Pascal Perruchoud, CEO Walliser Kantonalbank, im Interview
von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Perruchoud, welches sind die speziellen Herausforderungen in einem komplett zweisprachigen Kanton wie dem Wallis?
Pascal Perruchoud: In erster Linie geht es darum, eine einheitliche Praxis als Unternehmen anzuwenden, wobei gleichzeitig auf regionale Besonderheiten einzugehen ist. Der innere Zusammenhalt, das Zugehörigkeitsgefühl müssen ebenfalls durch regelmässigen Informationsaustausch und durch gegenseitige Erfahrungen gefördert werden. Schliesslich ist ein zweisprachiger Kanton ein unbestreitbarer Vorteil, doch bedeutet das auch Mehrkosten, die man im Griff haben muss, da alles in beiden Sprachen herausgegeben werden muss.
Zählt man zu den rund zwei Dutzend Filialen auch noch die Vertretungen hinzu, so kommt man auf eine ganz gute Betreuungsdichte. Welches ist denn die höchstgelegene «Aussenstation»?
Wir zählen zurzeit 28 Filialen und 22 Vertretungen. Die höchstgelegene Aussenstation befindet sich in Saas-Fee auf 1798 m ü. M.
Legen Sie bei abgelegenen Filialen – beispielsweise der gerade neu eröffneten im Val d’Anniviers – Geld drauf?
Unsere Vertriebsstrategie will unter anderem die Qualität der angebotenen Dienstleistungen sowie die Kundennähe stärken. Dabei spielt auch der Gedanke der Rentabilität mit, die Ausrichtung unseres Vertriebs berücksichtigt aber in erster Linie das Bedürfnis und das Verhalten der Kunden.
«Ein Retailkunde hält seine Gelder bei der Bank zum grössten Teil auf Bankkonten, im Durchschnitt circa 90 Prozent seines Bankguthabens. Ein vermögender Kunde hingegen legt seine Gelder eher an.»
Pascal Perruchoud, CEO der Walliser Kantonalbank
In diesem Jahr feiert die Walliser Kantonalbank ihr 100-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass soll auch ein neuer Aktienfonds aufgelegt werden. Worum wird es sich handeln?
Genau, die Walliser Kantonalbank baut erfolgreich das Vermögensverwaltungsangebot aus. Weitere Informationen dazu finden sich im Web.
Haben die Walliser überhaupt noch viel Geld auf dem Sparbüchlein oder ist alles angelegt?
Das ist sehr individuell. Generell ist es so, dass Kunden mit grösserem Vermögen bereitwilliger mehr Geld anlegen als die anderen. Ein Retailkunde hält seine Gelder bei der Bank zum grössten Teil auf Bankkonten, im Durchschnitt circa 90 Prozent seines Bankguthabens. Ein vermögender Kunde hingegen legt seine Gelder eher an (im Durchschnitt zwischen 40 bis 55 Prozent seines Vermögens bei der Bank).
Als Tourismuskanton trägt das Wallis ein hohes Klumpenrisiko. Wie geht die WKB damit um?
Der Tourismus ist gewiss ein bedeutender Wirtschaftszweig im Wallis – insbesondere wenn man noch damit verbundene Tätigkeiten wie das Bauwesen und speziell darauf ausgerichtete Dienstleistungen dazu zählt. Aber in Marktanteilen gemessen handelt es sich nicht um einen Bereich, dem bei unserer Tätigkeit ein übermässiges Gewicht zukommt. So entfällt zum Beispiel auf das Hotel- und Gastgewerbe von dem an Unternehmen gewährte Kreditvolumen etwas mehr als 6 Prozent und auf Seilbahnen und Skilifte circa 5 Prozent. Deshalb stellt der Tourismus kein strukturelles Risiko für unsere Geschäftsaktivitäten, die gut diversifiziert sind, dar.
Wie ist momentan die Lage auf dem Walliser Immobilienmarkt?
Auf dem Immobilienmarkt gibt es eine nachteilige Entwicklung in den Bergregionen und in den Tourismusorten, wo das Angebot gross ist. In diesen Gebieten treten auch im Bausektor Schwierigkeiten auf. In der Talebene wird die Nachfrage weiterhin vom geringen Zinsniveau gestützt, auch wenn das Angebot relativ gut aufgenommen wird. Es ist jedoch hervorzuheben, dass das verlangsamte Bevölkerungswachstum eine rückläufige Preisentwicklung nach sich ziehen kann.
Das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft war über den grössten Teil des letzten Jahres eine Herausforderung. Ich nehme an, Sie spüren jetzt eine deutliche Verbesserung?
Die in den letzten Jahren rückläufige Entwicklung hat sich leider im Jahr 2016 bestätigt, aber im Verhältnis zum Markt in einem gemässigten Ausmass. Die WKB engagiert sich stark in diesem Bereich und entwickelt ihre eigenen Lösungen wie die Anlagefonds mit dem Label WKB und die Verwaltungsmandate «WKB Star Select» und «WKB Active Portfolio». Die Aussichten sind deshalb sehr positiv.
«Auf dem Immobilienmarkt gibt es eine nachteilige Entwicklung in den Bergregionen und in den Tourismusorten, wo das Angebot gross ist. In diesen Gebieten treten auch im Bausektor Schwierigkeiten auf.»
Nach der Kapitalerhöhung liegt der Anteil des Staates Wallis an der Kantonalbank noch bei knapp 70 Prozent. Was kostet Sie die Staatsgarantie?
Im Jahr 2015 betrug die Abgeltung für die Staatsgarantie CHF 3,925 Millionen. Im Jahr 2016 belief sie sich auf 3,970 Millionen.
Die Vereinheitlichung der Aktienstruktur – es gibt jetzt nur noch eine WKB-Namenaktie – hat sicher die Handelbarkeit der WKB-Aktie verbessert. Gleichzeitig hat sie bei einem KBV von 1 und einer Dividendenrendite von 3,5 Prozent Obligationencharakter. Könnte es im Jubiläumsjahr für die Aktionäre eine Sonderdividende geben?
Der Verwaltungsrat wird der Generalversammlung vom 26. April 2017 beantragen, aus der gesetzlichen Kapitalreserve einen Betrag von 3 Franken pro Aktie auszuschütten. Dies entspricht einer Erhöhung um 11,1 % gegenüber der Vorjahresdividende. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums wird diese Auszahlung verrechnungssteuerfrei erfolgen.
KMU haben es im Wallis aus verkehrslogistischen Gründen nicht einfach. Was bringt da Ihr Start-up-Wettbewerb, der Prix Créateurs?
Ich möchte darauf hinweisen, dass Vertreter aus allen Wirtschaftsbranchen am Wettbewerb Prix Créateurs WKB teilnehmen können, nicht nur Vertreter von High-Tech-Firmen – Handwerk, Handel, Industrie und Tourismus, ja auch Dienstleistungsunternehmen können sich profilieren. Der Preis verschafft einem Unternehmen ein breites Echo und kann im Anfangsstadium eine echte Unterstützung bedeuten – bei CHF 30’000 – handelt es sich um eine nicht unerhebliche Preissumme. Er erhöht den Bekanntheitsgrad einer Firma und fördert den Innovations- und Unternehmergeist. Er weckt Berufungen und bildet einen Brückenschlag zwischen der Wirtschaft und den angewandten Wissenschaften (zum Beispiel an der Fachhochschule Westschweiz-Wallis HES-SO). Er ist ebenfalls Impuls für einen Gedankenaustausch und es kommen Begegnungen zustande, die die potentiellen Kundenkontakte der WKB fördern und erleichtern.
Zum Gesprächspartner:
Pascal Perruchoud, geboren am 11.03.1958, machte neben einem Lizentiat an der HEC in Lausanne auch einen lic. iur. und ein Anwaltspatent an der Universität Genf. Im Rechts- und Kreditbereich bei einer Walliser Bank hatte Pascal Perruchoud zunächst verschiedene Kaderfunktionen inne, war danach Leiter des Rechtsdienstes, der Kreditverwaltungs- und Kreditkundenabteilungen, dann Mitglied der Generaldirektion der WKB, Leiter der Division Valorisation, schliesslich der Division Kunden. Er ist jetzt nicht nur Präsident der Generaldirektion der Walliser Kantonalbank, sondern auch der Pensions- und Vorsorgekasse für das Personal sowie Vizepräsident des Verwaltungsrats der Investissements Fonciers SA, Lausanne und Mitglied im VR des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken.