Michael Pistauer und Kai Arndt, Co-CEO’s Montana Aerospace, im Interview

von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Pistauer, In den letzten Jahren hat Montana Aerospace Umsatz gebolzt. Folgen jetzt die Gewinne?
Michael Pistauer: Von 2018 bis dato haben wir über 700 Millionen Euro in organische Wachstumsprojekte investiert. Nach unserem IPO 2021 waren wir in der Pandemie-Phase und der dadurch ausgelösten globalen Krise der Aerospace-Branche stabil aufgestellt. So konnten wir antizyklisch investieren, während andere Hersteller zu kämpfen hatten. Wir haben so einen wirklichen Marktvorteil erzielt und Montana Aerospace 2023 zum schnellstwachsenden Unternehmen am globalen Luftfahrtmarkt katapultiert. Jetzt geht es für uns darum, für unsere Anleger über die kommenden Jahre ein solides Nettoergebnis zu forcieren.
Herr Arndt: 35 Millionen netto bei 1,5 Milliarden Euro Umsatz klingt nach nicht viel?
Kai Arndt: Wie Michael Pistauer bereits erwähnt hat, waren die vergangenen Jahre von einer antizyklischen Investitionsstrategie geprägt. Sie müssen sich das so vorstellen, dass sie im ramp-up von Industrieanlagen zwar die vollen Kosten einer normalen Produktion haben – Personal, Material, Energie und vieles mehr – diese aber noch nicht von Umsätzen gedeckt werden. Darunter hat in der Vergangenheit das Nettoergebnis gelitten, aber 2024 ist uns der Wendepunkt gelungen. 2025 und folgend werden auf dieser soliden Basis weiter aufbauen.
«Wir haben einen wirklichen Marktvorteil erzielt und Montana Aerospace 2023 zum schnellstwachsenden Unternehmen am globalen Luftfahrtmarkt katapultiert.»
Was bedeuten die zahllosen Kriege für die Auftragsbücher von Montana Aerospace?
Kai Arndt: Montana Aerospace konzentriert sich primär auf den kommerziellen zivilen Luftfahrtbereich. Durch den Kauf der ASCO-Gruppe im Jahr 2022 haben wir unsere bisher grösste Transaktion geschafft und sind damit auch ins Defense-Segment eingestiegen. Aktuell sind wir wesentlicher Lieferant für die F35 und sehen eine starke Nachfrage, die wir in unserer strategischen Aufstellung perfekt bedienen können.
Ihre Firma ist OEM (A.d.R. Zulieferer der nach aussen nicht mit eigenem Markennamen in Erscheinung tritt) Partner von Boeing und vor allem Airbus. Werden die jetzt durch Trumps Zollmassaker massiv auftretenden Lieferkettenprobleme Ihr Geschäft beeinflussen?
Michael Pistauer: Wir glauben, dass die allgemeine Zollpolitik negative Einflüsse auf die globalen Wertschöpfungsketten der Luftfahrtindustrie haben wird und dadurch auch die anberaumten Bauraten der OEMs leiden werden. Montana Aerospace ist mit dem Local-to-Local-Ansatz strategisch gut aufgestellt, weil wir überwiegend dort produzieren, wo wir auch zuliefern.
«Wir glauben, dass die allgemeine Zollpolitik negative Einflüsse auf die globalen Wertschöpfungsketten der Luftfahrtindustrie haben wird.»
Wie hoch ist denn, Stand heute, die Auslastung Ihrer Fabriken?
Kai Arndt: Das Segment Aerostructures hat eine Kapazität von rund 1,2 Milliarden Euro. Im Jahr 2024 hatten wir eine Auslastung von rund 815 Millionen, also über 60% Prozent. Im Segment Energy arbeiten wir hingegen auf voller Kapazität und haben daher letztes Jahr ein Investmentprogramm gestartet, um bis zum Ende der Dekade aufgrund der ungebremsten Marktnachfrage nach unseren Lösungen Umsätze von bis zu einer Milliarde Euro erzielen zu können.
Wann sind die Fertigungsstätten in Bosnien-Herzegowina und China bereit?
Kai Arndt: Bosnien-Herzegowina als Greenfield-Projekt wird 2026 operativ voll angelaufen sein. In China handelt es sich um ergänzende Investments für bereits laufende Produktionen.
Sind Sie dort eigentlich auch Grundeigentümer?
Michael Pistauer: Korrekt.
«Bosnien-Herzegowina als Greenfield-Projekt wird 2026 operativ voll angelaufen sein.»
Ihre Nettoverschuldung konnte auf rund 210 Millionen Euro abgebaut werden. Ist das jetzt die Komfortzone?
Michael Pistauer: Für Montana Aerospace ist eine Nettoverschuldung von zweimal EBITDA eine sehr stabile Aufstellung.
Ich nehme an, es gibt nichts neues beim möglichen Divestment der Energy Division. Oder ist das jetzt bei einem EBITDA-Plus von 41,6% vom Tisch?
Kai Arnst: Das Segment Energy profitiert von einem strukturellen Wandel in den globalen Märkten für Stromübertragung und -erzeugung, der durch gross angelegte Infrastrukturinvestitionen zur Unterstützung der weltweiten Energiewende ausgelöst wurde. Nichtsdestotrotz sind wir als Montana Aerospace, wie es der Name schon vermuten lässt, weiterhin bemüht das Unternehmen zu einem pure play Aerospace weiterzuentwickeln und für das Segment Energy eine Verselbständigung zu erzielen.
Für 2026 peilen Sie zwei Milliarden Umsatz an. Das wäre ja ein Zuwachs von einem Drittel…
Michael Pistauer: … bei einhergehender besserer Marge sowie einem starken Cash Flow und Nettoergebnis. Das ist unser klares Ziel, ja.
Sie sind ja 2023 auch in die Raumfahrtindustrie als Branche eingestiegen. Würden Sie auch Geschäfte mit Elon Musk machen?
Kai Arndt: Wir expandieren im Rahmen unserer Diversifizierungsstrategie natürlich auch in den Raumfahrtsektor, indem wir Hochleistungsstrukturen für die anspruchsvollsten Raumfahrtanwendungen bereitstellen. In den vergangenen Jahren haben wir bereits einige grosse Aufträge erfolgreich ausgeführt und damit einen bedeutenden Schritt in unserer strategischen Entwicklung gemacht. Zu einzelnen Kunden können wir aber leider keine Auskunft geben.