Mathias Adank, CEO Zweifel Pomy-Chips AG

Mathias Adank, CEO Zweifel Pomy-Chips AG

Mathias Adank, CEO Zweifel Pomy-Chips AG. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Adank, schlechtes Wetter und die Fussball-WM in Brasilien haben den Sommer 2014 geprägt. Wie stark hat einerseits das Wetter Ihr Geschäft negativ beeinflusst, wie stark hat andererseits das Sport-Grossereignis den Chips-Umsatz angekurbelt?

Mathias Adank: Im Gegensatz zu vielen Nachbarländern ist der Chipskonsum in der Schweiz dann am Grössten, wenn in Gesellschaft grilliert werden kann. Schönes Wetter ist da ein ganz wichtiger Faktor. Fussball-Grossanlässe bringen es mit sich, dass die spannenden Matches in der Gruppe angeschaut werden und dazu wird dann gegrillt. Dieses Jahr konnten wir das erneut feststellen: Schönes Wetter und die WM in Brasilien haben die Umsätze angekurbelt, das schlechte Wetter von Mitte Juni bis Ende August hat aber alles wieder zu Nichte gemacht.

Gehen Sie nach der kleinen Umsatzdelle im vergangenen Jahr für 2014 wieder von einem Wachstum aus?

Das ist im Moment schwierig zu sagen. Im Moment sieht es eher danach aus, dass wir das letztjährige Ergebnis erreichen werden.

«Schönes Wetter und die WM in Brasilien haben die Umsätze angekurbelt, das schlechte Wetter von Mitte Juni bis Ende August hat aber alles wieder zu Nichte gemacht.»
Mathias Adank, CEO Zweifel Pomy-Chips AG

In den letzten Wochen und Monaten hat Zweifel wieder verschiedene neue Produkte lanciert. Wie wichtig ist die hohe Kadenz von Neueinführungen?

Neueinführungen beleben den Markt im Allgemeinen und sind Motor der Umsatzentwicklung, auch für den Marktführer. Gerade im Genussmittelbereich wollen die Konsumenten ausprobieren können – auch wenn sie dann letztendlich doch ihren Lieblingen treu bleiben.

Nehmen wir ein neues Produkt wie Secret Chips Garden Style & Dried Beetroots: Wie entsteht eine solche Geschmacksrichtung?

Wir beziehen Erkenntnisse aus Konsumentenbefragungen und Feedbacks ebenso in unsere Überlegungen ein wie die Kreativität unserer Produktentwickler. Konkret ist die Kombination von getrockneten Gemüseteilen und von frittierten Kartoffelchips eine Erfindung von Zweifel. Wir haben den Prozess patentieren lassen. Aus verschiedenen Vorschlägen hat sich dann Randen mit Meerrettichgeschmack als Sieger herauskristallisiert.

Wer entscheidet, ob ein neues Produkt realisiert wird und wie lange dauert der ganze Prozess von der ersten Idee bis zum gefüllten Regal?

Die Dauer des Prozesses ist variabel, manchmal klappt es gleich, manchmal muss eine Zeit lang getüftelt werden, bis das Resultat gefällt. Entscheidend, ob das Marketingteam ein Produkt zur Lancierung frei gibt, sind diverse Konsumententests. Im besten Falle vergehen sechs bis acht Monate bis die Idee realisiert und genussfertig im Regal unserer Handelspartner steht.

Klassische Chips wie Nature und Paprika sind ja nach wie vor die beliebtesten Sorten. Wie exotisch darf es für die Schweizer Chipsliebhaber denn sein?

Tja, wenn wir das so genau wüssten … Die Amerikaner sagen oft, „the consumer wants something new … he already knows“. Allzu weit von bekannten Geschmäckern weg, steigt das Risiko, dass ein Produkt zu wenig akzeptiert wird. Und trotzdem haben wir immer wieder positive Überraschungen, wie zum Beispiel mit Fejoada, einer der special editions zur WM 2014.

«Die Detailhändler haben immer weniger Geduld mit Neuheiten.»

Wann ist eine neue Kreation ein Erfolg und wann ringt man sich dazu durch, die Produktion einer Sorte einzustellen?

Das ist eine schwierige Beurteilung, da manche Produkte eben etwas länger brauchen bis sie der Konsument adoptiert hat. Es ist aber so, dass die grossen Detailhändler immer weniger Geduld mit Neuheiten haben. Das ist schade, denn am Schluss leidet der Konsument darunter.

Wie viele Kartoffeln verarbeitet Zweifel pro Jahr, und wo beziehen Sie diese?

Wir verarbeiten rund 22‘000 Tonnen, die im Durchschnitt der letzten 10 Jahre zu 97 % von unseren 400 Schweizer Kartoffelbauern stammen.

Chips wird in der Schweiz vielerorts mit Zweifel gleichgesetzt. Wie hoch ist Ihr Marktanteil?

Etwas über 60 % der in der Schweiz verkauften Chips tragen unsere Marke.

Was macht die Marke Zweifel so stark?

Viele Faktoren spielen damit: die objektive Qualität der Produkte, für die wir uns Tag für Tag einsetzen, die Tatsache auch, dass wir als relativ kleines Familienunternehmen für die Konsumenten fass- und erlebbar sind. So kann zum Beispiel unsere Fabrik auf Voranmeldung besucht werden. Dazu kommt, dass fast jeder ein Erlebnis hat, bei dem Zweifelchips eine Rolle gespielt hat. Und nicht zuletzt ist auch die konstante und offene Kommunikation mit unseren Kunden ein Erfolgsfaktor.

Zweifel ist eine Traditionsmarke, der es nicht zuletzt mit Ihren Social Media-Massnahmen gelingt, auch ein junges Publikum zu erreichen. Welche Strategie verfolgen Sie in diesem Bereich?

Erstes Ziel ist es, eine dauerhafte Beziehung zu unseren Konsumenten aufzubauen und die Marke näher an die Konsumenten zu bringen. Dazu setzen wir auf offenen Dialog und interessante Inhalte. Wir bemühen uns, Konsumentenfragen zeitnah zu beantworten, die aufgegriffenen Themen und Rückmeldungen im Inhalt zu berücksichtigen. Mehr und mehr werden sie auch im Produktentwicklungsprozess verwendet.

«Lange Zeit galt, dass man mit Chips vieles machen konnte ausser sie über 500 km zu transportieren.»

In Europa werden jährlich für etwa 4 Mrd Euro Kartoffelchips konsumiert. Zweifel ist bis heute im Ausland aber kaum vertreten. Weshalb?

Lange Zeit galt, dass man mit Chips vieles machen konnte ausser sie über 500 km zu transportieren. Dazu kam, dass praktisch alle Staaten ein restriktives Importregime für verarbeitete Landwirtschaftsprodukte kennen. Das behinderte den Aufbau einer Position im Ausland. Heute sind wir in Frankreich und Deutschland in grenznahen Gebieten aktiv. Der Aufbau braucht Zeit und Geduld.

Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen für Zweifel in den kommenden Jahren?

Der Markt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Billige Importe drängen auf den Markt. Ausländische Hersteller rechnen da mit viel tieferen Kosten als wir das können: Rohstoffe, Arbeitsbedingungen, Umweltauflagen sind durchs Band billiger im Ausland. Da gilt es immer neu, die Konsumenten zu überraschen und zu begeistern. Mit einer Top-Qualität und innovativen Produkten, die auf den Schweizer Markt abgestimmt sind, können wir uns behaupten.

Herr Adank, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Mathias Adank, 62, leitet die Zweifel Pomy-Chips AG seit 2002 als Delegierter des Verwaltungsrates und CEO. Der gebürtige Bündner arbeitete zuvor für internationale Unternehmen der Foodbranche in der Schweiz und in Italien. Als Hobbies gibt er Reisen, Fremdsprachen, Ski und Golf an.

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