Peter Birchler, Geschäftsführer Silac, im Interview

Peter Birchler, Geschäftsführer Silac, im Interview
Peter Birchler, Geschäftsführer Silac (Bild: Silac, Moneycab)

Von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Birchler, was ist der Porsche unter den Klappverschlüssen?

Peter Birchler: In der Welt der Verpackungstechnologie stellt unser Silac-Flex-Spring-Scharnier ein echtes Highlight dar. Dieses Scharnier besticht durch seine einzigartigen Eigenschaften, die es zu einem Meisterwerk in unserem Produktangebot machen. Es erfüllt sämtliche Designansprüche und kann mit Features wie einem 2-fachem Erstöffnungsschutz oder einem intelligenten Ausguss-Dosierdeckel ausgestattet werden. Seine herausragende Belastbarkeit und Robustheit garantieren eine lange Lebensdauer und eine hohe Funktionalität.

«Das Silac-Flex-Spring-Scharnier ist somit ein unverzichtbares Produkt für alle, die in der Verpackungsindustrie Wert auf Zuverlässigkeit und höchste Qualität legen.» Peter Birchler, Geschäftsführer Silac

Mit einem Öffnungswinkel von nahezu 180 Grad und einem exzellenten Schnappeffekt ermöglicht unser Scharnier eine einfache und sichere Handhabung. Der robuste Mechanismus ist speziell dafür entwickelt worden, jeglichem Weissbruch zu widerstehen und über viele Jahre hinweg zuverlässig zu funktionieren. Das Silac-Flex-Spring-Scharnier ist somit ein unverzichtbares Produkt für alle, die in der Verpackungsindustrie Wert auf Zuverlässigkeit und höchste Qualität legen.

Als mittelständisches Unternehmen muss die Silac ja ausgesprochen dynamisch sein, um sich gegen die Grossen durchzusetzen. «Ist alles aus einer Hand» ihr grösster Trumpf?

Ja, das Konzept «alles aus einer Hand» ist in der Tat einer unserer grössten Trümpfe. Die umfassende Kontrolle über die gesamte Produktionskette – vom Design über den Werkzeugbau, die Produktion und Veredelung bis hin zur Verpackung und dem Transport – bietet sowohl uns als auch unseren Kunden erhebliche Vorteile. Diese ganzheitliche Herangehensweise ermöglicht es uns, die Qualität und Effizienz in jedem Schritt zu sichern und schnell auf Veränderungen oder spezifische Kundenwünsche zu reagieren. Dadurch können wir nicht nur Kosten und Zeit sparen, sondern auch die Kundenzufriedenheit durch nahtlos integrierte, massgeschneiderte Lösungen erhöhen.

Als Familienbetrieb profitieren wir zudem von kurzen Entscheidungswegen und einem tiefgreifenden Know-how, das über Generationen hinweg aufgebaut wurde. Unser Ansatz basiert auf langfristigem Denken. Nicht der Gewinn steht im Vordergrund, sondern die Zufriedenheit unserer Kunden. Ausserdem legen wir grossen Wert auf Nachhaltigkeit und Innovation und haben in den letzten Jahren erheblich in die Digitalisierung investiert.

Gemäss Ihren eigenen Angaben steht Silac an vorderster Front des digitalen Fortschritts. Wie sieht dies konkret im Betrieb aus?

Wir nutzen innovative Technologien, um unsere Geschäftsprozesse und die Produktentwicklung massgeblich zu verbessern. Die Digitalisierung ermöglicht es uns, Arbeitsprozesse zu visualisieren, interaktive Schulungsprogramme zu entwickeln und die gesamte Produktentwicklung zu digitalisieren.

Ein zentraler Bestandteil unserer digitalen Strategie ist der Einsatz eines digitalen Zwillings des Unternehmens, der es unseren Mitarbeitern erlaubt, Arbeitsanweisungen, Gebrauchsanleitungen und Maschinendokumentationen einfach über mobile Geräte mit Augmented und Virtual Reality abzurufen.

«Die Digitalisierung ermöglicht es uns, Arbeitsprozesse zu visualisieren, interaktive Schulungsprogramme zu entwickeln und die gesamte Produktentwicklung zu digitalisieren.»

Auch in der Mitarbeiterausbildung setzen wir auf digitale Technologien. Durch den Einsatz von Augmented und Virtual Reality sowie digitalen Lehrmaterialien können wir Schulungen effizienter gestalten und an die individuellen Bedürfnisse unserer Mitarbeiter anpassen. Dies führt zu schnelleren Einarbeitungszeiten, effizienterer Weiterbildung, geringeren Schulungskosten und erhöhter Sicherheit durch das Üben in simulierten Umgebungen.

In der Produktentwicklung setzen wir auf Hightech-Simulationssoftware, die in einem dreistufigen Ansatz angewendet wird: von der Werkzeugentwicklung über den Spritzguss bis hin zur Produktion. Diese Technologien erlauben uns, Design- und Funktionsfehler frühzeitig zu erkennen und die richtigen Materialien auszuwählen, was die Notwendigkeit für physische Prototypen reduziert und dadurch Kosten und Zeit spart.

Zudem beschleunigt die Digitalisierung die Markteinführungszeiten unserer Produkte, verbessert die Produktqualität durch digitale Optimierung und ermöglicht die Entwicklung individueller Lösungen. Effizientere Prozesse führen nicht nur zu Kosteneinsparungen, sondern auch zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit.

Unser Engagement für die Digitalisierung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie, um die sich ständig ändernden Anforderungen und Herausforderungen in der Kunststoffbranche effektiv zu bewältigen und unseren Kunden und Mitarbeitern kontinuierliche Verbesserungen und Innovationen zu bieten.

Sie stellen sowohl Klein- als auch Grossmengen her. Bei welcher Umsatz- oder Gebindegrösse liegt die Trennlinie?

Ja, das ist korrekt. Bei unserem Spritzgussverfahren beginnt die Produktion bei Kleinmengen ab 1’000 Stück und kann bis zu 100 Millionen Stück reichen. Bei der Veredelung und dem Bedrucken unserer Produkte sind wir hingegen in der Lage, bereits ab einem Stück zu produzieren. Dies bietet uns die Flexibilität, sowohl Klein- als auch Grosskunden bedarfsgerecht zu bedienen und individuelle Anforderungen präzise umzusetzen.

Für den grossen SIGG-Konzern produzieren Sie auch einen Zellulose-Kunststoff-Verschluss für eine Outdoor-Flasche. Wer hatte die Idee?

Die Idee für den nachhaltigen Thermoplast-Deckel stammt ursprünglich von uns. Unsere langjährige Partnerschaft und die intensive Zusammenarbeit mit der Firma SIGG Switzerland haben es uns ermöglicht, tief in die Bedürfnisse und Anforderungen unseres Kunden einzutauchen und diese innovative Verschlusslösung nach den besonderen Wünschen unseres Kunden zu entwickeln.

«Als Familienbetrieb profitieren wir von kurzen Entscheidungswegen und einem tiefgreifenden Know-how, und das über Generationen hinweg.»

Wir sehen Innovation als einen Prozess, der Risikobereitschaft, umfassendes Wissen und Geduld erfordert. Diese Herausforderungen haben wir auch bei der Entwicklung des neuen biobasierten Kunststoffes erlebt. Obwohl der Markt mittlerweile verschiedene biobasierte Werkstoffe bietet, sind nur wenige für den Einsatz in der Lebensmittelbranche zugelassen. Die Auswahl des geeigneten Biokunststoffs war eine Sache, die darauffolgende Testphase zur Ermittlung der richtigen Zusammensetzung und der optimalen Verarbeitungsmethoden eine andere.

Welche Rolle spielt Plastik-Recycling für Silac?

Plastik-Recycling spielt für Silac eine zentrale und strategische Rolle. Seit Jahren stellen wir aus den eigenen Kunststoffabfällen praktische Abstandhalter her. Diese bestehen zu 100 % aus Recycling-Material und werden im Gartenbau oder im Indoor-Bereich eingesetzt. Weiter konnten wir bereits erste Erfahrungen mit dem Einsatz von Ocean Plastic machen. Die Produktion ist anspruchsvoller als mit herkömmlichem Rohmaterial und das Material wegen seiner Herkunft und den damit verbundenen Kosten leider sehr teuer.

Darüber hinaus sind wir im schweizweiten Projekt Kunststoff-Kreislauf involviert. Denn wir sind überzeugt, dass der Kreislauf die Lösung für unseren Kunststoff-Abfallberg ist. In Kooperation mit der Firma realcycle und namhaften Partnern wie Migros, Coop und Emmi sowie verschiedenen Forschungsinstituten setzt sich Silac im Teilprojekt Recycling von Polypropylen (PP) ein. PP ist eines der flexibelsten und widerstandsfähigsten Kunststoffe, der heute weit verbreitet ist. Als Spezialist für Spritzgussverfahren sind wir für die praktische Verarbeitung der PP Rezyklate in den eigenen Maschinen verantwortlich. Wir freuen uns sehr, dass wir einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz leisten können.

Sie stellen nicht nur Thermo- und Duroplaste her, sondern bauen auch für Dritte anspruchsvolle Werkzeuge. Wie viele Arbeitsstunden stecken in solchen Massarbeiten?

Die Herstellung anspruchsvoller Werkzeugformen erfordert eine erhebliche Menge an Arbeitsstunden und Präzision. Im Durchschnitt dauert der Bau der Werkzeuge etwa 8 bis 12 Wochen. Bei besonders grossen Formen oder umfangreichen Projekten kann dies auch 16 bis maximal 20 Wochen sein.

Helfen Ihnen solche Projekte auch, das Interesse von jungen Polymechanikern zu wecken?

Leider gibt es nur noch wenige Kunststoffwerke, die einen eigenen Werkzeugbau betreiben. Silac ist überzeugt, dass präzise und qualitativ einwandfreie Werkzeuge die Grundlage für hochstehende Kunststofflösungen sind. Indem wir unser Know-how in der Ausbildung von Polymechaniker-Lehrlingen weitergeben, sichern wir nicht nur die Qualität unserer Produkte, sondern auch die Zukunft des Fachwissens in unserem Bereich.

«Seit Jahren stellen wir aus den eigenen Kunststoffabfällen praktische Abstandhalter her. Diese bestehen zu 100 % aus Recycling-Material und werden im Gartenbau oder im Indoor-Bereich eingesetzt.»

Die Ausbildung junger Berufsleute ist ein Kernanliegen der Silac. Denn wir wissen, dass die Grundlage unserer Spitzenqualität in einer vorbildlichen Lehrlingsausbildung liegt. Diese Tradition der Förderung junger Talente ist tief in unserer Firmenphilosophie verankert und reicht bis ins Jahr 1960 zurück, als die ersten Mechaniker-Lehrlinge in unserem Betrieb aufgenommen wurden. Heute sind wir stolz darauf, nicht nur angehende Polymechaniker, sondern auch Produktionsmechaniker, Kunststofftechnologen, Kunststoffpraktiker und kaufmännische Angestellte auszubilden.

Ich nehme an, Sie haben starke Verbindungen zur ZHAW im nahen Rapperswil und Wädenswil?

Wir haben in der Tat gute Verbindungen zu beiden Instituten. Mit dem ZHAW Campus in Wädenswil arbeiten wir eng im Rahmen des Innocheque Projekts für Nebenströme zusammen. Ziel dieses Projekts ist es, sogenannte Nebenströme als alternative Rohstoffe zu herkömmlichem Plastik in Verpackungen zu nutzen, um so einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen zu leisten. In der Vorstudie konnte bereits gezeigt werden, dass aus Kartoffelschalen, Molkenprotein und Kaffeesatz ein serientaugliches Material entwickelt werden kann. Auch wenn weitere Entwicklungen und Optimierungen noch notwendig sind, ist das Potenzial für diese Innovation deutlich erkennbar. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Kunden diesen nachhaltigen Ansatz unterstützen und wir in absehbarer Zeit in der Lage sein werden, Verpackungen aus Lebensmittelabfällen in grossen Mengen zu produzieren. Der Nutzen einer solchen Kreislaufwirtschaft ist offensichtlich, da alle von einem effektiven Rohstoff-Recycling profitieren.

Am Campus Ost in Rapperswil unterstützt uns die ZHAW insbesondere bei Berechnungen und Labortests, was unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten erheblich vorantreibt. Unsere Beziehungen zu beiden Instituten sind eng und sehr produktiv.

Für weitere Informationen zum Projekt Innocheque können Sie unseren Artikel hier nachlesen.

In welchen von den sieben Branchen, die Sie bedienen, wächst die Nachfrage im Moment am stärksten?

Aktuell sehen wir das stärkste Wachstum in den Branchen Lebensmittel sowie Kosmetik und Gesundheit. In der Lebensmittelbranche ist dies vor allem auf die zunehmende Nachfrage nach nachhaltigen und sicheren Verpackungslösungen zurückzuführen. Verbraucher legen immer mehr Wert auf umweltfreundliche Materialien und innovative Verschlusssysteme, die die Frische und Qualität der Produkte garantieren.

In den Bereichen Kosmetik und Gesundheit spielt die steigende Bedeutung von Hygiene und Benutzerfreundlichkeit eine wesentliche Rolle. Unsere Kunden suchen nach Lösungen, die nicht nur effektiv, sondern auch ästhetisch ansprechend sind und eine sichere Anwendung ermöglichen. Hier bieten unsere hochwertigen und massgeschneiderten Verpackungen einen entscheidenden Mehrwert.

In Euthal, Kanton Schwyz, liegen Sie abseits der grossen Industriestandorte. Wo sehen Sie die Vor- und Nachteile des Standorts, welche Rahmenbedingungen bietet Ihnen der Kanton Schwyz?

Obwohl Euthal eine ländliche Gegend ist, befindet es sich nur 45 Minuten von Zürich entfernt. Diese günstige Lage ermöglicht es uns, die Vorteile der Nähe zu einem der wirtschaftlichen Zentren der Schweiz zu geniessen, während wir gleichzeitig von der Ruhe und der geringeren Betriebsamkeit einer ländlichen Region profitieren.

Die lokale Infrastruktur in Euthal ist gut ausgebaut. Unsere Mitarbeiter, die grösstenteils aus der Region stammen, schätzen den kurzen Arbeitsweg. Dies trägt erheblich zur hohen Mitarbeiterzufriedenheit bei. Zusätzlich beobachten wir ein zunehmendes Interesse an technischen Lehrberufen in der Region, was für die Zukunft eine solide Basis an qualifizierten Fachkräften verspricht. Dies ist besonders wichtig für uns als technologieorientiertes Unternehmen.

Der Kanton Schwyz bietet zudem attraktive Rahmenbedingungen für Unternehmen. Darunter eine vorteilhafte Steuerpolitik und eine unterstützende Wirtschaftsförderung, die es uns ermöglichen, unser Geschäft effizient und wettbewerbsfähig zu führen.


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Silac
wurde 1942 gegründet und ist seit jeher ein inhabergeführtes Familienunternehmen. Heute wird das innovative Kunststoffwerk in dritter Generation von Peter Birchler geführt, während die vierte bereits im Betrieb tätig ist. Silac ist spezialisiert auf Entwicklung, Konstruktion und Bau von Werkzeugen, Herstellung, Veredelung sowie Montage von Kunststoffspritzguss- und Duroplastteilen.
Silac beliefert Kunden aus der Lebensmittel-, Gesundheit-, Kosmetik-, Elektro-, Freizeit & Sport, Maschinen-, Bau- und Möbelindustrie. Unsere langjährigen Kunden schätzen unsere Zuverlässigkeit, Professionalität und Flexibilität. Schweizer Qualitätswerte, auf die wir seit der Gründung des Familienbetriebs setzen. https://silac.ch/

Dieses Interview wurde mit der freundlichen Unterstützung des Amts für Wirtschaft des Kantons Schwyz ermöglicht

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