Michael Hobmeier, CEO Valiant Holding.
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Hobmeier, die Valiant Gruppe hat im ersten Halbjahr einen Rückgang des Konzerngewinns gegenüber dem Vorjahr verzeichnet (- 4 auf 66 Mio. Franken). Worauf führen Sie das Resultat zurück?
Michael Hobmeier: Die ungelöste Schuldenproblematik sowie die Angst vor einer Verlangsamung der Wirtschaft verunsichern die Anleger und Investoren. Weiter verharren die Zinsen auf historisch tiefem Niveau und wurden sogar nochmals nach unten korrigiert, mit der Folge, dass der Margendruck weiter zugenommen. Dieser wirtschaftlichen Entwicklung konnten auch wir uns nicht ganz entziehen. Von den Währungsturbulenzen sind wir zwar nicht direkt betroffen, aber indirekt über die Zinsen. In diesem Umfeld sind wir unserer vorsichtigen Risikopolitik treu geblieben und haben das Wachstum bewusst gedrosselt.
Welche Auswirkungen hatte dieser Schritt auf das Resultat?
Die vorsichtige Kreditvergabe hat mitunter zum tieferen Resultat beigetragen. Wir halten die Zinsänderungsrisiken – vor allem in den langfristigen Ausleihungen – tief. Kurzfristig gesehen fällt dadurch das Ausleihungsgeschäft tiefer aus. Hinzu kommt, dass wie bereits erwähnt die Zinsen weiter gesunken sind und der Margendruck nochmals zugenommen hat.
Noch Ende letzten Jahres sah es nach einer Zinswende aus. Von steigenden Zinsen sind wir heute allerdings weit entfernt und die tiefen Zinsen werden zu einer noch höheren Nachfrage nach günstigen Krediten führen. Können Sie sich dieser Nachfrage entziehen?
Wir halten an unserer vorsichtigen Risikopolitik fest, werden aber selbstverständlich die eingehenden Kreditgesuche sorgfältig prüfen und Kredite sprechen. Aber wir wollen kein Wachstum nur um des Wachstums Willen. Wir sind uns bewusst, dass sich dies kurzfristig auf die Erträge niederschlägt.
«Wir halten an unserer vorsichtigen Risikopolitik fest, werden aber selbstverständlich die eingehenden Kreditgesuche sorgfältig prüfen und Kredite sprechen.» Michael Hobmeier, CEO Valiant Holding
Das Zinsengeschäft verzeichnete einen markanten Rückgang um 7,9 Prozent. Da waren andere Regionalbanken deutlich erfolgreicher. Hat das einzig mit der vorsichtigen Risiko-Politik von Valiant zu tun?
Nochmals, der Rückgang ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Einerseits auf unsere vorsichtige Kreditvergabe, indem wir uns bewusst nicht am aktuellen Preiskampf beteiligen. Andererseits spüren wir den Druck auf die Margen: Während im 1. Halbjahr 2010 die durchschnittliche Marge noch 1,31 % betrug, reduzierte diese sich im 1. Halbjahr 2011 auf noch 1,21 %. Je tiefer der Marktsatz desto tiefer ist die Marge, da die Passivzinsen nicht mehr weiter gesenkt werden können. Ein weiterer Faktor waren die laufenden Absicherungskosten gegen steigende Zinsen.
Auf der anderen Seite verzeichneten wir trotz der unsicheren Börsensituation im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft eine erfreuliche Zunahme von 3 Prozent, was die wachsende Bedeutung des Private Banking bei der Valiant unterstreicht. Auch im Handelsgeschäft konnten wir dank höheren Erträgen aus dem Edelmetallgeschäft um fast 10 Prozent zulegen.
Gehen Mitbewerber bei der Vergabe von Hypotheken zu lasch mit den Risiken um?
Jede Bank gestaltet ihre Geschäftspolitik nach eigenen Grundsätzen und Vorgaben. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle. Wir können nur für uns sprechen und unsere eigene Geschäftspolitik beurteilen. Seit jeher verfolgen wir eine vorsichtige Risikopolitik und sind überzeugt, dass diese – insbesondere im aktuellen Marktumfeld – richtig ist.
Valiant hat ein Effizienzsteigerungsprogramm eingeleitet. Die vier Tochterbanken Valiant Bank, Valiant Privatbank, Spar + Leihkasse Steffisburg und Banque Romande Valiant werden unter dem Dach der Valiant Bank zusammengelegt. Zehn kleinere Niederlassungen werden geschlossen. Was können Sie mit diesem Schritt einsparen?
Wir gehen davon aus, dass zirka 18 Monate nach Umsetzung dieser Massnahmen jährlich wiederkehrend insgesamt zwischen 5-7 Millionen Franken eingespart werden können.
Kommt es zu Entlassungen?
Nein, Entlassungen sind keine geplant.
In den letzten vier Jahren hat Valiant das Filialnetz um 26 Standorte vergrössert. Kann man rückblickend sagen, das sei zu viel des Guten gewesen?
Wir sind in Regionen gewachsen, in denen wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht präsent waren. Dies taten wir auch aus Gründen der Diversifikation. Wir haben in neuen Regionen wie z.B. in der Romandie Fuss fassen und uns positionieren können. Zudem haben wir in den letzten vier Jahren insgesamt sieben neue Geschäftsstellen an wirtschaftlich interessanten Standorten eröffnet – namentlich in Baden, Basel, Biel, Bulle, Freiburg, Lausanne und Zug. Diese Geschäftsstellen haben sich gut entwickelt.
Weiter ist die Akquisition der Geschäftsstellen Neuchâtel und Yverdon-les-Bains der Banque de Dépôts et de Gestion eine ideale Ergänzung zu unserem Geschäftsgebiet in den angrenzenden Kantonen Bern, Freiburg, Jura und Waadt.
«Die persönliche Beratung und Betreuung steht auch in Zukunft im Zentrum unserer täglichen Arbeit.»
Eines der übergeordneten Ziele der Valiant ist die persönliche Beratung. Wie lässt sich dies mit dem jetzt getroffenen Entscheid vereinbaren?
Die persönliche Beratung und Betreuung steht auch in Zukunft im Zentrum unserer täglichen Arbeit. Deshalb wird der Kunde in der Regel auch vom gleichen Kundenberater weiterbetreut. Wir bieten den Kunden einen ganzheitlichen Service, der auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Zudem befinden sich in der Nähe der Geschäftsstellen, welche Ende November geschlossen werden, weitere Valiant Geschäftsstellen. Und wenn ein Kunde dies wünscht, besuchen wir ihn selbstverständlich auch zuhause.
Sie haben mit der ZKB eine Vertriebskooperation in den Bereichen Handel, Anlageinstrumente, Research und Investitionsgüterleasing vereinbart. Was verspricht sich Valiant von dieser Kooperation?
Valiant arbeitet seit jeher mit Kooperationspartnern in Bereichen zusammen, in denen wesentliche Synergien genutzt werden können. Dadurch konzentrieren wir uns auf unsere Kernkompetenzen und auf die Vertriebstätigkeit.
«Die SNB hat die Lage unmittelbar stabilisiert, was sehr positiv ist. Ob die nun getroffenen Massnahmen auch langfristig richtig sind, wird sich zeigen.»
Wie beurteilen Sie die Aussichten für die zweite Jahreshälfte?
Was Valiant betrifft werden wir weiter an der Steigerung der Kosteneffizienz arbeiten, was sich mittelfristig in einer Verbesserung der Ergebnisse niederschlagen wird. Vor dem Hintergrund eines ausgesprochen volatilen Wirtschaftsumfelds sind die Aussichten derzeit von Unsicherheiten geprägt.
Letzte Frage: Die Nationalbank hat eine Untergrenze für den Euro-Franken-Kurs auf 1,20 Franken festgesetzt. Wie werten Sie diesen Schritt?
Die Schuldenproblematik und die Angst vor einer Verlangsamung der Wirtschaft verunsichern die Marktteilnehmer. Der überbewertete Franken stellt viele Unternehmen vor schwierige Herausforderungen und die Forderung nach Massnahmen wurden immer lauter. Die SNB hat die Lage unmittelbar stabilisiert, was sehr positiv ist. Ob die nun getroffenen Massnahmen auch langfristig richtig sind, wird sich zeigen.
Herr Hobmeier, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Jahrgang 1965, Schweizer, bei Valiant seit 2003
Seit dem 20. Mai 2010 ist Michael Hobmeier CEO der Valiant Holding AG. Seit 2003 ist er Mitglied der Konzernleitung. Vor Valiant war er Partner und Leiter des Bereichs Financial Services Schweiz bei PricewaterhouseCoopers und anschliessend in der gleichen Funktion bei IBM Schweiz. Michael Hobmeier hat an der HSG St. Gallen in Finanz- und Rechnungswesen und an der ETH Zürich in Elektrotechnik abgeschlossen. Zudem ist er Verwaltungsratsmitglied der RBA-Holding und Präsident der Entris Banking.
Zum Unternehmen:
Mit einer Bilanzsumme von 24,7 Milliarden Franken, 1 000 Mitarbeitenden und mehr als 400’ 000 Kunden ist Valiant heute die grösste Regionalbank der Schweiz. Seit ihrer Gründung 1997 hat sich das Unternehmen von einer lokal orientierten Regionalbank zu einer breit abgestützten Schweizer Bank entwickelt. Ihr Geschäftsgebiet erstreckt über die Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Jura, Luzern, Neuenburg, Solothurn, Waadt und Zug. Die Geschäftstätigkeit umfasst ein umfangreiches Produkt- und Dienstleistungsangebot in den Bereichen Retail Banking, KMU Banking, Private Banking und Asset Management.