von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Reinhart, ExpertInnen des VermögensZentrums prüfen Versicherungspolicen kostenlos. Wo liegen die bösesten Fallen?
Matthias Reinhart: Erstaunlicherweise gibt es immer noch weitverbreitete Irrtümer und Doppelspurigkeiten, die sich hartnäckig halten. So zeigen mehrere Tausend Analysen von Versicherungsverträgen, dass viele Versicherte unnötig hohe Prämien zahlen, Mehrfachdeckungen aufweisen und überversichert sind. So wirft man regelmässig Geld aus dem Fenster.
Eine Studie von Ihnen über 28’000 Depots zeigt, dass bei Frau und Herr Schweizer meist bankeigene Produkte im Depot liegen. Was ist daran so falsch?
Für die Bank ist das interessant, für die Anleger kann das aber problematisch sein – und zwar aus mehreren Gründen: Die Berater vieler Banken haben einen Interessenkonflikt, weil es für sie vorteilhafter ist, die Produkte der eigenen Bank zu empfehlen statt jene von anderen Anbietern. Gleichzeitig schneiden Anlagefonds vieler Banken oft nur mittelmässig ab; einige liegen sogar weit hinter den besten ihrer Kategorie. Darum leidet die Rendite der Wertschriftendepots darunter. So zeigt die Studie, dass die Rendite eines Depots umso weiter unter der Marktrendite liegt, je grösser der Anteil der bankeigenen Produkte im Depot ist.
«Die Rendite eines Depots liegt umso weiter unter der Marktrendite, je grösser der Anteil bankeigener Produkte ist.»
Matthias Reinhart, CEO und VRP VZ Holding
Im Moment wird es aber immer schwieriger, zu diversifizieren… Braucht es darum eine Art Konsumentenschützer für Geldanlagekunden?
Im Gegenteil, es ist einfacher geworden, das Wertschriftendepot zu diversifizieren. Mit Indexfonds wie etwa den sogenannten ETF kann man heute kostengünstig und effizient einen ganzen Markt abdecken und die Anlagerisiken breit streuen. Zum Konsumentenschutz: Für solche Fragestellungen gibt es in der Schweiz den Bankenombudsmann: eine zentrale Anlaufstelle, die sich bewährt hat. In einem Konkurrenzmarkt ist es aber immer auch Aufgabe des Konsumenten, die Kosten und Leistungen zu vergleichen – und einen Anlage- oder Bankberater zu wählen, der keine Interessenkonflikte hat, alles transparent auf den Tisch legt, keine Retrozessionen einstreicht und über die entsprechende Fachexpertise verfügt.
Die Regulierung hat ohnehin gewaltig zugenommen. Leben wir da in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland noch im Paradies?
Die Anforderungen an die Transparenz, die Beratungsqualität und den Anlegerschutz nehmen zu. Das spürt man in der Schweiz genauso wie in Deutschland. In der Schweiz sind wir im Vergleich zu Deutschland vielleicht etwas schlanker unterwegs, weil sich die Regulierung mehr auf die Anforderungen unseres eigenen Marktes konzentriert. Deutschland hat mit der EU dagegen zusätzliche und übergeordnete Organe. Das erhöht die Komplexität.
Die Bedeutung der Datensicherheit ist über die Jahre exponentiell gestiegen, vor allem wegen rechtlicher Anforderungen, Reputationsschäden und möglicher teurer Strafen. Was ist da die USP vom VZ?
Es ist vor allem die Digitalisierung, die das Thema der Datensicherheit noch stärker in den Vordergrund gerückt hat. Die Digitalisierung bringt Vorteile für Konsumenten. Sie macht Prozesse schneller und einfacher – und Produkte günstiger und praktischer. Handkehrum steht man als Organisation in der Pflicht, für den höchsten Sicherheitsstandard zu sorgen. Besonders wichtig ist das an der Schnittstelle zu den Kunden – also dort, wo sie mit uns interagieren. Ein Beispiel ist das VZ Finanzportal, wo sie alle ihre Finanzen, Geldanlagen, Hypotheken, Versicherungen und Vorsorgegelder steuern und überwachen können. So eine Plattform muss durch einen hervorragenden Service überzeugen und wäre ohne das Vertrauen der Kunden nicht denkbar. Darum investieren wir konsequent in die Datensicherheit.
Das VZ VermögensZentrum ist in Deutschland und der Schweiz aktiv. Wird es bald in Deutschland kräftige Steuererhöhungen zur Refinanzierung der Neuverschuldung aus den Corona-Rettungspaketen geben?
Grundsätzlich sind die meisten Länder mit dem Problem konfrontiert, wie sie die riesigen Schulden abbauen, die sie jetzt wegen der Pandemie machen. Das ist eine grosse Herausforderung. Und klar ist, dass so ein Schuldenabbau die Haushalte über die Zeit belasten wird. Einen Teil davon lässt sich zwar abfedern, wenn die Wirtschaftsleistung wieder zunimmt. An Steuererhöhungen dürfte trotzdem kein Weg vorbeiführen. In Deutschland wird zum Beispiel darüber diskutiert, die Vermögenssteuern zu reaktivieren und die Spitzensteuersätze sowie die Abgeltungs-, Finanztransaktions- und Erbschaftssteuern anzupassen.
«An Steuererhöhungen dürfte kein Weg vorbeiführen.»
Was raten Sie in so einer Situation Ihren Bestandskunden langfristig vorausblickend?
In der Schweiz werden die berufliche Vorsorge und die Säule 3a noch wichtiger, um Steuern zu sparen und mehr Kapital für die Zeit nach der Pensionierung aufzubauen. Unternehmer wie auch Angestellte sollten jetzt die passenden Massnahmen treffen, um in ihrer Pensionskasse einen möglichst effizienten Sparprozess einzurichten und bei den Leistungen die gesetzlichen Rahmenbedingungen voll auszuschöpfen.
Sie hatten bereits in einem unserer letzten Interviews angetönt, dass Margenwachstum bei Ihnen für einige Zeit nicht an erster Stelle stehen wird. Hat sich dieser Trend noch verstärkt?
Wenn Sie die EBIT-Marge meinen, also den Gewinn vor Steuern und Zinsen, dann haben Sie absolut recht. Uns geht es tatsächlich darum, die Marge konstant zu halten, und zwar bei gleichzeitigem Wachstum des Gesamtgeschäfts. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Dienstleistungen zu skalieren und bei den Preisen wiederum günstiger zu werden – und so an Attraktivität für unsere Kunden zu gewinnen.