Paul Holaschke, CEO Möbel Pfister AG, im Interview
von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Holaschke, durch den Einkaufsverband Giga des neuen Grossbesitzers XXXLutz profitiert Möbel Pfister von besseren Einkaufskonditionen. Das ist sicherlich der Hauptschlüssel zum Erfolg?
Paul Holaschke: Es ist ein wichtiger Baustein, aber nicht der einzige. Wir haben viel in unsere Filialen investiert und fast die Hälfte unserer Stores bereits umgebaut. Aktuell sind wir am Umbau unseres Flagship-Stores in Dübendorf, der auch unsere grösste Filiale ist. Diese Arbeiten werden im Sommer abgeschlossen sein. Parallel zu den Läden haben wir auch unsere Investments in das Omni-Channeling intensiviert. Damit führen wir die erfolgreiche Strategie weiter, die wir in den letzten Jahren angestossen haben: Umsetzung einer umfassenden Omnichannel-Ausrichtung und konsequente Investitionen im Bereich E-Commerce und stationär. Der stationäre Handel spielt neben unserem Onlineshop nach wie vor eine zentrale Rolle für das Kundenerlebnis, zur persönlichen Inspiration und für kompetente Beratung sowie weitere Serviceleistungen.
Das Sortiment von Pfister umfasst Produkte in allen Preissegmenten sowie im Verkauf die erwähnte Omni-Channel-Strategie. Dadurch will Pfister für alle Menschen in der Schweiz die erste Anlaufstelle rund ums Einrichten und Wohnen sein. Ist das nicht ein arg grosser Spagat?
Nein. Heute sprechen wir von hybriden Kundinnen und Kunden, die über alle Preissegmente einkaufen. Wir bieten somit innerhalb des Pfister- Sortimentes die Wahlmöglichkeit und erfüllen damit ein Kundenbedürfnis.
«Der stationäre Handel spielt neben unserem Onlineshop nach wie vor eine zentrale Rolle für das Kundenerlebnis, zur persönlichen Inspiration und für kompetente Beratung sowie weitere Serviceleistungen.»
Paul Holaschke, CEO Möbel Pfister AG
Das Schönste am eCommerce im Einrichtungs- und Baubereich ist die Visualisierung. Wie wird die Interaktion zwischen Kunde und Einrichtungshaus in zehn Jahren aussehen?
Ich bin der Meinung, dass künstliche Intelligenz eine grosse Rolle spielen kann. In der ersten Kaufphase will man Möbel im Umfeld eines Raumes sehen. Die Erstellung solcher Bilder war bislang sehr kostenintensiv. Heute kann dies KI wesentlich besser, schneller und günstiger. Mit KI werden wir jedes Möbelstück in Echtzeit in verschiedenen Raumsituationen zeigen können. Bei Pfister sind wir daran, diese Technologie schrittweise einzusetzen. Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz wird weiter zunehmen, um ein noch besseres Einkaufserlebnis zu bieten. Ansonsten sind wir der Meinung, dass Kundinnen und Kunden nach wie vor die persönliche Beratung haben möchten – offline und auch online zum Beispiel über Chat, Telefon und Videotelefonie.
«Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz wird weiter zunehmen, um ein noch besseres Einkaufserlebnis zu bieten.»
Pfister wächst. Wo werden in den nächsten Jahren weitere Filialen eröffnet werden?
Wir prüfen aktuell mehrere Standorte. Wir sehen Potenzial für ein bis drei weitere Filialen in den kommenden Jahren.
Die Pandemiezeit hat nach Ihren eigenen Worten den Online-Handel aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Wieviel Anteil hat er bei Pfister jetzt am Gesamtumsatz?
Der Anteil liegt im mittleren zweistelligen Prozentbereich.
Bei den ja bekannterweise sperrigen Möbeln macht der nachhaltige Schienenverkehr besonders Sinn. Wissen Sie, wieviel Prozent der Verkaufsgüter von Möbel Pfister umweltschonend transportiert werden?
Eine prozentuale Angabe kann nicht gemacht werden. Tatsache ist, dass wir 353 Tonnen CO2 eingespart haben. Das entspricht rund 2’045 Lkw-Fahrten.
In unserer Wegwerfgesellschaft haben auch Möbel ein Verfallsdatum. Das hängt neben der Stoffqualität auch von Modezyklen ab. Was sind denn nun nach dem Corona-Cocooning-Effekt die neusten Trends?
Wir stellen einen starken Trend zu Outdoor-Möbeln fest. Viele neue Wohnungen verfügen über Balkon oder Terrasse. Das Einrichten setzt sich dort quasi fort. Denn draussen soll es genauso gemütlich sein wie drinnen. Ein weiteres wichtiges Thema sind multifunktionale Möbel. Modularität und Flexibilität sind in der heutigen Zeit sehr gefragt. Möbelstücke, die sich verändern oder erweitern lassen, um den Anforderungen und den Lebenssituationen des Kunden gerecht zu werden, sind beliebt. Heute isst man auch auf dem Sofa, dazu braucht es die passenden Möbel…
Und wie sieht ihre Küchenstrategie aus?
Wir möchten im Küchengeschäft weiter expandieren. Küchen passen perfekt zu Pfister, wo Beratung, Service und Qualität eine grosse Rolle spielen. Seit dem Eintritt ins Küchensegment haben wir unsere Kompetenz in diesem Bereich laufend ausgebaut und unter anderem einen eigenen Küchen-Kundenservice in Suhr aufgebaut. Das gleiche Konzept ist auch für die Westschweiz angedacht.
«Küchen passen perfekt zu Pfister, wo Beratung, Service und Qualität eine grosse Rolle spielen.»
In einem Drittel der achtzehn Schweizer Filialen von Möbel Pfister hat es Küchenstudios. Ist denn der Küchenmarkt immer noch nicht gesättigt?
Der Küchenmarkt ist nach wie vor ein wichtiger und wachsender Markt und die Nachfrage nach Küchen und individuellen Lösungen steigend. Unser Angebot stösst bei Kundinnen und Kunden auf grossen Anklang und bestärkt uns darin, das Küchenangebot zukünftig auf weitere Filialen auszudehnen.
In der kürzlich eröffneten Grossfiliale in Affoltern am Albis gibt es erstmals ein von Pfister selber betriebenes Restaurant mit über 130 Plätzen. Das haben Sie sicher von Ikea gelernt…
Natürlich nicht. Im XXXLutz-Konzern gibt es bereits viele erfolgreiche Gastro-Konzepte. Auch in diesem Fall – wie bereits beim Markteintritt ins Küchensegment -, konnten wir viel Know-how übernehmen und für den Schweizer Markt und die Positionierung von Pfister adaptieren.
Möbel Pfister will die Lagerkapazitäten bis 2028 um fast ein Drittel durch Umbau und neue Aussenlager erhöhen. Daraus lässt sich wohl auch Ihr Wachstumsziel für die nächsten Jahre hochrechnen?
Ja genau. Wir haben heute bereits eine grosse Verfügbarkeit an Artikeln, die wir an Lager haben. Diese werden wir in Zukunft wesentlich erhöhen. Auf gewisse Möbel möchten Kundinnen und Kunden nicht warten, da ist die Verfügbarkeit ein starkes Verkaufsargument.
Sie selbst haben eine Bilderbuchkarriere rein in der Möbelbranche hingelegt, unter anderem bei Ikea. Wo finden Sie noch über die Möbelbranche hinaus Inspirationen?
Ich beschäftige mich sehr gerne mit neuen Technologien und wie man diese einsetzen kann, um reelle Probleme zu lösen und Erlebnisse zu schaffen – natürlich in erster Linie für den Einzelhandel und die Einrichtungsbranche.
Meine Frau und ich reisen sehr gerne. Dabei entdecken wir gerne neue Hotels und Restaurants. Ähnlich wie im Möbelhandel müssen in diesen Branchen Produkt, Ambiente, Service und Erlebnis zusammen funktionieren. Ich bin immer wieder fasziniert von schlauen Konzepten und Ideen, die nicht sehr viel kosten, bei Kundinnen und Kunden jedoch einen positiven bleibenden Eindruck hinterlassen.