Nicolas Vanden Abeele, CEO Ascom, im Interview

Nicolas Vanden Abeele, CEO Ascom, im Interview
Nicolas Vanden Abeele, CEO Ascom. (Foto: Ascom)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Vanden Abeele, im zurückliegenden Halbjahr fielen einmalige Kosten von 5,2 Millionen Franken an, vor allem für die Neubewertung des schwedischen Pensionsplans. Ist so etwas nicht vermeidbar?

Nicolas Vanden Abeele: Leider nein. Es geht um nicht cash-wirksame Aufwendungen von CHF 4,5 Millionen Franken aufgrund einer angeordneten Neubewertung des schwedischen Pensionsplans. Dies unter Berücksichtigung einer Senkung des Diskontierungssatzes für künftige Auszahlungen und einer höheren Lebenserwartung.

Sie haben die Ziele für 2022 angehoben, aber die Börse hat es nicht goutiert. Was lehrt das?

Wir erreichten im ersten Halbjahr ein organisches Wachstum von 7 Prozent und haben aufgrund dieses guten Ergebnisses die Aussichten für das Gesamtjahr 2022 leicht angehoben. Auch sind wir daran, die Profitabilität im zweiten Halbjahr zu verbessern. Wir wollen die kommunizierten Ziele erreichen und gehen davon aus, dass der Markt dies auch würdigen wird.

«Wir wollen die kommunizierten Ziele erreichen und gehen davon aus, dass der Markt dies auch würdigen wird.»
Nicolas Vanden Abeele, CEO Ascom

Ascom will lösungsorientierter und softwarelastiger werden. Wie weit sind Sie mit der voll integrierten Softwareplattform, die ab der zweiten Jahreshälfte ausgerollt werden soll?

Wir werden im Herbst die Ascom-Healthcare-Plattform als voll integrierte Software-Plattform mit der Kombination verschiedener Lösungen lancieren. Dies erlaubt uns, mehr Standardlösungen anzubieten und das Business besser zu skalieren.

Security ist natürlich in so einem Fall Toppriorität. Wird das nicht immer schwieriger, weil vor allem immer mehr Hackerbanden ihr Unwesen treiben?

Cyber Security ist für unser Unternehmen tatsächlich eine Top-Priorität. Wir haben alle notwendigen Massnahmen ergriffen, um unsere Systeme zu schützen.

Steht also auch die Akquisition von der Firma Appliware im vergangenen Juli diesbezüglich in einem erweiterten Zusammenhang?

Die Akquisition von Appliware erweitert das Software-Paket von Ascom mit einer modernen Alarmierungslösung vorab für die Bereiche Long-Term Care und Enterprise. Mit der Integration der Software Ofelia fügt Ascom ihrem Angebot an Software-Lösungen eine kompetitive, zukunftsfähige und cloudbasierte Plattform hinzu, was zusätzliches Wachstum im Softwarebereich ermöglicht.

Nach dem Profitabilitätseinbruch im abgelaufenen ersten Halbjahr konnten Sie jetzt die Preise erhöhen. Vollumfänglich?

Die Profitabilität im ersten Halbjahr wurde durch den erheblichen Anstieg der Preise für Komponenten auf dem Spotmarkt sowie gestiegene Rohstoff- und Logistikkosten stark beeinträchtigt. Als Reaktion darauf haben wir unsere Preise erhöht. Die Auswirkungen dieser Massnahmen werden im zweiten Halbjahr sowie im nächsten Jahr sichtbar werden.

«Supply Chain ist für uns sehr wichtig, weshalb wir dort unser Team auch verstärkt haben.»

Die Versorgung welcher Komponenten macht Ihnen im Moment noch am meisten Stress?

Die weltweite Verknappung von Komponenten betrifft ganze Industriezweige. Wir gehen davon, dass sich die Situation in den nächsten sechs Monaten aufgrund der gesunkenen Nachfrage in anderen Bereichen, wie zum Beispiel der Automobilindustrie, etwas verbessern könnte. Supply Chain ist für uns sehr wichtig, weshalb wir unser Team auch verstärkt haben. Wir prüfen auch das Redesign gewisser Produkte und die Verwendung von Chips anderer Lieferanten.

«Wir prüfen auch das Redesign gewisser Produkte und die Verwendung von Chips anderer Lieferanten.»

Wie viele andere Firmen auch, musste Ascom das Nettoumlaufvermögen erhöhen, um die Supply-Seite abzusichern. Sehen Sie den Glimmer einer Entspannung am Horizont?

Wir haben unsere Lager aufgrund der angespannten Komponentensituation etwas erhöht, werden aber das Net Working Capital weiterhin mit aller Sorgfalt managen.

Europa und die USA sind immer noch Ascoms Hauptmärkte. Wann wird das ändern?

In Europa und USA erwirtschaften wir über 90% des Umsatzes, weshalb dies unsere Hauptmärkte sind. Wir wollen insbesondere in denjenigen Regionen schwergewichtig investieren, wo wir unseren Marktanteil noch ausbauen können. Das sind beispielsweise die USA, DACH, Grossbritannien, Frankreich und Südeuropa.

Das Auftragsbuch ist sehr gut gefüllt. Was bedeutet das für die Organisation Ihres Personals?

Der hohe Auftragsbestand beweist, dass Ascom an Fahrt auf dem Markt aufnimmt. Wir sind gut organisiert und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind motiviert, diese Aufträge umzusetzen.

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