Patrick Feil, Geschäftsführer D/A/CH HolidayCheck (Foto: HolidayCheck)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Feil, welche Bedeutung haben Meinungs- und Bewertungsportale für Reise und Urlaub wie HolidayCheck heute bei der Hotelbuchung oder der Ferienplanung?
Patrick Feil: Hotelbewertungsportale sind für die Planung der Ferien und von Hotelaufenthalten zu einem unverzichtbaren Instrument geworden. Urlauber wollen sich nicht mehr auf blumige Katalogversprechen oder Hochglanzphotos verlassen, die ein geschöntes Abbild der Realität zeigen. Stattdessen bauen sie auf echte Erfahrungen und authentische Aufenthaltsberichte. Wir wissen, dass sich 96 Prozent aller Reisenden bei der Auswahl ihres Hotels von Hotelbewertungen beeinflussen lassen. Rund 60 Prozent sogar sehr stark.
Wie viele Bewertungen werden bei HolidayCheck jeden Tag abgegeben?
Die Abgabe von Hotelbewertungen unterliegt natürlich saisonalen Schwankungen. Im Schnitt kommen bei HolidayCheck täglich ca. 3000 bis 3500 Bewertungen an. In der Hochsaison können das sogar deutlich mehr sein. Erst Ende September hatten wir einen Rekordtag mit mehr als 7000 Bewertungen, die von ehemaligen Gästen an einem Tag auf www.HolidayCheck.ch abgegeben wurden.
Und wie viele Nutzer verzeichnen Sie auf den deutschsprachigen Seiten in der Schweiz, Deutschland und Österreich?
Letzten September wurden nach Messung der deutschen Gesellschaft IVW unsere Seiten von 23 Millionen Nutzern besucht. Das entspricht ungefähr 750’000 Besuchern am Tag. Nutzer aus der Schweiz und Österreich machen hierbei jeweils 7 Prozent der Besucher aus.
Alleine auf HolidayCheck.de sind derzeit über 7 Millionen Hotelbewertungen, Bilder und Videos, über 9 Millionen Urlaubermeinungen und über 2,1 Millionen Forum-Beiträgen zu finden. Wie glaubwürdig sind die Bewertungen?
Die Authentizität der Hotelbewertungen ist einer der grössten Schätze von HolidayCheck. Diesen hüten und pflegen wir sehr – unter anderem mit einem ausgeklügelten technischen System zur Erkennung von Manipulation. Dafür investieren wir auch mit dem höchsten personellen sowie finanziellen Aufwand in der Branche.
Wir haben uns bewusst für ein offenes Portal entschieden, in dem jeder Bewertungen abgeben und lesen kann. Wir schliessen damit niemanden aus: ganz gleich, ob die Bewertung von einem Reisebüro-Kunden kommt, der Bewerter bei anderen Portalen gebucht hat und ungeachtet von Reisegrund oder Reiseart.
Dieses Jahr haben wir begonnen, Bewertungen zu markieren, deren Authentizität nachgewiesen ist. Entweder weil die Bewerter bei uns gebucht haben, mit uns in Kontakt stehen oder einen Beherbergungsnachweis erbracht haben. So können wir mittlerweile rund ein Fünftel aller aktiven Bewertungen mit dem Hinweis „Nachweis erbracht“ kennzeichnen. Unsere eigenen Untersuchungen haben aber ergeben, dass diese Bewertungen von Weiterempfehlungsraten, Benotung und Duktus genau die selbe Aussagen haben, wie nicht gekennzeichnete Inhalte.
«Jede Bewertung durchläuft ein elektronisches Prüfsystem, bei dem 16 Kriterien angewandt werden, um die Authentizität der Bewertung zu beurteilen.»
Patrick Feil, Geschäftsführer D/A/CH HolidayCheck
Für die Hotels sind die Online-Bewertungsportale in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Wie stellen Sie sicher, dass die Hotelbewertungen nicht manipuliert werden?
Jede Bewertung durchläuft ein elektronisches Prüfsystem, bei dem 16 Kriterien angewandt werden, um die Authentizität der Bewertung zu beurteilen. Beispielsweise wird dabei der Text nach Formulierungen durchsucht, die gerne von Touristikern gebraucht werden oder nach Schmähbegriffen. Auch die IP-Adresse wird von uns geprüft. Bewertungen, die in diesem System auffallen, werden anschliessend von einem Team mit 60 Mitarbeitern akribisch auf ihre Authentizität geprüft. Im Zweifel werden Beherbergungsnachweise von den Bewertern verlangt. Dazu kommt übrigens noch eine grosse Anzahl an Stichproben.
HolidayCheck ist nicht nur eine Bewertungsplattform, sondern auch eine Vermarktungsplattform für Hotelpackages und Reiseangebote. Ist da die Unabhängigkeit der Bewertungen noch gegeben?
Diese Unabhängigkeit ist ein weiterer wohl gehüteter Schatz. Wir bevorzugen kein Hotel, keinen Veranstalter, keinen Bewertungspartner. Wir greifen nicht in das Ranking der beliebtesten Hotels ein, verkaufen auch keine Plätze, wie das etwa andere Mitbewerber tun. Wir stellen auch die Hotels dar, die über HolidayCheck überhaupt nicht buchbar sind. Bei der Buchung von Pauschalreisen garantieren wir darüber hinaus grösstmögliche Transparenz indem wir einem möglichst umfassenden Preisvergleich unter allen großen Anbietern liefern.
«Wir bevorzugen kein Hotel, keinen Veranstalter, keinen Bewertungspartner.»
Die Hoteliers und Reiseveranstalter stehen wegen der Hotel- und Reisebewertungen unter Druck. Viele Veranstalter binden die Bewertungen nun in ihre neuen Online-Präsenzen ein. Wie ist die Zusammenarbeit zwischen HoldidayCheck und den Reiseveranstaltern generell?
Wir pflegen ein sehr konstruktives Miteinander. Die Chance, HolidayCheck zur Qualitätssicherung zu verwenden, wurde schon vor geraumer Zeit erfasst. Viele Veranstalter nutzen die authentischen Meinungen unserer Nutzer. Das geht soweit, dass einige grosse Veranstalter beim Hoteleinkauf einen Mindestwert für die Weiterempfehlungsrate auf HolidayCheck zugrunde legen. Daneben sind wir natürlich ein attraktiver Vertriebspartner für die Reiseveranstalter.
Welchen Einfluss hat die zunehmend mobile Kommunikation auf das HolidayCheck-Geschäftsmodell?
Einen grossen Einfluss – die Wachstumsraten bei der Nutzung mobiler Endgeräte sind vergleichbar mit denen der Frühphasen des Internets. Auch hier möchten wir natürlich zu den First Movern gehören und haben dies mit unserer App für iPhone- und Android auch bewiesen. Gerade arbeiten wir an einer neuen iPad-App, die alle Vorteile von HolidayCheck auf das Tabloid bringt und dabei mit den Vorzügen in der intuitiven Bedienung kombiniert. Darüber hinaus fliessen Anforderungen der mobilen Endgeräte immer stärker in die Weiterentwicklung der Website ein.
Wie wichtig sind Social Medias für den Erfolg?
HolidayCheck ist selbst Social Media – und das seit seiner Gründung im Jahr 2000. Deshalb ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, Social Media in unsere Aktivitäten einzubinden: Social Plug-Ins auf unserer Seite, Social Connects in unserer Community, die Möglichkeiten des Open Graphs und unsere eigenen Präsenzen in den Social Media-Plattformen. Auf Facebook haben wir mittlerweile über 160’000 Fans. Doch es geht uns nicht um die blosse Anzahl an Fans, wir wollen aktive Fans. So bieten wir das bislang einzigartige Konzept der „Social Reiseberatung“ an. Unser „HolidayCheck Urlaubsteam“ berät Urlauber live auf der Seite. Darüberhinaus testen wir weitere Möglichkeiten des Abverkaufs und der Content-Generierung über soziale Netzwerke.
HolidayCheck gehört zum Tomorrow Focus-Konzern, der diesen Sommer auch die niederländische Reiseplattform Zoover akquiriert hat. Wie ergänzen sich die beiden Angebote?
HolidayCheck ist Marktführer im deutschsprachigen Bereich und Zoover entsprechend im niederländischen. Insofern ergänzen sich beide Plattformen und festigen den internationalen „Footprint“.
«Mittlerweile ist die Basis der Bewertungen und der darin enthaltenen Informationen enorm.»
Immer mehr Menschen buchen ihre Ferien online. Der Zenit dürfte also noch lange nicht erreicht sein. Welche weiteren Entwicklungen sind im Bereich der Hotel- und Reisebewertungen zu erwarten?
Mittlerweile ist die Basis der Bewertungen und der darin enthaltenen Informationen enorm. Insofern werden künftige Entwicklungen darauf abzielen, einerseits den Zugang zu spezifischen Informationen zu erleichtern, z.B. Aussagen zur Tauchbasis für Taucher oder Verfügbarkeit von Babykost für junge Familien. Hinzu kommt, dass die Relevanz von Bewertungen zunimmt je ähnlicher sich Bewertungsgeber und Leser sind. Hier spielt die engere Vernetzung mit anderen sozialen Plattformen sicherlich eine grosse Rolle.
Wie nutzen Sie persönlich die bereitgestellten Informationen bei der Urlaubsplanung?
Ich unterscheide mich da sicherlich nicht von unseren übrigen Nutzern – je nachdem, welchen Zweck meine Ferien haben, habe ich unterschiedliche Anforderungen. Auf HolidayCheck prüfe ich dann, inwieweit ein Hotel diesen Anforderungen gerecht werden kann. Dabei gilt grundsätzlich die Faustformel – je grösser die Ferien sind, desto tiefer steige ich in die Recherche ein. Bei den Sommerferien mit der Familie lese ich einige Einzelbewertungen, während ich bei kurzen Geschäftsreisen nur auf die Weiterempfehlungsrate und den Bewertungsdurchschnitt achte. Wenn ich dann das Hotel ausgewählt habe, steige ich in den Preisvergleich ein und buche natürlich direkt bei HolidayCheck.
Herr Feil, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Patrick Feil ist seit dem 1. April 2011 Geschäftsführer für die DACH-Region bei der HolidayCheck AG.
Feil wurde 1972 in Orsoy am Niederrhein geboren und wuchs in Singen/Hohentwiel auf. Er studierte in Stuttgart und den USA technisch orientierte Betriebswirtschaftslehre und schloss 1998 als Dipl. Kfm. techn. ab. Nach einem Berufseinstieg als Management Consultant bei der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers wechselte Patrick Feil im Jahr 2000 zur Web.de AG, wo er als Projektmanager New Business Opportunities den Geschäftsaufbau unterstützte.
Im Jahr 2002 stiess Feil dann zum Reiseportal lastminute.de. Als Mitglied der Geschäftsleitung verantwortete er zunächst die kaufmännischen Bereiche sowie Marketing und Kommunikation. Nach Kauf durch die englische lastminute.com plc. und dem Ausscheiden des Unternehmensgründers übernahm Patrick Feil als Geschäftsführer die Gesamtverantwortung für das Reiseportal lastminute.de. In Folge der Integration des Reiseportals in die lastminute.com-Gruppe im Jahr 2006 übernahm Patrick Feil zunächst als Group Finance Director die kaufmännische Gesamtverantwortung für die deutschen Unternehmen (inklusive Holiday Autos und Medhotels.com). Seit 2008 war Patrick Feil als Managing Director B2C für die deutschsprachigen Endkundenportale der lastminute.com Gruppe verantwortlich.
Im April 2011 wechselte Feil als Geschäftsführer DACH zur HolidayCheck AG in Bottighofen.