Norbert Patt, Geschäftsführer Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG, im Interview
von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Patt: Sie schreiben nach den beiden Coronajahren wieder schwarze Zahlen. Über das ganze Geschäftsjahr wurde ein positiver Cashflow von 16.6 Millionen Franken erwirtschaftet. Wird so ein Geldfluss angesichts einer Eigenkapitalquote von 84 Prozent für das Projekt Titlis 3020 reichen?
Norbert Patt: Die Eigenkapitalquote von 84% zeigt, dass wir finanziell solide aus der Coronakrise gekommen sind. Zudem ist das Verschuldungsfaktor (Nettoschulden zu EBITDA) kleiner als Null, was in unserem anlageintensiven Geschäft äusserst positiv ist. Langfristig reicht ein Cashflow von 16.6 Millionen nicht, damit das Projekt TITLIS – früher TITLIS 3020 – ökonomisch tragbar sein wird.
«Der Verschuldungsfaktor, Nettoschulden zu EBITDA, ist kleiner als Null, was in unserem anlageintensiven Geschäft äusserst positiv ist.»
Norbert Patt, Geschäftsführer Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG
Gibt es Neuigkeiten zur «letzten Bewilligung» durch das Bundesamt für Verkehr?
Nein, nach wie vor erwarten wir die letzte Bewilligung der Bergstation TITLIS immer noch im Monat April 2023.
Rekorde verzeichneten die Bergbahnen Titlis bei Besuchern aus Singapur, Malaysia und Israel. Ein Zufall?
Mit Beginn der Coronakrise haben wir strategisch zwei Grundsatzentscheide gefällt. Erstens, wir halten am Projekt TITLIS fest und zweitens, wir bearbeiten nach wie vor intensiv alle Märkte, in denen wir vor Ort präsent waren und sind. Die Verkaufsaktivitäten wurden demzufolge ausgebaut.
Wie viele Bergbahnen setzt auch die Titlisbahn verstärkt auf Sommergäste. Wie ist der Stand beim geplanten Biketrail von Trübsee nach Engelberg?
Das Thema Bike ist ein Destinationsprojekt und muss von der Destination realisiert und auch grösstenteils finanziert werden. Wir hoffen, dass die Destination Engelberg-Titlis im Sommer 2023 mit den Bauarbeiten beginnen wird.
Was kostet Sie eigentlich die «Gletscherabdeckung»?
Gletscherabdeckung ist nur einer der Massnahmen für die Pflege und den Unterhalt des Gletschers. Es geht diesbezüglich auch um die Überwachung des Berges, dass wir jederzeit ein sicheres und attraktives Bergerlebnis bieten können. Die Gletscherabdeckung kostet jährlich mehr als eine Viertel Million Franken.
«Die Gletscherabdeckung kostet jährlich mehr als eine Viertel Million Franken.»
Mit der zweiten Saison unter «dynamic pricing» ziehen Sie eine positive Bilanz. Bis zu 36% kommt das Ticket günstiger. Sollte man Wetterfrosch sein, wenn man sich auf den Ticketvorverkauf einlässt?
Wir sind der Ansicht, dass wir auch bei Schneefall oder bei nicht idealem Wintersportwetter ein phantastisches Angebot haben. Gerade deshalb glauben wir, dass, wenn ein Gast das Ticket im Voraus kauft, dass er dann einen entsprechenden Benefit haben soll.
Seit 2016 beziehen Sie Strom vollumfänglich aus Wasserkraft. Wie steht es da mit der Versorgungssicherheit?
Die Versorgungssicherheit ist ein politisches Thema. Wir denken, dass, wenn uns kein Strom geliefert werden kann, wir dann ganz andere Probleme bekommen. Wir haben intensiv in Technologien investiert, um ungewollte Stromverbräuche senken zu können. Für uns ist es jedoch wichtig, dass für den Schneesport die Beschneiung gesichert ist, denn ohne Beschneiung betreiben wir keinen Schneesport.
«Für uns ist es wichtig, dass für den Schneesport die Beschneiung gesichert ist, denn ohne Beschneiung betreiben wir keinen Schneesport.»
Die TITLIS Card ging in diesem Winter in die dritte Saison und konnte nach fulminantem Start das zweite hintereinander folgende Jahr wertmässig um ein Viertel zum jeweiligen Vorjahr zulegen. Wieviel Prozent vom Verkehrsumsatz machen Abonnemente generell im Vergleich zu Einzeltickets jetzt aus?
Der Anteil von Jahres- und Saisonkarten ist bei uns zwischen fünf und maximal acht Prozent.
Der Warenumsatz in Hotels und Restaurants hat sich verdoppelt. Gibt es Neuigkeiten bei den Culinaria?
In der Skihütte Stand haben wir die Terrasse erneuert und das Speiseangebot von Grund auf neugestaltet – von einer cremigen Kürbissuppe mit Curry und Sauerrahm bis zu einem 42 Stunden gegarten Coq au Vin mit Gemüse und Polenta ist alles zu haben. Auf der Terrasse auf dem Trübsee wurde mit einem Pop-up Restaurant mit dem Namen Witwe Bolte ausgestattet. Inspiriert vom Buch Max&Moritz bietet das Pop-up Restaurant verschiedene Streiche an. Der Zweite Streich kommt in Form von einzigartigen Fondues. Maître Fromager Rolf Beeler hat eigens für die Witwe Bolte Mischungen aus Ob- und Nidwaldner Käse kreiert.
Bis der Covid-19-Kredit Ende Dezember 2024 voll zurückgeführt ist, darf keine Dividende ausgeschüttet werden. Wie trösten Sie bis dahin die Aktionäre?
Das Thema ist nicht der Covid-19-Kredit, welcher jederzeit zurückgeführt werden könnte. Das Thema sind die im 2021 erhaltenen Härtefallgelder, welche à fond perdu sind. Für einen langfristig investierten Investor ist die Kombination Härtefallgelder und Projekt TITLIS nachhaltig und ökonomisch der optimale Case. Wir haben und werden die Aktionäre transparent informieren.