Niko Kipouros, Gründer 4ARTechnologies, im Interview
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Kipouros, Sie haben gerade einen ICO (Initial Coin Offering) gestartet für Ihre Plattform “4ARTechnologies” und bis anhin über 19.5 Millionen Franken eingenommen. Ihre Lösung, eine Kombination von fälschungssicherer Identifikation mit dem Smartphone und der Dokumentation und dem Handel auf der Blockchain, sollen den Kunstmarkt transparenter und sicherer machen. Was sind Ihre Erwartungen für den ICO und welche Art von Investoren suchen Sie?
Niko Kipouros: Unsere grundsätzlichen Erwartungen liegen mit dem bisherigen Ergebnis im Plan, da wir mit dem bisher geraisten Kapital, analog zu unserem Businessplan, zumindest für unser Softcap – Markteintritts – Szenario die notwendigen Mittel zur Verfügung haben. Natürlich erwarten wir während des bis zum Ende des Jahres laufenden ICO`s noch weitere nennenswerte Investitionsvolumina generieren zu können.
«Jeder ist willkommen, der sich mit unserem Ziel identifizieren kann, den Kunstmarkt transparenter, ehrlicher und damit auch demokratischer zu gestalten.» Niko Kipouros, CEO 4ARTechnologies
Der Kunstmarkt ist in seiner Natur ein globaler und kein regionaler Markt. Das bedeutet für uns, diesem Markt in technischer Hinsicht ein perfektes Instrument zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich streben wir die globale Markteinführung unseres Projektes an, so dass möglichst viele Marktteilnehmer die digitalen Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Dies wäre der Idealfall um die dringend nötige Transparenz auf dem globalen Kunstmarkt voranzubringen und aus unternehmerischer Sicht das wünschenswerteste Szenario.
Diese Aufgabe ist natürlich nicht nur eine grosse Herausforderung an unser Management-Team und unsere Marketingexperten, sondern auch an die finanziellen Mittel, die uns zur Verfügung stehen. Da es bei dieser Form der Kapitalisierung schwierig ist den möglichen Erfolg vorherzusehen, haben wir – wie dem Whitepaper zu entnehmen ist – verschiedene Szenarien kalkuliert und die entsprechenden Businesspläne dazu entworfen.
Die Ergebnisse spiegeln sich in unserem Softcap, den dazwischenliegenden Szenarien und zuletzt natürlich in unserem Hardcap wieder. Diese Zahlen haben nicht willkürlich Einzug in unsere betriebswirtschaftliche Betrachtung gefunden, sondern reflektieren sowohl die möglichen und sinnvollen Skalierungen der Finanzierung des Geschäftsbetriebes als auch die jeweiligen Markeinführungen in den diversen Kernmärkten.
Ihre Frage zu den Investoren möchte ich gerne wie folgt beantworten: Jeder ist willkommen. Insbesondere jeder der sich mit unserem Ziel identifizieren kann, den Kunstmarkt transparenter, ehrlicher und damit auch demokratischer zu gestalten, jeder der eine sinnvolle Blockchain Lösung unterstützen und fördern will und auch jeder der einfach nur unser Projekt unterstützen möchte.
Der Umsatz im Kunstmarkt mit zahlreichen Akteuren wie Künstler, Sammler, Händler, Auktionator, Aussteller, Transporteur wird für 2017 auf über 63 Milliarden US-Dollar geschätzt. Wen von den Akteuren wollen Sie mit Ihrer Lösung adressieren und wer soll wie viel für die Leistungen bezahlen?
Unser Konzept besteht im Wesentlichen darin, allen von Ihnen genannten und darüber hinaus jedem einzelnen Markteilnehmer, vom absoluten Profi bis zum völligen Laien, die Möglichkeit der sinnvollen und preiswerten Nutzung zu bieten.
«Der Schutz des Kulturgutes Kunst für unsere nachkommenden Generationen ist eines unserer wesentlichen Ziele.»
Nur die breitflächige Nutzung durch möglichst alle Marktteilnehmer wird am Ende dazu führen, dass der Kunstmarkt die so oft zitierte und von vielen erwünschte Transparenz erlangt und damit seine Glaubwürdigkeit schützt. Der Schutz des Kulturgutes Kunst für unsere nachkommenden Generationen ist eines unserer wesentlichen Ziele.
Aus diesem Grunde sind die 4ART-Dienstleistungen derzeit mit einem Pricing zwischen 5 – 150 Euro je nach Umfang der Dienstleistung kalkuliert. Für eine technische Anwendung, die das Potenzial hat erstmalig einen Standard hinsichtlich Transparenz und Authentizität zu setzten, kann man diese Kalkulation durchaus „demokratisch“, weil für jedermann bezahlbar, nennen.
Im Gegensatz zu anderen Startups haben Sie nicht primär ein disruptives Geschäftsmodell, zum Beispiel zur Elimination von Zwischenhändlern, sondern wollen alle Beteiligten digital besser unterstützen. Wie sieht es mit Kosteneinsparungen und Effizienz der Prozesse aus, welche Verbesserungen stellen Sie hier in Aussicht?
Das ist absolut richtig und eben auch Bestandteil unseres Konzeptes. Transparenz und Glaubwürdigkeit erreicht man nicht durch Ausschluss, sondern durch das Gegenteil, ohne dabei die Privatsphäre und die persönlichen Rechte eines jeden einzelnen zu verletzen. Wir trennen hier strikt zwischen objekt- und personenbezogenen Daten.
Unsere technischen Lösungen für die vielen Herausforderungen des Kunstmarktes gehen weit über die fälschungssichere Erkennung einmal angelegter Werke hinaus. Die Verbindung des digitalen Fingerabdruckes und seine Verschmelzung mit einem, wie wir ihn nennen, „digitalen Pass“ bietet für alle erdenklichen Eigentums- und Besitzwechsel eines Objektes nicht nur eine fälschungssichere Übertragung und Speicherung der Provenienz, sondern auch die Erkennung der dabei möglicherweise durch Beschädigung entstandenen Oberflächenveränderungen eines Kunstobjektes.
«Unsere Lösung bietet bei unbestechlicher Qualität eine etwa 60-70 prozentige Kostenersparnis zu den derzeit durchschnittlich verlangten Preisen.»
Nehmen Sie hier als klassisches Beispiel einmal einen sogenannten Condition Report, also die Erstellung eines Zustandsberichtes, bei dem es im Wesentlichen um mögliche Zustandsveränderungen durch Beschädigung gleich welcher Art geht. Heute ist dies ein weltweit millionenfach durchgeführter manueller Vorgang, der viel Zeit in Anspruch nimmt und viel Geld kostet. Unsere technische Lösung kann diesen Vorgang wesentlich vereinfachen, indem sie den Zustandsbericht innerhalb kürzester Zeit mit höchster Präzision durchführt und gleichzeitig, ohne jegliche Möglichkeit einer späteren Manipulation durch Dritte, dokumentiert und auf der Blockchain speichern. Dies verursacht selbsterklärend wesentlich geringere Kosten. Im Klartext: unsere Lösung bietet bei unbestechlicher Qualität eine etwa 60-70 prozentige Kostenersparnis zu den derzeit durchschnittlich verlangten Preisen.
Wie zahlreiche andere Startups führen Sie auch einen ICO mit einem eigenen Utility-Token durch. Weshalb nicht eine ganz normale Finanzierungsrunde mit Banken, die ja ebenfalls aktiv im Kunst-Anlagegeschäft aktiv sind, und weshalb ein eigener Token statt eine eher handelbare Kryptowährung wie Ether oder Bitcoin?
Zum einen, weil unser 4ART-Token durch seine Systemimmanenz als echter Utility-Token innerhalb des 4ART-Ökosystems eine extrem wichtige Rolle spielt. Aus Zeitgründen verweise ich auf unser Whitepaper. Darüber hinaus glauben wir an die Vision und die Zukunft eines neuen digitalen globalen Zahlungssystems, aus dem Kryptowährungen nicht mehr wegzudenken sind.
Auch werden wir durch den eigenen 4ART-Token in Zukunft die Geschäftsfelder der 4ARTechnologies in weitere Bereiche des globalen Kunstmarktes ausweiten können. Hierzu legen wir mit dem 4ART-Token bereits jetzt die Basis und hoffen auf dem von uns eingeschlagenen Weg noch für die eine oder andere positive Überraschung sorgen zu können.
Wir sind der festen Überzeugung, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sinnvolle Blockchain-Konzepte und die dazugehörigen Kryptowährungen nicht nur die Welt, sondern auch das globale Zahlungssystem signifikant verändern werden. Wir bei 4ARTechnologies sind Kinder unserer Zeit und haben uns der Zukunft verschrieben, als PROJEKT und als Menschen.
Ein spezielles Merkmal Ihrer Lösung ist die digitale Identifikation eines Kunstwerkes. Dazu sind Sie eine Partnerschaft mit der Orell-Füssli-Tochter Atlantic Zeiser eingegangen (Notendruck, digitale Sicherheits- und Tracking-Lösungen). Welchen Teil der Lösung liefert Atlantic Zeiser und wie weit ist die Entwicklung der Lösung fortgeschritten?
Unser Partnern Atlantik Zeiser liefert die Technologie im Bereich der Augmented Authentification, also der Erkennung und dem Auslesen von Oberflächenstrukturen, sowie deren Abgleich. Die darüberhinausgehenden technischen Komponenten und konzeptionellen Ideen sind Inhouse-Lösungen.
Wir konnten bereits am 17.8. diesen Jahres den Proof of Concept abnehmen und können mit Stolz und natürlich Dank an unseren Partner Atlantic Zeiser berichten, dass wir bereits jetzt über einsatzbereite Technik verfügen.
Der Zustand von Kunstwerken kann sich über die Zeit oder auch durch Transportschäden verändern. Wie wird der Zustand nach der einmaligen Identifikation und der Ablage des “biometrischen Passes” auf der Blockchain überprüft und dokumentiert?
Eben genau darin liegt ja das besondere unserer Technologie. Diese ist über ein handelsübliches Smartphone anwendbar und somit von jedem der unsere Software und unser System nutzt einsetzbar. Die Anwendung ist kinderleicht und verlangt weder weiteres technisches Gerät, noch besondere Kenntnisse. Somit kann bei jedem Eigentums- oder Besitzwechsel, zum Beispiel wenn ein Transportunternehmen ein Werk übernimmt, ein Zustandsbericht mit mehreren Detailfotos gemacht werden und unsere Technologie errechnet und erkennt umgehend auch kleinste Oberflächenveränderungen. Diese werden nicht nur auf einem Protokoll angezeigt und farbig gekennzeichnet, sondern natürlich auch auf der Blockchain gespeichert. Dies wäre ein klassisches Anwendungsbeispiel.
«Oberflächenveränderungen werden nicht nur auf einem Protokoll angezeigt und farbig gekennzeichnet, sondern natürlich auch auf der Blockchain gespeichert.»
Mit dem gleichen Arbeitsgang kann diese Information, sofern gewünscht, auch an den Versicherer übermittelt werden. Somit wären z.B. auch Streitigkeiten wer einen eventuellen Schaden verursacht hat vom Tisch, in der Welt des Kunstbetriebs ein nicht unbedeutender Aspekt.
Ein Problem des Kunstmarktes ist die Anonymität von Sammlern und der potentielle Einsatz von Schwarzgeld. Welche Auflagen haben Sie bezüglich der Identifikation der Teilnehmer in Ihrem System und der Abwehr von Geldwäscherei-Versuchen?
Wie bereits angesprochen, hat die Privatsphäre der Anwender bei uns oberste Priorität, weshalb wir die personenbezogenen Daten natürlich nicht öffentlich auf der Blockchain hinterlegen, sondern diese in Form einer kryptisch verschlüsselten ID auf einer Cloud speichern und eben nur diese ID mit den objektbezogenen Daten verknüpfen. Nur der User selbst kann entscheiden, ob und in welchem Umfang er Daten öffentlich macht und was mit seinen Daten geschieht. Somit schützen wir nicht nur die Privatsphäre der User, sondern halten uns auch strikt an die jeweiligen Datenschutzgesetze.
Auch beim Thema Abwehr von Geldwäsche legen wir grossen Wert auf Transparenz. Jeder User, der digitale Protokolle anlegen oder übertragen möchte, muss einen sogenannten KYC Prozess durchlaufen. Dies ist zum Beispiel auch bei der Eröffnung eines Kontos bei einer Online Bank erforderlich und erfüllt die gesetzlichen Anforderungen der Finanzaufsichtsbehörden. Darüber hinaus liegt es in der Natur der Sache, dass diese Teilnehmer nicht besonders an Transparenz interessiert sein dürften und somit wohl eher nicht zu unserer Zielgruppe zählen.
Es ist natürlich so, dass nicht jeder Teilnehmer an dieser Art von Transparenz interessiert ist, aber die von Ihnen oben genannte Zahl von über 63 Milliarden USD entspricht dem Umsatz des offiziellen, gewerblich erfassten Kunstmarktes. Allein dieser ist Maßgabe unserer betriebswirtschaftlichen Kalkulationen und bereits ein Marktanteil von 1% der sich daraus ergebenden Geschäftsvorfälle würde uns zu einem der erfolgreichsten, realwirtschaftlich tätigen Blockchain-Unternehmen der Welt machen.
Der Kunstmarkt ist sehr international ausgerichtet. Wie lösen Sie die global völlig unterschiedlichen Währungen, Mehrwertsteuer-Anforderungen, Versicherungs-vorschriften etc. in Ihrem System?
Unsere Programmierer arbeiten gerade an dieser Herausforderung. Sie programmieren und implementieren alle diese Komponenten und die entsprechenden Schnittstellen. Das ist kein Hexenwerk mehr, aber die Projektsteuerungsprozesse müssen wohlüberlegt und dann sorgfältig umgesetzt werden. Dies ist im Übrigen auch der Grund, weshalb wir unseren Markteintritt derzeit für das erste Quartal 2019 geplant haben. Wir benötigen diese Zeit zum einen zur Überprüfung der Belastbarkeit aller Systeme, zum anderen aber auch um alles perfekt aufeinander abzustimmen.
Ihre Lösung wird als Cloud-Dienst angeboten. Wo wird die Cloud physisch betrieben, welche Gesetzgebung und Datenschutzrichtlinien sind maßgebend?
Die Basisdaten zum Abgleich der Augmented Authentification wird auf eigenen Clouds in der Schweiz stattfinden. Ebenso die Speicherung der personenbezogenen Daten. Zu den Datenschutzbestimmungen habe ich mich ja bereits geäussert. Hier stellt für uns das Schweizer Recht die gesetzliche Grundlage dar, wir erfüllen aber auch sämtliche Anforderungen der EU. In Übersee sind die Reglungen, wie allgemein bekannt, weniger restriktiv. Wir setzen natürlich für alle User, egal auf welchem Kontinent, dieselben strengen Massstäbe an.
Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Welche sind das?
In hundert Jahren noch einmal zu einem kurzen Besuch auf die Welt kommen, um zu sehen ob die digitale Revolution der Blockchain die Welt, und natürlich auch die Welt der Kunst, ein wenig besser machen konnte. Ich glaube fest daran.
Ach ja und da sie mir zwei zusprachen: wenn es mir gefällt, würde ich wohl gerne auch etwas länger bleiben.
Der Gesprächspartner:
Als etablierter Kunstvermittler und -sammler mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung kennt Niko die Kunstwelt in- und auswendig – und freut sich, eine Lösung für eine seiner größten Herausforderungen gefunden zu haben. Mit einer langen Erfolgsbilanz als Unternehmer und Investor, deren Portfolio mehr als 50 Unternehmen umfasst, verbindet Niko exzellentes Geschäftsgespür mit einem tiefen Verständnis für die Kunstbranche und ihre Feinheiten.
Das Unternehmen:
- 4ART-Technologies
- WhitePaper der 4ART-Technologies
- Firmeninformationen zu 4ARTechnologies AG bei monetas.ch