Michael John, CEO FinanceFox Schweiz. (Foto: zvg)
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr John, Sie haben im November die operative Führung des Fintech-Startups FinanceFox übernommen. Was hat Sie an der Herausforderung gereizt?
Michael John: Ich arbeite seit rund 20 Jahren im Versicherungsbereich. An meiner neuen Aufgabe bei FinanceFox reizt mich insbesondere die Verknüpfung des klassischen Brokergeschäfts mit den modernen technologischen Möglichkeiten. Damit können zusätzliche Mehrwerte für Versicherte, Broker und Versicherer geschaffen werden.
FinanceFox wurde vor gut einem Jahr gegründet. Können Sie uns das Unternehmen kurz vorstellen?
FinanceFox ist die Symbiose zwischen klassischem Versicherungsbroker und Entrepreneur aus der StartUp-Szene. Wir befähigen unsere Kunden, Ihre Versicherungsangelegenheiten zu verstehen und möglichst selbständig zu regeln. Die Kombination von qualifiziertem Versicherungs-Knowhow und innovativen technischen Lösungen ermöglicht es uns, den Kunden situationsgerecht und bedürfnisgerecht zu beraten. Einen Schwerpunkt bei der Kundengewinnung bildet die Kooperation mit klassischen Versicherungsbrokern, welchen wir durch die Zusammenarbeit mit uns einen Platz in der digitalisierten Welt anbieten. Das heisst wir bieten Ihnen Vorteile wie die Digitalisierung der Kundendaten, Analysen der Portfolios, Aufzeigen von Umsatzpotenzialen, Verbesserung der Kundenbeziehung durch einfachere Handhabung.
«FinanceFox ist die Symbiose zwischen klassischem Versicherungsbroker und Entrepreneur aus der StartUp-Szene.»
Michael John, CEO FinanceFox
Wie nutzt der Kunde die FinanceFox-App?
Der Kunde beauftragt uns mit dem Brokermandat. Ab dann erhält er von uns eine Übersicht über seine Versicherungen – via App oder via Online-Services. Nach einem Telefongespräch mit dem Kunden zu seinen abgeschlossenen Versicherungen und individuellen Bedürfnissen, erstellen wir eine Analyse und präsentieren sie. Darauf hin optimiert der Kunde gemeinsam mit FinanceFox seine Datenbasis. Bei Versicherungsfragen oder Schadensbewältigung steht ihm sein persönlicher FinanceFox-Berater jederzeit zur Verfügung. Dieser stellt auch sicher, dass das Paket an Versicherungslösungen jederzeit zur aktuellen Lebenssituation passt.
Mit einer digitalen Unterschrift mandatiert der Kunde FinanceFox. Und Sie holen nachfolgend alle Versicherungspolicen des Kunden ein?
Richtig. Der Kunde gibt uns damit grünes Licht, um seine Policen bei den Versicherungen einholen dürfen, sodass wir sie digitalisieren können. Und er erklärt sich damit einverstanden, dass wir ihn ab sofort persönlich und auf seine Bedürfnisse zugeschnitten betreuen und zu all seinen Versicherungen beraten. Wichtig: An seinem Versicherungsschutz ändert sich mit der Unterzeichnung des Mandats nichts.
Da viele Interessenten noch nie mit einem Versicherungsbroker zu tun hatten, ist wichtig, dass wir ihnen das Brokermandat mit allen Mehrwerten, aber auch die damit verbundenen Veränderungen im Bezug auf die Ansprechperson telefonisch erläutern, bevor wir das Mandat akzeptieren.
Welche Vorteile bietet die App dem Kunden?
Neben einer kompletten Übersicht über seine Policen, welche immer und überall abrufbar sind, bietet die App weitere Vorteile gegenüber den bisherigen Versicherungslösungen. Hervorheben möchte ich, dass der Kunden nur noch eine Ansprechperson hat, die bei allen Fragen und Abwicklung all seiner Versicherungen zur Seite steht. Hinzu kommt, dass die App es massiv erleichtert die jeweils besten Versicherungsangebote aufzuzeigen und die Versicherungen immer auf dem optimalen Stand zu halten. Denn alle Transaktionen werden zentral gesteuert.
«Die App erleichtert es massiv die jeweils besten Versicherungsangebote aufzuzeigen und die Versicherungen immer auf dem optimalen Stand zu halten.»
Wie verläuft die Kommunikation zwischen FinanceFox und dem Kunden?
Wir nutzen immer den für den Kunden idealsten Kommunikationskanal. Für einfache unkomplizierte Geschäfte sind dies unserer App und Online-Services. Ab einer gewissen Komplexitätsstufe beraten wir unsere Kunden persönlich per Telefon oder am Ort seiner Wahl.
Für den Kunden ist die App kostenlos. Wie finanziert sich FinanceFox?
FinanceFox finanziert sich wie alle anderen Versicherungsbroker aus Courtagen und Provisionen der Versicherer. In allen Versicherungsprämien werden Vertriebs- und Betreuungsentschädigungen eingerechnet, die an Vertriebspartner ausbezahlt werden. Für den Kunden entstehen keine Kosten. Unsere Berater beraten dabei unabhängig und auf die Bedürfnisse der Kunden fokussiert. Dies stellen wir sicher, indem wir unsere Berater versicherungsunabhängig entlöhnen.
«FinanceFox finanziert sich wie alle anderen Versicherungsbroker aus Courtagen und Provisionen der Versicherer.»
Wie kommt Ihr Angebot bei den Versicherungsgesellschaften an, nehmen diese FinanceFox eher als Vermittler oder als Konkurrenz wahr?
Die Versicherer nehmen uns als neuen Marktteilnehmer und Partner mit innovativen Lösungen wahr. Sie erkennen, dass wir für sie, für Broker und für Versicherte mit dem Einsatz von neuster Technologie und Big Data Mehrwerte schaffen. Die Digitalisierung führt jedoch auch zu grundlegenden Veränderungen von Prozessen und Berufsbildern, was auch Bauchweh macht. Die Vorteile überwiegen jedoch und die Offenheit gegenüber digitalen Lösungen wächst laufend.
Wie definieren Sie Ihre Rolle selber?
Ich sehe mich an der Schnittstelle zwischen der alten und der neuen Welt. Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, den Kunden zu befähigen, seine Versicherungen mit weniger Aufwand zu managen und dem klassischen Versicherungsbroker einen Platz in der digitalen Versicherungswelt zu schaffen.
Fintech-Startups gelten als innovativer, schneller und agiler als die grossen Versicherungen. Welche weiteren Vorteile sehen Sie?
Spannend finde ich, dass hier ein ganz und gar traditionelles Geschäft hinterfragt und neu gedacht, respektive auf Bestehendem aufgebaut wird. Mittels Technologie und der Nutzung von Big Data entstehen neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung Ihres Unternehmens?
So kurz nach dem Start können wir festhalten, dass unser partnerschaftliches Geschäftsmodell sowohl auf Kunden-, Versicherer- als auch Brokerseite auf grosses Interesse stösst. Wir bieten Mehrwerte für alle. Wir sind erst seit ein paar Wochen am Markt. Die ersten Erfolge: Kundenwachstum und Partnerschaften mit klassischen Versicherungsbrokern stimmen uns aber optimistisch für die Zukunft.
Zur Person:
Seit November 2015 führt Michael John als CEO das Startup FinanceFox Schweiz operativ. John kennt die klassische Versicherungswelt sehr gut. Er ist rund 20 Jahre in der Branche beschäftigt, seit 2011 Vorstandsmitglied bei IG B2B for Insurers & Brokers, seit 2012 Geschäftsführender Partner der John Consulting AG und seit 2014 Präsident bei IG B2B for Insurers & Brokers. Er möchte mit FinanceFox mit Hilfe von Technologie und Big Data Mehrwerte für Broker, Versicherer und Endkunden generieren und dazu beitragen, das Versicherungsangebot in der Schweiz transparenter zu machen und weiterzuentwickeln.