von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Zetterlund, Pandemie, Homeoffice, Elektromobilität oder Carsharing sind nur einige Punkte, die in den letzten Jahren grossen Einfluss auf die betriebliche Mobilität hatten. Wo sehen Sie aktuell die grossen Trends?
Niklas Zetterlund: Ein grosser Trend ist definitiv der Übergang vom Besitz zur Nutzung. In der Schweiz nimmt der Wandel zur Elektrifizierung der Flotten zu. Der Bedarf an flexiblen Lösungen mit Laufzeiten von 2 bis 60 Monaten, wie sie LeasePlan mit FlexiPlan anbietet, nimmt zu.
Der LeasePlan Car Cost Index zeigt, dass Elektrofahrzeuge so konkurrenzfähig sind wie nie. Was ist mit den gestiegenen Energiepreisen?
Die Energiepreise wirken sich definitiv auf die monatlichen Kosten für den Betrieb eines Elektrofahrzeugs aus. Das gilt jedoch auch für die Kosten für Diesel und Benzin. Wie man sein Elektrofahrzeug auflädt, hat dabei einen starken Einfluss: Ob Sie es zu Hause oder an einer öffentlichen Ladestation aufladen, etwa, macht einen Unterschied diesbezüglich. Wenn man ein öffentliches Ladenetz nutzt, macht es ausserdem einen Unterschied, ob man ein „langsameres“ Typ-2-Ladegerät nutzt oder ein Hochleistungs-Ladenetz. Wer den Auflade-Vorgang also gut plant, kann sparen.
«Aktuell beobachten wir eine langsame Entspannung bei den Lieferzeiten, die im Moment im Durchschnitt zwischen 4-6 Monaten liegen.»
Niklas Zetterlund, Geschäftsführer LeasePlan (Schweiz) AG
Auf der anderen Seite stehen zum Teil sehr lange Wartezeiten für die Fahrzeuge. Wie präsentiert sich die Situation für Leaseplan?
Wir sind natürlich wie alle anderen auf dem Markt von den Engpässen in der Lieferkette, dem anhaltenden Krieg und dem Mangel an Halbleitern betroffen. Wir haben Produkte, die den Bedarf unserer Kunden mit unserer flexiblen Lösung FlexiPlan abdecken und den Fahrzeugen mehr Leasingkreise mit Gebrauchtwagenleasing geben. Aktuell beobachten wir eine langsame Entspannung bei den Lieferzeiten, die im Moment im Durchschnitt zwischen 4-6 Monaten liegen.
Welche Veränderungen stellen Sie nach der Pandemie bei der Beschaffung von Dienst- und Geschäftswagen fest?
Die Kunden sind offener für mehrere Herstreller und verlängern laufende Leasingverträge, um die aktuellen Lieferzeiten zu erreichen.
Verändern sich mit Elektromobilität auch die Austauschzyklen der Flotten?
Wir haben noch keine signifikante Veränderung der Austauschzyklen gesehen, aber mit einem Elektroauto kann man definitiv die Leasingdauer verlängern, da viele Hersteller Over-the-Air-Updates anbieten und man die Möglichkeit hat, die neueste Software zu nutzen. Die Elektromobilität gibt uns auch die Möglichkeit, die Anzahl der Leasing-Zyklen zu erhöhen, bevor das Fahrzeug verkauft wird, was gut für die Umwelt ist und auch mehr Fahrern und Kunden die Möglichkeit bietet, ein Elektrofahrzeug zu fahren.
«Die Elektromobilität gibt uns auch die Möglichkeit, die Anzahl der Leasing-Zyklen zu erhöhen, bevor das Fahrzeug verkauft wird.»
LeasePlan hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 für emissionsfreie Fuhrparks zu sorgen. Wie wollen Sie das über den EV-Fuhrpark hinaus erreichen?
LeasePlan hat sich verpflichtet, eine führende Rolle – u.a. EV100-Initiative, UN COP23 EV-Vorschlag, Unterstützung der TCFD-Empfehlungen der G20, Einführung eines nachhaltigen Flottenbenchmarks – beim Übergang von Verbrennungsmotoren zu alternativen Antrieben zu übernehmen, um die Umsetzung des Pariser Abkommens und der klimabezogenen nachhaltigen Entwicklungsziele zu unterstützen.
Wir arbeiten mit einigen der grössten Unternehmen der Welt zusammen, um den Übergang zur Elektromobilität zu beschleunigen und zu erleichtern. In diesem Zusammenhang streben wir bis 2030 Netto-Null-Abgasemissionen aus unserer Serviceflotte an.
Zur Umstellung des Fuhrparks gehören auch die Ladeoptionen. Wie unterstützen Sie da Ihre Kunden?
Wir arbeiten ständig daran, das Angebot für unsere Kunden zu verbessern, um sie beim Laden zu Hause und unterwegs beim öffentlichem Laden zu unterstützen. Das Ladeinfrastrukturnetz wird in der Schweiz und auch in unseren Nachbarländern schnell ausgebaut.
«Wir arbeiten mit einigen der grössten Unternehmen der Welt zusammen, um den Übergang zur Elektromobilität zu beschleunigen und zu erleichtern.»
Die Mobilität verändert sich grundsätzlich – gerade in den Städten auch weg vom Autobesitz. Welchen Einfluss haben Car-as-a-Service oder Car-Sharing auf Ihr Geschäft?
Car-as-a-Service ist das, was wir seit 1986 in der Schweiz und seit 60 Jahren als Gruppe machen. Mit Car-Sharing sind wir gezwungen, Lösungen für unsere Kunden zu finden, sowohl alleine als auch mit Partnern.
Welche Erkenntnisse lassen sich aus Daten der vernetzten Fahrzeuge gewinnen?
Die Möglichkeiten sind endlos. Mit den Daten aus vernetzten Fahrzeugen können wir unsere Kunden proaktiv unterstützen, indem wir ihnen helfen, Servicetermine zu vereinbaren, ihnen Echtzeitdaten zum CO2-Ausstoss bieten oder Fahrmuster analysieren, um die Flotte und die Flottenauslastung zu optimieren.
Schon lange wird über autonome Fahrzeuge gesprochen, unzählige Tests laufen. Eines Tages vielleicht die Realität – wie sehen Sie die Situation?
Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Schon jetzt bieten die meisten neuen Autos einen Fahrassistenten an, aber wir sind noch weit davon entfernt, autonomes Fahren jenseits von geraden Autobahnen, auf denen die Strassen klar gekennzeichnet sind, vollständig umzusetzen.
Letzte Frage: Was für ein Auto fahren Sie persönlich?
Ich fahre seit 2019 ein Elektrofahrzeug, im Moment den neuen BMW iX.
Herr Zetterlund, besten Dank für das Interview.