunden uns vertrauen. Das bestärkt uns darin, so weiterzufahren.

Für den Kauf der Nateus SA und Nateus Life zahlte Bâloise 217 Millionen Euro. Erwarten Sie von Ihren belgischen Töchtern langfristig auch 15 Prozent Eigenkapitalrendite?

Wir wollen wie bisher über die Gesamtgruppe und den Versicherungszyklus hinweg eine Eigenkapitalrendite von 15 Prozent erzielen. Dabei bauen wir auf unser leistungsfähiges und ertragsstarkes Kerngeschäft. Gerade unsere grossen Einheiten, die Schweiz, Belgien und Deutschland, spielen hierbei natürlich eine sehr wichtige Rolle.

Die Dividendenrendite der Bâloise ist im Zuge des Sommercrashs an den Börse auf 7 Prozent hochgeschnellt. Bei der Zürich wurde sie sogar zweistellig. Leben wir in einer verkehrten Anlagewelt?

Nein, das zeigt einfach auch, dass Unternehmen wie die Baloise gerade in sehr schwierigen Zeiten eine gute Anlage sind. Denn wir achten darauf, auch im volatilen Umfeld unseren Aktionären eine attraktive Dividende auszuschütten.

Ich nehme an sie werden auch in den nächsten Jahren Ihr Payout-Ratio von einem guten Drittel der Gewinne beibehalten?

Bedingt durch die Qualität unseres operativen Geschäfts und unserer starken Bilanz konnten wir in den letzten Jahren deutlich höhere Payout-Ratios realisieren. Wir sind überzeugt, unseren Aktionären auch in Zukunft eine attraktive Ausschüttung sicherzustellen. Das Umfeld bleibt aber volatil und eine grosse Herausforderung.

Wie schwierig oder einfach ist es für einen mittelgrossen Schweizer Versicherer wie Sie, gutes Führungspersonal zu bekommen?

 Bedingt durch unsere klare Positionierung, unseren guten Ruf und attraktive Arbeitsbedingungen können wir gut rekrutieren. Aber wie gerade auch das Beispiel von Michael Müller, CEO der Basler Versicherungen in der Schweiz, zeigt: wir setzen auch stark auf die interne Förderung. Er hat vor rund fünfzehn Jahren als Trainee bei uns begonnen, ist jetzt Mitglied der Konzernleitung und leitet unsere Geschäfte im wichtigsten Absatzgebiet, unserem Heimmarkt Schweiz.

«Ich bin vom Personalmarkt in der Schweiz sehr angetan. Das Ausbildungsniveau ist generell hoch, die Motivation stimmt und die Wertewelt wird gelebt.»

Was halten Sie speziell vom Personal-Angebot in der Schweiz?

Ich bin vom Personalmarkt in der Schweiz sehr angetan. Das Ausbildungsniveau ist generell hoch, die Motivation stimmt und die Wertewelt wird gelebt. Uns sind gelebte Werte, wie z.B. «Partnerschaftlichkeit», «Innovation» und «Kompetenz» sehr wichtig. Das einzige was ich zum Personalmarkt anzumerken hätte: gerade die geographische Flexibilität dürfte grösser sein. Hier sind Mitarbeiter aus anderen Märkten teilweise flexibler.

Wie rekrutieren Sie?

Das geht zum Beispiel über das Bâloise-Karriereportal oder die Registrierung im Baloise Talent Pool sowie an spezialisierten Veranstaltungen und an Hochschulen. Aber auch über alle Social Media-Kanäle und via Empfehlungen sowie Mund-zu-Mund-Propaganda.

Welcher Job ist interessanter, der bei einer Bank oder bei einer Versicherung?

Der bei Bâloise! Dabei spielt es keine Rolle, ob bei der Bank oder bei der Versicherung.

Der Gesprächspartner:
Martin Strobel, geboren 1966 und Deutsch/Schweizer Doppelbürger ist seit 2003 Mitglied und seit 2009 Präsident des Verwaltungsrates der Baloise Bank SoBa. Er studierte Informatik, Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik an den Universitäten von Kaiserslautern, Windsor (Kanada) und Bamberg mit Promotion zum Dr. rer. pol. Von 1993 bis 1999 hatte er bei der Boston Consulting Group, Düsseldorf, verschiedene Funktionen für Fragen des strategischen IT-Managements im Banken- und Versicherungssektor inne. Seit Anfang 1999 ist er bei der Baloise. Er war Leiter Informatik der Basler Schweiz und innerhalb des Konzerns verantwortlich für geschäftsübergreifende Grossprojekte im Versicherungs- und Finanzbereich. Von 2003 bis 2008 war er als Mitglied der Konzernleitung verantwortlich für den Konzernbereich Schweiz. Am 1. Januar 2009 hat Dr. Martin Strobel die Funktion als Vorsitzender der Konzernleitung (Chief Executive Officer) der Baloise Group übernommen.

Das Unternehmen:
Die Basler Versicherungen und die Bâloise Bank SoBa agieren als Baloise Group gemeinsam. Der gemeinsame Firmenhauptsitz ist Basel. Basler Versicherung und SoBa sind in der Schweiz führend bei integrierten Lösungen für Versicherung, Vorsorge und Vermögensbildung für Privatkunden sowie kleinere und mittlere Unternehmen. Die Basler Versicherung zählt rund 3’100 Mitarbeitende und kann auf eine bald 150jährige Geschichte zurückblicken. Aktie der Baloise ist im Hauptsegment an der SIX Swiss Exchange kotiert. Die Gruppe beschäftigt insgesamt rund 8’900 Mitarbeitende.


Symbolbild KF für CEO Interviews

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