Michael Müller, CEO Baloise Group, im Interview

Michael Müller, CEO Baloise Group, im Interview
Michael Müller, CEO Baloise. (Foto: Baloise)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Müller, nach der «saftigen» Ausschüttung von 7,7 Franken pro Aktie – was rund 5% des Börsenkurses entspricht – hat die Baloise-Aktie diesen Abschlag sogleich wieder aufgeholt. Hängt das bereits mit der Aufhebung der zweiprozentigen Stimmrechtsvinkulierung zusammen?

Michael Müller: Die Baloise-Aktie hatte in ausgewählten Zeitspannen in relativer Betrachtung zum Markt schlechter performt. Wir haben – zuletzt auch an der Generalversammlung – deutlich gemacht, dass wir mit dieser Entwicklung nicht zufrieden sind und an der Verbesserung der Perfomance arbeiten. Dies sollte auch den Kurs positiv beeinflussen. Mir ist wichtig zu betonen, dass Baloise in einem langfristigen Geschäft tätig ist, und die Entwicklung des Kurses somit auch über längere Zeithorizonte zu betrachten ist. Ein Merkmal für diese kontinuierliche und nachhaltige Schaffung von Wert für unsere Aktionäre ist unsere attraktive Dividendenpolitik: In den letzten 20 Jahren haben wir die Dividenden 13-mal erhöht und kein einziges Mal gesenkt.

In Ihrem übersichtlichen Fondsportfolio können Sie Anlegern bis maximal 100% Aktienquote anbieten. Ich vermute, die meisten wählen den goldenen Mittelweg?

Das Baloise Fonds Portfolio richtet sich an unsere breite Kundschaft. Wir empfehlen unseren Kundeninnen und Kunden eine für ihre Bedürfnisse optimale Fondslösung, die aus mehreren Fonds mit unterschiedlicher Gewichtung bestehen kann. Die Fondswahl und deren Gewichtung kann jederzeit angepasst werden. Beim Baloise Fonds Portfolio entscheidet und verwaltet letztendlich der Kunde aber selbständig.

Daneben haben wir mit unserem Baloise Invest Paket Delegate eine professionelle Vermögensverwaltung für unsere Kunden, die all ihre Anlageentscheide vollumfänglich an unsere Finanzmarktspezialisten delegieren wollen. Unsere Experten überwachen laufend die Zusammensetzung des Portfolios und passen es der Entwicklung an den Märkten an.

Bei beiden Anlagelösungen bieten wir eine Variante für Kunden an, welche Lösungen mit Nachhaltigkeitsbezug bevorzugen. Und bei beiden Lösungen können unsere Kundinnen und Kunden unterschiedliche Risikoprofile auswählen. Das individuell passsende Risikoprofil wird im Rahmen einer persönlichen Beratung gemeinsam erarbeitet: Rund 45% unserer Kunden wählen bei beiden Anlagelösungen das Profil «ausgewogen». Dies entspricht einem Aktienanteil zwischen 40 und 60%.

Ihre Managementgebühren in den Fonds liegen so um die Einprozentmarke herum. Das ist ja vernünftig im Vergleich zu manchen Grossbanken…

Wir haben ein konkurrenzfähiges Pricing für beide Anlagelösungen. Das Baloise Fonds Portfolio liegt unter Berücksichtigung der All-in Fee von 0.55% und den Fondskosten zwischen 0.86% und 1.70%. Das professionelle Vermögensverwaltungsmandat liegt unter Berücksichtigung der All-in Fee von 1.08% bis 1.20% (je nach Umsetzungsvariante und Anlagevolumen) und der Fondskosten zwischen 1.35% und 1.78%.

«Der Anteil an Kunden, die ihren Risikoschutz mit Anlagefonds kombinieren anstelle einer klassischen Garantielösung, wächst kontinuierlich.»

Sind Anlagefonds mit kombinierter Risikolebensversicherung wieder im Kommen?

Absolut. Laut Erhebungen des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV ist das Neugeschäft in der entsprechenden Produktkategorie von 2019 bis 2023 im Schnitt um 15 Prozent pro Jahr gewachsen und hat sich somit fast verdoppelt. Bei unserer Lösung «Baloise Fonds Plan», die den Risikoschutz mit einer Auswahl an Anlagefonds kombiniert, haben wir das Neugeschäftsvolumen im selben Zeitraum deutlich gesteigert. Der Anteil an Kunden, die ihren Risikoschutz mit Anlagefonds kombinieren anstelle einer klassischen Garantielösung, wächst kontinuierlich an und lag im Jahr 2023 bei rund 33 Prozent der Neugeschäftsprämien. Vor allem bei jüngeren Kunden ist die Kombination des Risikoschutzes mit einer Fonds-Strategie beliebt. Daher setzen wir darauf, dass diese Entwicklung so weiter geht.

Die Investment-Spezialisten von Baloise betreuen Vermögen von weit über 50 Milliarden Franken in einem Mandatsverhältnis. Wie viele Kunden sind das?

Baloise hat rund CHF 90 Milliarden an Vermögenswerten auf der Bilanz. Der mit Abstand grösste Kunde unseres Asset Managements ist die hauseigene Versicherung mit rund CHF 51 Milliarden Vermögen. Zusätzlich verwalten unsere Anlageexpertinnen und -experten auch rund CHF 15 Milliarden Vermögen für Drittkunden.

Durch eine konzernweite Zusammenarbeit zwischen Versicherung, Bank und Asset Management bieten wir mit Erfolg Anlagelösungen für die breite Kundschaft, Private-Banking sowie Vorsorgelösungen an. Wir haben mittlerweile rund 4000 Kunden, die sich für das Baloise Fonds Portfolio entschieden haben, und rund 5300 für die Vermögensverwaltungslösung «Delegate».

Wie geht es nun weiter mit den von Baloise lange gepflegten Ökosystemen Wohnen und Mobilität? Sie haben ja einen Neuinvestitions-Stopp ausgesprochen…

Wir haben letztes Jahr bereits die Überprüfung des Ökosystemansatzes angekündigt und am Jahresabschluss 2023 bekanntgegeben, dass wir keine Neuinvestitionen in diesen Ansatz mehr tätigen werden. Somit halten wir auch nicht mehr an der Idee eines Ökosystems Home und Mobilität fest. Das heisst, wir sehen uns nicht als bester Eigentümer, die Initiativen untereinander zu orchestrieren und zu verknüpfen. Wir werden aber weiterhin an den Investments festhalten, die wir sinnvoll und mehrwertstiftend an die Dienstleistungen des Kerngeschäfts knüpfen können.

«Es ist nicht das erklärte Ziel, alle Beteiligungen zu integrieren.»

Werden Sie die bestehenden Beteiligungen alle integrieren können? Bisher wurde ja noch keine verkauft.

Es ist nicht das erklärte Ziel, alle zu integrieren. Wir schauen von Fall zu Fall, was die sinnvollste Entwicklungsmöglichkeit ist. Bei einigen Start-ups mag dies eine engere Anbindung ans Kerngeschäft sein, bei anderen ein Verkauf.

Sie wollen sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren. Dazu gehören auch Bestandskunden. Welche Produkte könnten diese zusätzlich interessieren.

Die Bedürfnisse der Kunden verändern sich laufend und sind auch abhängig von der Entwicklung des Umfeldes. Eine hohe Bedeutung hat heute beispielsweise die Vorsorge und das Vermögen inklusive auch der Absicherung der finanziellen Situation im Alter. Wir bieten hier auf verschiedenen Ebenen eine breite Palette von Lösungen an und können in diesem Geschäft weiter wachsen.

Seit seinem Tief ist der Euro gegenüber dem Schweizer Franken um fünf Prozent gestiegen. Wie wirkt sich das jetzt auf Ihr Geschäft aus?

Grundsätzlich profitieren wir von einem steigenden EUR/CHF Kurs, da sich drei unserer vier Kernmärkte im Euroraum befinden und die Reporting-Währung CHF ist. Somit steigen der Wachstums- und Ertragsbeitrag unserer ausländischen Geschäftseinheiten in Franken.

Welche Ihrer vier Ländermärkte blüht in diesem Frühjahr am dynamischsten auf?

Nachdem wir im 2. Semester des letzten Geschäftsjahres ausserordentlich hohe Elementar- und Grossschäden in der Schweiz hatten, hat sich die Schadensituation bis anhin wieder normalisiert. Generell sehen wir eine ansprechende Entwicklung des Geschäfts in den ersten fünf Monaten des Jahres.

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