Michael Noorlander, Co-Founder Neon, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Noorlander, auf welcher Idee basiert Neon?
Michael Noorlander: Mit Neon wollen wir den Banking-Alltag so unbeschwerlich wie auch nur möglich machen. Günstiger und schneller als bei den traditionellen Anbietern. Wichtig ist uns insbesondere, den Kunden ins Zentrum zu stellen. Wir wollen genau das bieten, was alle brauchen, Überweisungen, Bezahlen, Ausgaben-Tracking. Aber es muss so einfach sein, wie eine Whatsapp-Nachricht zu verschicken.
Neon ist Ende März nach einer sechsmonatigen Testphase und begleitet von einer forschen Werbekampagne offiziell gestartet. Bei einer Kontoeröffnung bis Mitte April gab es noch ein Startguthaben von 30.- Welche erste Zwischenbilanz ziehen Sie?
Wir sind sehr zufrieden mit unserer Launch-Kampagne. Wir wollten auf Missstände aufmerksam machen, die Schweizer Bankkunden zu lange einfach akzeptieren mussten. Das Kundenwachstum beweist, dass wir die richtigen Punkte angesprochen haben, es war deutlich grösser als angepeilt. Die unzähligen Gespräche mit unseren Kunden zeigen, dass wir mit unserem rein auf das Smartphone ausgerichteten Angebot ohne Grundgebühren einen Nerv getroffen haben.
Lässt sich nach Testphase und Roll-out sagen, wer der typische Neon-Kunde ist? Und inwieweit entspricht er demjenigen, den Sie in der Akquise ansprechen?
Bisher stammt der typische Neon-Kunde aus der Region Zürich, ist männlich und 30-40 Jahre alt. Aber insgesamt haben wir bereits jetzt eine schöne Vielfalt über Kantone und Sprachregionen, aber auch Altersstufen hinweg. Wir möchten jedoch auf jeden Fall weitere Zielgruppen ansprechen. Insbesondere Frauen sind uns wichtig, aber auch Neuzuzüger in die Schweiz. Erstes Ziel ist, ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu haben!
Neon will «den etablierten Banken den Kampf ansagen.» Wie positionieren Sie sich dabei?
Wir wollen der führende mobile Konto-Anbieter in der Schweiz werden. Da diese Nutzergruppe wachsen wird, möchten wir uns entsprechend längerfristig unter den Top-10-Banken in der Schweiz etablieren. Ein Schlüssel hierzu sind strategische Partnerschaften wie beispielsweise mit Tamedia, die wir letzte Woche unter Dach und Fach bringen konnten.
«Wir möchten uns längerfristig unter den Top-10-Banken in der Schweiz etablieren.»
Michael Noorlander, Co-Founder Neon
Und wie unterscheiden Sie sich von Mitbewerber wie ZAK, N26 aus Deutschland, Revolut aus England?
Revolut ist nach wie vor «nur» eine Prepaid-Kreditkarte, kein vollwertiges Schweizer Bankkonto, das ich zum Beispiel für meinen Lohn nutzen könnte. N26 kommt unserem Verständnis nach mit einem Angebot in den Markt, das im Gegensatz zu neon nicht spezifisch auf die Bedürfnisse von Schweizer Nutzern eingeht, sondern eher eine Kopie des lokalen Angebots in Deutschland ist. Zak ist noch am ehesten vergleichbar mit Neon. UX ist Geschmackssache. Wir glauben aber, insbesondere mit unserem Pricing und dem eine-Karte-für-alles-Ansatz mit unserer Mastercard mehr die Bedürfnisse unserer Nutzer zu treffen.
ZAK gehört zur Bank Cler, N26 besitzt eine Vollbankenlizenz – während Konto des Neon-Kunden bei der Hypothekarbank Lenzburg liegt. Spielt es für Ihre Kunden eine Rolle, dass Neon ja keine Bank ist?
Wir haben ähnlich angefangen wie N26, mit einer Partnerbank und deren Lizenz im Rücken. Das hat uns erlaubt, sehr schnell und kostengünstig an den Markt zu kommen und unser Angebot mit unseren Nutzern zu verproben. Der zweite Vorteil ist, dass unsere Nutzer kein «Start-Up-Risiko» haben. Ihr Geld liegt unabhängig davon, wie es Neon ergeht, bei einer 150-jährigen Bank mit Einlagensicherung. Insofern sind wir überzeugt, den für unser Entwicklungsstadium richtigen Setup gewählt zu haben. Wir überlegen uns aber auch, dereinst eine eigene Lizenz zu beantragen.
Wie nehmen Sie generell das Sicherheitsbedürfnis der Kunden wahr?
Natürlich machen sich unsere Nutzer Gedanken, ob ihr Geld bei Neon sicher ist. Wir kriegen allerdings weniger Anfragen, als ich dies erwartet hätte. Unser Ansatz ist, den Nutzern sehr transparent zu erklären, was genau wir für ihre Sicherheit tun und wie das funktioniert. In unserem Blog kann man beispielsweise nachlesen, wie wir mit einem simulierten Hackerangriff sichergestellt haben, dass nicht auf das Konto zugegriffen werden kann.
«Natürlich machen sich unsere Nutzer Gedanken, ob ihr Geld bei Neon sicher ist. Wir kriegen allerdings weniger Anfragen, als ich dies erwartet hätte.»
Eine Kontoeröffnung alter Schule ist von Formularen und Unterschriften, Dokumenten und Überprüfungen geprägt. Bei Neon ist das in wenigen Minuten digital erledigt, um die Video-Identifikation kommt man ja nicht herum. Wie zentral war in der Entwicklung das Aufsetzen des Onboarding?
Wir haben viel Zeit und Kreativität in unser Onboarding investiert und tun das nach wie vor. Wenn wir dort etwas falsch machen, brechen die Nutzer ab, und selbst wenn sie das nicht tun, steigen sie mit einem schlechten Gefühl in die Beziehung mit neon ein. Es gibt übrigens eine Alternative zur Video-Identifikation, nämlich eine Foto-Identifikation mit anschliessender Überweisung. Diese wollen wir dieses Jahr noch lancieren. Es holt insbesondere die Nutzer ab, die sich mit Video unwohl fühlen, und zudem können wir dann 24/7-Onboarding ermöglichen.
Neon bietet ein Banking-Paket, das neben einem Gratis-Konto auch eine kostenlose Mastercard beinhaltet. Neben der Kontoeröffnung und -führung sind auch Transaktionen im In- und Ausland kostenlos. Wie will Neon längerfristig Geld verdienen?
Wir verdienen hauptsächlich Geld mit Auslandgebühren auf Kartentransaktionen und auf den Wechselkursaufschlag. Da wir eine viel niedrigere Kostenbasis als etablierte Anbieter haben, reicht uns das für ein positives Resultat. Längerfristig können wir uns auch Revenue-Sharing-Modelle durch Kooperationen mit Produktpartnern vorstellen.
Wer hat die Entwicklungs- und Gründungsphase finanziell gestemmt?
Wir haben als Gründer die Basis gelegt. Dazu haben wir früh erfahrene Angel-Investoren wie Adrian Bührer, Dominik Grolimund oder Luzius Meisser ins Boot geholt, sowie zwei Seed Capital-Fonds, die Innovationsstiftung der Schwyzer Kantonalbank und Backbone Ventures. Und nun haben wir, wie erwähnt, Tamedia an Bord.
Welche Ausbauschritte plant Neon nun als Nächstes?
Wir sind sehr heiss auf Mobile Payment. Google Pay lancieren wir im Sommer, an Apple Pay arbeiten wir auch. Dazu wollen wir unser Grundangebot weiter ergänzen, beispielsweise mit e-Bills und internationalen Zahlungen. Auch das Foto-Onboarding sei hier nochmals erwähnt. Grundsätzlich mangelt es uns nicht an Ideen, auch dank dem vielfältigen Feedback unserer Nutzer!
Herr Noorlander, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Michael Noorlander (33) hat neon zusammen mit Jörg Sandrock, Simon Youssef und Julius Kirscheneder im Jahr 2017 gegründet. Zuvor war er in Zürich als Projektleiter bei einer Strategieberatungsfirma und im Wealth Management einer Grossbank tätig. Er hält einen Master-Abschluss der Universität St. Gallen.