Niclas Seitz, Inhaber und CEO Travelcoup Schweiz AG, im Interview

Niclas Seitz, Inhaber und CEO Travelcoup Schweiz AG

Von Artur K. Vogel

Herr Seitz, schildern Sie uns bitte kurz und knapp die Geschäftsidee hinter der Travelcoup Schweiz AG.

Niclas Seitz: Mit unserem Angebot namens «Travelcoup Deluxe» sind wir der erste Anbieter von Pauschalreisen im Privatjet im Einzelplatzverkauf. Im gehobenen Segment haben wir damit das Reisen neu definiert.

«Direkte Mitbewerber haben wir gar nicht; für Urlaubsreisen existierte ein solches Angebot noch nicht.» Niclas Seitz, Inhaber und CEO Travelcoup Schweiz AG

Individualität, Sicherheit, Umweltfreundlichkeit und Gesundheit im Kontext von Corona stehen im Mittelpunkt, dazu kurze Check-in-Zeiten und Service auf höchstem Niveau.

Pauschalreisen im Charterflug an populäre Feriendestinationen sind momentan nicht sehr populär. Was unterscheidet denn, neben der Reise im Business-Jet, Ihre Angebote von denen der Mitbewerber?

Direkte Mitbewerber haben wir gar nicht; für Urlaubsreisen existierte ein solches Angebot wie gesagt noch nicht. Es gibt Anbieter, die sich auf Geschäftsreisende fokussieren. Aber das ist ein hartes Business: Es gibt kaum eine Firma, die in ihrer Policy die Benutzung von Privatjets propagiert.

Ich habe auf Ihrer Webseite virtuell eine Mallorca-Reise gebucht. Zu zweit muss ich für drei Nächte im Fünf-Sterne-Hotel inklusive Flug im Privatjet, Transfers und Frühstück gut 4000 Franken rechnen; will ich mit meiner Liebsten eine Woche in einer Junior Suite des «Belmont La Residencia» verbringen, sind gut 14.000 Franken fällig. Welches Zielpublikum spricht Travelcoup Deluxe an?

Wir sprechen Urlauber im gehobenen Segment an. Das bedeutet aber explizit nicht eine Beschränkung auf besonders Reiche. Stattdessen würde ich sagen: Der Economy-Plus-Passagier ist bei uns bestens aufgehoben. Natürlich haben wir keine Lidl- oder Aldi-Preise; wir wollen kein Discounter sein.

Im Privatjet zu reisen ist ein eindrückliches Erlebnis, das nicht für die breite Masse gedacht ist. Wenn Sie allerdings die luxuriösesten Hotels in unserem Angebot nehmen wie das «Belmont La Residencia», dann ist nicht der Jet der wichtigste Treiber des Preises, sondern das Hotel. Die Hotels werden übrigens von uns sorgfältig ausgewählt. Wir wollen an jeder Destination vier Häuser der obersten Klasse anbieten, vier weitere im Viersterne-Segment, die auch für «Normalsterbliche» erschwinglich sind, und schliesslich zwei besonders umweltfreundliche. Und natürlich müssen sie alle ohne Ausnahme den höchsten Hygienestandards genügen.

Wenn Sie von «wir» reden. Besuchen Sie die Hotels selber?

Ja, entweder ich sie selbst oder einer unserer Mitarbeiter.

Sie sind mitten in der Corona-Krise gestartet. Und der Tourismus ist eine der Branchen, die am stärksten unter den Massnahmen gegen die Pandemie leiden. Woraus schöpfen Sie Ihren Optimismus?

Ich habe die Firma am 29. Juli 2020 gegründet, und die Idee hatte direkt mit der Corona-Krise zu tun: Gerade jetzt braucht die Branche Innovationen, und eine solche ist es, den Reisenden Möglichkeiten zu bieten, das Ansteckungsrisiko zu minimieren, indem sie höchstens zu acht im grosszügigen Privatjet fliegen statt im vollen Charterflugzeug.

«Gerade jetzt braucht die Branche Innovationen, und eine solche ist es, den Reisenden Möglichkeiten zu bieten, das Ansteckungsrisiko zu minimieren, indem sie höchstens zu acht im grosszügigen Privatjet fliegen statt im vollen Charterflugzeug.»

Zuerst boten wir Travelcoup Deluxe nur in der Schweiz an; seit 10. Februar dieses Jahres sind auch Abflüge ab Deutschland möglich. Ich bin tatsächlich sehr optimistisch, denn die Leute brennen darauf, endlich wieder reisen zu können.

Und wie haben sich die Geschäfte entwickelt, seit die Angebote von Travelcoup Deluxe auf dem Reisemarkt lanciert wurden? Haben Sie überhaupt schon Reisen im Privatjet verkauft?

Unsere Angebote sind seit November buchbar. Wir rechneten, ehrlich gesagt, mit null Verkäufen in der Startphase. Nicht zuletzt deshalb, weil wir noch nie Werbung gemacht haben. Und natürlich haben viele Menschen Angst, jetzt Ferien zu buchen; man weiss ja nie, was morgen ist.

Zu meiner grossen Überraschung haben wir jedoch schon einige Reisen verkauft: Eine mittlere zweistellige Zahl von Passagieren hat bisher gebucht. Das ist ein echter «Hammer», wenn ich das so sagen darf.

Gibt es eine Mindest-Passagierzahl, damit der Privatjet überhaupt abhebt?

Nein, es gibt keine Mindest-Passagierzahl. Wenn Sie Glück haben, nutzen Sie den Jet und den exklusiven Service ganz für sich allein. Aber natürlich versuchen wir, die Flugzeuge auszulasten.

Travelcoup Deluxe bietet momentan Reisen im Privatjet nach Nizza und Amsterdam, Ibiza und Mallorca an. Wie sind Sie gerade auf diese vier Destinationen gekommen?

Wir haben den Fokus auf den Urlaub und die Top-Destinationen der Schweizer gelegt. Natürlich spielten auch kommerzielle Überlegungen eine Rolle. Zudem betont Mallorca ganz offiziell die ökologische Ebene, was uns gefällt und zu uns passt. Amsterdam haben wir ausgewählt, um zu testen, ob unser Modell auch für Städte-Destinationen funktioniert.

Und, funktioniert es?

Nein, bisher nicht.

Bestehen Pläne, das Angebot an Destinationen auszubauen?

Definitiv. Wir planen eine jährliche Verdoppelung der Destinationen wie auch der Departure Airports.

Wenn für mich auch sieben Mitreisende noch zu viel sind und ich über die nötigen Mittel verfüge: Kann ich den Privatjet auch exklusiv buchen, z.B. für mich und meine Familie?

Wir haben dafür die Rubrik «Charter» geschaffen. Wir können einem Kunden problemlos einen privaten Jet organisieren, und wir haben das auch schon getan.

Fliegen wird nicht nur wegen Corona kritisch beleuchtet, sondern auch wegen der Umweltbelastung. Im Privatjet, so nehme ich an, ist der ökologische Fussbabdruck jedes einzelnen Reisenden noch grösser als in einem kommerziellen Ferienflieger. Was sagen Sie dazu? 

Zum einen setzen wir stets auf die modernsten Flugzeuge, die am wenigstens Treibstoff verbrennen. Wir verfolgen die Entwicklungen am Markt ganz genau. Es ist durchaus möglich, dass erste wasserstoffbetriebene kleinere Jets schon in fünf oder zehn Jahren auf den Markt kommen. Wir werden die ersten sein, die das in unser Angebot aufnehmen. Vergessen Sie nicht, dass ich bei der UBS neun Jahre in der Abteilung Sustainable Investment gearbeitet habe.

«Der Fussabdruck bleibt. Deshalb kompensieren wir jeden einzelnen Flug vollumfänglich und bieten somit CO2-neutrales Fliegen an.»

Aber Sie haben natürlich recht: Der Fussabdruck bleibt. Deshalb kompensieren wir jeden einzelnen Flug vollumfänglich und bieten somit CO2-neutrales Fliegen an. Dies ist keine Option, die man buchen kann oder auch nicht; die Kompensation ist in die Preise bereits eingerechnet.

Wie sind Sie eigentlich zur Tourismusbranche gekommen? Wie war Ihr beruflicher Parcours?

Meine Mutter baute in Aschaffenburg das grösste TUI-Reise-Center in Deutschland auf. Somit lernte ich die Branche schon in sehr jungen Jahren kennen. Ich studierte dann BWL an der Universität Zürich und stieg, nach einem kurzen Abstecher nach Südafrika, bei der UBS ein. Jetzt bin ich wieder in der Tourismusbranche. Finanzen und Tourismus sind meine Leidenschaften.

Wie wird sich der Tourismus nach der Pandemie und im Zeitalter der Digitalisierung nach Ihrer Meinung entwickeln?

Es wird sicher seine Zeit dauern, bis wir wieder auf dem früheren Level sind. Aber gerade bei den Ferienreisen sehe ich absolut nicht, wieso diese nicht wieder so populär wie vor der Krise sein sollten. Wenn ich mit Kunden rede, stelle ich fest, dass sie momentan noch heisser aufs Reisen sind als sonst. Wenn die Corona-Pandemie abgeklungen ist, wird der Urlaubstourismus wieder anziehen.

Wenn sie selbst Ferien machen: Wie und wohin reisen Sie am liebsten?

Es gibt drei Kategorien: Die Schweiz ist eines der schönsten Länder der Welt. Ich gehe zum Beispiel Skifahren auf der Lenzerheide oder Wandern. In Europa ist Mallorca eines der attraktivsten Ziele mit seinen alten Städtchen, den Restaurants, den Stränden, der Natur. Ausserhalb Europas bin ich sehr gern in Kapstadt in Südafrika, wo meine Mutter den deutschen Winter verbringt, und in Hawaii, wenn ich mich total entspannen will.  


Niclas Seitz
wurde 1986 in Aschaffenburg im bayerischen Frankenland geboren und studierte BWL an der Universität Zürich. Nach neun Jahre bei der UBS gründete er im Juli 2020 die Travelcoup Schweiz AG, welche «Travelcoup Deluxe» anbietet. Niclas Seitz bei Linkedin

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