Nicole Loeb, VR-Präsidentin Loeb AG, Imlo Immobilien AG und Warlo Immobilien AG, im Interview

Nicole Loeb

Nicole Loeb, VR-Präsidentin Loeb AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Frau Loeb, wieviel Nerven braucht ein Einzelhändler, der auf menschlichen Kontakt und Austausch setzt, in diesem Jahrzehnt?

Nicole Loeb: In Zeiten der Normalität, sprich nicht während einer Pandemie, braucht es Nerven wie in jedem Unternehmen. Zwei Lockdowns zu durchleben und gut zu überstehen, hat von uns allen schon ziemlich gute Nerven abverlangt. Wir befanden uns fast eineinhalb Jahre im Krisenzustand. Dies galt es erst einmal zu verdauen.

Während des Lockdowns hatten Sie über die Stiftung den Mitarbeitenden die Differenz zwischen der Kurzarbeitsentschädigung und dem vollen Lohn entschädigt. Was hat Sie das gekostet?

Glücklicherweise konnten wir dank unserer patronalen Stiftung, welche meine Vorfahren gegründet haben, diese 20 Prozent Differenz unseren Mitarbeitenden während beiden Lockdowns bezahlen. Es war etwas mehr als eine halbe Million Franken.

Mit dem Pfund «persönlichstes Warenhaus der Schweiz» können Sie zu Recht wuchern. Wie läuft jetzt die Herbstmode?

Die Umsätze sind momentan zufriedenstellend. Unsere Kunden kommen wieder in die Geschäfte. Der Mensch ist nun einmal ein soziales Wesen, welches sich gerne begegnet und sich persönlich beraten lässt.

«Die Umsätze sind momentan zufriedenstellend. Unsere Kunden kommen wieder in die Geschäfte.»
Nicole Loeb

Loeb spannt mit dem Spielwarenspezialisten Franz Carl Weber seit einem Jahr auf dem Platz Biel zusammen. Wie ist ihre Erfahrung?

Franz Carl Weber ist in Biel unser Mietpartner: Die Zusammenarbeit läuft sehr gut.

Umgekehrt ist ihr langjähriger Mietpartner Orell Füssli in Bern Ende letzten Jahres ausgezogen. Lohnen sich Bücher überhaupt noch?

Loeb ist natürlich selber nicht im Büchergeschäft. Ich glaube aber, dass auch hier die Kombination Off- und Online sehr wichtig ist.

Grössen wie Jean Tinguely, Cuno Amiet, Bernhard Luginbühl haben in Ihren Kaufhausräumen ausgestellt. Braucht es nicht gerade jetzt solche «Zuläufer-Magneten»?

Selbstverständlich überraschen wir unsere Kunden gerne. Die Corona-Schutzmassnahmen haben unsere Aktivitäten etwas durcheinandergebracht. Es sind aber viele spannende Aktionen in der Pipeline.

Trotz sechs Millionen EBIT-Verlust haben Sie im Coronajahr fleissig weiter investiert. Wo zahlt sich das jetzt am meisten aus?

Wir sind nun bereit, wenn die Normalität wieder beginnt und müssen nicht in alte Immobilien und Konzepte Zeit und Geld investieren. Alle drei Warenhausfilialen sind auf dem neuesten Stand. Zudem haben wir Büroräumlichkeiten in unseren Filialen Thun und Biel in Wohnungen umgewandelt.

«Wir sind nun bereit, wenn die Normalität wieder beginnt und müssen nicht in alte Immobilien und Konzepte Zeit und Geld investieren.»

Die Eigenkapitalquote liegt immer noch weit über 50% und die Nettoverschuldung bei rund 20 Millionen. Das ist ein Klacks im Vergleich zum Wert Ihres Immobilienportfolios. Wo sehen Sie bei Ihren beiden Immobiliengesellschaften die grössten Chancen?

Die Verknüpfung von Retail und Immobilien sehen wir als unsere DNA. Es gilt aber, trotzdem die Marktgegebenheiten stets wieder zu überprüfen und gegebenenfalls auch zu reagieren. Die grössten Chancen unabhängig der Nutzung liegen bei allen Liegenschaften in der zentralen Lage.

Wo liegen die Unterschiede zwischen «Imlo» und «Warlo»?

Die Imlo besitzt aus Sicht der Detailhandelssparte die nicht betriebsnotwendigen Immobilien, in der Warlo sind entsprechend die mit Warenhäusern selbstgenutzten Immobilien angesiedelt.

«Entscheidend bleiben die drei L: Lage, Lage, Lage. Diesbezüglich sind wir hervorragend und solide aufgestellt.»

Ist der Kanton Bern bei den Immobilien solide?

Die Immobilien haben auch im Kanton Bern aufgrund des «Anlagenotstandes» eine entsprechend positive Wertentwicklung hinter sich. Ob der Markt solide bleibt, hängt an Faktoren wie Zinsentwicklung und Leerstandsquote. Neu, beziehungsweise beschleunigt, ist sicher die Entwicklung auf dem Büromarkt aufgrund der Pandemie. Bezüglich der weiteren Entwicklung der Retail-Liegenschaften bestehen sicher grosse Unterschiede zwischen den kleineren Städten im Kanton und der Hauptstadt. Entscheidend bleiben die drei L: Lage, Lage, Lage. Diesbezüglich sind wir hervorragend und solide aufgestellt.

Show Cooking, Nähcafé, Ladies Night: all das wurde von Corona ausgebremst. Aber ich nehme an, es mangelt Ihnen jetzt nicht an neuen oder auch Verbesserungen von alten Ideen?

Es stimmt, dass wir all unsere Ideen etwas zurückstellen mussten. Langsam kommt aber wieder etwas Normalität in gesellschaftliche Events. Wir freuen uns sehr, unsere Kundinnen und Kunden wieder mit besonderen Erlebnissen verwöhnen zu können. Begonnen haben wir mit unserem Jubiläumsevent am 9. September. So konnten wir unser Geschäft während 140 Minuten ab 21.00 Uhr öffnen. Zwar waren wir alle noch mit Masken ausgerüstet- die Freude an einem gemeinsamen Event konnten diese aber nicht trüben. Auch für die Weihnachtszeit haben wir uns viele spannende Überraschungen ausgedacht…

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