von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Eggmann, wir sind alle wieder aufgerufen, Abstand zu halten und Masken zu tragen, auch wer geimpft ist. Als Hersteller von Covid-19-Masken für den Wintersport müsste Sie das eigentlich freuen.
Pascal Eggmann: Als Familienvater freut mich die Pandemie natürlich gar nicht. Im Vordergrund stand für mich als Tüftler die Absicht, mein Umfeld mit einer wirkungsvollen Maske vor dem Virus zu schützen. Dies betrachtete ich primär als Aufgabe für meine Mitmenschen und nicht als Business. Einen Grossteil der ersten Masken habe ich deshalb auch Bedürftigen gespendet.
Der Name Ihres Unternehmens – Unrepa, kurz für Universal Reusable Packaging GmbH – verrät den ursprünglichen Geschäftszweck, nämlich wiederverwertbare Verpackungen. Kamen Sie 2020 notgedrungen auf die Idee, auch Masken zu entwickeln?
Wiederverwertbare Verpackungen sind ein sehr neues Businessmodell. Während des ersten Lockdowns 2020 brachen die Aufträge bei meiner Firma Unrepa ein. Meine Frau war 2020 schwanger mit unserem zweiten Kind. Ich stand vor dem Nichts. Die Idee zur ersten Maske entstand auf dem Sofa bei mir zu Hause. Als Startup war ich flexibel genug, um unser Angebot um Masken zu erweitern. Da ich mich schon länger über die Berge weggeworfener Hygiene-Masken nervte, sollten meine Produkte nicht nur nicht nur wirkungsvoll schützen, sondern auch mehrmals verwendet werden können. Bis heute habe ich rund 120’000 davon verkauft.
Unrepa hat bereits im letzten Winter Masken produziert, ebenso Muntagnard und hä?wear, mit denen sie sich im Sommer zusammengeschlossen haben. Jetzt vertreiben Sie gemeinsam unter dem Label Swiss Mask Force eine Wintermaske in Form eines Halsschlauchs. Wie kam es dazu?
Wir sind alle Macher und haben ein gemeinsames Ziel: Projekte verwirklichen, welche nicht nur nachhaltig auf dem Papier sind. Statt uns auf dem Masken-Markt gegenseitig zu konkurrenzieren, haben wir uns zusammengeschlossen. Gesundheit ist unser höchstes Gut. Gemeinsam wollen wir für mehr Schutz und Sicherheit auf den Pisten sorgen.
«Gesundheit ist unser höchstes Gut. Gemeinsam wollen wir für mehr Schutz und Sicherheit auf den Pisten sorgen.»
Pascal Eggmann, CEO und Inhaber Unrepa
Wie funktioniert die dem Produkt zu Grunde liegende Livipro-Technologie?
Die Livipro-Masken bestehen aus verschiedenen Lagen. Die erste weist grosse Speicheltropfen ab. Die haut- und umweltfreundliche Beschichtung verhindert, dass sie verschmutzt. Die zweite Lage enthält den Vorfilter. Dieser filtert bereits den grössten Teil der Aerosole in der Atemluft. Danach kommt der Hauptfilter. Er hält über 99 Prozent aller potenziell virentragenden Aerosole zurück. Sie müssen sich das so vorstellen: Der Filter ist aufgebaut wie ein Labyrinth, in dem die Aerosole stecken bleiben. Eine Textilschicht vor dem Gesicht sorgt dafür, dass sich die ausgeatmete Luft abkühlt. Dies funktioniert mittels Verdampfung.
«Der Hauptfilter hält über 99 Prozent aller potenziell virentragenden Aerosole zurück.»
Wir haben die Maske als Schlauch entwickelt, um das Gesicht optimal abzuschliessen, damit keine ungefilterte Luft eingeatmet wird. Trotzdem kann man mit der Maske normal atmen. Die Luftdurchlässigkeit war uns bei der Entwicklung sehr wichtig. Auch Menschen mit Atemproblemen sollen sie tragen können.
Die Maske erfüllt und übertrifft den hohen Standard der Schweizer Norm SNR 30000:2021. Was können wir uns konkret darunter vorstellen?
Die SNR 30000 ist auf grosse Aerosole ausgelegt. Die «Gegner» in der Pandemie sind aber Aerosole welche sich im Grössenbereich von 0,3 -1 my (Mikrometer) liegen. Aus diesem Grund entwickle ich Masken, welche diese Aerosole filtern. Wichtig war mir, dass eine Covid-Maske waschbar ist. Es geht meiner Meinung nach nicht, dass man sie nach fünf Waschgänge wegwerfen muss. Meine Masken schützen auch nach 50 Waschgängen noch.
Die Maske schützt, wärmt und ist gleichzeitig angenehm zu tragen. Wie viel Entwicklungsarbeit steckt hinter dem Produkt?
Vom Entschluss in grösserem Stil Masken zu produzieren bis zur Marktreife dauerte es zwei Monate. Der grösste Aufwand lag in der Entwicklung des Filters, der Livipro-Technologie. Diese ist in allen Masken unter dem Label Swiss Mask Force enthalten. Es ist dieselbe, die ich auch mit meiner Firma Unrepa vertreibe.
«Der grösste Aufwand lag in der Entwicklung des Filters, der Livipro-Technologie. Diese ist in allen Masken unter dem Label Swiss Mask Force enthalten.»
An vielen Orten ist der Zutritt mit Textilmasken nicht erlaubt, auch nicht, wenn sie zertifiziert sind. Wie sehr ärgert Sie dieser Umstand?
Das ist schon ärgerlich. Jeder weiss, dass sich in den gängigen Einwegmasken nach einer Weile die Feuchtigkeit ansammelt. Dies führt dazu, dass sich Fasern lösen und man diese dann im Mund hat. Dies ist bei meinen Textilmasken nicht der Fall. Sie sind zudem viel umweltfreundlicher, da ihre Produktion ressourcenschonend ist und sie waschbar sind. Ich habe es ausgerechnet: Eine Textilmaske mit der Livipro-Technologie spart bis zu 560 Einwegmasken.
Tragen die Einschränkungen auch zum eher schlechten Image von Stoffmasken bei?
Ich verstehe die Entscheidung des Bundesrates. Er versucht Ruhe in die Situation um die Masken zu bringen, und ich gehe davon aus, dass er und die Kantone den Textilmasken eine Chance geben werden. Ich begrüsse auch die Einführung der Filternorm SNR 30000. Diese müsste aber meiner Meinung nach eine noch höhere Filterleistung fordern.
Die Pandemie wird uns wohl noch lange begleiten und Masken werden ja auch in verschiedenen Berufen benötigt. Was ist unter dem Labels Unrepa/Livipro und Swiss Mask Force in Zukunft noch zu erwarten?
Wir haben diverse weitere Projekte in der Pipeline. Es geht dabei jedoch nicht nur Masken. Allen gemeinsam ist: Sie sind hochwirksam und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.
Letzte Frage: Die Verpackung und der Versand der Bestellungen bei der Swiss Mask Force erfolgt in der geschützten Werkstatt der Stiftung Sonnhalde in Grüningen im Kanton Zürich. Wie wichtig ist Ihnen der soziale Aspekt Ihrer Arbeit?
Sehr wichtig. Sie Stiftung Sonnhalde verpackt alle Livipro Masken zu meiner grössten Zufriedenheit. Ich bin sehr stolz, mit der Stiftung zusammenzuarbeiten zu dürfen. Sie steht unter anderem auch für Werte, die ich mit ihr teile: Qualität und Teamgeist.
Herr Eggmann, besten Dank für das Interview.