Michael John, Verwaltungsratspräsident wefox, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr John, wefox wurde vor etwas über zwei Jahren (damals FinanceFox) mit dem Ziel gegründet, Kunden jederzeit und überall Einblick in Ihre Versicherungsverträge zu ermöglichen. Können Sie uns einen kurzen Überblick über Ihre Dienstleistung verschaffen?
Michael John: Wefox ist eine Plattform, auf der Versicherungen, Broker und Endkunden zueinander finden. Die Plattform bietet Vorteile für alle: Die Endkunden können in der App alle ihre Versicherungen sammeln und verwalten. Die Broker können dank automatisierten digitalen Prozessen einfach Angebote vergleichen und Offerten erstellen und sparen so massiv Zeit ein. Die Versicherungen können ihre Produkte in einer transparenten Applikation anbieten und von digitalen Auswertungen profitieren.
Sie haben wefox in unserem letzten Gespräch als «Symbiose zwischen klassischem Versicherungsbroker und Entrepreneur aus der StartUp-Szene» bezeichnet. Inwieweit profitiert der Kunde davon?
Mit wefox hat sich das Unternehmen sogar noch weiter entwickelt. Wir verfolgen einen partnerschaftlichen Approach, der den effizienten Austausch zwischen Versicherungen, Broker und Endkunden im digitalen Zeitalter ermöglichen soll. Und das geschieht natürlich anhand von neusten IT-Solutions. Der Endkunde profitiert von einem Produkt, mit dem er sich das separate verwalten seiner Versicherungen ersparen kann. Er muss nicht mehr überlegen, ob er wohl genügend versichert ist oder Telefonnummern suchen, falls er einen Schaden melden will. Er hat einen Kontaktpunkt für alle versicherungstechnischen Belange.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung von wefox in den letzten zwei Jahren?
Wir haben von Anfang an auf Kollaboration mit den klassischen Playern gesetzt. Das unterscheidet uns grundlegend von anderen Versicherungs-Plattformen. Unser Ziel ist es, eine digitale Lösung für alle Involvierten zu finden und den disruptiven Effekt bestmöglich abzufedern. In den letzten zwei Jahren haben wir diesen Ansatz konsequent verfolgt und in Zusammenarbeit mit unseren Broker- und Versicherungspartnern weiterentwickelt. Mit wefox kommen nun noch weitere Kooperationsmöglichkeiten für Broker und Versicherungen dazu, wie z. B. eine automatisierte Datenanalyse.
«Der Service von wefox hat mittlerweile über 100’000 Kunden und 306 Broker in Deutschland, der Schweiz und Österreich überzeugen können.»
Michael John, VR-Präsident wefox
Können Sie uns verraten, wie viele Kunden wefox heute hat?
Der Service von wefox hat mittlerweile über 100’000 Kunden und 306 Broker in Deutschland, der Schweiz und Österreich überzeugen können. Mit diesen Kundenzahlen sind wir das grösste InsurTech in Europa.
wefox hat sich im Herbst letzten Jahres Investitionen in der Höhe von 28 Mio Franken von Venture Capital-Firmen wie Horizons Ventures und Target Global gesichert. Mit dem Geld wollen Sie unter anderem die Internationalisierung vorantreiben. Welche Märkte stehen dabei im Vordergrund?
Im November 2016 sind wir in den österreichischen Markt eingestiegen. Nun geht es in erster Linie darum, diese Märkte weiter auszubauen – das Potenzial ist enorm. Natürlich schauen wir uns auch bereits aktiv nach weiteren Internationalisierungsoptionen um. Hier ist es jedoch noch etwas früh, um mehr zu verraten.
Sie haben den Weg gewählt, das Produktwissen der bestandenen Versicherer mit dem Know-how zu kombinieren, schnelle Technologien zu nutzen und Prozesse zu optimieren. Wie kommt Ihr Angebot denn bei den Versicherungsgesellschaften an?
Dank unserem partnerschaftlichen Ansatz sehr gut. Wir führen regelmässig Gespräche mit unseren Versicherungspartnern und holen ihre Meinungen ab – das kommt gut an. In Zukunft wollen wir die Versicherungen noch enger einbinden, zum Beispiel bei der Entwicklung von neuen Produkten.
«Dank unserem partnerschaftlichen Ansatz kommt unser Angebot bei den Versicherungsgesellschaften sehr gut an.»
Mit welchen Versicherern arbeiten Sie hierzulande zusammen und welcher Prozentsatz der Kunden wir Ihnen von Maklern vermittelt?
Mit allen grossen und wichtigen Versicherungen wie z. B. Zurich, Helvetia, Axa Winterthur, Allianz, Generali, Swisslife, Basler usw. Der Grossteil der Kunden wird über die Broker gewonnen. Sie erlauben uns das Modell zu skalieren. Die direkte Endkunden-Kommunikation und Akquise ist deutlich komplexer, da unser Service neu für den Kunden ist. Hier ist das Ziel, die Kunden für diese neuen technologischen Möglichkeiten zu sensibilisieren.
Und Kunden, die wefox gewinnt, geben Sie wiederum an die Makler weiter?
Ja genau. Neukunden werden einem Makler in ihrer Region zugeteilt oder ihrem Wunschmakler.
Wenn ich also weiterhin von «meinem» Makler, mit dem ich seit Jahrzehnten arbeite, betreut werden möchte – ist das möglich?
Ja, das ist möglich, sofern der Makler mit wefox zusammenarbeitet.
Ein weiteres grosses Thema ist die Datensicherheit. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?
Kundendaten werden bei wefox immer in anonymisierter und verschlüsselter Form abgelegt. Hierzu stehen uns neuste technologische Tools zur Verfügung.
Wie beurteilen Sie generell die Fintech-Entwicklung in der Versicherungsbranche?
Die Zukunft der Versicherungsbranche ist ganz klar digital. Die klassischen Anbieter müssen die enormen Veränderung erkennen, welche die Digitalisierung und die Mobilisierung von Services mit sich bringen. Wir wollen diese Entwicklung zusammen mit ihnen machen und sie mit unserem digitalen Produkt unterstützen. Denn wir wollen die Branche zusammen mit ihnen gestalten, um so für einen noch besseren Kundenservice garantieren zu können und zu einer zukunftsfähigen Versicherungslandschaft beizutragen.
Herr John, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Michael John ist seit dem operativen Start im November 2015 bei wefox der FinanceApp AG dabei. Zuerst in der Funktion als CEO, heute ist er Verwaltungsratspräsident. John kennt die klassische Versicherungswelt sehr gut. Er ist seit rund 20 Jahren in der Branche beschäftigt, seit 2011 Vorstandsmitglied bei IG B2B for Insurers & Brokers, seit 2012 Geschäftsführender Partner der John Consulting AG und seit 2014 Präsident bei IG B2B for Insurers & Brokers. Mit wefox will er mit Hilfe von Technologie Mehrwerte für Brokern, Versicherer und Endkunden generieren und das Versicherungsangebot verbessern.