Peter Barandun, CEO und VRP Electrolux Schweiz, im Interview

Peter Barandun

Peter Barandun, CEO und VRP Electrolux Schweiz. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Barandun, am 29. Juni wurden Sie zusammen mit Urs Lehmann zum Co-Präsidenten von Swiss-Ski gewählt. Gleichzeitig bleiben Sie CEO und VR-Präsident von Electrolux. Wie bringen Sie diese zwei Mandate unter einen Hut?

Peter Barandun: Ich bin seit 2002 CEO von Electrolux Schweiz und seit 2012 Mitglied des Präsidiums von Swiss-Ski. Beide Mandate bereiten mir grosse Freude und sowohl die Electrolux-Familie wie auch die Schneesportfamilie liegen mir am Herzen. Ich habe das grosse Glück, sowohl bei Electrolux wie auch beim Schweizer Skiverband mit unglaublich engagierten Teams zusammenzuarbeiten. Gemeinsam konnten wir in den vergangenen Jahren sportliche und wirtschaftliche Erfolge feiern, die mich mit Stolz erfüllen. Dafür investiere ich sehr gerne meine Zeit!

Die geopolitisch angespannte Lage und stagnierende Konjunktur stellen die Electrolux-Gruppe und andere internationale Konzerne vor Herausforderungen. Wie läuft das Geschäft in der Schweiz?

Unser Geschäft in der Schweiz hat sich im Gegensatz zum Ausland positiv entwickelt. Seit 2019 haben wir ein Rekordjahr nach dem anderen verbuchen können und den Absatz von 425’000 auf eine halbe Million Geräte gesteigert. In den Bereichen Küche und Waschraum haben wir gar ein Wachstum von beinahe 20 Prozent generiert. Aufgrund dieses Erfolgs ist die Schweiz einer der Schlüsselmärkte der Electrolux Gruppe. So profitieren wir von einer hohen Lieferpriorität der Geräte und können die spezifischen Bedürfnisse der Schweizer Konsumenten in die Weiterentwicklung unserer Produkte einfliessen lassen, was letztlich unseren Kunden zugutekommt.

«Unser Geschäft in der Schweiz hat sich im Gegensatz zum Ausland positiv entwickelt. Seit 2019 haben wir ein Rekordjahr nach dem anderen verbuchen können und den Absatz von 425’000 auf eine halbe Million Geräte gesteigert.»
Peter Barandun, CEO und VRP Electrolux Schweiz

Im Hochbau ist eine unverändert verhaltene Pipeline an Baugesuchen und Bewilligungen bei Wohnungsbauten und kommerziellen Gebäuden zu verzeichnen. Wie stark trifft Electrolux Schweiz die Zurückhaltung?

Der Haushaltsgerätemarkt in der Schweiz ist rückläufig. Das Gesamtvolumen ist im vergangenen Jahr um rund 140’000 Geräte geschrumpft. In diesem stark umkämpften Markt ist es uns gelungen, unsere Leaderposition weiter auszubauen. Dies ist einerseits dank der langjährigen Partnerschaften mit unseren Kunden und ihrer Loyalität zur Marke Electrolux möglich. Ich bekomme immer wieder zu hören, dass wir die Firma sind, die nah beim Kunden ist und alle Versprechen hält. Andererseits konnten wir unsere Marke in den vergangenen Jahren auch im Premiumsegment ausgezeichnet positionieren.

Welche Trends sind in der Haushaltgeräte-Branche in den Segmenten Küche, Wäsche und Bodenpflege aktuell relevant?

In der Küche ist der Kombi-Steamer nach wie vor der Liebling. Das Gerät vereint alle Vorteile des Backofens und des Dampfgarers in einem einzigen Gerät und erfüllt damit die hohen Ansprüche der Konsumenten an eine gesunde und schmackhafte Ernährung. Im Waschraum geht der Kurs weiter Richtung Nachhaltigkeit. Es werden Geräte nachgefragt, die bei geringem Energie- und Wasserverbrauch und in kürzester Zeit makellose Ergebnisse erzielen. Und im Bereich der Bodenpflege sind sogenannte Wet & Dry-Staubsauger der neuste Trend. Sie ermöglichen, in einem Durchgang den Boden sowohl zu saugen wie auch feucht zu wischen.

«In der Küche ist der Kombi-Steamer nach wie vor der Liebling. Im Waschraum geht der Kurs weiter Richtung Nachhaltigkeit.»

Wie stark beschäftigen sich die Haushaltgeräte-Branche und insbesondere Electrolux mit Künstlicher Intelligenz, sei es zum Beispiel bei den Funktionen, der Wartung oder der Fehlerdiagnose?

Künstliche Intelligenz ist ein wichtiger Treiber innovativer Technologien, die das Nutzererlebnis verbessern und zu einem umweltfreundlicheren Verbrauch verhelfen. Die Bedienung der Geräte wird dank KI noch intuitiver und an die individuellen Bedürfnisse des Nutzers angepasst. Für die Liegenschaftsbewirtschaftung sehen wir ebenfalls ein enormes Potenzial. Wir haben bereits erste Pilotprojekte erfolgreich durchgeführt, die unseren Kunden Aufwandreduktion und signifikante Kosteneinsparungen bringen. Künstliche Intelligenz ist bereits heute auch integraler Bestandteil unserer betriebsinternen Prozesse. Sie hilft uns, unsere Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten, zum Beispiel die Vorbereitung eines Serviceeinsatzes mit Ersatzteilplanung, oder bei der Optimierung von Wissensdatenbanken.

Die Electrolux Group sieht sich als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Wie weit ist die Electrolux-Gruppe auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit bisher gekommen?

2018 waren wir eines der ersten Unternehmen weltweit, das sich ein wissenschaftlich fundiertes Klimaziel in Übereinstimmung mit der globalen Science Based Targets Initiative (SBTi) gesetzt haben, nämlich unsere weltweiten CO2-Emissionen bis 2025 um 80 Prozent im Vergleich zum Jahr 2015 zu senken. 2022 hatten wir das Ziel mit einer 82-prozentigen Reduktion bereits erreicht und überschossen. Bis 2030 wollen wir die Emissionen um 97 Prozent verringern. Darüber hinaus entwickeln wir innovative Technologien, mit denen der Energie- und Wasserverbrauch auf ein Minimum reduziert werden, und fördern so den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Was zeichnet zum Beispiel die Produkte der Electrolux EcoLine aus?

Mit dem grünen EcoLine-Label werden die umweltfreundlichsten Electrolux-Haushaltsgeräte in jeder Produktkategorie ausgezeichnet, die äusserst leistungsstark und zugleich ressourcenschonend sind. Neben einer sehr hohen Energieeffizienz sind die Geräte mit Technologien ausgestattet, die eine nachhaltige Nutzung besonders unterstützen. Zudem bestehen ausgewählte Produkte bis zu 75 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Kurzum: Wem die Umwelt am Herzen liegt, der findet innerhalb der EcoLine das geeignete Gerät. Auf diese Weise helfen wir den Konsumenten, nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen.

Lässt sich festmachen, inwieweit die Massnahmen und Entwicklungen in den Geschäftsergebnissen niederschlagen?

Wir stellen einen kontinuierlichen Anstieg der Nachfrage nach ressourcenschonenden und energieeffizienten Geräten fest. Entsprechend spiegelt sich dies im Absatz wider. Der Anteil der Geräte aus der EcoLine steigt kontinuierlich an. Bereits heute machen sie 20 Prozent unserer gesamten Produktpalette aus. Gerade bei der Küchengestaltung spielt das Design eine ebenso wichtige Rolle wie die Nachhaltigkeit. Deshalb setzen wir verstärkt auf Premiumprodukte, die beide Aspekte vereinen. Die hochwertige «Matt Schwarz»-Linie und die neu lancierte Kochfeldserie SaphirMatt sind beste Beispiele dafür.

Inwieweit ist Nachhaltigkeit überhaupt noch ein Wettbewerbsfaktor?

Heutzutage erwartet die Mehrheit der Verbraucher, dass Haushaltsgeräte hohe ökologische Standards erfüllen. Aus diesem Grund wird die Nachhaltigkeit ein wichtiger Wettbewerbsfaktor bleiben. Allerdings fungiert sie nicht mehr nur als imagebildender Faktor oder als Alleinstellungsmerkmal zur Positionierung der Marke. Im Gegenteil: Entscheidend ist, wie nachhaltig die Geräte tatsächlich sind und welche konkrete Massnahmen Unternehmen ergreifen, um nachhaltiger zu handeln. Bei Electrolux setzen wir aus Überzeugung und Verpflichtung gegenüber der Umwelt auf Nachhaltigkeit. In fast allen Produktkategorien haben wir die energieeffizientesten Geräte auf dem Markt und unterstützen im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie Schweizer Projekte, die einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

«Entscheidend ist, wie nachhaltig die Geräte tatsächlich sind und welche konkrete Massnahmen Unternehmen ergreifen, um nachhaltiger zu handeln.»

Die EU steht vor der Einführung des neuen «Recht auf Reparatur». Die neuen Vorschriften sollen dafür sorgen, dass die Hersteller rechtzeitig und kostengünstig Reparaturen durchführen und die Verbraucherschaft über ihr Recht auf Reparatur informieren. Welche Folgen erwarten Sie, sollte die Schweiz hier nachziehen müssen?

Das Recht auf Reparatur verlängert den Lebenszyklus von Haushaltsgeräten und ist daher ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit. Aus diesem Grund würden wir die Einführung eines solchen Gesetzes begrüssen. Wo immer möglich und sinnvoll, fördern wir bereits heute die Reparatur gegenüber dem Austausch. Dazu halten wir in unserem Logistikzentrum in Mägenwil in der Regel Ersatzteile für 15 Jahre und teilweise länger an Lager. Unsere Montage- und Serviceorganisation wickelt jährlich landesweit rund 150’000 Aufträge ab und hat eine Erstgang-Erledigungsquote von 94 Prozent, was auch die Reparaturkosten tief hält.

Electrolux Schweiz ist 2023 zum dritten Mal in Folge als einer der attraktivsten Arbeitgeber des Landes ausgezeichnet worden. Was macht Electrolux zu einem besonderen Arbeitgeber?

Unsere Mitarbeitende denken und handeln, als ob das Unternehmen ihr eigenes wäre. Dies erfordert eine Unternehmens- und Führungskultur, die von gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Wir verstehen uns als eine grosse Familie, in der die Menschen im Mittelpunkt stehen.

Wie würden Sie das Arbeitsklima beschreiben?

Die Energie, die in der Firma steckt, war noch nie besser. Wir schaffen ein Arbeitsklima, in dem unsere Mitarbeitenden ihre individuellen Fähigkeiten bestmöglich entfalten können und die Identifikation mit der Marke Electrolux gestärkt wird. Wir alle gehen mit viel Leidenschaft an unsere Aufgaben heran und geben alles, um unsere Kunden zu begeistern. Dabei ist es wichtig, Erfolge mit dem Team zu feiern und Leistungen zu würdigen.

Dann haben Sie auch keine Probleme, die notwendigen Fachkräfte zu rekrutieren?

Wir sind in der glücklichen Lage, viele langjährige Mitarbeiter in unseren Reihen zu haben. Ihr Erfahrungsschatz ist ein entscheidender Vorteil, vor allem in Schlüsselpositionen. Wir sind aber auch stolz darauf, dass wir immer wieder neue Talente gewinnen können. Sie bringen neue Sichtweisen und Ideen ein und beleben so das Unternehmen. In der Schweiz herrscht in gewissen Berufsgruppen wie Installateuren oder Servicetechnikern ein genereller Fachkräftemangel. Das gute Image der Marke Electrolux, das wir bei unseren Kunden und Konsumenten geniessen, hat auch einen positiven Effekt auf den Arbeitsmarkt, wodurch es uns gelingt, die nötigen Ressourcen zu sichern.

Exit mobile version