Monica Schaffhauser, Geschäftsführerin HandyDoktor.ch
Monica Schaffhauser, Geschäftsführerin HandyDoktor.ch. (Foto: Iris C. Ritter)
von Patrick Gunti
Moneycab: Frau Schaffhauser, Sie haben HandyDoktor.ch 2008 gegründet. Was war damals der Auslöser für diesen Entscheid?
Monica Schaffhauser: Mein eigenes iPhone ging kaputt und ich wollte es bei Swisscom reparieren lassen. Die veranschlagten Kosten von 269 Franken und die Wartezeit von ca. 2-3 Wochen waren mir aber zu viel. Mein Mann und ich haben die Teile dann im Internet bestellt und das iPhone selbst repariert. Beim ersten Mal brauchten wir dazu 3-4 Stunden. Doch dann reparierten wir auch iPhones für Freunde und Kollegen und wurden schneller und daraus entstand unser Business iPhoneDoktor.ch bzw. HandyDoktor.ch.
Was 2008 noch eine Marktlücke war, ist mittlerweile ein umkämpfter Markt. Wie sehen Sie die Konkurrenzsituation, was unterscheidet den HandyDoktor.ch von anderen Anbietern?
Ja, in der Tat. Anfangs waren wir praktisch die Einzigen in Zürich, die überhaupt iPhones reparieren konnten und wir hatten Kunden aus der ganzen Schweiz, sogar aus Genf/Lausanne und auch aus Süddeutschland. Heute ist der Wettbewerb sehr intensiv.
Da wir ganz von Anfang an, seit dem iPhone 2G mit Alurückseite, dabei sind, haben wir noch heute einen Vorsprung an Erfahrung, Fachwissen und wir sind in Google top platziert und gut verlinkt. Zudem haben wir langjährige Beziehungen zu unseren Lieferanten und erhalten dadurch immer die bestmögliche Qualität zu einem angemessenen Preis. Wir können auch schwierige Reparaturen sofort erledigen, so dass unsere Kunden nicht lange auf Ihr Smartphone verzichten müssen. Im Unterschied zu Apple und anderen Herstellern tauschen wir das Gerät nicht einfach aus, sondern wir ersetzen nur die defekten Teile. Dies spart Kosten, schont die Umwelt und dem Kunden gehen keine Daten, Kontakte, Fotos und Einstellungen verloren. Auf die Reparatur und die ersetzten Teile geben wir eine Garantie von 4 Monaten.
«Anfangs waren wir praktisch die Einzigen in Zürich, die überhaupt iPhones reparieren konnten und wir hatten Kunden aus der ganzen Schweiz, sogar aus Genf/Lausanne und auch aus Süddeutschland. Heute ist der Wettbewerb sehr intensiv.»
Monica Schaffhauser, Geschäftsführerin HandyDoktor.ch
Wir sind einer der grössten freien Anbieter von Smartphone Reparaturen in der Schweiz. Von den vielen kleinen Ein-Mann-Werkstätten, die das nur als Hobby machen, heben wir uns ab durch professionelle Arbeit, Express Reparatur in 10-40 Minuten, lange Präsenzzeiten, die Möglichkeit der Online-Terminbuchung, ein umfangreiches Ersatzteillager und 4 Monate Garantie auf alle Reparaturen. Zudem erhält ein Berner Kunde auch in Zürich sofortige Hilfe von uns wenn das Smartphone ein Problem hat.
Neben den Reparaturen gehen wir auch auf andere Kundenwünsche ein, z.B. das individuelle Verschönern von iPhones. Hierbei ist fast alles möglich: Farbe von Display, Backcover und Metallrahmen wechseln, Rahmen und Home-Buttons, die mit Swarovski-Steinchen besetzt sind, vergoldete Rahmen, etc. Im Moment ist es bei jüngeren Männern z.B. «in» das iPhone 4 auf orange, gelb oder dunkelblau umzubauen, mit einem Metall-Rahmen in schwarz – Racing Farben sozusagen. Und die Damen lassen das iPhone oft auf pink oder rot umbauen, mit einem Swarovski-Steinchen besetzten Home-Button. Auch ein iPhone in Tarnfarben haben wir für einen Armeeangehörigen schon gemacht.
Mittlerweile betreiben Sie fünf „Praxen“ in Zürich, Bern, Küsnacht, Lenzburg und Altstätten. Wie sind diese Standorte eingerichtet?
Diese Standorte sind vergleichbar mit einer Arzt-Praxis eingerichtet. Es gibt jeweils einen Wartebereich / Warteraum wo die Kunden gemütlich etwas lesen und gratis einen Kaffee trinken können, während das Smartphone im Labor bzw. dem „Operationssaal“ professionell repariert wird. Jeder Standort hat einen bis vier Reparatur-Arbeitsplätze mit gutem Licht, Antistatik-Matten und allen nötigen Werkzeugen und Analyse-Geräten, sowie ein umfangreiches Ersatzteillager.
Wer sein Smartphone bei Ihnen reparieren lassen will, kann es per Post schicken oder direkt in der Filiale vorbeikommen. Wie läuft ein Besuch in der „Handy-Praxis“ ab, wie lange dauert er in der Regel?
Der Kunde kann online auf HandyDoktor.ch einen Termin vereinbaren oder einfach spontan vorbeikommen. Der Kunde kommt dann mit dem «Smartphone-Patienten» ans Empfangs-Desk. Dort schauen wir uns den Patienten an und entscheiden, ob wir das Smartphone sicher reparieren können, ob wir zuerst genauere Analysen machen müssen oder ob der Fall hoffnungslos ist. Salzwasserschäden sind leider fast immer hoffnungslos. Im Normalfall können wir das Smartphone sofort innert 10-40 Minuten reparieren. Während der Wartezeit kann der Kunde gerne einen Kaffee trinken, shoppen gehen oder unser umfangreiches Sortiment an Smartphone Zubehör durchforsten. Die häufigste Reparatur ist im Moment das iPhone 4 mit gebrochenem Glas-Display. Dieses Display ersetzen wir sofort in nur 25 Minuten. Auf die Reparatur und die ersetzten Teile geben wir immer eine Garantie von 4 Monaten.
«Wir haben im Team Dipl. El. Ing. ETH, Elektroniker, HSG Absolventen, Banker, Fachhochschulabsolventen, eine Primarlehrerin (ich) und ganz junge Mitarbeiter, die bei uns sozusagen eine Lehre/Ausbildung als Berufseinstieg absolvieren.»
Wie viele „Handy-Ärzte“ beschäftigen Sie mittlerweile und aus welchen Berufen kommen sie?
In unserem Team arbeiten mittlerweile neun Personen mit ganz unterschiedlichen Backgrounds. Wir haben im Team Dipl. El. Ing. ETH, Elektroniker, HSG Absolventen, Banker, Fachhochschulabsolventen, eine Primarlehrerin (ich) und ganz junge Mitarbeiter, die bei uns sozusagen eine Lehre/Ausbildung als Berufseinstieg absolvieren. Wichtig ist uns ein guter Mix, so dass wir für fast alle Probleme einen Experten im Team haben. Neben Interesse an Technik und Smartphones sind unsere Anforderungen: Sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, eine ruhige Hand, gute Augen und alle Dinge, die in fast jedem Beruf wichtig sind: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, freundlicher und sicherer Umgang mit Kunden und Kollegen, Teamfähigkeit, Intelligenz, Interesse an stetiger Weiterbildung, Sprachkenntnisse, etc.
Ständig kommen neue Smartphone-Modelle auf den Markt. Wie bilden Sie Ihre Mitarbeitenden aus?
Unser Chef-Ingenieur (Dipl. El. Ing. ETH) erlernt die Reparaturen zuerst selbst mit Hilfe eines Testgerätes, den Reparatur-Handbüchern der Hersteller – sofern verfügbar – und mit Informationen aus dem Internet. Die Reparaturen werden dann 10 – 20 Mal geübt und dokumentiert. Danach erfolgen 1-zu-1 Trainings mit den Mitarbeitern, wobei jede neue Reparatur 10 – 20 mal gemacht wird, bis die Qualität und Geschwindigkeit unsere hohen Anforderungen erfüllt. Danach kann der Mitarbeiter die Reparatur im Tagesgeschäft durchführen und sein Wissen bei Bedarf auch an Kollegen weitergeben.
Gehen wir davon aus, dass in den nächsten Monaten das iPhone 5 auf den Markt kommt. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Apple ist bekanntlich sehr stark darauf bedacht, keine Informationen zu neuen Modellen preiszugeben. Deshalb ist eine Vorbereitung nur bedingt möglich. Aber unsere Lieferanten können normalerweise trotzdem 2 – 3 Wochen vor Verkaufsstart schon die ersten Ersatzteile liefern. Und sobald wir am ersten Verkaufstag ein iPhone 5 haben, zerlegen wir dieses komplett, analysieren alle Teile und bauen es wieder zusammen. Dies machen wir dann 10 – 20 Mal, bis wir alles in- und auswendig kennen und somit die iPhone 5 Reparatur anbieten können. Ob es „iPhone 5“ heissen wird, ist noch nicht ganz klar. 😉
Welches sind die häufigsten Reparaturen an Smartphones?
Am häufigsten reparieren wir iPhone 4, iPhone 4S, iPod Touch 4, iPad 2 und Samsung Galaxy S2 Glas-Displays, die bei einem Sturz kaputt gegangen sind. Dies sind Standard-Reparaturen, die wir im Normalfall in 25 – 40 Minuten perfekt erledigen können. Etwas schwieriger sind die im Sommer häufigen Wasserschäden. Hier müssen wir von Fall zu Fall schauen und entscheiden, ob eine Reparatur möglich und sinnvoll ist. Sehr wichtig ist, dass die Kunden mit Wasserschäden sofort zu uns kommen, damit wir das Gerät sofort zerlegen und trocknen können. Denn schlimmer als das Wasser selbst, ist die Korrosion der Leiterbahnen während den Stunden/Tagen nach dem „Bad“. Auch das Hausmittel „im Reis-Sack trocknen“ ist da eine sehr schlechte Lösung, da dies die Korrosion nicht verhindert.
Die Preise für die häufigsten Reparaturen belaufen sich in der Regel auf 100 bis 200 Franken. Ab wann lohnt sich eine Reparatur nicht mehr?
Das kommt natürlich auf des Modell an. Bei einem neuen Samsung Galaxy S3 oder iPhone 4S mit einem Wert von 600 bis 800 Franken ist eine Reparatur natürlich fast immer sinnvoll. Bei einem alten iPhone 3G mit einem Wert von 160 -220 Franken lohnt es sich wohl nur noch bis zu einem Reparaturpreis von ca. 120 Franken; ein einfacher Glas-Display Bruch reparieren wir auch beim iPhone 3G schnell und günstig. Bei Salzwasserschäden ist eine Reparatur nicht sinnvoll – hier ist es besser, das Smartphone über den Hersteller kostenpflichtig austauschen zu lassen. Wenn ein Kunde aus Preisgründen keine Reparatur mehr durchführen möchte, kaufen wir die defekten iPhones teilweise auch für den Eigengebrauch an, als Trainings-Gerät oder zum Weiterverkauf.
«Einige Hersteller beliefern uns direkt oder über den Grosshandel. Bei anderen Modellen müssen wir uns auf dem Graumarkt eindecken, da die Hersteller generell keine Reparatur erlauben, sondern nur einen Austausch anbieten.»
Woher beziehen Sie die Ersatzteile?
Dies variiert von Modell zu Modell. Einige Hersteller beliefern uns direkt oder über den Grosshandel. Bei anderen Modellen müssen wir uns auf dem Graumarkt eindecken, da die Hersteller generell keine Reparatur erlauben, sondern nur einen Austausch anbieten. In diesen Fällen stammen die Ersatzteile im Normalfall aus den offiziellen Fabriken der Hersteller (Sharp, Toshiba, etc.), gelangen jedoch nicht auf den Hersteller-akkreditierten Vertriebskanälen zu uns, sondern über Parallelimporte.
HandyDoktor.ch ist schnell gewachsen. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung, planen Sie eine weitere Expansion?
Das HandyDoktor.ch-Business macht uns grossen Spass und wir werden auch in Zukunft Chancen zur Expansion nutzen. Es ist uns jedoch auch wichtig, dass jeder Standort top Reparatur-Qualität bietet und deshalb lassen wir uns die nötige Zeit, um unsere Mitarbeiter auszubilden und die Praxen optimal einzurichten.
Frau Schaffhauser, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Monica Schaffhauser
Wohnt in der Stadt Zürich (Kreis 3).
Geb.: 19.09.1972 in Texas, USA
Nationalität: USA («hoffentlich bald Schweizerin»)
Gelernter Beruf in den USA: Primarlehrerin, Ausbildung zur Dentalhygienikerin
Lebt in der Schweiz seit 20.01.2007.
Sprachen: Englisch und Spanisch als Muttersprache, Deutsch & Schweizerdeutsch noch am Lernen & Verbessern.
Mutter von 3 Kindern (16j, 14j, 12j)
Verheiratet mit Philip Schaffhauser (Schweizer)
Hobbies: iPhones reparieren und verschönern, Lesen, Shopping, Reisen.