Michael Hobmeier, CEO Valiant Holding
Michael Hobmeier, CEO Valiant Holding. (Foto: Valiant)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Hobmeier, Valiant schaut auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Was stand für Sie im Geschäftsjahr 2012 im Mittelpunkt?
Michael Hobmeier: Valiant hat im vergangenen Jahr viel angepackt und umgesetzt. «Lean Valiant» und das damit verbundenen Kostensenkungsprogramms war der wohl wichtigste Meilenstein im Jahr 2012. Sämtliche Massnahmen, die wir vor einem Jahr angekündigt haben, wurden konsequent umgesetzt und zeigen sich im Ergebnis. Wir haben 16 Millionen Franken eingespart und damit unsere Einsparziele um das Doppelte übertroffen. Unsere Mitarbeitenden haben in einem herausfordernden Wirtschaftsumfeld ausgezeichnete Arbeit geleistet. Da darf man auch einmal Danke sagen!
Der neue Verwaltungsratspräsident Jürg Bucher und die Geschäftsleitung haben sich seit Anfang Jahr intensiv mit der strategischen Positionierung von Valiant befasst. Hat die Bank die nötige Finanzkraft, um weiterhin unabhängig agieren zu können?
Definitiv. Unsere Analyse hat gezeigt, dass Valiant die Stärke, die Kompetenzen und die nötige Finanzkraft besitzt, um weiterhin unabhängig erfolgreich im Markt aufzutreten.
Wie sind rückwirkend die Ende letzten Jahres bekannt gewordenen Fusionsverhandlungen mit der Berner Kantonalbank zu werten?
Tempi passati – ich will gar nicht mehr im Detail darauf eingehen. Der Verwaltungsrat hat im Dezember entschieden, die Gespräche abzubrechen – definitiv und endgültig. Unser Blick ist nach vorne gerichtet. Valiant ist ein gutes, gesundes Unternehmen, das die Kraft hat, die Zukunft selbstbestimmt anzugehen. Es gilt nun vor allem, das Vertrauen wiederherzustellen und unseren Kunden in der täglichen Arbeit zu vermitteln, dass Valiant eine starke, verlässliche und vertrauenswürdige Partnerin ist. Und dass wir alles daran setzen, langfristig für unsere Kunden, Aktionäre und Mitarbeitenden Mehrwert zu schaffen.
«Sämtliche Massnahmen, die wir vor einem Jahr angekündigt haben, wurden konsequent umgesetzt und zeigen sich im Ergebnis.»
Michael Hobmeier, CEO Valiant Holding
«Back to the roots» lautet das Motto: Wie will sich Valiant künftig positionieren?
Valiant positioniert sich als eine unabhängige, ausschliesslich in der Schweiz tätige, überregionale Retail-Bank mit starken Kompetenzen im Private Banking. Unsere Zielkunden sind Privatpersonen, KMU und kleinere bis mittelgrosse Institutionen in der deutsch- und in der französischsprachigen Schweiz. Die Kunden vertrauen uns, weil wir ihre individuellen Bedürfnisse kennen und sie kompetent aus einer Hand beraten und betreuen.
Mit 127 Mio Franken konnte der Reingewinn stabil gehalten werden. Operativ fiel das Ergebnis aber etwas tiefer aus als 2011. Die Erträge fielen in allen Geschäftsbereichen niedriger aus als im Vorjahr, zum Beispiel gab der Erfolg im Zinsengeschäft um 10 % nach. Worauf führen Sie dies zurück?
Das wirtschaftliche Umfeld mit den volatilen Märkten war auch im Jahr 2012 sehr anspruchsvoll. Wegen des weiterhin tiefen Zinsniveaus und des Verkaufs der Revi-Leasing und Finanz AG hat der Erfolg aus dem Zinsengeschäft gegenüber dem Vorjahr um 10,0 % abgenommen. Mehr als die Hälfte dieses Rückgangs, 6,5%, resultiert aus dem Wegfall des Zinsertrags der Revi-Leasing und Finanz AG. Es ist unser Ziel, in diesem Geschäftsjahr das operative Ergebnis von 2012 zu halten.
Die im Vorjahr ausgegeben Einsparziele wurden 2012 um das Doppelte übertroffen. Der Geschäftsaufwand sank um über 16 Mio Franken oder fast 7 %. Werden die Kosten auch im laufenden Jahr weiter gesenkt?
Die 16 Millionen Franken sind jährlich wiederkehrende Kosten, die hier eingespart werden konnten. Unser Programm «Lean Valiant» ist damit aber noch nicht abgeschlossen. Es bestehen nach wie vor Synergiepotenziale, die wir konsequent nutzen wollen. Die Steigerung der Effizienz durch die Optimierung der Strukturen und Prozesse soll in diesem Jahr zu einer weiteren Reduktion der Kostenseite von 6 bis 8 Millionen Franken führen.
«Es bestehen nach wie vor Synergiepotenziale, die wir konsequent nutzen wollen.»
Sie haben Ihr Filialnetz in den letzten zwei Jahren deutlich reduziert. Ist von einer weiteren Straffung auszugehen?
Wir werden unser Geschäftsstellen-Netz überprüfen und Lösungen finden, die sowohl den Anforderungen unserer Kunden entsprechen als auch für uns – kostenseitig – stimmen. Um bei tiefen Kosten einen hohen Kundennutzen zu erzielen, müssen Vertriebsnetze neu ausgerichtet, Geschäftsstellen an neuen Standorten zusammengefasst oder zu Kompetenzzentren entwickelt werden. Wir wollen die digitale Entwicklung aktiv mitgestalten und uns den neuen Bedürfnissen der Kunden anpassen, gleichzeitig aber auch nahe bei den Kunden bleiben.
Was unternimmt Valiant, um die Kapitalsituation zu verbessern und den Eigenmitteldeckungsgrad zu erhöhen?
Mit dem guten Ergebnis 2012 haben wir unsere Kapitalbasis weiter gestärkt. Die Eigenmittel stiegen im Jahr 2012 um 60 Mio. Franken auf 1,9 Mrd. Franken. Damit weist Valiant per 31. Dezember 2012 eine Kapitalquote von 12,8 Prozent aus. Das ist dem Verwaltungsrat aber nicht genug. Valiant will für die Zukunft ihren Handlungsspielraum erweitern. Deshalb hat der Verwaltungsrat entschieden, unsere Eigenkapitalbasis weiter zu stärken und nachrangige Anleihe im Umfang von 150 Mio. Franken zu platzieren. Mit dieser Anleihe steigt der Eigenmitteldeckungsgrad auf 173,5 Prozent, was einer Kapitalquote von 13,8 Prozent entspricht. Der Ausbau der Kapitalbasis wird Valiant zusätzliche Flexibilität und Stabilität verleihen. Wir sind damit auch für ein weiterhin rauhes Umfeld bestens gerüstet.
» Valiant will für die Zukunft ihren Handlungsspielraum erweitern. Deshalb hat der Verwaltungsrat entschieden, unsere Eigenkapitalbasis weiter zu stärken und nachrangige Anleihe im Umfang von 150 Mio. Franken zu platzieren.»
Die Hypothekarforderungen sind im letzten Jahr nochmals um 2,3 % auf 19,47 Mrd Franken angewachsen. Welche Risikopolitik wenden Sie an?
Auch im vergangenen Jahr haben wir das Wachstum der Ausleihungen trotz der weiterhin grossen Hypothekarnachfrage bewusst gedrosselt. Wir sind nicht der Versuchung erlegen, die sinkenden Margen kurzfristig durch Volumensteigerungen auszugleichen. Im Gegenteil: Wir verfolgen auch in herausfordernden Zeiten eine berechenbare, auf Langfristigkeit und Risikoaversion ausgerichtete Politik. Daran halten wir fest. Dank der langjährigen restriktiven Kreditvergabepolitik verfügt Valiant über ein qualitativ hochstehendes Kreditportefeuille mit einer Duration von 2,5 Jahren. Das ist im Branchenvergleich sehr tief.
Der antizyklische Kapitalpuffer von 1% auf den risikogewichteten Aktiven ist mit den Eigenmitteln per Ende 2012 abgedeckt. Wie hoch ist der Kapitalpuffer bei Valiant?
Der antizyklische Kapitalpuffer beträgt bei Valiant 64 Millionen Franken und ist heute bereits mit den Eigenmitteln gedeckt.
Erwarten Sie eine Erhöhung des Kapitalpuffers im Verlaufe des Jahres?
Da müssen Sie die SNB fragen. Wichtig für uns ist, dass wir unabhängig davon unsere Eigenkapitalbasis weiter stärken. Unter Berücksichtigung der Anleihe wäre Valiant sogar für eine Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers auf 2.5% gerüstet.
Glauben Sie, dass die Massnahme des antizyklischen Kapitalpuffers ihr Ziel erreichen wird?
Es wird sich zeigen, ob und wie sich diese Massnahme auswirken wird.
Lassen die ersten zwei Monate des Jahres bereits Rückschlüsse auf den möglichen Geschäftsverlauf 2013 zu?
Für das laufende Jahr erwarten wir ein moderates Wirtschaftswachstum. Die EU-Schuldenkrise, ein starker Schweizer Franken sowie das historisch tiefe Zinsniveau werden das Geschäft auch 2013 vor Herausforderungen stellen. Valiant wird deshalb an ihrer vorsichtigen Risikopolitik festhalten und den Fokus weiterhin auf die Kostenseite legen. Ziel ist es, das operative Ergebnis 2012 im Geschäftsjahr 2013 zu halten. Bereits in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres konnte Valiant einen erfreulichen Neugeldzufluss verzeichnen. Die Gewinnung neuer Kundengelder bleibt ein strategisches Ziel von Valiant.
Herr Hobmeier, herzlichen Dank für das Interview.
Zur Person:
Michael Hobmeier – Jahrgang 1965, Schweizer, bei Valiant seit 2003
Michael Hobmeier ist seit 2005 CEO der Valiant Bank und seit Mai 2010 auch CEO der Valiant Holding. Im Jahr 2003 wurde er zum Mitglied der Konzernleitung der Valiant Holding ernannt. Davor war er während rund zehn Jahren bei PricewaterhouseCoopers tätig, zuletzt mehrere Jahre als Partner und Leiter des Bereichs Financial Services Schweiz. Die gleiche Funktion übte er vor seinem Übertritt zu Valiant auch bei IBM aus. Michael Hobmeier hat an der HSG St. Gallen Finanz- und Rechnungswesen (lic. oec. HSG) und an der ETH Zürich Elektrotechnik (dipl. Ing. ETH) studiert. Er ist Verwaltungsratsmitglied der RBA-Holding und Präsident der Entris Banking.