Meinrad Fleischmann, CEO Pfister Arco Holding. (Foto: Pfister)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Fleischmann, die Pfister Arco Holding konnte 2012 den Umsatz um 2,6 % auf 627,2 Mio Franken steigern. Worauf führen Sie das positive Resultat, das trotz sinkender Möbel-Preise zustande kam, zurück?
Meinrad Fleischmann: Wir haben gut gearbeitet und durften rund 7% mehr Kunden bedienen. Das positive Resultat ist auch auf die Sortimentsstärke, ein emotionaleres Marketing mit mehr Inspirationsideen, das breite Service-Angebot sowie auf die Filialumbauten zurück zu führen. Möbel Pfister hat in den letzten Jahren u.a. intensiv an der Präsentation des Sortiments gearbeitet. Wir haben die Attraktivität der Fläche gesteigert und dies hat zu einer stärkeren Markenwahrnehmung geführt. Man geht nun zu Pfister nicht nur für grosse Möbeleinkäufe, sondern auch der Accessoires-Bereich wird stark nachgefragt.
Pfister hat einen zweistelligen Millionenbetrag in Preissenkungen investiert. Erklärt sich damit, dass Pfister vom Einkaufstourismus weniger betroffen war, oder sind Möbelhändler vom Gang über die Grenze generell weniger betroffen?
Wir konnten auf jeden Fall Kunden zurückgewinnen. Die Preisvorteile aus den direkten Einkäufen bei Produzenten im Ausland haben wir rasch über Senkung unserer Preise weitergeben können. Dies hat dazu geführt, dass unsere Kunden vor der Fahrt ins Ausland den direkten Preisvergleich angestellt haben und sich beim Möbelkauf für Pfister entschieden haben. Es ist aber auch so, dass die Preisdifferenzen bei Möbelhändlern in der Vergangenheit nicht so markant wie in anderen Branchen waren.
«Man geht nun zu Pfister nicht nur für grosse Möbeleinkäufe, sondern auch der Accessoires-Bereich wird stark nachgefragt.»
Meinrad Fleischmann, CEO Pfister Arco Holding
Welchen Anteil haben Importe aus dem EU-Raum am Pfister-Sortiment und wie viel Währungsgewinne können Sie weitergeben?
Die Importe aus dem EU-Raum betragen rund 40% auf das gesamte Sortiment. Diesen Währungsgewinn haben wir direkt an unsere Kunden weitergegeben. Zusätzlich haben wir einen Teil unserer Marge in weitere Preissenkungen investiert. So resultierte in den letzten zwei Jahren ein Abschlag von rund 10%.
Wie Sie erwähnt haben, konnte Pfister 7 % mehr Kunden begrüssen. In welchem Ausmass ist die Zuwanderung in die Schweiz ein Treiber für den Möbeldetailhandel?
Die Zuwanderung ist für Pfister ein interessanter Faktor. Relevanter ist aber sicherlich die Rückgewinnung von Kunden, welche nicht mehr im Ausland einkaufen.
Das Wachstum wurde in erster Linie durch die grösste Tochtergesellschaft Möbel Pfister AG getragen. Wie haben sich die Pfister Interior Service AG oder die Pfister Vorhang Service AG entwickelt?
Die im Objektbereich tätige Pfister Interior Service AG und die Pfister Vorhang Service AG, die den Heimservice abdeckt, haben sich beide sehr gut entwickelt. Wir merken, dass die professionelle Beratung – nebst der Qualität des Produkts – einer unserer erfolgreichen Differenzierungsmerkmale gegenüber den Mitbewerbern ist.
Der Online-Verkauf konnte 2012 im zweistelligen Bereich zulegen. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, eine grössere Investition in ein Sofa oder einen Esstisch rein auf eine Bildpräsentation hin zu tätigen. Welche Produkte laufen denn im Online-Handel besonders gut?
Das Kaufverhalten online macht eine rasante Entwicklung durch. Wir können Einkäufe quer durch das Sortiment registrieren. Auch grössere Möbelstücke werden vermehrt über diesen Kanal bezogen. Beim E-Commerce ist entweder der Preis ausschlagebend oder dann das Vertrauen in die Marke. Pfister geniesst bei den Konsumenten dieses Vertrauen. Für uns ist der E-Commerce-Bereich wichtig und wir werden den bestehenden Auftritt als intelligente Cross-Channel-Plattform weiter entwickeln.
«Das Kaufverhalten online macht eine rasante Entwicklung durch. Wir können Einkäufe quer durch das Sortiment registrieren.»
Vor drei Jahren haben Sie Atelier Pfister für Designmöbel lanciert. Wie hat sich die Linie am Markt etabliert?
Wir sind mit der Kollektion Atelier Pfister sehr zufrieden. Der erfreuliche Umsatzanstieg ist Beweis, dass sie auch bei unseren Kunden geschätzt wird. Die Linie hat sich klar etabliert und wir konnten damit auch eine neue Zielgruppe ansprechen, die bis anhin nicht zu Möbel Pfister kam.
Welche Bedeutung hat Atelier Pfister in der Modernisierungs-Strategie des Unternehmens?
Atelier Pfister ist ein wichtiger Imageträger für uns. Im Ganzen gesehen ist aber die Kollektion einer von viele Mosaiksteinen. Die Modernisierung der Marke Pfister läuft auch über ein emotionaleres Marketing und über die Steigerung der Attraktivität der Produktpräsentation auf unseren Flächen.
Nehmen Sie auch persönlich Einfluss auf das Pfister-Sortiment?
Nein, das würde ich mir nie anmassen und ist auch nicht meine Aufgabe. Dafür haben wir unsere Spezialisten. Und wie sagt man so schön: „Schuster blieb bei deinen Leisten…“
Welche Pläne verfolgen Sie 2013 hinsichtlich der Optimierung der Verkaufsstellen?
Die Optimierung der Verkaufsstellen läuft über eine Reduktion der Gesamtfläche um rund 6%. Ich bin der Überzeugung, dass Umsatzsteigerung über Flächenexpansion keinen Sinn macht und sich nicht auszahlen wird. Für uns steht nicht die Grösse der Fläche im Vordergrund, sondern wie attraktiv sie für den Kunden gestaltet wird. Die Optimierung läuft auch über Renovationen der Filialen. Das grösste Investitionsprojekt im 2013 betrifft die Filiale Zürich-Walche, die einer Gesamterneuerung unterzogen wird.
Die Verkaufsflächen werden kleiner, die Konjunkturaussichten sind unsicher. Wie sehen in Anbetracht dessen die Umsatzerwartungen für das laufende Jahr aus?
Die Pfister Arco Holding startet mit Optimismus ins laufende Jahr und erwartet im 2013 einen Umsatz in Vorjahreshöhe.
Herr Fleischmann, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Meinrad Fleischmann, geboren am 27. April 1961 in Feusisberg, studierte an der Universität St. Gallen Ökonomie (lic. oec. HSG). Seine grossen Erfahrungen in der Retail-Branche gewann er unter anderem während zwölf Jahren beim Herren Globus, wo er vom Merchandiser bis zum CEO stieg, sowie als CEO der Warenhauskette ABM (1999 bis 2001). 2002 wurde Herr Fleischmann Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Schild und 2003, nach einem MBO, Mitbesitzer der Modegruppe Schild, zu der 40 Modefachgeschäfte und sechs Mango-Franchise-Filialen zählen. Seit 1. März 2007 ist er CEO der Pfister Gruppe. Meinrad Fleischmann ist Vater von zwei Kindern und passionierter Marathonläufer und Offroad-Biker.