Nicolas Vanden Abeele, CEO Ascom, im Interview

Nicolas van den Abeele, CEO Ascom. (Bild: Ascom)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Vanden Abeele, zur Börseneröffnung Mitte letzter Woche ist die Ascom-Aktie um ein glattes Viertel abgestürzt. War das Pech, weil gleich zwei Negativmeldungen auf einmal hereinpurzelten?

Nicolas Vanden Abeele: Unser Geschäftsmodell und unsere Strategieumsetzung sind intakt. Wie viele andere Unternehmen ist aber auch Ascom von der Konjunkturabschwächung im zweiten Halbjahr betroffen. Wir mussten unsere Erwartungen etwas zurückschrauben, erwarten aber immer noch ein klares Umsatzwachstum und eine höhere Profitabilität für das laufenden Jahr. Die Börse hat nun korrigiert, was aber auch wieder Einstiegschancen bietet.

Die Weltwirtschaft steht fragil. Welche Länder sind für Ascom die sicheren Anker?

Ascom fokussiert sich in erster Linie auf Westeuropa und die USA, die weltweit grössten Märkte für Healthcare. Diese Märkte sind im Allgemeinen stabil, Konjunkturabschwächungen sind aber auch hier möglich.

«Unser Geschäftsmodell und unsere Strategieumsetzung sind intakt. Wie viele andere Unternehmen ist aber auch Ascom von der Konjunkturabschwächung im zweiten Halbjahr betroffen.»
Nicolas Vanden Abeele, CEO Ascom

Die zweistellige Marge auf Stufe EBITDA soll ja dank Kostenmanagement nicht in Gefahr sein. Wo genau setzen Sie bei den Kosten an?

Auf der einen Seite verbessern wir laufend das Geschäftsmodell. Wir fassen beispielsweise die Softwarelösungen zu Plattformen zusammen, womit die Skalierbarkeit verbessert wird. Andererseits sehen wir die positiven Auswirkungen des anfangs Jahr initiierten Kostenmanagement-Programmes «shape-up». Gegenüber 2021 wollen wir damit die vergleichbaren Kosten um zehn Millionen Franken senken, wobei der volle Effekt erst im Jahr 2024 sichtbar sein wird.

Bank-Analysten zeigten sich im Nachgang der Ereignisse skeptischer als auch schon, heben aber die geringe Zyklizität des Healthcare-Bereiches hervor. Gilt das uneingeschränkt für alle Länder?

Bei Ascom trägt der Bereich Enterprise inklusive OEM rund ein Drittel zum Umsatz bei, der Bereich Healthcare zwei Drittel. Die Zyklizität im Healthcare-Bereich ist geringer, aber auch hier kann es zu Projektverschiebungen oder Budgetrestriktionen kommen. Andererseits profitiert Healthcare von verschiedenen Förder-Programmen zur Verbesserung und Digitalisierung des Gesundheitswesens – zum Beispiel in der Europäischen Union.

Merken Sie eigentlich in den USA etwas vom viel heruntergebeteten Fachkräftemangel?

Es gibt in den USA – wie auch in anderen Ländern – einen «war for talents». Die Situation hat sich in letzter Zeit aber wieder etwas entspannt. Viele Spitäler in den USA – aber auch weltweit – leiden aber auch am Mangel an Pflegekräften, was die Nachfrage an Digitalisierungslösungen im Gesundheitswesen erhöht.

«Es gibt in den USA – wie auch in anderen Ländern – einen «war for talents». Die Situation hat sich in letzter Zeit aber wieder etwas entspannt.»

Inwieweit stellen die Budgetprobleme, beispielsweise neben den USA nun auch in der Deutschland, eine Gefahr dar? Mission Critical Solutions dürften ja hoffentlich nicht irgendwelchen Sparmassnahmen zum Opfer fallen.

In Deutschland sind die Spitäler stärker von staatlicher Unterstützung abhängig als in den USA. Unsere Lösungen tragen aber eben gerade dazu bei, die Effizienz in den Spitälern zu verbessern und langfristig die Kosten zu senken.

Ist der Auftragsbestand weiter stabil?

Der Auftragsbestand hat sich gut entwickelt. Ascom wies Ende Juni 2023 einen Auftragsbestand in der Höhe nahezu eines Jahresumsatzes auf und ist seither auf hohem Niveau geblieben.

«Wir verfolgen eine klare Wachstumsstrategie, auch wenn wir die Ambitionen für 2023 etwas zurücknehmen mussten.»

Wäre es nicht wünschenswert, dass Ascom grösser würde oder einen starken Partner sucht, um noch mehr Marktmacht zu bekommen?

Wir verfolgen eine klare Wachstumsstrategie, auch wenn wir die Ambitionen für 2023 etwas zurücknehmen mussten. Wir sind in interessanten Märkten mit positiven Trends tätig. Das Gesundheitswesen leidet unter Personalknappheit und Kostendruck, was die Digitalisierung und den Bedarf an Ascom Lösungen in den nächsten Jahren beschleunigen wird.

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