Nicole Jenzer, Co-Geschäftsführerin von Citypeak AG, im Interview

Nicole Jenzer, Co-Geschäftsführerin von Citypeak (Bild: Citypeak)

Von Dominik Buholzer

Camping boomte in den vergangenen zwei Jahren. Campingplätze waren ausgebucht, Mietfahrzeuge Mangelware. Wie sieht es in diesem Jahr aus?

Nicole Jenzer: 2022 wird zwar nicht mehr ganz so intensiv wie 2020 und 2021. Aber es wird ein gutes Jahr. Das zeichnet sich schon jetzt ab.

«Das Bedürfnis nach Ferien in der freien Natur ist noch längst nicht gestillt. Wir merken aber auch, dass die Leute wieder vermehrt Flugreisen machen.» Nicole Jenzer, Co-Geschäftsführerin von Citypeak AG

Der Camping-Boom ist also nicht zu Ende?

Definitiv nicht. Das Bedürfnis nach Ferien in der freien Natur ist noch längst nicht gestillt. Wir merken aber auch, dass die Leute wieder vermehrt Flugreisen machen. Die vergangenen zwei Jahre waren wirklich ausserordentlich – in allen Belangen.

Gibt es denn überhaupt noch verfügbare Campingfahrzeuge für den Sommer?

Wir haben eine Flotte von insgesamt 40 Campern. Von daher findet sich auch im Hochsommer immer noch das eine oder andere verfügbare Fahrzeug. Es empfiehlt sich aber auf jeden Fall, nicht mehr lange zuzuwarten und flexibel zu sein.

Das heisst?

Der verfügbare Camper steht vielleicht nicht gerade bei der nächst gelegenen Vermietstation. Da bei uns sowieso alle Kundinnen und Kunden ihr Privatauto in der Zeit, in der sie mit einem von unseren Campingbussen unterwegs sind, gratis abstellen dürfen, fällt dies nicht so stark ins Gewicht.

Die Zahl an Vermietern von Campingfahrzeugen ist in der Schweiz in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Ist der Markt überhitzt?

Wir erwarten, dass es in den kommenden Jahren zu einer Marktbereinigung kommt. Für die Kleinstanbieter, also beispielsweise Garagisten, die noch ein, zwei Campingbusse vermieten, wird die Rechnung mittelfristig nicht mehr aufgehen.

«Es reicht nicht, einfach ein Auto auf dem Platz stehen zu haben. Nebst der Mechanik braucht es Marketing, Verkauf, Beratung, die Affinität zum Tourismus und Kompetenz im Camping – letztendlich die Leidenschaft für diese Reiseart.»

Weil diese nicht mehr mit den Preisen der grösseren Anbieter mithalten können?

Nein, es geht um den Aufwand. Es reicht nicht, einfach ein Auto auf dem Platz stehen zu haben. Nebst der Mechanik braucht es Marketing, Verkauf, Beratung, die Affinität zum Tourismus und Kompetenz im Camping – letztendlich die Leidenschaft für diese Reiseart.

Bei uns erhalten die Kunden eine umfassende Beratung und auf Wunsch Reise- sowie Campingtipps. Oft fehlt dieses spezifische Wissen. Die Kundinnen und Kunden erwarten heute weit mehr als nur die reine Hardware. Und für noch mehr Komfort rüsten wir beispielsweise Campingbusse mit Offroad- Luftfahrwerken aus. Die Technik sorgt dafür, dass alle Fahrzeug-Insassen stets in der Waagerechten schlafen, egal wie uneben der Untergrund ist.

Zahlreiche Autoimporteure beklagen Lieferprobleme. Ist Citypeak auch davon betroffen?

Bis jetzt sind wir glücklicherweise davon verschont geblieben. Wir verdanken dies unseren Garagisten. Sie haben rechtzeitig die Bestellungen ausgelöst. Wir profitieren zudem vom guten Verhältnis zu unseren Lieferanten.

Nachhaltigkeit ist im Reisen ein grosses Thema. Setzt dies auch die Camping-Branche unter Zugzwang?

Ich würde nicht von Zugzwang sprechen. Es geht vielmehr darum, die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zu erkennen. Seit vergangenem Jahr bieten wir deshalb eine spezielle Fahrzeugkategorie an, den Premium Explorer. Diese Fahrzeuge haben nicht nur einen Niveauausgleich eingebaut, sondern verfügen auch über eine Solaranlage auf dem Dach. Diese liefert genügend Strom, um E-Bikes aufzuladen oder die Kaffeemaschine jederzeit einsatzbereit zu machen.

Es gibt unseres Wissens keinen anderen professionellen Vermieter, der eine solch hochwertige Fahrzeugkategorie mit mehreren Campern im Angebot hat.

Wird es schon bald die ersten Batterie betriebenen Campingbusse zu kaufen geben?

Es dürfte noch ein paar Jahre dauern, bis es soweit ist. Die grösste Herausforderung stellt die Batterie dar. Die Leute wollen ja nicht ihre Reise nach den Ladestellen planen.

«Seit vergangenem Jahr bieten wir deshalb eine spezielle Fahrzeugkategorie an, den Premium Explorer. Diese Fahrzeuge haben nicht nur einen Niveauausgleich eingebaut, sondern verfügen auch über eine Solaranlage auf dem Dach.»

Welchen Fehler sollte man als Camping-Neuling unbedingt vermeiden?

Wir raten Personen, die das erste Mal mit einem Campingbus unterwegs sind: Planen sie nicht zu viel. Wichtig ist, dass man ein Fahrzeug hat. Der Rest ergibt sich von alleine. Das Schöne am Campen ist, dass man sich treiben lassen kann. Es gibt mittlerweile genügend Plätze, wo man nachts bleiben kann. Da muss man sich keine Sorgen machen.


Nicole Jenzer
ist Co-Geschäftsführerin der 2016 gegründeten Citypeak AG. Das Unternehmen aus Cham ist spezialisiert auf die Vermietung von speziell ausgestatteten VW und Mercedes Marco Polo Campern. Vermietstationen gibt es in Gebertingen (nahe Rapperswil SG), Füllinsdorf (BL) Oensingen (SO), Bern, Biel (BE) und Buchrain (LU). Das Citypeak-Team besteht aus Spezialisten mit langjähriger Camper-
Berufserfahrung. Citypeak hilft auch bei der Beschaffung von Neufahrzeugen mit spezieller Ausstattung. www.citypeak-campers.com

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